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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Für manches andre flössen Scherers Quellen weniger reichlich; besonders würde
man gern mehr und näheres über Müllcnhvsfs Verhältnis zu Lachmann erfahren,
als hier geboten wird. Für viele, die Mttllenhoff gekannt haben, werden die Mit¬
teilungen über seinen fanatischen Preußenhaß eine Überraschung sein, der, wie es
scheint, besonders lebhaft während seines Lebens in Berlin erwachte, der sich aber
wohl nur brieflich oder in ganz engen Kreisen Luft gemacht hat.


Freiwillige Beiträge für die Kriegsflotte.

Unsre Anregung ist nicht
ans unfruchtbaren Boden gefallen. Zunächst fand sie, wie wir schon mitgeteilt
haben, in einer Versammlung des Altdeutschen Verbands hier in Leipzig Anklang
und führte zu einer Sammlung an diesem Abend. Dann hat sich hier ein
Komitee gebildet, das eine allgemeine Sammlung veranstaltet, und wie es scheint,
hat jetzt die Verbandsleitnng die Sache in die Hand genommen. Damit kaun sie,
wenn sie richtig angefaßt wird, große Bedeutung gewinnen. Inzwischen hat es
sich auch schon anderwärts geregt, und an uns selbst kommen allerhand Fragen
und Vorschläge. Wir möchten bitten, daß diese an die Leitung des Altdeutschen
Verbands gerichtet werden oder an die Vorstände der Ortsgruppe", da eben dieser
Verband am besten in der Lage sein wird, umfassende Maßnahmen zu treffen.

Eigentümlich war das Verhalten eines Teils der Presse in dieser Sache,
wie es schou der erste Aufsatz dieses Heftes rügt. Mau suchte statt Öl Wasser
in dieses lustig auflodernde Feuer zu gießen. Auch wo man sich wohlwollend
äußerte, sprach man wenigstens die Befürchtung oder die Überzeugung aus, daß
diese Sammlung natürlich nur zu sehr bescheidnen Erfolgen führen würde, und
man mahnte, nicht Dinge zu unternehmen, die vielleicht höhern Orts gar nicht
genehm sein möchten. Nun, darin ist mau Wohl allzu ängstlich gewesen; wie es
scheint, ist man an maßgebender Stelle durchaus nicht unzufrieden mit dieser sich
entfachenden Sammclbegeisternng. Dann aber wäre wohl gut, daß man dies von
solcher Stelle in irgend einer Weise zu erkennen gäbe, damit nicht ängstliche Ge¬
müter, die gern etwas für die Flotte hergaben, durch die Furcht, damit an¬
zustoßen, verhindert würden, den Beutel aufzuthun. Die beschämende Annahme
aber, daß die besitzenden Klassen zu schäbig und zu knickrig wären, ein Opfer für
die Flotte zu bringen, wird hoffentlich zu Schanden werden.

Der Vorschlag, daß nicht nur ein einmaliger Beitrag gesteuert, sondern zu
eiuer freiwilligen dauernden Steuer aufgefordert werden sollte, ist zu unsrer Freude
mehrfach an uns herangetreten. Wir sind natürlich anch dazu bereit. Man schaffe
überall Bereinigungen, wo der Altdeutsche Verband keine Mitglieder und Orts¬
gruppen hat, und schließe sich ihm wenigstens zu diesem Flvttenzwecke an!


I. Grunow


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Für manches andre flössen Scherers Quellen weniger reichlich; besonders würde
man gern mehr und näheres über Müllcnhvsfs Verhältnis zu Lachmann erfahren,
als hier geboten wird. Für viele, die Mttllenhoff gekannt haben, werden die Mit¬
teilungen über seinen fanatischen Preußenhaß eine Überraschung sein, der, wie es
scheint, besonders lebhaft während seines Lebens in Berlin erwachte, der sich aber
wohl nur brieflich oder in ganz engen Kreisen Luft gemacht hat.


Freiwillige Beiträge für die Kriegsflotte.

Unsre Anregung ist nicht
ans unfruchtbaren Boden gefallen. Zunächst fand sie, wie wir schon mitgeteilt
haben, in einer Versammlung des Altdeutschen Verbands hier in Leipzig Anklang
und führte zu einer Sammlung an diesem Abend. Dann hat sich hier ein
Komitee gebildet, das eine allgemeine Sammlung veranstaltet, und wie es scheint,
hat jetzt die Verbandsleitnng die Sache in die Hand genommen. Damit kaun sie,
wenn sie richtig angefaßt wird, große Bedeutung gewinnen. Inzwischen hat es
sich auch schon anderwärts geregt, und an uns selbst kommen allerhand Fragen
und Vorschläge. Wir möchten bitten, daß diese an die Leitung des Altdeutschen
Verbands gerichtet werden oder an die Vorstände der Ortsgruppe», da eben dieser
Verband am besten in der Lage sein wird, umfassende Maßnahmen zu treffen.

Eigentümlich war das Verhalten eines Teils der Presse in dieser Sache,
wie es schou der erste Aufsatz dieses Heftes rügt. Mau suchte statt Öl Wasser
in dieses lustig auflodernde Feuer zu gießen. Auch wo man sich wohlwollend
äußerte, sprach man wenigstens die Befürchtung oder die Überzeugung aus, daß
diese Sammlung natürlich nur zu sehr bescheidnen Erfolgen führen würde, und
man mahnte, nicht Dinge zu unternehmen, die vielleicht höhern Orts gar nicht
genehm sein möchten. Nun, darin ist mau Wohl allzu ängstlich gewesen; wie es
scheint, ist man an maßgebender Stelle durchaus nicht unzufrieden mit dieser sich
entfachenden Sammclbegeisternng. Dann aber wäre wohl gut, daß man dies von
solcher Stelle in irgend einer Weise zu erkennen gäbe, damit nicht ängstliche Ge¬
müter, die gern etwas für die Flotte hergaben, durch die Furcht, damit an¬
zustoßen, verhindert würden, den Beutel aufzuthun. Die beschämende Annahme
aber, daß die besitzenden Klassen zu schäbig und zu knickrig wären, ein Opfer für
die Flotte zu bringen, wird hoffentlich zu Schanden werden.

Der Vorschlag, daß nicht nur ein einmaliger Beitrag gesteuert, sondern zu
eiuer freiwilligen dauernden Steuer aufgefordert werden sollte, ist zu unsrer Freude
mehrfach an uns herangetreten. Wir sind natürlich anch dazu bereit. Man schaffe
überall Bereinigungen, wo der Altdeutsche Verband keine Mitglieder und Orts¬
gruppen hat, und schließe sich ihm wenigstens zu diesem Flvttenzwecke an!


I. Grunow


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[0308] Maßgebliches und Unmaßgebliches Für manches andre flössen Scherers Quellen weniger reichlich; besonders würde man gern mehr und näheres über Müllcnhvsfs Verhältnis zu Lachmann erfahren, als hier geboten wird. Für viele, die Mttllenhoff gekannt haben, werden die Mit¬ teilungen über seinen fanatischen Preußenhaß eine Überraschung sein, der, wie es scheint, besonders lebhaft während seines Lebens in Berlin erwachte, der sich aber wohl nur brieflich oder in ganz engen Kreisen Luft gemacht hat. Freiwillige Beiträge für die Kriegsflotte. Unsre Anregung ist nicht ans unfruchtbaren Boden gefallen. Zunächst fand sie, wie wir schon mitgeteilt haben, in einer Versammlung des Altdeutschen Verbands hier in Leipzig Anklang und führte zu einer Sammlung an diesem Abend. Dann hat sich hier ein Komitee gebildet, das eine allgemeine Sammlung veranstaltet, und wie es scheint, hat jetzt die Verbandsleitnng die Sache in die Hand genommen. Damit kaun sie, wenn sie richtig angefaßt wird, große Bedeutung gewinnen. Inzwischen hat es sich auch schon anderwärts geregt, und an uns selbst kommen allerhand Fragen und Vorschläge. Wir möchten bitten, daß diese an die Leitung des Altdeutschen Verbands gerichtet werden oder an die Vorstände der Ortsgruppe», da eben dieser Verband am besten in der Lage sein wird, umfassende Maßnahmen zu treffen. Eigentümlich war das Verhalten eines Teils der Presse in dieser Sache, wie es schou der erste Aufsatz dieses Heftes rügt. Mau suchte statt Öl Wasser in dieses lustig auflodernde Feuer zu gießen. Auch wo man sich wohlwollend äußerte, sprach man wenigstens die Befürchtung oder die Überzeugung aus, daß diese Sammlung natürlich nur zu sehr bescheidnen Erfolgen führen würde, und man mahnte, nicht Dinge zu unternehmen, die vielleicht höhern Orts gar nicht genehm sein möchten. Nun, darin ist mau Wohl allzu ängstlich gewesen; wie es scheint, ist man an maßgebender Stelle durchaus nicht unzufrieden mit dieser sich entfachenden Sammclbegeisternng. Dann aber wäre wohl gut, daß man dies von solcher Stelle in irgend einer Weise zu erkennen gäbe, damit nicht ängstliche Ge¬ müter, die gern etwas für die Flotte hergaben, durch die Furcht, damit an¬ zustoßen, verhindert würden, den Beutel aufzuthun. Die beschämende Annahme aber, daß die besitzenden Klassen zu schäbig und zu knickrig wären, ein Opfer für die Flotte zu bringen, wird hoffentlich zu Schanden werden. Der Vorschlag, daß nicht nur ein einmaliger Beitrag gesteuert, sondern zu eiuer freiwilligen dauernden Steuer aufgefordert werden sollte, ist zu unsrer Freude mehrfach an uns herangetreten. Wir sind natürlich anch dazu bereit. Man schaffe überall Bereinigungen, wo der Altdeutsche Verband keine Mitglieder und Orts¬ gruppen hat, und schließe sich ihm wenigstens zu diesem Flvttenzwecke an! I. Grunow

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/308>, abgerufen am 01.09.2024.