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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

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Der Aampf in den Vstmavken

liebe Bevölkerungswelle hat stauen oder sonst durch Einführung deutschen
Blutes hat wett machen können, ebenso wenig glauben wir, daß der H>K,T.¬
Verein sich als geistige Macht den auf polnischer Seite stehenden kirchlichen
Mächten auf die Dauer gewachsen zeigen wird. Denn ein Verein von so
loser Verfassung wie der H.K.T.-Verein bewahrt selten auf lauge Zeit den
Geist der Stifter. Gleichwie der geringe Jahresbeitrag für einen solchen Verein
nur ein verschwindend kleiner Teil des Einkommens der Mitglieder ist und
sein kann, ebenso ergreift der Verein Herz und Sinn der Mitglieder uur zu
einem kleinen Teil. Sobald seine Ziele nicht mehr im Vordergründe des
Tagesgesprächs stehen, erlahmt seine Wirksamkeit. Wir schätzen den Verein
hoch, namentlich den Eifer und die Tüchtigkeit seiner drei Hauptvertreter.
Aber wir warnen vor der Meinung, daß der Verein, wie er ist, schon dem
Deutschtum zum Siege verhelfen könne. Damit soll nichts nachteiliges gegen
den Verein gesagt sein, den wir vielmehr dringend jedem Deutschen empfehlen,
sondern uur etwas zum Wohle des deutschen Volks.

Denn den deutschen Schachfiguren von der weißen Farbe stehen mächtige
schwarze Figuren auf polnischer Seite gegenüber. Von diesen schätzen wir zwar
die beiden polnischen Bankgründnngen, nämlich die polnische Genossenschafts¬
bank und die polnische Landbank, nicht so hoch im Werte, wie das gewöhnlich
geschieht. Als Schachfiguren können wir sie höchstens den Springern gleich¬
stellen. Die eine dieser Banken rühmte sich kürzlich, wenn wir uns recht er¬
innern, daß sie mit ihrem zwischen ein und zwei Millionen Mark betragenden
Grundkapital, dessen erhöhte Einzahlung übrigens jetzt nicht recht vorwärts
gehen will, etwa zwei Drittel so viel polnische Ansiedler in kürzerer Zeit au¬
gesetzt habe, als die Ansiedlungskommission deutsche Ansiedler in längerer Zeit.
Nehmen wir diese prahlende Behauptung einmal für richtig an, fo ist doch
zu erwägen, daß Ansiedler nicht bloß gezählt, sondern auch ihrem Ansiedlungs-
wertc mich verglichen werden müssen. Manche Ansiedler sind lebendige Frucht-
bäume, die Wurzel schlagen und künftig anch neue Edelreiher zu weitern Pflan¬
zungen darbieten, manche Ansiedler dagegen tote Stöcke, die nur scheinbar
angepflanzt und für vertrauensselige Gläubiger grün angestrichen sind. Wir
glauben Grund zu der Annahme zu habe", daß die Ansiedler der polnischen
Banken zum guten Teil letzterer Art sind, und daß sie daher gleichsam wie
untergepflügte Lupinen, als Gründüngung sür künftige deutsche Ansiedler werden
dienen können. In diesem Sinne rufen wir den beiden polnischen Banken ein
heiteres Glückauf zu. Übrigens dürften auch diese Erfolge der polnischen
Banken im wesentlichen erst ermöglicht sein durch die Rentenguts- und Renten-
bankgcsetze von 1890 und 1891, das heißt durch die Mitwirkung der General¬
kommission, die allerdings uach dem Gesetze nicht wohl versagt werden kann,
wenn sonst die rechtlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine Be¬
siedlung vorliegen.


Der Aampf in den Vstmavken

liebe Bevölkerungswelle hat stauen oder sonst durch Einführung deutschen
Blutes hat wett machen können, ebenso wenig glauben wir, daß der H>K,T.¬
Verein sich als geistige Macht den auf polnischer Seite stehenden kirchlichen
Mächten auf die Dauer gewachsen zeigen wird. Denn ein Verein von so
loser Verfassung wie der H.K.T.-Verein bewahrt selten auf lauge Zeit den
Geist der Stifter. Gleichwie der geringe Jahresbeitrag für einen solchen Verein
nur ein verschwindend kleiner Teil des Einkommens der Mitglieder ist und
sein kann, ebenso ergreift der Verein Herz und Sinn der Mitglieder uur zu
einem kleinen Teil. Sobald seine Ziele nicht mehr im Vordergründe des
Tagesgesprächs stehen, erlahmt seine Wirksamkeit. Wir schätzen den Verein
hoch, namentlich den Eifer und die Tüchtigkeit seiner drei Hauptvertreter.
Aber wir warnen vor der Meinung, daß der Verein, wie er ist, schon dem
Deutschtum zum Siege verhelfen könne. Damit soll nichts nachteiliges gegen
den Verein gesagt sein, den wir vielmehr dringend jedem Deutschen empfehlen,
sondern uur etwas zum Wohle des deutschen Volks.

Denn den deutschen Schachfiguren von der weißen Farbe stehen mächtige
schwarze Figuren auf polnischer Seite gegenüber. Von diesen schätzen wir zwar
die beiden polnischen Bankgründnngen, nämlich die polnische Genossenschafts¬
bank und die polnische Landbank, nicht so hoch im Werte, wie das gewöhnlich
geschieht. Als Schachfiguren können wir sie höchstens den Springern gleich¬
stellen. Die eine dieser Banken rühmte sich kürzlich, wenn wir uns recht er¬
innern, daß sie mit ihrem zwischen ein und zwei Millionen Mark betragenden
Grundkapital, dessen erhöhte Einzahlung übrigens jetzt nicht recht vorwärts
gehen will, etwa zwei Drittel so viel polnische Ansiedler in kürzerer Zeit au¬
gesetzt habe, als die Ansiedlungskommission deutsche Ansiedler in längerer Zeit.
Nehmen wir diese prahlende Behauptung einmal für richtig an, fo ist doch
zu erwägen, daß Ansiedler nicht bloß gezählt, sondern auch ihrem Ansiedlungs-
wertc mich verglichen werden müssen. Manche Ansiedler sind lebendige Frucht-
bäume, die Wurzel schlagen und künftig anch neue Edelreiher zu weitern Pflan¬
zungen darbieten, manche Ansiedler dagegen tote Stöcke, die nur scheinbar
angepflanzt und für vertrauensselige Gläubiger grün angestrichen sind. Wir
glauben Grund zu der Annahme zu habe», daß die Ansiedler der polnischen
Banken zum guten Teil letzterer Art sind, und daß sie daher gleichsam wie
untergepflügte Lupinen, als Gründüngung sür künftige deutsche Ansiedler werden
dienen können. In diesem Sinne rufen wir den beiden polnischen Banken ein
heiteres Glückauf zu. Übrigens dürften auch diese Erfolge der polnischen
Banken im wesentlichen erst ermöglicht sein durch die Rentenguts- und Renten-
bankgcsetze von 1890 und 1891, das heißt durch die Mitwirkung der General¬
kommission, die allerdings uach dem Gesetze nicht wohl versagt werden kann,
wenn sonst die rechtlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine Be¬
siedlung vorliegen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/412>, abgerufen am 01.09.2024.