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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.

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Wandlungen des Ich im Zeitenstrome

hören, das hie und da vor der Wochenmesse ein halbes Stündchen und an
den Sonntagen, wo es am strammsten geht, vorm Gottesdienst zwei bis drei
Stunden erfordert. Einer außeramtlichen Seelsorge bedürfen die Leute bei
ihrer seelischen Gesundheit nicht, abgesehen davon, daß Wert und Wirkungen
von Erbauungsstunden im Hause zweifelhaft sind. Ehe- und andre Zmistig-
keiten zu schlichten giebt es aller drei Jahre einmal. Die einzige Amtsver-
richtuug, die zwei volle Tage und einen halben beanspruchte, war der Neu¬
jahrsumgang, der nach dem großen Neujahr, dem Feste Epiphanias, gehalten
wird. Vom wunderbaren Stern bestrahlt, von lieblichen Weihuachtsbildern
umgeben, in Weihrauchwolken gehüllt, erscheint der Geistliche, die Weisen aus
dem Morgenlande und den Heiland zugleich vertretend, von singenden Knaben
begleitet in den Wohnungen, sie zu segnen, und die Leute, die etwas haben,
spenden ihm beim Abschied eine Gabe. Auch dieser poetische Brauch war, wie
so ziemlich alle mit Einnahmen verbundnen geistlichen Verrichtungen, zu guter-
letzt juristisch als ein zu Gunsten des Pfarrers der Gemeinde auferlegtes vrus
angesehen und "abgelöst" worden. Gräßliche Vorstellung! Der Besuch der
heiligen drei Könige mit einem Kapital abgelöst! Einzelne Geistliche hatten
auch soviel religiöses Taktgefühl, daß sie sich dem Neujahrsgang auch uach der
Ablösung unterzogen, und in der Zeit der katholischen Reaktion nach 1848
wurde es in den bessern Familien Sitte, um den Neujahrsbesuch zu bitten;
man bewirtete bei dieser Gelegenheit die Geistlichen, und an manchen Orten
arteten diese Bewirtungen in richtige Abendessen aus, sodaß die Geistlichkeit von
Epiphanias bis Lichtmeß am verdorbnen Magen litt. Auch bei gewöhnlichen
Leuten und auch auf dem Laude ist es hie und da Sitte, den Geistlichen zu
trccktireu, und wenn das im Laufe eines Tags an zwanzig verschiednen Orten
geschieht, und zwar in bunter Reihenfolge mit Würsten, Braten, Kuchen,
Schokolade, Wein (was für Wein!), Punsch, Bier und Schnaps, dann kann die
Sache furchtbar werden. Wo der Umgang eingeführt und der Vesnch aller
Gemeindemitglieder obligatorisch ist, da hat er auch vom Standpunkte der Seel-
sorge aus einen guten Sinn, weil so der Geistliche genötigt ist, alle Gemeinde¬
genossen wenigstens einmal im Jahre heimzusuchen, ihre Häuslichkeit kennen zu
lernen und sich über ihre Verhältnisse, Angelegenheiten und Schicksale zu unter¬
richten; sie setzen ihn freiwillig von allem Wichtigen in Kenntnis, auch wenn
er so nachlässig oder ungeschickt sein sollte, nicht zu fragen. Namentlich die
armen Leute schätzen den Bestich ungemein hoch. Das einemal hatte ich eine
Armenhäuslerin zu besuchen, die mit einer evangelischen zusammen ein Stübchen
bewohnte. Die zwei alten Frauen saßen, mit dem Rücken der Wand zugekehrt,
an beiden Seiten des Tisches und aßen Brot mit Weichqnnrk. Sie ließen sich
durch meinen Eintritt nicht stören, ich setzte das Kruzifix vor die Quarkschüssel
(gewöhnlich richten die Leute einen Tisch oder eine Kommode zum Altärchen
her), kniete auf den ungedielten Lehmboden (die Frauen hatten Hilscher unter
den Füße") vor dem Kruzifix und der Qnarkschüssel nieder und verrichtete,
nachdem die Jungen mit ihrem Liede fertig waren, die Gebete. Die beiden
Frauen lauten ununterbrochen weiter und schauten aufmerksam auf mich herab,
was äußerst komisch ausgesehen haben muß. Als ich fertig war, sagte die
evangelische: Das ist schön von Ihnen, Sie verachten die Armen nicht.

Also die Amtsverrichtungen bildeten mehr eine angenehme Unterbrechung,
eines geschäftige" Müßigganges, als daß sie die Zeit ausgefüllt hätten. Ge¬
lesen wurde noch alle Tage, aber bloßes Lesen ist keine Arbeit, das Klavier¬
klimpern erst recht nicht, und das Gürtchen machte auch nicht viel zu schaffen.


Wandlungen des Ich im Zeitenstrome

hören, das hie und da vor der Wochenmesse ein halbes Stündchen und an
den Sonntagen, wo es am strammsten geht, vorm Gottesdienst zwei bis drei
Stunden erfordert. Einer außeramtlichen Seelsorge bedürfen die Leute bei
ihrer seelischen Gesundheit nicht, abgesehen davon, daß Wert und Wirkungen
von Erbauungsstunden im Hause zweifelhaft sind. Ehe- und andre Zmistig-
keiten zu schlichten giebt es aller drei Jahre einmal. Die einzige Amtsver-
richtuug, die zwei volle Tage und einen halben beanspruchte, war der Neu¬
jahrsumgang, der nach dem großen Neujahr, dem Feste Epiphanias, gehalten
wird. Vom wunderbaren Stern bestrahlt, von lieblichen Weihuachtsbildern
umgeben, in Weihrauchwolken gehüllt, erscheint der Geistliche, die Weisen aus
dem Morgenlande und den Heiland zugleich vertretend, von singenden Knaben
begleitet in den Wohnungen, sie zu segnen, und die Leute, die etwas haben,
spenden ihm beim Abschied eine Gabe. Auch dieser poetische Brauch war, wie
so ziemlich alle mit Einnahmen verbundnen geistlichen Verrichtungen, zu guter-
letzt juristisch als ein zu Gunsten des Pfarrers der Gemeinde auferlegtes vrus
angesehen und „abgelöst" worden. Gräßliche Vorstellung! Der Besuch der
heiligen drei Könige mit einem Kapital abgelöst! Einzelne Geistliche hatten
auch soviel religiöses Taktgefühl, daß sie sich dem Neujahrsgang auch uach der
Ablösung unterzogen, und in der Zeit der katholischen Reaktion nach 1848
wurde es in den bessern Familien Sitte, um den Neujahrsbesuch zu bitten;
man bewirtete bei dieser Gelegenheit die Geistlichen, und an manchen Orten
arteten diese Bewirtungen in richtige Abendessen aus, sodaß die Geistlichkeit von
Epiphanias bis Lichtmeß am verdorbnen Magen litt. Auch bei gewöhnlichen
Leuten und auch auf dem Laude ist es hie und da Sitte, den Geistlichen zu
trccktireu, und wenn das im Laufe eines Tags an zwanzig verschiednen Orten
geschieht, und zwar in bunter Reihenfolge mit Würsten, Braten, Kuchen,
Schokolade, Wein (was für Wein!), Punsch, Bier und Schnaps, dann kann die
Sache furchtbar werden. Wo der Umgang eingeführt und der Vesnch aller
Gemeindemitglieder obligatorisch ist, da hat er auch vom Standpunkte der Seel-
sorge aus einen guten Sinn, weil so der Geistliche genötigt ist, alle Gemeinde¬
genossen wenigstens einmal im Jahre heimzusuchen, ihre Häuslichkeit kennen zu
lernen und sich über ihre Verhältnisse, Angelegenheiten und Schicksale zu unter¬
richten; sie setzen ihn freiwillig von allem Wichtigen in Kenntnis, auch wenn
er so nachlässig oder ungeschickt sein sollte, nicht zu fragen. Namentlich die
armen Leute schätzen den Bestich ungemein hoch. Das einemal hatte ich eine
Armenhäuslerin zu besuchen, die mit einer evangelischen zusammen ein Stübchen
bewohnte. Die zwei alten Frauen saßen, mit dem Rücken der Wand zugekehrt,
an beiden Seiten des Tisches und aßen Brot mit Weichqnnrk. Sie ließen sich
durch meinen Eintritt nicht stören, ich setzte das Kruzifix vor die Quarkschüssel
(gewöhnlich richten die Leute einen Tisch oder eine Kommode zum Altärchen
her), kniete auf den ungedielten Lehmboden (die Frauen hatten Hilscher unter
den Füße») vor dem Kruzifix und der Qnarkschüssel nieder und verrichtete,
nachdem die Jungen mit ihrem Liede fertig waren, die Gebete. Die beiden
Frauen lauten ununterbrochen weiter und schauten aufmerksam auf mich herab,
was äußerst komisch ausgesehen haben muß. Als ich fertig war, sagte die
evangelische: Das ist schön von Ihnen, Sie verachten die Armen nicht.

Also die Amtsverrichtungen bildeten mehr eine angenehme Unterbrechung,
eines geschäftige» Müßigganges, als daß sie die Zeit ausgefüllt hätten. Ge¬
lesen wurde noch alle Tage, aber bloßes Lesen ist keine Arbeit, das Klavier¬
klimpern erst recht nicht, und das Gürtchen machte auch nicht viel zu schaffen.


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[0641] Wandlungen des Ich im Zeitenstrome hören, das hie und da vor der Wochenmesse ein halbes Stündchen und an den Sonntagen, wo es am strammsten geht, vorm Gottesdienst zwei bis drei Stunden erfordert. Einer außeramtlichen Seelsorge bedürfen die Leute bei ihrer seelischen Gesundheit nicht, abgesehen davon, daß Wert und Wirkungen von Erbauungsstunden im Hause zweifelhaft sind. Ehe- und andre Zmistig- keiten zu schlichten giebt es aller drei Jahre einmal. Die einzige Amtsver- richtuug, die zwei volle Tage und einen halben beanspruchte, war der Neu¬ jahrsumgang, der nach dem großen Neujahr, dem Feste Epiphanias, gehalten wird. Vom wunderbaren Stern bestrahlt, von lieblichen Weihuachtsbildern umgeben, in Weihrauchwolken gehüllt, erscheint der Geistliche, die Weisen aus dem Morgenlande und den Heiland zugleich vertretend, von singenden Knaben begleitet in den Wohnungen, sie zu segnen, und die Leute, die etwas haben, spenden ihm beim Abschied eine Gabe. Auch dieser poetische Brauch war, wie so ziemlich alle mit Einnahmen verbundnen geistlichen Verrichtungen, zu guter- letzt juristisch als ein zu Gunsten des Pfarrers der Gemeinde auferlegtes vrus angesehen und „abgelöst" worden. Gräßliche Vorstellung! Der Besuch der heiligen drei Könige mit einem Kapital abgelöst! Einzelne Geistliche hatten auch soviel religiöses Taktgefühl, daß sie sich dem Neujahrsgang auch uach der Ablösung unterzogen, und in der Zeit der katholischen Reaktion nach 1848 wurde es in den bessern Familien Sitte, um den Neujahrsbesuch zu bitten; man bewirtete bei dieser Gelegenheit die Geistlichen, und an manchen Orten arteten diese Bewirtungen in richtige Abendessen aus, sodaß die Geistlichkeit von Epiphanias bis Lichtmeß am verdorbnen Magen litt. Auch bei gewöhnlichen Leuten und auch auf dem Laude ist es hie und da Sitte, den Geistlichen zu trccktireu, und wenn das im Laufe eines Tags an zwanzig verschiednen Orten geschieht, und zwar in bunter Reihenfolge mit Würsten, Braten, Kuchen, Schokolade, Wein (was für Wein!), Punsch, Bier und Schnaps, dann kann die Sache furchtbar werden. Wo der Umgang eingeführt und der Vesnch aller Gemeindemitglieder obligatorisch ist, da hat er auch vom Standpunkte der Seel- sorge aus einen guten Sinn, weil so der Geistliche genötigt ist, alle Gemeinde¬ genossen wenigstens einmal im Jahre heimzusuchen, ihre Häuslichkeit kennen zu lernen und sich über ihre Verhältnisse, Angelegenheiten und Schicksale zu unter¬ richten; sie setzen ihn freiwillig von allem Wichtigen in Kenntnis, auch wenn er so nachlässig oder ungeschickt sein sollte, nicht zu fragen. Namentlich die armen Leute schätzen den Bestich ungemein hoch. Das einemal hatte ich eine Armenhäuslerin zu besuchen, die mit einer evangelischen zusammen ein Stübchen bewohnte. Die zwei alten Frauen saßen, mit dem Rücken der Wand zugekehrt, an beiden Seiten des Tisches und aßen Brot mit Weichqnnrk. Sie ließen sich durch meinen Eintritt nicht stören, ich setzte das Kruzifix vor die Quarkschüssel (gewöhnlich richten die Leute einen Tisch oder eine Kommode zum Altärchen her), kniete auf den ungedielten Lehmboden (die Frauen hatten Hilscher unter den Füße») vor dem Kruzifix und der Qnarkschüssel nieder und verrichtete, nachdem die Jungen mit ihrem Liede fertig waren, die Gebete. Die beiden Frauen lauten ununterbrochen weiter und schauten aufmerksam auf mich herab, was äußerst komisch ausgesehen haben muß. Als ich fertig war, sagte die evangelische: Das ist schön von Ihnen, Sie verachten die Armen nicht. Also die Amtsverrichtungen bildeten mehr eine angenehme Unterbrechung, eines geschäftige» Müßigganges, als daß sie die Zeit ausgefüllt hätten. Ge¬ lesen wurde noch alle Tage, aber bloßes Lesen ist keine Arbeit, das Klavier¬ klimpern erst recht nicht, und das Gürtchen machte auch nicht viel zu schaffen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/641>, abgerufen am 24.07.2024.