Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Drittes Vierteljahr.Der Gouvernenrwechsel in der Aapkolonie Aber damit waren die neuen Landerwerbungen noch nicht abgeschlossen. Man sollte hiernach annehmen, daß die englische Bevölkerung Südafrikas Die allgemeine Stimmung im Lande ist nun diesen großen Unterneh¬ Der Gouvernenrwechsel in der Aapkolonie Aber damit waren die neuen Landerwerbungen noch nicht abgeschlossen. Man sollte hiernach annehmen, daß die englische Bevölkerung Südafrikas Die allgemeine Stimmung im Lande ist nun diesen großen Unterneh¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0166" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/220492"/> <fw type="header" place="top"> Der Gouvernenrwechsel in der Aapkolonie</fw><lb/> <p xml:id="ID_685"> Aber damit waren die neuen Landerwerbungen noch nicht abgeschlossen.<lb/> Durch die Augliedernug Bechucmalands an die alten Besitzungen war der Zu¬<lb/> gang zu dem bisher noch nicht erschlossenen Innern des dunkeln Erdteils ge¬<lb/> öffnet. Um das Eude der Robinsonschen Verwaltung erlangte der englische<lb/> Besitz durch die Gründung der britisch-südafrikanischen Charteredgesellschaft und<lb/> durch die günstigen Verträge mit Portugal seiue ungeheure Ausdehnung bis<lb/> in das Herz Afrikas. Schon damals war Herr Rhodes der treibende Hinter¬<lb/> mann bei diesen Erwerbungen; doch hat Sir Hercules in seiner einflußreichen<lb/> Stellung den Bestrebungen seines Freundes kräftige Unterstützung angedeihen<lb/> lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_686"> Man sollte hiernach annehmen, daß die englische Bevölkerung Südafrikas<lb/> den Zurückkehrenden mit allgemeiner Freude wieder aufgenommen Hütte. Dennoch<lb/> ist eher das Gegenteil der Fall gewesen. Sir Hercules stand schon früher in<lb/> dem vielleicht unbegründeten Rufe, daß er es neben seiner Stellung als Gou¬<lb/> verneur nicht verschmähe, gelegentlich ein gutes Geschäft zu machen. In der<lb/> Zwischenzeit, in der er sich vollständig in das außeramtliche Leben zurück¬<lb/> gezogen hatte, traten noch Ereignisse ein, die ihn für sein hohes Verwaltungs¬<lb/> amt gänzlich ungeeignet erscheinen ließen. Besonders schwer fällt bei der Be¬<lb/> urteilung des neuen Gouverneurs der Umstand ins Gewicht, daß er ein lang¬<lb/> jähriger, enger Freund des gegenwärtigen Premierministers ist. Früher konnte<lb/> man gegen dieses Verhältnis nicht viel einwenden, weil es vielleicht rein per¬<lb/> sönlicher Natur war, und Herr Rhodes noch nicht seine gegenwärtige Stellung<lb/> bekleidete; in der Zwischenzeit aber erhielt es einen finanziellen Kitt, der vielen<lb/> Leuten hier nicht behagen will. Sir Hercules benutzte seine Ruhezeit dazu,<lb/> sich in ausgedehntesten Maßstabe an den mächtigsten Land- und Minen¬<lb/> gesellschaften Südafrikas zu beteiligen. Er wurde nicht nur in den Verwal-<lb/> tuugsrat der Stcmdardbauk für Südafrika gewählt, sondern er bekleidete auch<lb/> eine ähnliche Stellung in der de Vccrsschen Diamantengesellschaft in Kimberleh,<lb/> deren lebenslänglicher Gouverneur Herr Rhodes ist. Auch in der Chartered¬<lb/> gesellschaft hat er bedeutende Summen angelegt, und das fabelhafte Steigen<lb/> ihrer Anteilscheine beweist, welche Vorteile sich die Londoner Geldleute von<lb/> seiner künftigen Amtsführung für die genannte Gesellschaft versprechen.</p><lb/> <p xml:id="ID_687" next="#ID_688"> Die allgemeine Stimmung im Lande ist nun diesen großen Unterneh¬<lb/> mungen keineswegs günstig gesinnt, und ihr schädlicher Einfluß wird von allen<lb/> Unbeteiligten anerkannt. Die de Beersgesellschaft hat Kimberlcys Rückgang<lb/> verschuldet, indem sie unter Rhodes Leitung die zahlreichen andern Gesell¬<lb/> schaften zu einer einzigen Mouopolgesellschnft zusammenschweißte. Zur Auf¬<lb/> rechterhaltung guter Diamanteupreise mochte eine solche Verschmelzung eine<lb/> gewisse Berechtigung haben, aber bei der schonungsloser Weise, in der man sie<lb/> ausführte, wurde vielen Einwohnern der bisherige Broterwerb entzogen, und<lb/> die im Vergleich zu früher ziemlich verödete Minenftadt legt ein beredtes Zeugnis</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0166]
Der Gouvernenrwechsel in der Aapkolonie
Aber damit waren die neuen Landerwerbungen noch nicht abgeschlossen.
Durch die Augliedernug Bechucmalands an die alten Besitzungen war der Zu¬
gang zu dem bisher noch nicht erschlossenen Innern des dunkeln Erdteils ge¬
öffnet. Um das Eude der Robinsonschen Verwaltung erlangte der englische
Besitz durch die Gründung der britisch-südafrikanischen Charteredgesellschaft und
durch die günstigen Verträge mit Portugal seiue ungeheure Ausdehnung bis
in das Herz Afrikas. Schon damals war Herr Rhodes der treibende Hinter¬
mann bei diesen Erwerbungen; doch hat Sir Hercules in seiner einflußreichen
Stellung den Bestrebungen seines Freundes kräftige Unterstützung angedeihen
lassen.
Man sollte hiernach annehmen, daß die englische Bevölkerung Südafrikas
den Zurückkehrenden mit allgemeiner Freude wieder aufgenommen Hütte. Dennoch
ist eher das Gegenteil der Fall gewesen. Sir Hercules stand schon früher in
dem vielleicht unbegründeten Rufe, daß er es neben seiner Stellung als Gou¬
verneur nicht verschmähe, gelegentlich ein gutes Geschäft zu machen. In der
Zwischenzeit, in der er sich vollständig in das außeramtliche Leben zurück¬
gezogen hatte, traten noch Ereignisse ein, die ihn für sein hohes Verwaltungs¬
amt gänzlich ungeeignet erscheinen ließen. Besonders schwer fällt bei der Be¬
urteilung des neuen Gouverneurs der Umstand ins Gewicht, daß er ein lang¬
jähriger, enger Freund des gegenwärtigen Premierministers ist. Früher konnte
man gegen dieses Verhältnis nicht viel einwenden, weil es vielleicht rein per¬
sönlicher Natur war, und Herr Rhodes noch nicht seine gegenwärtige Stellung
bekleidete; in der Zwischenzeit aber erhielt es einen finanziellen Kitt, der vielen
Leuten hier nicht behagen will. Sir Hercules benutzte seine Ruhezeit dazu,
sich in ausgedehntesten Maßstabe an den mächtigsten Land- und Minen¬
gesellschaften Südafrikas zu beteiligen. Er wurde nicht nur in den Verwal-
tuugsrat der Stcmdardbauk für Südafrika gewählt, sondern er bekleidete auch
eine ähnliche Stellung in der de Vccrsschen Diamantengesellschaft in Kimberleh,
deren lebenslänglicher Gouverneur Herr Rhodes ist. Auch in der Chartered¬
gesellschaft hat er bedeutende Summen angelegt, und das fabelhafte Steigen
ihrer Anteilscheine beweist, welche Vorteile sich die Londoner Geldleute von
seiner künftigen Amtsführung für die genannte Gesellschaft versprechen.
Die allgemeine Stimmung im Lande ist nun diesen großen Unterneh¬
mungen keineswegs günstig gesinnt, und ihr schädlicher Einfluß wird von allen
Unbeteiligten anerkannt. Die de Beersgesellschaft hat Kimberlcys Rückgang
verschuldet, indem sie unter Rhodes Leitung die zahlreichen andern Gesell¬
schaften zu einer einzigen Mouopolgesellschnft zusammenschweißte. Zur Auf¬
rechterhaltung guter Diamanteupreise mochte eine solche Verschmelzung eine
gewisse Berechtigung haben, aber bei der schonungsloser Weise, in der man sie
ausführte, wurde vielen Einwohnern der bisherige Broterwerb entzogen, und
die im Vergleich zu früher ziemlich verödete Minenftadt legt ein beredtes Zeugnis
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