Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Drittes Vierteljahr.Englische Ausfälle gegen den deutschen Ariegsschiffbm" richtig gesagt, daß sie einer jetzt mehr oder weniger veralteten Art angehörten. Das erste, was der englische Berichterstatter an unsern Küstenpanzer¬ Englische Ausfälle gegen den deutschen Ariegsschiffbm» richtig gesagt, daß sie einer jetzt mehr oder weniger veralteten Art angehörten. Das erste, was der englische Berichterstatter an unsern Küstenpanzer¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0355" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/220681"/> <fw type="header" place="top"> Englische Ausfälle gegen den deutschen Ariegsschiffbm»</fw><lb/> <p xml:id="ID_1521" prev="#ID_1520"> richtig gesagt, daß sie einer jetzt mehr oder weniger veralteten Art angehörten.<lb/> Vergleicht man sie aber mit den gleichzeitig, 1879 und 1880, gebauten und<lb/> 1200 Tonnen mehr verdrängenden Turmschiffen der englischen Flotte: Aga-<lb/> memnon und Ajax, so findet man, daß der Panzerschutz bei beiden Arten fast<lb/> gleich ist, sowohl in der Stärke wie in der Anordnung als Zitadellpanzer.<lb/> Aber die beiden englischen Schiffe machen nur zwölf Seemeilen Fahrt, also<lb/> etwa anderthnlbe Seemeile weniger als Sachsen. Als Panzergeschütze führt<lb/> jedes Schiff der Sachsenklasfe sechs lange 26 Centimeter-Kanonen, während<lb/> Agamemnon und sein Schwesterschiff nur je vier 31^ Centimeter- (38 ton) Ge¬<lb/> schütze haben. Die Arbeitsleistung einer Lage (ein Schuß aus jeden, Geschütz)<lb/> mißt bei Agamemnon 17256 Metertonnen, bei Sachsen 14118 Metertonncn;<lb/> diese Leistung ist also proportional den Schiffsgrößen von 8600 Tonnen<lb/> (Agamemnon) und 7400 Tonnen (Baden). Die leichte Artillerie beider Schiffe<lb/> zeigt nur unbedeutende Unterschiede. Da nun Sachsen mit ihren sechs Panzer¬<lb/> geschützen, die Hinterlader sind, in derselben Zeit beträchtlich mehr Schüsse<lb/> feuern kaun als Agamemnon mit den vier ungeschickt schweren Vorderladern,<lb/> so werden Wohl die meisten Fachleute die Schiffe der Sachsenklaffe dem größern<lb/> Agamemnon vorziehen; denn durch die Möglichkeit schnellern Feuerns wird<lb/> die artilleristische Arbeitsleistung der Sachsen größer als die des englischen<lb/> Schiffs. Jedenfalls zeigt diese Betrachtung, daß schon die alten Schiffe der<lb/> Sachsenklasse den Vergleich mit englischen Panzern derselben Zeit durchaus<lb/> nicht zu scheuen brauchen. Die Engländer haben seit dem Bau des Agamemnon<lb/> die Anordnung des Panzers auf dem mittlern Teil der Schiffe beibehalten,<lb/> während wir seit dem Bau der Sachsen allen neuern Panzerschiffen einen<lb/> vollen, rings um die Wasserlinie herumführenden Pauzergürtel gegeben haben.<lb/> Auch die Italiener verzichten auf den vollen Schutz der Wasserlinie, während<lb/> die Franzosen kein Panzerschiff ohne Gürtelpanzer gebaut haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1522" next="#ID_1523"> Das erste, was der englische Berichterstatter an unsern Küstenpanzer¬<lb/> schiffen der Siegfriedklasse auszusetzen hat, ist der „etwas schmale" volle<lb/> Pauzergürtel. Da aber die ganze Wasserlinie gepanzert ist, und jedes Schiff<lb/> nur ein bestimmtes Panzergewicht bekommen darf, damit seine Tragfähigkeit<lb/> für die Kanonen und für die Maschine nicht zu klein wird, so muß dieser<lb/> Gürtel schmal ausfallen; Siegfried, dessen Gehalt 3500 Tonnen ist, hat<lb/> z. B. einen breitern Gürtel als das nur 100 Tonnen kleinere, aber 10 Meter<lb/> längere niederländische Panzerschiff Pick Hein. das fünf Jahre jünger als<lb/> Siegfried ist, da es 1894 vom Stapel lief. Es ist schade, daß die Engländer<lb/> keine Küstenpanzerschiffe in der Größe des Siegfried gebaut haben, um diese<lb/> mit unsern Schiffen vergleichen zu können. Daher mußte das holländische<lb/> Schiff ähnlicher Art zum Vergleiche benutzt werden. Weiter sagt die Times<lb/> von der Siegfriedklasse: „Der Freibord vorn ist gut, und auch die über die<lb/> Bordwand überragenden Panzerbrustwehren erheben sich genügend hoch über</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0355]
Englische Ausfälle gegen den deutschen Ariegsschiffbm»
richtig gesagt, daß sie einer jetzt mehr oder weniger veralteten Art angehörten.
Vergleicht man sie aber mit den gleichzeitig, 1879 und 1880, gebauten und
1200 Tonnen mehr verdrängenden Turmschiffen der englischen Flotte: Aga-
memnon und Ajax, so findet man, daß der Panzerschutz bei beiden Arten fast
gleich ist, sowohl in der Stärke wie in der Anordnung als Zitadellpanzer.
Aber die beiden englischen Schiffe machen nur zwölf Seemeilen Fahrt, also
etwa anderthnlbe Seemeile weniger als Sachsen. Als Panzergeschütze führt
jedes Schiff der Sachsenklasfe sechs lange 26 Centimeter-Kanonen, während
Agamemnon und sein Schwesterschiff nur je vier 31^ Centimeter- (38 ton) Ge¬
schütze haben. Die Arbeitsleistung einer Lage (ein Schuß aus jeden, Geschütz)
mißt bei Agamemnon 17256 Metertonnen, bei Sachsen 14118 Metertonncn;
diese Leistung ist also proportional den Schiffsgrößen von 8600 Tonnen
(Agamemnon) und 7400 Tonnen (Baden). Die leichte Artillerie beider Schiffe
zeigt nur unbedeutende Unterschiede. Da nun Sachsen mit ihren sechs Panzer¬
geschützen, die Hinterlader sind, in derselben Zeit beträchtlich mehr Schüsse
feuern kaun als Agamemnon mit den vier ungeschickt schweren Vorderladern,
so werden Wohl die meisten Fachleute die Schiffe der Sachsenklaffe dem größern
Agamemnon vorziehen; denn durch die Möglichkeit schnellern Feuerns wird
die artilleristische Arbeitsleistung der Sachsen größer als die des englischen
Schiffs. Jedenfalls zeigt diese Betrachtung, daß schon die alten Schiffe der
Sachsenklasse den Vergleich mit englischen Panzern derselben Zeit durchaus
nicht zu scheuen brauchen. Die Engländer haben seit dem Bau des Agamemnon
die Anordnung des Panzers auf dem mittlern Teil der Schiffe beibehalten,
während wir seit dem Bau der Sachsen allen neuern Panzerschiffen einen
vollen, rings um die Wasserlinie herumführenden Pauzergürtel gegeben haben.
Auch die Italiener verzichten auf den vollen Schutz der Wasserlinie, während
die Franzosen kein Panzerschiff ohne Gürtelpanzer gebaut haben.
Das erste, was der englische Berichterstatter an unsern Küstenpanzer¬
schiffen der Siegfriedklasse auszusetzen hat, ist der „etwas schmale" volle
Pauzergürtel. Da aber die ganze Wasserlinie gepanzert ist, und jedes Schiff
nur ein bestimmtes Panzergewicht bekommen darf, damit seine Tragfähigkeit
für die Kanonen und für die Maschine nicht zu klein wird, so muß dieser
Gürtel schmal ausfallen; Siegfried, dessen Gehalt 3500 Tonnen ist, hat
z. B. einen breitern Gürtel als das nur 100 Tonnen kleinere, aber 10 Meter
längere niederländische Panzerschiff Pick Hein. das fünf Jahre jünger als
Siegfried ist, da es 1894 vom Stapel lief. Es ist schade, daß die Engländer
keine Küstenpanzerschiffe in der Größe des Siegfried gebaut haben, um diese
mit unsern Schiffen vergleichen zu können. Daher mußte das holländische
Schiff ähnlicher Art zum Vergleiche benutzt werden. Weiter sagt die Times
von der Siegfriedklasse: „Der Freibord vorn ist gut, und auch die über die
Bordwand überragenden Panzerbrustwehren erheben sich genügend hoch über
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