Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.Die Kunst Theodor Dnimchen Erzählung von(Fortsetzung) err Senator Moller aus Hamburg, wie er einfach und würde¬ Frau Jda zitterte. Sie zitterte merkwürdigerweise fast immer vor dem Die blasse, nervöse Hand des Lesenden zuckte, und ein spitzer Blick fuhr Nein, du darfst nicht einmal bitten. Das ist ja doch ganz natürlich, Aber ihr entfernt euch zu weit, namentlich du. Der Waldpark ist nicht Aber Onkel, das hab ich dir ja neulich schon versprochen, ich laufe nie Der Onkel sah nicht so aus, als würde sein Dazwischentreten bei einem Die Kunst Theodor Dnimchen Erzählung von(Fortsetzung) err Senator Moller aus Hamburg, wie er einfach und würde¬ Frau Jda zitterte. Sie zitterte merkwürdigerweise fast immer vor dem Die blasse, nervöse Hand des Lesenden zuckte, und ein spitzer Blick fuhr Nein, du darfst nicht einmal bitten. Das ist ja doch ganz natürlich, Aber ihr entfernt euch zu weit, namentlich du. Der Waldpark ist nicht Aber Onkel, das hab ich dir ja neulich schon versprochen, ich laufe nie Der Onkel sah nicht so aus, als würde sein Dazwischentreten bei einem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0149" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/221795"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341863_221645/figures/grenzboten_341863_221645_221795_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Kunst<lb/><note type="byline"> Theodor Dnimchen </note> Erzählung von(Fortsetzung)</head><lb/> <p xml:id="ID_430"> err Senator Moller aus Hamburg, wie er einfach und würde¬<lb/> voll in der Kurlistc stand, saß unter der Veranda und las<lb/> beim Scheine einer großen, schirmverhängten Petroleumlampe<lb/> die Zeitung. Als die beiden Damen kamen, ließ er das Blatt<lb/> sinke», erhob die Augen ein klein wenig und sagte: Ich habe<lb/> schon neulich den Wunsch ausgedruckt, daß ihr eure Abend¬<lb/> spaziergänge auf den Garten beschränken möchtet. Ich liebe es nicht, mich zu<lb/> wiederholen.</p><lb/> <p xml:id="ID_431"> Frau Jda zitterte. Sie zitterte merkwürdigerweise fast immer vor dem<lb/> kleinen, grauen Männchen. Erika von Haltern aber zitterte nicht. Sie machte<lb/> sichs in ihrem Lehnstuhle dem Onkel gegenüber bequem und sagte: Wiederhole<lb/> dich nicht, Onkelchen, wir folgen ja doch nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_432"> Die blasse, nervöse Hand des Lesenden zuckte, und ein spitzer Blick fuhr<lb/> zu der Nichte hinüber: Ich muß bitten, begann er —</p><lb/> <p xml:id="ID_433"> Nein, du darfst nicht einmal bitten. Das ist ja doch ganz natürlich,<lb/> Onkel, siehst du denn das nicht ein? Auf den dreiundeinhalb Quadratmetern<lb/> Garten können wir doch nicht spazieren gehen. Wozu ist denn der Waldpark<lb/> da! Und im August, und noch dazu in einem August wie dem, schickt mau<lb/> doch seine liebe Frau und seine schöne Nichte nicht mittags um zwölf ins<lb/> Freie. Es ist ja unerträglich heiß am Tage, erst abends wird es schön.</p><lb/> <p xml:id="ID_434"> Aber ihr entfernt euch zu weit, namentlich du. Der Waldpark ist nicht<lb/> so unbedingt sicher um diese Zeit. Ein junges Mädchen —</p><lb/> <p xml:id="ID_435"> Aber Onkel, das hab ich dir ja neulich schon versprochen, ich laufe nie<lb/> so weit weg, daß dich nicht ein Hilferuf sofort erreichte. Du weißt doch, ich<lb/> kann furchtbar schreien. Und bei deinem ritterlichen Schutz in sicherer Nähe<lb/> ist doch kein Grund zur Sorge.</p><lb/> <p xml:id="ID_436"> Der Onkel sah nicht so aus, als würde sein Dazwischentreten bei einem<lb/> Überfall sonderlichen Eindruck gemacht haben. Aber er schien nicht recht zu<lb/> wissen, was er darauf erwidern sollte. Nun, von morgen an werdet ihr ja<lb/> einen Begleiter haben, sagte er ablenkend. Von mir ist nicht zu verlangen,<lb/> daß ich noch den Beschützer bei Mondscheinpartien spiele. Damit zog er sich<lb/> die Decke, in die seine Beine eingehüllt waren, etwas höher hinauf.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0149]
[Abbildung]
Die Kunst
Theodor Dnimchen Erzählung von(Fortsetzung)
err Senator Moller aus Hamburg, wie er einfach und würde¬
voll in der Kurlistc stand, saß unter der Veranda und las
beim Scheine einer großen, schirmverhängten Petroleumlampe
die Zeitung. Als die beiden Damen kamen, ließ er das Blatt
sinke», erhob die Augen ein klein wenig und sagte: Ich habe
schon neulich den Wunsch ausgedruckt, daß ihr eure Abend¬
spaziergänge auf den Garten beschränken möchtet. Ich liebe es nicht, mich zu
wiederholen.
Frau Jda zitterte. Sie zitterte merkwürdigerweise fast immer vor dem
kleinen, grauen Männchen. Erika von Haltern aber zitterte nicht. Sie machte
sichs in ihrem Lehnstuhle dem Onkel gegenüber bequem und sagte: Wiederhole
dich nicht, Onkelchen, wir folgen ja doch nicht.
Die blasse, nervöse Hand des Lesenden zuckte, und ein spitzer Blick fuhr
zu der Nichte hinüber: Ich muß bitten, begann er —
Nein, du darfst nicht einmal bitten. Das ist ja doch ganz natürlich,
Onkel, siehst du denn das nicht ein? Auf den dreiundeinhalb Quadratmetern
Garten können wir doch nicht spazieren gehen. Wozu ist denn der Waldpark
da! Und im August, und noch dazu in einem August wie dem, schickt mau
doch seine liebe Frau und seine schöne Nichte nicht mittags um zwölf ins
Freie. Es ist ja unerträglich heiß am Tage, erst abends wird es schön.
Aber ihr entfernt euch zu weit, namentlich du. Der Waldpark ist nicht
so unbedingt sicher um diese Zeit. Ein junges Mädchen —
Aber Onkel, das hab ich dir ja neulich schon versprochen, ich laufe nie
so weit weg, daß dich nicht ein Hilferuf sofort erreichte. Du weißt doch, ich
kann furchtbar schreien. Und bei deinem ritterlichen Schutz in sicherer Nähe
ist doch kein Grund zur Sorge.
Der Onkel sah nicht so aus, als würde sein Dazwischentreten bei einem
Überfall sonderlichen Eindruck gemacht haben. Aber er schien nicht recht zu
wissen, was er darauf erwidern sollte. Nun, von morgen an werdet ihr ja
einen Begleiter haben, sagte er ablenkend. Von mir ist nicht zu verlangen,
daß ich noch den Beschützer bei Mondscheinpartien spiele. Damit zog er sich
die Decke, in die seine Beine eingehüllt waren, etwas höher hinauf.
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