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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

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Der Untergang der antiken Welt

Verschuldeter Not vergehen, ohne daß aus der Zukunft ein Lichtstrahl ver¬
söhnend in das Dunkel der Gegenwart fällt, in dem erstirbt allmählich die
frische, fröhliche Laune, die dem Unterricht die besten Erfolge schafft, und die
Lust und Liebe zum Beruf weicht einer mit den Jahren steigende" Erbitterung.
Eine solche Stimmung in den Kreisen der jünger" Lehrer kann aber auf die
Schule nicht ohne Einfluß bleiben, selbst bei den besten Vorsätzen, trotz alles
Pflichtgefühls strömt unwillkürlich etwas von dieser Stimmung über in die
nur zu empfänglichen Herzen der Jugend. Es genügt nicht, daß der Lehrer
seine Pflicht erfüllt; er muß sie mit Freuden erfüllen. Es tuum dem Staate
nicht gleichgiltig sein, daß er sich für die kommenden Jahrzehnte eine ver¬
bitterte Generation von Lehrern heranzieht, und das zu einer Zeit, wo deren
Berufsfreudigkeit nötiger ist als je. Fürst Bismarck hat in seiner Ansprache
an die Lehrer hervorgehoben, daß man die Wichtigkeit der gebildeten Klassen
für das Gedeihen der Nation und den gewaltigen Einfluß der Schule auf die
gebildeten Klassen heutzutage sehr unterschätze. Der Staat sollte sich diese
Worte zu Herzen nehmen, und in einer Zeit, wo zerstörende Mächte an den
Wurzeln seines Daseins nagen, sich nicht die dauernd entfremden, die die
stärksten Wurzeln seiner Kraft, die gebildeten Klassen, vor dem Angriff jener
Feinde schützen und bewahren sollen. Es scheint denn auch, als habe sich an
maßgebender Stelle die Überzeugung Bahn gebrochen, daß in der That gefahr¬
drohende Übelstünde vorhanden sind; der Minister hat in der Audienz am 1. Juli
die Lage der Hilfslehrer als den wundesten Punkt in den Verhältnissen der
höhern Lehrerschaft anerkannt und versprochen, alles zu thun, was in seinen
Kräften stehe, um deren Lage zu bessern. Wir haben das Vertrauen zu ihm,
daß er sein Versprechen in vollem Umfange halten, d. h. daß er für seine Unter¬
gebnen ebenso nachdrücklich und dann gewiß auch mit gleichem Erfolge eintreten
wird wie der Justizminister, und hoffen auf die Erfüllung der berechtigten
Forderungen nicht sowohl um der Hilfslehrer willen, sondern vor allem im
Interesse der Schule, im Interesse des Vaterlands.




Der Untergang der antiken Welt

tlo secat hat den ersten Band einer Geschichte des Unter¬
gangs der antiken Welt herausgegeben (Berlin, Siemen-
roth und Worms. 1895). Das ist kein gewöhnliches Buch. Aus¬
gerüstet mit gründlicher Quellenkenntnis, löst der Verfasser eine
der größten und schwierigsten Fragen der Weltgeschichte als
selbständiger Denker fast in befriedigender Weise. Dabei gehört er zu den


Der Untergang der antiken Welt

Verschuldeter Not vergehen, ohne daß aus der Zukunft ein Lichtstrahl ver¬
söhnend in das Dunkel der Gegenwart fällt, in dem erstirbt allmählich die
frische, fröhliche Laune, die dem Unterricht die besten Erfolge schafft, und die
Lust und Liebe zum Beruf weicht einer mit den Jahren steigende» Erbitterung.
Eine solche Stimmung in den Kreisen der jünger» Lehrer kann aber auf die
Schule nicht ohne Einfluß bleiben, selbst bei den besten Vorsätzen, trotz alles
Pflichtgefühls strömt unwillkürlich etwas von dieser Stimmung über in die
nur zu empfänglichen Herzen der Jugend. Es genügt nicht, daß der Lehrer
seine Pflicht erfüllt; er muß sie mit Freuden erfüllen. Es tuum dem Staate
nicht gleichgiltig sein, daß er sich für die kommenden Jahrzehnte eine ver¬
bitterte Generation von Lehrern heranzieht, und das zu einer Zeit, wo deren
Berufsfreudigkeit nötiger ist als je. Fürst Bismarck hat in seiner Ansprache
an die Lehrer hervorgehoben, daß man die Wichtigkeit der gebildeten Klassen
für das Gedeihen der Nation und den gewaltigen Einfluß der Schule auf die
gebildeten Klassen heutzutage sehr unterschätze. Der Staat sollte sich diese
Worte zu Herzen nehmen, und in einer Zeit, wo zerstörende Mächte an den
Wurzeln seines Daseins nagen, sich nicht die dauernd entfremden, die die
stärksten Wurzeln seiner Kraft, die gebildeten Klassen, vor dem Angriff jener
Feinde schützen und bewahren sollen. Es scheint denn auch, als habe sich an
maßgebender Stelle die Überzeugung Bahn gebrochen, daß in der That gefahr¬
drohende Übelstünde vorhanden sind; der Minister hat in der Audienz am 1. Juli
die Lage der Hilfslehrer als den wundesten Punkt in den Verhältnissen der
höhern Lehrerschaft anerkannt und versprochen, alles zu thun, was in seinen
Kräften stehe, um deren Lage zu bessern. Wir haben das Vertrauen zu ihm,
daß er sein Versprechen in vollem Umfange halten, d. h. daß er für seine Unter¬
gebnen ebenso nachdrücklich und dann gewiß auch mit gleichem Erfolge eintreten
wird wie der Justizminister, und hoffen auf die Erfüllung der berechtigten
Forderungen nicht sowohl um der Hilfslehrer willen, sondern vor allem im
Interesse der Schule, im Interesse des Vaterlands.




Der Untergang der antiken Welt

tlo secat hat den ersten Band einer Geschichte des Unter¬
gangs der antiken Welt herausgegeben (Berlin, Siemen-
roth und Worms. 1895). Das ist kein gewöhnliches Buch. Aus¬
gerüstet mit gründlicher Quellenkenntnis, löst der Verfasser eine
der größten und schwierigsten Fragen der Weltgeschichte als
selbständiger Denker fast in befriedigender Weise. Dabei gehört er zu den


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[0231] Der Untergang der antiken Welt Verschuldeter Not vergehen, ohne daß aus der Zukunft ein Lichtstrahl ver¬ söhnend in das Dunkel der Gegenwart fällt, in dem erstirbt allmählich die frische, fröhliche Laune, die dem Unterricht die besten Erfolge schafft, und die Lust und Liebe zum Beruf weicht einer mit den Jahren steigende» Erbitterung. Eine solche Stimmung in den Kreisen der jünger» Lehrer kann aber auf die Schule nicht ohne Einfluß bleiben, selbst bei den besten Vorsätzen, trotz alles Pflichtgefühls strömt unwillkürlich etwas von dieser Stimmung über in die nur zu empfänglichen Herzen der Jugend. Es genügt nicht, daß der Lehrer seine Pflicht erfüllt; er muß sie mit Freuden erfüllen. Es tuum dem Staate nicht gleichgiltig sein, daß er sich für die kommenden Jahrzehnte eine ver¬ bitterte Generation von Lehrern heranzieht, und das zu einer Zeit, wo deren Berufsfreudigkeit nötiger ist als je. Fürst Bismarck hat in seiner Ansprache an die Lehrer hervorgehoben, daß man die Wichtigkeit der gebildeten Klassen für das Gedeihen der Nation und den gewaltigen Einfluß der Schule auf die gebildeten Klassen heutzutage sehr unterschätze. Der Staat sollte sich diese Worte zu Herzen nehmen, und in einer Zeit, wo zerstörende Mächte an den Wurzeln seines Daseins nagen, sich nicht die dauernd entfremden, die die stärksten Wurzeln seiner Kraft, die gebildeten Klassen, vor dem Angriff jener Feinde schützen und bewahren sollen. Es scheint denn auch, als habe sich an maßgebender Stelle die Überzeugung Bahn gebrochen, daß in der That gefahr¬ drohende Übelstünde vorhanden sind; der Minister hat in der Audienz am 1. Juli die Lage der Hilfslehrer als den wundesten Punkt in den Verhältnissen der höhern Lehrerschaft anerkannt und versprochen, alles zu thun, was in seinen Kräften stehe, um deren Lage zu bessern. Wir haben das Vertrauen zu ihm, daß er sein Versprechen in vollem Umfange halten, d. h. daß er für seine Unter¬ gebnen ebenso nachdrücklich und dann gewiß auch mit gleichem Erfolge eintreten wird wie der Justizminister, und hoffen auf die Erfüllung der berechtigten Forderungen nicht sowohl um der Hilfslehrer willen, sondern vor allem im Interesse der Schule, im Interesse des Vaterlands. Der Untergang der antiken Welt tlo secat hat den ersten Band einer Geschichte des Unter¬ gangs der antiken Welt herausgegeben (Berlin, Siemen- roth und Worms. 1895). Das ist kein gewöhnliches Buch. Aus¬ gerüstet mit gründlicher Quellenkenntnis, löst der Verfasser eine der größten und schwierigsten Fragen der Weltgeschichte als selbständiger Denker fast in befriedigender Weise. Dabei gehört er zu den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/231>, abgerufen am 25.11.2024.