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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

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Deutschlands Beziehungen zu Transvaal

1890 an das Deutschtum sich immer mehr zu regen und den Engländern
gegenüber eine selbstbewußtere Stellung einzunehmen. Von diesem Jahre an
erschien auch die Südafrikanische Zeitung zu Kapstadt, die sich die Aufgabe
gesteckt hat, die Beziehungen zur deutschen Heimat zu Pflegen und die deutschen
Interessen in Südafrika zu vertreten -- eine Aufgabe, die sie bisher auch rühmlich
erfüllt hat.

Seitdem hat es uun auch unsre Regierung an Freundschaftsbeweisen nicht
fehlen lassen. Daher wurde das Erscheinen der deutschen Kriegsschiffe Ende
1894 in der Delagoabai, als sich wieder einmal die englische Begehrlichkeit
regte, von den Buren mit dem Gefühle der Befreiung begrüßt. Außerordentlich
freundschaftlich wurden die Seeoffiziere des Kormoran in Johannesburg und
Pretoria aufgenommen, die im März 1895 bei Gelegenheit der Eröffnung der
Delagoabahn dort erschienen-

In den letzten Jahren sind die Interessen Deutschlands noch bedeutend
angewachsen. Während 1889 die Ausfuhr Transvaals nach Deutschland, die
besonders in Gold und Wolle besteht, sich nur auf 58000 Mark belief, betrug
sie im Jahre 1894 schon 480000 Mark. Ebenso ist die Einfuhr Deutschlands
von 955000 Mark im Jahre 1889 auf 5543000 Mark im Jahre 1894 ge¬
stiegen. In Wirklichkeit ist aber der Absatz Deutschlands mich der südafrika¬
nischen Republik noch größer, da eine Menge deutscher Waren über London
und Kapstadt als englische eingeführt werden, Gegenstände der Einfuhr bilden
namentlich Erzeugnisse der chemische" Industrie, Luxus- und Haushciltuugs-
gegenstände, Maschinen und Instrumente, vor allem aber Stahl und Eisen.
Die Iron ana vvg,1 Irs-clos Rsvisv berechnete kürzlich die deutsche Stahl- und
Eiseneinfnhr von 1892 bis 1895 jährlich auf 8000 bis 9000 Tonnen, die
einen durchschnittlichen Jahreswert von 50000 Pfund Sterling haben.

Die deutsche Industrie steht in Transvaal in hohem Ansehen. Dafür
bürgen schon Namen wie Krupp, Grusou, Siemers und Hälfte, die in Johannes¬
burg mächtige Niederlassungen errichtet haben. Erfreulich ist es auch, daß
unsre Großindustriellen ihr Deutschtum nicht verleugnen. Das beweisen die
zahlreichen, hoch in die Lüfte ragenden Schornsteine, die durchweg schwarz-
weiß-rot gestrichen sind. Hervorragend beteiligt ist bei den industriellen Unter¬
nehmungen ein Hamburger Kaufmann Eduard Lippert, der gewaltige Cement-
nnd Dyuamitfabriken angelegt hat, die einen Wert von 15 Millionen Mark
haben.

Bekannt ist, daß die Delagoabahn fast nur mit deutschem Gelde erbaut
worden ist. Ebenso ist an den andern Bahnen, die von Jahr zu Jahr an
Aufschwung gewinnen, deutsches Kapital stark beteiligt. Außerdem haben zahl¬
reiche Deutsche ihr Geld in den Minenbetrieben angelegt. Man berechnet diese
Summe auf 50 Millionen Mark. Am meisten ist dabei beteiligt die Gold¬
firma von Adolf Gverz u. Co. in Verliu. Deutsche stehen an leitender Stelle


Deutschlands Beziehungen zu Transvaal

1890 an das Deutschtum sich immer mehr zu regen und den Engländern
gegenüber eine selbstbewußtere Stellung einzunehmen. Von diesem Jahre an
erschien auch die Südafrikanische Zeitung zu Kapstadt, die sich die Aufgabe
gesteckt hat, die Beziehungen zur deutschen Heimat zu Pflegen und die deutschen
Interessen in Südafrika zu vertreten — eine Aufgabe, die sie bisher auch rühmlich
erfüllt hat.

Seitdem hat es uun auch unsre Regierung an Freundschaftsbeweisen nicht
fehlen lassen. Daher wurde das Erscheinen der deutschen Kriegsschiffe Ende
1894 in der Delagoabai, als sich wieder einmal die englische Begehrlichkeit
regte, von den Buren mit dem Gefühle der Befreiung begrüßt. Außerordentlich
freundschaftlich wurden die Seeoffiziere des Kormoran in Johannesburg und
Pretoria aufgenommen, die im März 1895 bei Gelegenheit der Eröffnung der
Delagoabahn dort erschienen-

In den letzten Jahren sind die Interessen Deutschlands noch bedeutend
angewachsen. Während 1889 die Ausfuhr Transvaals nach Deutschland, die
besonders in Gold und Wolle besteht, sich nur auf 58000 Mark belief, betrug
sie im Jahre 1894 schon 480000 Mark. Ebenso ist die Einfuhr Deutschlands
von 955000 Mark im Jahre 1889 auf 5543000 Mark im Jahre 1894 ge¬
stiegen. In Wirklichkeit ist aber der Absatz Deutschlands mich der südafrika¬
nischen Republik noch größer, da eine Menge deutscher Waren über London
und Kapstadt als englische eingeführt werden, Gegenstände der Einfuhr bilden
namentlich Erzeugnisse der chemische« Industrie, Luxus- und Haushciltuugs-
gegenstände, Maschinen und Instrumente, vor allem aber Stahl und Eisen.
Die Iron ana vvg,1 Irs-clos Rsvisv berechnete kürzlich die deutsche Stahl- und
Eiseneinfnhr von 1892 bis 1895 jährlich auf 8000 bis 9000 Tonnen, die
einen durchschnittlichen Jahreswert von 50000 Pfund Sterling haben.

Die deutsche Industrie steht in Transvaal in hohem Ansehen. Dafür
bürgen schon Namen wie Krupp, Grusou, Siemers und Hälfte, die in Johannes¬
burg mächtige Niederlassungen errichtet haben. Erfreulich ist es auch, daß
unsre Großindustriellen ihr Deutschtum nicht verleugnen. Das beweisen die
zahlreichen, hoch in die Lüfte ragenden Schornsteine, die durchweg schwarz-
weiß-rot gestrichen sind. Hervorragend beteiligt ist bei den industriellen Unter¬
nehmungen ein Hamburger Kaufmann Eduard Lippert, der gewaltige Cement-
nnd Dyuamitfabriken angelegt hat, die einen Wert von 15 Millionen Mark
haben.

Bekannt ist, daß die Delagoabahn fast nur mit deutschem Gelde erbaut
worden ist. Ebenso ist an den andern Bahnen, die von Jahr zu Jahr an
Aufschwung gewinnen, deutsches Kapital stark beteiligt. Außerdem haben zahl¬
reiche Deutsche ihr Geld in den Minenbetrieben angelegt. Man berechnet diese
Summe auf 50 Millionen Mark. Am meisten ist dabei beteiligt die Gold¬
firma von Adolf Gverz u. Co. in Verliu. Deutsche stehen an leitender Stelle


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[0315] Deutschlands Beziehungen zu Transvaal 1890 an das Deutschtum sich immer mehr zu regen und den Engländern gegenüber eine selbstbewußtere Stellung einzunehmen. Von diesem Jahre an erschien auch die Südafrikanische Zeitung zu Kapstadt, die sich die Aufgabe gesteckt hat, die Beziehungen zur deutschen Heimat zu Pflegen und die deutschen Interessen in Südafrika zu vertreten — eine Aufgabe, die sie bisher auch rühmlich erfüllt hat. Seitdem hat es uun auch unsre Regierung an Freundschaftsbeweisen nicht fehlen lassen. Daher wurde das Erscheinen der deutschen Kriegsschiffe Ende 1894 in der Delagoabai, als sich wieder einmal die englische Begehrlichkeit regte, von den Buren mit dem Gefühle der Befreiung begrüßt. Außerordentlich freundschaftlich wurden die Seeoffiziere des Kormoran in Johannesburg und Pretoria aufgenommen, die im März 1895 bei Gelegenheit der Eröffnung der Delagoabahn dort erschienen- In den letzten Jahren sind die Interessen Deutschlands noch bedeutend angewachsen. Während 1889 die Ausfuhr Transvaals nach Deutschland, die besonders in Gold und Wolle besteht, sich nur auf 58000 Mark belief, betrug sie im Jahre 1894 schon 480000 Mark. Ebenso ist die Einfuhr Deutschlands von 955000 Mark im Jahre 1889 auf 5543000 Mark im Jahre 1894 ge¬ stiegen. In Wirklichkeit ist aber der Absatz Deutschlands mich der südafrika¬ nischen Republik noch größer, da eine Menge deutscher Waren über London und Kapstadt als englische eingeführt werden, Gegenstände der Einfuhr bilden namentlich Erzeugnisse der chemische« Industrie, Luxus- und Haushciltuugs- gegenstände, Maschinen und Instrumente, vor allem aber Stahl und Eisen. Die Iron ana vvg,1 Irs-clos Rsvisv berechnete kürzlich die deutsche Stahl- und Eiseneinfnhr von 1892 bis 1895 jährlich auf 8000 bis 9000 Tonnen, die einen durchschnittlichen Jahreswert von 50000 Pfund Sterling haben. Die deutsche Industrie steht in Transvaal in hohem Ansehen. Dafür bürgen schon Namen wie Krupp, Grusou, Siemers und Hälfte, die in Johannes¬ burg mächtige Niederlassungen errichtet haben. Erfreulich ist es auch, daß unsre Großindustriellen ihr Deutschtum nicht verleugnen. Das beweisen die zahlreichen, hoch in die Lüfte ragenden Schornsteine, die durchweg schwarz- weiß-rot gestrichen sind. Hervorragend beteiligt ist bei den industriellen Unter¬ nehmungen ein Hamburger Kaufmann Eduard Lippert, der gewaltige Cement- nnd Dyuamitfabriken angelegt hat, die einen Wert von 15 Millionen Mark haben. Bekannt ist, daß die Delagoabahn fast nur mit deutschem Gelde erbaut worden ist. Ebenso ist an den andern Bahnen, die von Jahr zu Jahr an Aufschwung gewinnen, deutsches Kapital stark beteiligt. Außerdem haben zahl¬ reiche Deutsche ihr Geld in den Minenbetrieben angelegt. Man berechnet diese Summe auf 50 Millionen Mark. Am meisten ist dabei beteiligt die Gold¬ firma von Adolf Gverz u. Co. in Verliu. Deutsche stehen an leitender Stelle

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/315>, abgerufen am 01.09.2024.