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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

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Die Ehre und der Zmeikainpf

ungefähr vierhundert Deutsche; so viel warm wenigstens bei der letzten Kaiser¬
geburtstagsfeier vereinigt. Hier, wo der Sitz des Volksrciads und der Be¬
hörden ist, ist die Industrie von keiner großen Bedeutung. Erwähnenswert
ist nur eine von Deutschen gegründete Bierbrauerei. Dagegen sind die Be¬
amten zum Teil Deutsche, z. V. sämtliche Beamte der Münze, deren Maschinen
und Einrichtungen auch alle aus Deutschland stammen. In Pretoria hat auch
der deutsche Generalkonsul in einem hübschen burgähnlichen, mit Zinnen ge¬
krönten Hause seinen Sitz. Der jetzige Konsul, ein Herr von Herff, erfreut
sich bei dem Präsidenten großer Beliebtheit.

Aus alledem wird zur Genüge hervorgehen, welch großes Interesse
Deutschland an einer ruhigen Entwicklung der südafrikanischen Republik haben
muß. Die Beziehungen, die schon bisher zwischen den stammverwandten
Völkern beider Staaten sehr rege waren, werden aber infolge der Ereignisse
der jüngsten Tage noch viel enger werden. Vor allem aber haben diese Er¬
eignisse den Buren die Augen geöffnet. Es bahnt sich wieder eine engere Ver¬
bindung zwischen den Buren des Kaps, Natals und des Oranjefreistaats an,
was die geschickte Politik Cecil Rhodes zu hintertreiben sucht, und wir hoffen
daher zuversichtlich, daß die Gefahr des Verengländerns für die Buren ein
für allemal beseitigt ist, und daß der starre niederdeutsche Bauerntrotz seine
Art und seine Sprache für alle Zeiten bewahren wird, gestützt von der Freund¬
schaft der deutschen Brüder im Reiche.




Die (Lhre und der Zweikampf

or einiger Zeit ist in den Grenzboten der Versuch gemacht worden,
den Zweikampf dadurch zu Falle zu bringen, daß der Boden,
in dem er wurzelt, die Ehre, aufgegraben und untersucht wurde.
Dabei sind nun dem Verfasser der scharfsinnigen Ausführungen
M zwei Irrtümer untergelaufen, durch die er sich vou vornherein
die Frucht seiner Untersuchungen verkümmert. Der erste und wichtigste Irr¬
tum ist, daß er die Ehre für einen Begriff hält, den man sich logisch klar
machen könne, oder vielmehr, daß er glaubt, die Ehre sei darum nichts wirk¬
liches, weil man sie sich nicht logisch klar machen, weil man sie nicht begriff¬
lich definiren kann. Es gelingt ihm auch uicht, eine positive Definition des
Begriffs Ehre zu finden, wie er ja gleich im Anfange selbst sagt: "Die Ehre
eines Menschen ist nichts mehr und nichts weniger als eine Meinung, die
andre Menschen von ihm haben. Der Inhalt dieser Meinung ist eigentlich


Die Ehre und der Zmeikainpf

ungefähr vierhundert Deutsche; so viel warm wenigstens bei der letzten Kaiser¬
geburtstagsfeier vereinigt. Hier, wo der Sitz des Volksrciads und der Be¬
hörden ist, ist die Industrie von keiner großen Bedeutung. Erwähnenswert
ist nur eine von Deutschen gegründete Bierbrauerei. Dagegen sind die Be¬
amten zum Teil Deutsche, z. V. sämtliche Beamte der Münze, deren Maschinen
und Einrichtungen auch alle aus Deutschland stammen. In Pretoria hat auch
der deutsche Generalkonsul in einem hübschen burgähnlichen, mit Zinnen ge¬
krönten Hause seinen Sitz. Der jetzige Konsul, ein Herr von Herff, erfreut
sich bei dem Präsidenten großer Beliebtheit.

Aus alledem wird zur Genüge hervorgehen, welch großes Interesse
Deutschland an einer ruhigen Entwicklung der südafrikanischen Republik haben
muß. Die Beziehungen, die schon bisher zwischen den stammverwandten
Völkern beider Staaten sehr rege waren, werden aber infolge der Ereignisse
der jüngsten Tage noch viel enger werden. Vor allem aber haben diese Er¬
eignisse den Buren die Augen geöffnet. Es bahnt sich wieder eine engere Ver¬
bindung zwischen den Buren des Kaps, Natals und des Oranjefreistaats an,
was die geschickte Politik Cecil Rhodes zu hintertreiben sucht, und wir hoffen
daher zuversichtlich, daß die Gefahr des Verengländerns für die Buren ein
für allemal beseitigt ist, und daß der starre niederdeutsche Bauerntrotz seine
Art und seine Sprache für alle Zeiten bewahren wird, gestützt von der Freund¬
schaft der deutschen Brüder im Reiche.




Die (Lhre und der Zweikampf

or einiger Zeit ist in den Grenzboten der Versuch gemacht worden,
den Zweikampf dadurch zu Falle zu bringen, daß der Boden,
in dem er wurzelt, die Ehre, aufgegraben und untersucht wurde.
Dabei sind nun dem Verfasser der scharfsinnigen Ausführungen
M zwei Irrtümer untergelaufen, durch die er sich vou vornherein
die Frucht seiner Untersuchungen verkümmert. Der erste und wichtigste Irr¬
tum ist, daß er die Ehre für einen Begriff hält, den man sich logisch klar
machen könne, oder vielmehr, daß er glaubt, die Ehre sei darum nichts wirk¬
liches, weil man sie sich nicht logisch klar machen, weil man sie nicht begriff¬
lich definiren kann. Es gelingt ihm auch uicht, eine positive Definition des
Begriffs Ehre zu finden, wie er ja gleich im Anfange selbst sagt: „Die Ehre
eines Menschen ist nichts mehr und nichts weniger als eine Meinung, die
andre Menschen von ihm haben. Der Inhalt dieser Meinung ist eigentlich


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[0318] Die Ehre und der Zmeikainpf ungefähr vierhundert Deutsche; so viel warm wenigstens bei der letzten Kaiser¬ geburtstagsfeier vereinigt. Hier, wo der Sitz des Volksrciads und der Be¬ hörden ist, ist die Industrie von keiner großen Bedeutung. Erwähnenswert ist nur eine von Deutschen gegründete Bierbrauerei. Dagegen sind die Be¬ amten zum Teil Deutsche, z. V. sämtliche Beamte der Münze, deren Maschinen und Einrichtungen auch alle aus Deutschland stammen. In Pretoria hat auch der deutsche Generalkonsul in einem hübschen burgähnlichen, mit Zinnen ge¬ krönten Hause seinen Sitz. Der jetzige Konsul, ein Herr von Herff, erfreut sich bei dem Präsidenten großer Beliebtheit. Aus alledem wird zur Genüge hervorgehen, welch großes Interesse Deutschland an einer ruhigen Entwicklung der südafrikanischen Republik haben muß. Die Beziehungen, die schon bisher zwischen den stammverwandten Völkern beider Staaten sehr rege waren, werden aber infolge der Ereignisse der jüngsten Tage noch viel enger werden. Vor allem aber haben diese Er¬ eignisse den Buren die Augen geöffnet. Es bahnt sich wieder eine engere Ver¬ bindung zwischen den Buren des Kaps, Natals und des Oranjefreistaats an, was die geschickte Politik Cecil Rhodes zu hintertreiben sucht, und wir hoffen daher zuversichtlich, daß die Gefahr des Verengländerns für die Buren ein für allemal beseitigt ist, und daß der starre niederdeutsche Bauerntrotz seine Art und seine Sprache für alle Zeiten bewahren wird, gestützt von der Freund¬ schaft der deutschen Brüder im Reiche. Die (Lhre und der Zweikampf or einiger Zeit ist in den Grenzboten der Versuch gemacht worden, den Zweikampf dadurch zu Falle zu bringen, daß der Boden, in dem er wurzelt, die Ehre, aufgegraben und untersucht wurde. Dabei sind nun dem Verfasser der scharfsinnigen Ausführungen M zwei Irrtümer untergelaufen, durch die er sich vou vornherein die Frucht seiner Untersuchungen verkümmert. Der erste und wichtigste Irr¬ tum ist, daß er die Ehre für einen Begriff hält, den man sich logisch klar machen könne, oder vielmehr, daß er glaubt, die Ehre sei darum nichts wirk¬ liches, weil man sie sich nicht logisch klar machen, weil man sie nicht begriff¬ lich definiren kann. Es gelingt ihm auch uicht, eine positive Definition des Begriffs Ehre zu finden, wie er ja gleich im Anfange selbst sagt: „Die Ehre eines Menschen ist nichts mehr und nichts weniger als eine Meinung, die andre Menschen von ihm haben. Der Inhalt dieser Meinung ist eigentlich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/318>, abgerufen am 01.09.2024.