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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.

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verfehlter Anschluß

sollte). Der zweite Punkt des Layusschen Antrags dagegen, wonach die Samm¬
lungsverwaltungen gehalten sein sollen, bei der Erwerbung eines Kunstwerks
vom Autor eine schriftliche Erklärung darüber zu verlangen, ob er gesonnen
sei, sein Vervielsältigungs- (eigentlich überhaupt sein Urheberrecht mit zu
übertragen oder es sich vorzubehalten, wurde abgelehnt, nachdem der Unter¬
zeichnete geltend gemacht hatte, daß ein solches Verfahren doch nur teilweise
den bestehenden Schwierigkeiten begegnen könne, und daß es daher vorzuziehen
sei, wenn die Museumsverwaltungen von einer Übertragung des Urheberrechts
ganz absähen.

Damit endigten die Verhandlungen des Kongresses. Aus der Festschrift
mögen noch die von Osterrieth aus Grund seiner Fragebogen mit ungewöhn¬
licher Sorgfalt verarbeiteten Antworten auf verschiedne in das Gebiet des Ur¬
heberrechts einschlagende Fragen (S. 165) und eine die Rechtsschutzverhältuisse
der frühern Jahrhunderte behandelnde kunsthistorische Arbeit des Unterzeichneten
(S. 1) erwähnt werden.


W. v. Seidlitz


Verfehlter Anschluß
(Fortsetzung)

s wurde schon dämmerig, und in dem Garten, der vorzugsweise dem
Gemüsebau gewidmet war und durch einen langen mit Vuchs-
baum eingefaßten Gang, in dessen Mitte eine große grüne Glas¬
kugel prangte, in zwei Hälften geteilt wurde, war nicht mehr
viel zu sehen. Am Ende des Ganges stand eine Baumgruppe
und darunter ein Paar Bänke und ein Secirtisch. Dahinter
dehnte sich eine Wiese, auf der ein großes Zelt errichtet war. Vertha lud
ihren Vetter zum Sitzen ein, während der Onkel und der dicke Bruder weiter¬
gingen. Heinrich wollte nun eine Unterhaltung in Gang bringen, es fiel ihm
aber schlechterdings nichts Passendes ein, sodaß er sehr dankbar war, als seine
Führerin sagte: In dem Zelte werden wir morgen essen, und wenn die
Stimmung darnach ist, wie Papa sagt, auch tanzen.

So, ich dachte, es wäre ein Schützenfestzelt, erwiderte er.

Wie sollte das wohl auf unsre Wiese kommen? Halb hast du aber doch
Recht. Papa hat es nämlich errichten lassen, aber schon im voraus wieder
an einen Gastwirt verkauft. Du kennst und liebst wohl das Landleben nicht?

Ich kenne es zu wenig. Ich bin eigentlich nur bei militärischen Übungen
und kleinen Reisen aufs Land gekommen.

Bist du denn anch ein Sommerleutnant, wie Papa sagt?


verfehlter Anschluß

sollte). Der zweite Punkt des Layusschen Antrags dagegen, wonach die Samm¬
lungsverwaltungen gehalten sein sollen, bei der Erwerbung eines Kunstwerks
vom Autor eine schriftliche Erklärung darüber zu verlangen, ob er gesonnen
sei, sein Vervielsältigungs- (eigentlich überhaupt sein Urheberrecht mit zu
übertragen oder es sich vorzubehalten, wurde abgelehnt, nachdem der Unter¬
zeichnete geltend gemacht hatte, daß ein solches Verfahren doch nur teilweise
den bestehenden Schwierigkeiten begegnen könne, und daß es daher vorzuziehen
sei, wenn die Museumsverwaltungen von einer Übertragung des Urheberrechts
ganz absähen.

Damit endigten die Verhandlungen des Kongresses. Aus der Festschrift
mögen noch die von Osterrieth aus Grund seiner Fragebogen mit ungewöhn¬
licher Sorgfalt verarbeiteten Antworten auf verschiedne in das Gebiet des Ur¬
heberrechts einschlagende Fragen (S. 165) und eine die Rechtsschutzverhältuisse
der frühern Jahrhunderte behandelnde kunsthistorische Arbeit des Unterzeichneten
(S. 1) erwähnt werden.


W. v. Seidlitz


Verfehlter Anschluß
(Fortsetzung)

s wurde schon dämmerig, und in dem Garten, der vorzugsweise dem
Gemüsebau gewidmet war und durch einen langen mit Vuchs-
baum eingefaßten Gang, in dessen Mitte eine große grüne Glas¬
kugel prangte, in zwei Hälften geteilt wurde, war nicht mehr
viel zu sehen. Am Ende des Ganges stand eine Baumgruppe
und darunter ein Paar Bänke und ein Secirtisch. Dahinter
dehnte sich eine Wiese, auf der ein großes Zelt errichtet war. Vertha lud
ihren Vetter zum Sitzen ein, während der Onkel und der dicke Bruder weiter¬
gingen. Heinrich wollte nun eine Unterhaltung in Gang bringen, es fiel ihm
aber schlechterdings nichts Passendes ein, sodaß er sehr dankbar war, als seine
Führerin sagte: In dem Zelte werden wir morgen essen, und wenn die
Stimmung darnach ist, wie Papa sagt, auch tanzen.

So, ich dachte, es wäre ein Schützenfestzelt, erwiderte er.

Wie sollte das wohl auf unsre Wiese kommen? Halb hast du aber doch
Recht. Papa hat es nämlich errichten lassen, aber schon im voraus wieder
an einen Gastwirt verkauft. Du kennst und liebst wohl das Landleben nicht?

Ich kenne es zu wenig. Ich bin eigentlich nur bei militärischen Übungen
und kleinen Reisen aufs Land gekommen.

Bist du denn anch ein Sommerleutnant, wie Papa sagt?


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[0094] verfehlter Anschluß sollte). Der zweite Punkt des Layusschen Antrags dagegen, wonach die Samm¬ lungsverwaltungen gehalten sein sollen, bei der Erwerbung eines Kunstwerks vom Autor eine schriftliche Erklärung darüber zu verlangen, ob er gesonnen sei, sein Vervielsältigungs- (eigentlich überhaupt sein Urheberrecht mit zu übertragen oder es sich vorzubehalten, wurde abgelehnt, nachdem der Unter¬ zeichnete geltend gemacht hatte, daß ein solches Verfahren doch nur teilweise den bestehenden Schwierigkeiten begegnen könne, und daß es daher vorzuziehen sei, wenn die Museumsverwaltungen von einer Übertragung des Urheberrechts ganz absähen. Damit endigten die Verhandlungen des Kongresses. Aus der Festschrift mögen noch die von Osterrieth aus Grund seiner Fragebogen mit ungewöhn¬ licher Sorgfalt verarbeiteten Antworten auf verschiedne in das Gebiet des Ur¬ heberrechts einschlagende Fragen (S. 165) und eine die Rechtsschutzverhältuisse der frühern Jahrhunderte behandelnde kunsthistorische Arbeit des Unterzeichneten (S. 1) erwähnt werden. W. v. Seidlitz Verfehlter Anschluß (Fortsetzung) s wurde schon dämmerig, und in dem Garten, der vorzugsweise dem Gemüsebau gewidmet war und durch einen langen mit Vuchs- baum eingefaßten Gang, in dessen Mitte eine große grüne Glas¬ kugel prangte, in zwei Hälften geteilt wurde, war nicht mehr viel zu sehen. Am Ende des Ganges stand eine Baumgruppe und darunter ein Paar Bänke und ein Secirtisch. Dahinter dehnte sich eine Wiese, auf der ein großes Zelt errichtet war. Vertha lud ihren Vetter zum Sitzen ein, während der Onkel und der dicke Bruder weiter¬ gingen. Heinrich wollte nun eine Unterhaltung in Gang bringen, es fiel ihm aber schlechterdings nichts Passendes ein, sodaß er sehr dankbar war, als seine Führerin sagte: In dem Zelte werden wir morgen essen, und wenn die Stimmung darnach ist, wie Papa sagt, auch tanzen. So, ich dachte, es wäre ein Schützenfestzelt, erwiderte er. Wie sollte das wohl auf unsre Wiese kommen? Halb hast du aber doch Recht. Papa hat es nämlich errichten lassen, aber schon im voraus wieder an einen Gastwirt verkauft. Du kennst und liebst wohl das Landleben nicht? Ich kenne es zu wenig. Ich bin eigentlich nur bei militärischen Übungen und kleinen Reisen aufs Land gekommen. Bist du denn anch ein Sommerleutnant, wie Papa sagt?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/94>, abgerufen am 04.07.2024.