Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.Lukas Lrnnachs Holzschnitte und Rupferstiche einem Formschiieider den Schnitt eines seiner Bilder aufgetragen oder ihn Es kann aber auch nicht zweifelhaft sein, daß Cranach seine Holzschnitte Eine Besprechung der einzelnen Blätter würde hier zu weit führen. Den Ich glnube, daß Lippmann hier etwas zu weit geht. Ist es nicht auch Lukas Lrnnachs Holzschnitte und Rupferstiche einem Formschiieider den Schnitt eines seiner Bilder aufgetragen oder ihn Es kann aber auch nicht zweifelhaft sein, daß Cranach seine Holzschnitte Eine Besprechung der einzelnen Blätter würde hier zu weit führen. Den Ich glnube, daß Lippmann hier etwas zu weit geht. Ist es nicht auch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0296" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/221272"/> <fw type="header" place="top"> Lukas Lrnnachs Holzschnitte und Rupferstiche</fw><lb/> <p xml:id="ID_928" prev="#ID_927"> einem Formschiieider den Schnitt eines seiner Bilder aufgetragen oder ihn<lb/> dafür bezahlt hätte, noch dafür, daß er sie selbst geschnitten hat. Aber die<lb/> Schnitte selbst reden eine deutliche Sprache. Wenn Blatter wie „Venus und<lb/> Amor," „Friedrich der Weise, die Madonna anbetend," „Luther als Junker<lb/> Georg" nicht von Crcinach selbst geschnitten sind, dann hat er einen Form¬<lb/> schiieider an der Seite gehabt, der ein ihm ebenbürtiger Künstler war, wie<lb/> etwa Ludwig Richter einen in Bürkner gehabt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_929"> Es kann aber auch nicht zweifelhaft sein, daß Cranach seine Holzschnitte<lb/> selbst gedruckt hat. Eine Buchdruckerei hat es in Wittenberg erst von 1509<lb/> an gegeben; es war die von Grünberg, die sich im Augustinerkloster befand.<lb/> Grünberg hat denn auch das Heiligtumsbnch und das Passional gedruckt.<lb/> Aber die großen Holzschnitte von 1505 und 1506 können nur aus Crcmachs<lb/> eigner Presse hervorgegangen sein. Dann hat er aber jedenfalls auch die<lb/> spätern selber gedruckt. Grünberg war kein guter Drucker; Luther klagt über<lb/> die Nachlässigkeit und Fehlerhaftigkeit seiner Drucke — wie hätte ihm Cranach<lb/> diese Prachtblätter anvertrauen sollen? Und Prachtblätter sind es zum guten<lb/> Teil, die uns hier geboten werden, Blätter, aus denen uns das Bild des<lb/> Künstlers doch wesentlich anders entgegentritt als bisher. Trügen sie nicht<lb/> Crcmachs Monogramm, man könnte manche fast für Dürerisch halten.</p><lb/> <p xml:id="ID_930"> Eine Besprechung der einzelnen Blätter würde hier zu weit führen. Den<lb/> Gegenständen nach sind es vor allem Heiligenbilder, daneben ein paar mytho¬<lb/> logische Bilder, Turnier- und Jagdszenen, darunter namentlich ein großes<lb/> Turnier mit köstlich charakterisirten Zuschauergruppen, einzelne Genrebilder,<lb/> endlich Porträts, unter den Kupferstiche» namentlich eine Reihe höchst merk¬<lb/> würdiger Bildnisse Luthers (als Augustinermönch) und Friedrichs des Weisen.<lb/> Die meisten Darstellungen zeigen eine Größe der Auffassung, eine Freiheit<lb/> und Breite der Formgebung, einen frischen Naturalismus, ohne Manier, ja<lb/> selbst ein Schönheitsgefühl, wie es mancher bei Cranach gar nicht erwarten wird.<lb/> Das Bild, das wir aus dem vorliegenden Werke von Cranach als Zeichner<lb/> gewinnen, erhebt sich so weit über das, das wir bisher von ihm gehabt haben,<lb/> daß Lippmann geradezu annimmt: was man von spätern Illustrationen und<lb/> Vuchverzierungen bisher Cranach zugeschrieben habe, habe überhaupt nichts<lb/> mit ihm zu thun. „Die Zeit um 1521, sagt er, bezeichnet einen Wendepunkt<lb/> in der künstlerischen Thätigkeit Crcmachs insofern, als er jetzt sein Schaffen<lb/> für den Holzschnitt so gut wie ganz einstellt und den Grabstichel des Kupfer¬<lb/> stechers, den er, wenn auch selten, geführt, beiseite legt." Von den Titel-<lb/> einfassnngen sagt er: „Daß alle derartigen Bordüren erst nach 1520 vor¬<lb/> kommen, macht die Autorschaft Cranachs an sich wenig wahrscheinlich."</p><lb/> <p xml:id="ID_931" next="#ID_932"> Ich glnube, daß Lippmann hier etwas zu weit geht. Ist es nicht auch<lb/> ein Zirkelschluß, erst zu behaupten: nach 1521 hat Cranach keine Holzschnitte<lb/> mehr gezeichnet, und dann zu sagen: was ihm der Art Angeschrieben wird, ist</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0296]
Lukas Lrnnachs Holzschnitte und Rupferstiche
einem Formschiieider den Schnitt eines seiner Bilder aufgetragen oder ihn
dafür bezahlt hätte, noch dafür, daß er sie selbst geschnitten hat. Aber die
Schnitte selbst reden eine deutliche Sprache. Wenn Blatter wie „Venus und
Amor," „Friedrich der Weise, die Madonna anbetend," „Luther als Junker
Georg" nicht von Crcinach selbst geschnitten sind, dann hat er einen Form¬
schiieider an der Seite gehabt, der ein ihm ebenbürtiger Künstler war, wie
etwa Ludwig Richter einen in Bürkner gehabt hat.
Es kann aber auch nicht zweifelhaft sein, daß Cranach seine Holzschnitte
selbst gedruckt hat. Eine Buchdruckerei hat es in Wittenberg erst von 1509
an gegeben; es war die von Grünberg, die sich im Augustinerkloster befand.
Grünberg hat denn auch das Heiligtumsbnch und das Passional gedruckt.
Aber die großen Holzschnitte von 1505 und 1506 können nur aus Crcmachs
eigner Presse hervorgegangen sein. Dann hat er aber jedenfalls auch die
spätern selber gedruckt. Grünberg war kein guter Drucker; Luther klagt über
die Nachlässigkeit und Fehlerhaftigkeit seiner Drucke — wie hätte ihm Cranach
diese Prachtblätter anvertrauen sollen? Und Prachtblätter sind es zum guten
Teil, die uns hier geboten werden, Blätter, aus denen uns das Bild des
Künstlers doch wesentlich anders entgegentritt als bisher. Trügen sie nicht
Crcmachs Monogramm, man könnte manche fast für Dürerisch halten.
Eine Besprechung der einzelnen Blätter würde hier zu weit führen. Den
Gegenständen nach sind es vor allem Heiligenbilder, daneben ein paar mytho¬
logische Bilder, Turnier- und Jagdszenen, darunter namentlich ein großes
Turnier mit köstlich charakterisirten Zuschauergruppen, einzelne Genrebilder,
endlich Porträts, unter den Kupferstiche» namentlich eine Reihe höchst merk¬
würdiger Bildnisse Luthers (als Augustinermönch) und Friedrichs des Weisen.
Die meisten Darstellungen zeigen eine Größe der Auffassung, eine Freiheit
und Breite der Formgebung, einen frischen Naturalismus, ohne Manier, ja
selbst ein Schönheitsgefühl, wie es mancher bei Cranach gar nicht erwarten wird.
Das Bild, das wir aus dem vorliegenden Werke von Cranach als Zeichner
gewinnen, erhebt sich so weit über das, das wir bisher von ihm gehabt haben,
daß Lippmann geradezu annimmt: was man von spätern Illustrationen und
Vuchverzierungen bisher Cranach zugeschrieben habe, habe überhaupt nichts
mit ihm zu thun. „Die Zeit um 1521, sagt er, bezeichnet einen Wendepunkt
in der künstlerischen Thätigkeit Crcmachs insofern, als er jetzt sein Schaffen
für den Holzschnitt so gut wie ganz einstellt und den Grabstichel des Kupfer¬
stechers, den er, wenn auch selten, geführt, beiseite legt." Von den Titel-
einfassnngen sagt er: „Daß alle derartigen Bordüren erst nach 1520 vor¬
kommen, macht die Autorschaft Cranachs an sich wenig wahrscheinlich."
Ich glnube, daß Lippmann hier etwas zu weit geht. Ist es nicht auch
ein Zirkelschluß, erst zu behaupten: nach 1521 hat Cranach keine Holzschnitte
mehr gezeichnet, und dann zu sagen: was ihm der Art Angeschrieben wird, ist
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