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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

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Zur Hilfslehrerfrage in Preuße"

kreises einzuengen. "Uferlos" ist ein ganz schiefer Begriff, denn auch das
große Weltmeer ist nicht ohne Ufer, man sieht sie nur nicht überall. Und
nicht nur einzelne Menschen, auch Völker wachsen mit ihren höhern Zwecken.
Das deutsche Volk oder richtiger gesagt: die deutscheu Steuerzahler sind heute
viel reicher als vor fünfundzwanzig Jahren, sie können also jetzt zur Erhal¬
tung und Stärkung der Volkskraft auch für die Flotte ganz andre Mittel auf¬
bringen, wenn sie nur wollen. Zur Stärkung des Wollens ist freilich Er¬
kenntnis nötig; das übrige findet sich dann.

Möchten doch unsre Volksvertreter bald einsehen, wie gut sich das Geld
verzinse" kann, das im Ausbau einer starken Flotte angelegt wird. Man ver¬
gesse auch nicht, daß mit jedem Kriegsschiffe, das gebaut wird, viele deutsche
Arbeiter Brot bekommen; das Geld bleibt im Lande und kann nicht in exo¬
tischen Werten verspielt werden! Soll denn England für alle Zeiten allein die
Weltherrschaft in Erbpacht haben? Ist es "uferlos," wenn wir Deutschen
zum eignen Nutzen unser gutes Recht im Weltverkehr auch auf den Länder
verbindenden Seewegen und an allen Ufern des Weltmeeres wahren wollen?


Georg lvislicenus


Zur Hilfslehrerfrage in Preußen

chon bei der Einreichnng des Normaletats für höhere Schulen
im Jahre 1863 hat die preußische Regierung den Satz aufge¬
stellt, die künftige Gleichstellung in der Besoldung der Gym-
nasialdirektoren und Gymnasiallehrer mit den Besoldungen der
Direktoren und Richter erster Instanz rechtfertige sich dadurch,
daß beiderseits die Beteiligten Universitütsstudien gemacht haben müssen, sowie
durch die in jeder Beziehung gleiche amtliche und soziale Stellung. Fast drei
Jahrzehnte sind ins Land gegangen, bis die hier vertretne Auffassung durch
das graue Nebelmeer der Theorie auf den festen Boden der Praxis gelangt
ist. Die Verhältnisse des höhern Lehrerstandes in dieser ganzen Zeit werden
nur besten durch die Thatsache beleuchtet, daß im Jahre 1890 an den Landtag
eine Petition von höhern Lehrern eingereicht wurde, des Inhalts, sie möchten
wenigstens deu Subalternbeamten der Justiz gleichgestellt werden. Erst der
Normnletat von 1892 bezeichnet anch in der Praxis einen erfreulichen Fort¬
schritt in der äußern Stellung der Lehrerschaft; die durchgreifende Umgestal¬
tung der Bcsvldnngs-, Rang- und Titclfmge wurde aber erst durch die eigenste
Entschließung des Monarchen herbeigeführt. Das wird der höhere Lehrer¬
stand ihm nie vergesse"! Vonseiten der Negierung war die Einführung des


Zur Hilfslehrerfrage in Preuße»

kreises einzuengen. „Uferlos" ist ein ganz schiefer Begriff, denn auch das
große Weltmeer ist nicht ohne Ufer, man sieht sie nur nicht überall. Und
nicht nur einzelne Menschen, auch Völker wachsen mit ihren höhern Zwecken.
Das deutsche Volk oder richtiger gesagt: die deutscheu Steuerzahler sind heute
viel reicher als vor fünfundzwanzig Jahren, sie können also jetzt zur Erhal¬
tung und Stärkung der Volkskraft auch für die Flotte ganz andre Mittel auf¬
bringen, wenn sie nur wollen. Zur Stärkung des Wollens ist freilich Er¬
kenntnis nötig; das übrige findet sich dann.

Möchten doch unsre Volksvertreter bald einsehen, wie gut sich das Geld
verzinse» kann, das im Ausbau einer starken Flotte angelegt wird. Man ver¬
gesse auch nicht, daß mit jedem Kriegsschiffe, das gebaut wird, viele deutsche
Arbeiter Brot bekommen; das Geld bleibt im Lande und kann nicht in exo¬
tischen Werten verspielt werden! Soll denn England für alle Zeiten allein die
Weltherrschaft in Erbpacht haben? Ist es „uferlos," wenn wir Deutschen
zum eignen Nutzen unser gutes Recht im Weltverkehr auch auf den Länder
verbindenden Seewegen und an allen Ufern des Weltmeeres wahren wollen?


Georg lvislicenus


Zur Hilfslehrerfrage in Preußen

chon bei der Einreichnng des Normaletats für höhere Schulen
im Jahre 1863 hat die preußische Regierung den Satz aufge¬
stellt, die künftige Gleichstellung in der Besoldung der Gym-
nasialdirektoren und Gymnasiallehrer mit den Besoldungen der
Direktoren und Richter erster Instanz rechtfertige sich dadurch,
daß beiderseits die Beteiligten Universitütsstudien gemacht haben müssen, sowie
durch die in jeder Beziehung gleiche amtliche und soziale Stellung. Fast drei
Jahrzehnte sind ins Land gegangen, bis die hier vertretne Auffassung durch
das graue Nebelmeer der Theorie auf den festen Boden der Praxis gelangt
ist. Die Verhältnisse des höhern Lehrerstandes in dieser ganzen Zeit werden
nur besten durch die Thatsache beleuchtet, daß im Jahre 1890 an den Landtag
eine Petition von höhern Lehrern eingereicht wurde, des Inhalts, sie möchten
wenigstens deu Subalternbeamten der Justiz gleichgestellt werden. Erst der
Normnletat von 1892 bezeichnet anch in der Praxis einen erfreulichen Fort¬
schritt in der äußern Stellung der Lehrerschaft; die durchgreifende Umgestal¬
tung der Bcsvldnngs-, Rang- und Titclfmge wurde aber erst durch die eigenste
Entschließung des Monarchen herbeigeführt. Das wird der höhere Lehrer¬
stand ihm nie vergesse»! Vonseiten der Negierung war die Einführung des


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[0221] Zur Hilfslehrerfrage in Preuße» kreises einzuengen. „Uferlos" ist ein ganz schiefer Begriff, denn auch das große Weltmeer ist nicht ohne Ufer, man sieht sie nur nicht überall. Und nicht nur einzelne Menschen, auch Völker wachsen mit ihren höhern Zwecken. Das deutsche Volk oder richtiger gesagt: die deutscheu Steuerzahler sind heute viel reicher als vor fünfundzwanzig Jahren, sie können also jetzt zur Erhal¬ tung und Stärkung der Volkskraft auch für die Flotte ganz andre Mittel auf¬ bringen, wenn sie nur wollen. Zur Stärkung des Wollens ist freilich Er¬ kenntnis nötig; das übrige findet sich dann. Möchten doch unsre Volksvertreter bald einsehen, wie gut sich das Geld verzinse» kann, das im Ausbau einer starken Flotte angelegt wird. Man ver¬ gesse auch nicht, daß mit jedem Kriegsschiffe, das gebaut wird, viele deutsche Arbeiter Brot bekommen; das Geld bleibt im Lande und kann nicht in exo¬ tischen Werten verspielt werden! Soll denn England für alle Zeiten allein die Weltherrschaft in Erbpacht haben? Ist es „uferlos," wenn wir Deutschen zum eignen Nutzen unser gutes Recht im Weltverkehr auch auf den Länder verbindenden Seewegen und an allen Ufern des Weltmeeres wahren wollen? Georg lvislicenus Zur Hilfslehrerfrage in Preußen chon bei der Einreichnng des Normaletats für höhere Schulen im Jahre 1863 hat die preußische Regierung den Satz aufge¬ stellt, die künftige Gleichstellung in der Besoldung der Gym- nasialdirektoren und Gymnasiallehrer mit den Besoldungen der Direktoren und Richter erster Instanz rechtfertige sich dadurch, daß beiderseits die Beteiligten Universitütsstudien gemacht haben müssen, sowie durch die in jeder Beziehung gleiche amtliche und soziale Stellung. Fast drei Jahrzehnte sind ins Land gegangen, bis die hier vertretne Auffassung durch das graue Nebelmeer der Theorie auf den festen Boden der Praxis gelangt ist. Die Verhältnisse des höhern Lehrerstandes in dieser ganzen Zeit werden nur besten durch die Thatsache beleuchtet, daß im Jahre 1890 an den Landtag eine Petition von höhern Lehrern eingereicht wurde, des Inhalts, sie möchten wenigstens deu Subalternbeamten der Justiz gleichgestellt werden. Erst der Normnletat von 1892 bezeichnet anch in der Praxis einen erfreulichen Fort¬ schritt in der äußern Stellung der Lehrerschaft; die durchgreifende Umgestal¬ tung der Bcsvldnngs-, Rang- und Titclfmge wurde aber erst durch die eigenste Entschließung des Monarchen herbeigeführt. Das wird der höhere Lehrer¬ stand ihm nie vergesse»! Vonseiten der Negierung war die Einführung des

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/221>, abgerufen am 28.11.2024.