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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

ostelbischen Rittergutsbesitzern schwerlich einen Schaden zufügen, dagegen könnte die
Wirksamkeit der Geistlichen sehr wohl den Erfolg haben, daß manche Ritterguts¬
besitzer zur Verbesserung der Arbeiterwohnungen, zur Abstellung des Hofgänger¬
wesens, zum Verzicht auf übermäßige Ausnutzung der Arbeiterkinder und zu ähn¬
lichen Dingen, die Geld kosten, gezwungen würden. Im Eifer des Kampfes gegen
diese gefährlichen Menschen ließ sich die Schlesische eines Tages sogar zu dem Rufe
verleiten: man müsse ihnen die Heuchlermaske vom Gesicht reißen. Männer, die
es mit ihrem Berufe so ernst nehmen, daß sie in aufopfernder Erfüllung dessen,
was sie für ihre Pflicht halten, ihre amtliche Stellung und die Existenz ihrer
Familie aufs Spiel setzen, und Heuchlermaske! Auch wen" sie, was ja möglich
ist, sowohl in der Auffassung ihrer Pflicht wie in der Beurteilung der Thatsachen
manchem Irrtum unterliegen sollten, wie unvorsichtig, ihnen Heuchelei vorzuwerfen,
von Blättern, die so viel sittliches Pathos zur Bemäntelung materieller Interessen,
verbrauchen! Seinen Zweck, die evangelische Geistlichkeit zu schrecken und die
"Jungen" zu isoliren, hat das Blatt nicht erreicht. Der Pfarrverein der Provinz
Schlesien hat in seinem Organ, den "Mitteilungen," eine Erklärung veröffentlicht,
worin er sein Mitglied, den Pastor Wittenberg, der sich unter den schmählich nn-
gegrisfuen befindet, kräftig in Schutz nimmt, ohne damit alle Kundgebungen und
Äußerungen des genanten zu vertreten, und die Schlesische Zeitung zieht nun
sofort in Ur. 787 andre Saiten auf. Sie bleibt zwar dabei, daß sie die Thätig¬
keit der "Jungen" mißbilligen müsse, aber sie sagt das jetzt in anständiger Form.
Die reinliche Scheidung geht also nicht so rasch von statten, wie es sich die Herren
von der Konservativen Korrespondenz vorgestellt haben mögen; wenn man extreme
agrarische Forderungen mit Gewalt durchsetzen und gleichzeitig die Sozialreformer
unter den Pastoren abstoßen will, so konnte das eine Zcrbröcklung der konservativen
Partei zur Folge haben und dieser das Schicksal der nationalliberalen bereiten.

Die Nntionalliberalen haben den Wahlkreis Dortmund an die Sozinldemo-
kraten verloren und damit einen neuen Beweis dafür geliefert, wie ungemein be¬
fähigt sie sind, die Sozialdemokratie zu überwinden. Wichtiger als der Wahlsieg,
der ja nichts neues lehrt und, da Lütgenau sein Reichstagsmandat im Gefängnis
absitzen, wird, nicht einmal seine Fraktion thatsächlich verstärkt, wichtiger ist der Um¬
stand , daß bei dieser Gelegenheit der alte Groll zwischen dem Zentrum und den
Kullurkämpfern wieder in helle Flcnnmeu ausgebrochen ist. Die Nationalliberalen
schreien Verrat, die Germania aber bittet wiederholt um Auskunft, wo und wann
wohl die Nationalliberalcn in einer Stichwahl zwischen Zentrum und Sozialdemo¬
kratin für das Zentrum gestimmt hätten, und die Nationalliberale Korrespondenz, an
die die Frage gerichtet ist, verstummt. Die Post aber ruft aus: "Die rote und die
schwarze Internationale haben sich wieder einmal gefunden!" Damit dürfte die
Regiernngsfähigkeit des Zentrums wieder in Frage gestellt und die fromme Partei,
die es sich schon so gemütlich bequem ini Neste machte, aufs neue genötigt sein,
die unbequemen Wege der Opposition zu wandeln.

In unsrer Zeit materialistischer Selbstsucht ist es immer eine Erquickung, die
Ergüsse eines idealistisch gestimmten kindlich edeln Gemütes zu vernehmen. Ver¬
nehmen wir also! "Was die Negierung gethan hat, das ist doch nicht mehr, als
was die Pflicht eines dem Kaiser, dem Parlament und dem eignen Gewissen Ver¬
antwortlicher Ministeriums -nein, noch weniger als das, was der Selbsterhaltungs¬
trieb und das primitivste Bedürfnis nach Erhaltung irgend einer Autorität im
Staate gebot. Versuchen wirs nur, uns für ein Paar Augenblicke über die von
dem Gluthauch und den Dünsten einer wahnwitzigen Agitation erfüllten Atmosphäre


Maßgebliches und Unmaßgebliches

ostelbischen Rittergutsbesitzern schwerlich einen Schaden zufügen, dagegen könnte die
Wirksamkeit der Geistlichen sehr wohl den Erfolg haben, daß manche Ritterguts¬
besitzer zur Verbesserung der Arbeiterwohnungen, zur Abstellung des Hofgänger¬
wesens, zum Verzicht auf übermäßige Ausnutzung der Arbeiterkinder und zu ähn¬
lichen Dingen, die Geld kosten, gezwungen würden. Im Eifer des Kampfes gegen
diese gefährlichen Menschen ließ sich die Schlesische eines Tages sogar zu dem Rufe
verleiten: man müsse ihnen die Heuchlermaske vom Gesicht reißen. Männer, die
es mit ihrem Berufe so ernst nehmen, daß sie in aufopfernder Erfüllung dessen,
was sie für ihre Pflicht halten, ihre amtliche Stellung und die Existenz ihrer
Familie aufs Spiel setzen, und Heuchlermaske! Auch wen» sie, was ja möglich
ist, sowohl in der Auffassung ihrer Pflicht wie in der Beurteilung der Thatsachen
manchem Irrtum unterliegen sollten, wie unvorsichtig, ihnen Heuchelei vorzuwerfen,
von Blättern, die so viel sittliches Pathos zur Bemäntelung materieller Interessen,
verbrauchen! Seinen Zweck, die evangelische Geistlichkeit zu schrecken und die
„Jungen" zu isoliren, hat das Blatt nicht erreicht. Der Pfarrverein der Provinz
Schlesien hat in seinem Organ, den „Mitteilungen," eine Erklärung veröffentlicht,
worin er sein Mitglied, den Pastor Wittenberg, der sich unter den schmählich nn-
gegrisfuen befindet, kräftig in Schutz nimmt, ohne damit alle Kundgebungen und
Äußerungen des genanten zu vertreten, und die Schlesische Zeitung zieht nun
sofort in Ur. 787 andre Saiten auf. Sie bleibt zwar dabei, daß sie die Thätig¬
keit der „Jungen" mißbilligen müsse, aber sie sagt das jetzt in anständiger Form.
Die reinliche Scheidung geht also nicht so rasch von statten, wie es sich die Herren
von der Konservativen Korrespondenz vorgestellt haben mögen; wenn man extreme
agrarische Forderungen mit Gewalt durchsetzen und gleichzeitig die Sozialreformer
unter den Pastoren abstoßen will, so konnte das eine Zcrbröcklung der konservativen
Partei zur Folge haben und dieser das Schicksal der nationalliberalen bereiten.

Die Nntionalliberalen haben den Wahlkreis Dortmund an die Sozinldemo-
kraten verloren und damit einen neuen Beweis dafür geliefert, wie ungemein be¬
fähigt sie sind, die Sozialdemokratie zu überwinden. Wichtiger als der Wahlsieg,
der ja nichts neues lehrt und, da Lütgenau sein Reichstagsmandat im Gefängnis
absitzen, wird, nicht einmal seine Fraktion thatsächlich verstärkt, wichtiger ist der Um¬
stand , daß bei dieser Gelegenheit der alte Groll zwischen dem Zentrum und den
Kullurkämpfern wieder in helle Flcnnmeu ausgebrochen ist. Die Nationalliberalen
schreien Verrat, die Germania aber bittet wiederholt um Auskunft, wo und wann
wohl die Nationalliberalcn in einer Stichwahl zwischen Zentrum und Sozialdemo¬
kratin für das Zentrum gestimmt hätten, und die Nationalliberale Korrespondenz, an
die die Frage gerichtet ist, verstummt. Die Post aber ruft aus: „Die rote und die
schwarze Internationale haben sich wieder einmal gefunden!" Damit dürfte die
Regiernngsfähigkeit des Zentrums wieder in Frage gestellt und die fromme Partei,
die es sich schon so gemütlich bequem ini Neste machte, aufs neue genötigt sein,
die unbequemen Wege der Opposition zu wandeln.

In unsrer Zeit materialistischer Selbstsucht ist es immer eine Erquickung, die
Ergüsse eines idealistisch gestimmten kindlich edeln Gemütes zu vernehmen. Ver¬
nehmen wir also! „Was die Negierung gethan hat, das ist doch nicht mehr, als
was die Pflicht eines dem Kaiser, dem Parlament und dem eignen Gewissen Ver¬
antwortlicher Ministeriums -nein, noch weniger als das, was der Selbsterhaltungs¬
trieb und das primitivste Bedürfnis nach Erhaltung irgend einer Autorität im
Staate gebot. Versuchen wirs nur, uns für ein Paar Augenblicke über die von
dem Gluthauch und den Dünsten einer wahnwitzigen Agitation erfüllten Atmosphäre


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[0348] Maßgebliches und Unmaßgebliches ostelbischen Rittergutsbesitzern schwerlich einen Schaden zufügen, dagegen könnte die Wirksamkeit der Geistlichen sehr wohl den Erfolg haben, daß manche Ritterguts¬ besitzer zur Verbesserung der Arbeiterwohnungen, zur Abstellung des Hofgänger¬ wesens, zum Verzicht auf übermäßige Ausnutzung der Arbeiterkinder und zu ähn¬ lichen Dingen, die Geld kosten, gezwungen würden. Im Eifer des Kampfes gegen diese gefährlichen Menschen ließ sich die Schlesische eines Tages sogar zu dem Rufe verleiten: man müsse ihnen die Heuchlermaske vom Gesicht reißen. Männer, die es mit ihrem Berufe so ernst nehmen, daß sie in aufopfernder Erfüllung dessen, was sie für ihre Pflicht halten, ihre amtliche Stellung und die Existenz ihrer Familie aufs Spiel setzen, und Heuchlermaske! Auch wen» sie, was ja möglich ist, sowohl in der Auffassung ihrer Pflicht wie in der Beurteilung der Thatsachen manchem Irrtum unterliegen sollten, wie unvorsichtig, ihnen Heuchelei vorzuwerfen, von Blättern, die so viel sittliches Pathos zur Bemäntelung materieller Interessen, verbrauchen! Seinen Zweck, die evangelische Geistlichkeit zu schrecken und die „Jungen" zu isoliren, hat das Blatt nicht erreicht. Der Pfarrverein der Provinz Schlesien hat in seinem Organ, den „Mitteilungen," eine Erklärung veröffentlicht, worin er sein Mitglied, den Pastor Wittenberg, der sich unter den schmählich nn- gegrisfuen befindet, kräftig in Schutz nimmt, ohne damit alle Kundgebungen und Äußerungen des genanten zu vertreten, und die Schlesische Zeitung zieht nun sofort in Ur. 787 andre Saiten auf. Sie bleibt zwar dabei, daß sie die Thätig¬ keit der „Jungen" mißbilligen müsse, aber sie sagt das jetzt in anständiger Form. Die reinliche Scheidung geht also nicht so rasch von statten, wie es sich die Herren von der Konservativen Korrespondenz vorgestellt haben mögen; wenn man extreme agrarische Forderungen mit Gewalt durchsetzen und gleichzeitig die Sozialreformer unter den Pastoren abstoßen will, so konnte das eine Zcrbröcklung der konservativen Partei zur Folge haben und dieser das Schicksal der nationalliberalen bereiten. Die Nntionalliberalen haben den Wahlkreis Dortmund an die Sozinldemo- kraten verloren und damit einen neuen Beweis dafür geliefert, wie ungemein be¬ fähigt sie sind, die Sozialdemokratie zu überwinden. Wichtiger als der Wahlsieg, der ja nichts neues lehrt und, da Lütgenau sein Reichstagsmandat im Gefängnis absitzen, wird, nicht einmal seine Fraktion thatsächlich verstärkt, wichtiger ist der Um¬ stand , daß bei dieser Gelegenheit der alte Groll zwischen dem Zentrum und den Kullurkämpfern wieder in helle Flcnnmeu ausgebrochen ist. Die Nationalliberalen schreien Verrat, die Germania aber bittet wiederholt um Auskunft, wo und wann wohl die Nationalliberalcn in einer Stichwahl zwischen Zentrum und Sozialdemo¬ kratin für das Zentrum gestimmt hätten, und die Nationalliberale Korrespondenz, an die die Frage gerichtet ist, verstummt. Die Post aber ruft aus: „Die rote und die schwarze Internationale haben sich wieder einmal gefunden!" Damit dürfte die Regiernngsfähigkeit des Zentrums wieder in Frage gestellt und die fromme Partei, die es sich schon so gemütlich bequem ini Neste machte, aufs neue genötigt sein, die unbequemen Wege der Opposition zu wandeln. In unsrer Zeit materialistischer Selbstsucht ist es immer eine Erquickung, die Ergüsse eines idealistisch gestimmten kindlich edeln Gemütes zu vernehmen. Ver¬ nehmen wir also! „Was die Negierung gethan hat, das ist doch nicht mehr, als was die Pflicht eines dem Kaiser, dem Parlament und dem eignen Gewissen Ver¬ antwortlicher Ministeriums -nein, noch weniger als das, was der Selbsterhaltungs¬ trieb und das primitivste Bedürfnis nach Erhaltung irgend einer Autorität im Staate gebot. Versuchen wirs nur, uns für ein Paar Augenblicke über die von dem Gluthauch und den Dünsten einer wahnwitzigen Agitation erfüllten Atmosphäre

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/348>, abgerufen am 24.07.2024.