Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches von denen unmittelbar nach ihrem Erscheinen eine mächtige Wirkung ausgegangen Die Grenzboten hatten aber den besondern Wunsch ausgesprochen, die Marine¬ Wie notwendig das ist, das haben wieder die Reichstagsverhandlungen über Maßgebliches und Unmaßgebliches von denen unmittelbar nach ihrem Erscheinen eine mächtige Wirkung ausgegangen Die Grenzboten hatten aber den besondern Wunsch ausgesprochen, die Marine¬ Wie notwendig das ist, das haben wieder die Reichstagsverhandlungen über <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0447" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/220123"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1789" prev="#ID_1788"> von denen unmittelbar nach ihrem Erscheinen eine mächtige Wirkung ausgegangen<lb/> ist. Der lebhafte Antrieb zum Bau von Kriegsschiffen, den wir seit einer Reihe<lb/> von Jahren nicht nur in den Vereinigten Staaten, deren Seeoffizierkorps Mabur<lb/> angehört, sondern fast bei allen seefahrenden Nationen der Welt wahrnehmen, ist<lb/> durch das Mahansche Buch gewaltig gesteigert, zum guten Teil erst hervorgerufen<lb/> worden. An zahlreichen, der alten und namentlich der neuern Geschichte ent¬<lb/> nommen Beispielen weist Mabur unwiderleglich nach, welchen entscheidenden Ein¬<lb/> fluß die Übergewalt zur See auf den Ausgang von Völkerkämpfen geübt hat, die<lb/> auf Jahrhunderte hinaus die Geschicke von Nationen bestimmt haben. Es ist des¬<lb/> halb ein guter Gedanke der Redaktion der Marinerundschau, dieses bedeutende<lb/> Werk dem deutscheu Publikum auf bequeme Weise zugänglich zu machen; wenn sich<lb/> erst die Mehrzahl der gebildeten Deutschen die Lehren Mahcms zu eigen gemacht<lb/> hat, so wird damit den „Seeinteressen des Reichs" allerdings in hohem Grade<lb/> gedient sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1790"> Die Grenzboten hatten aber den besondern Wunsch ausgesprochen, die Marine¬<lb/> rundschau möchte den spärlichen Quell der Nachrichten über unsre eigne Marine<lb/> etwas reichlicher fließen lassen, denn wenn der Deutsche um der Entwicklung seiner<lb/> Flotte Anteil nehmen soll, dann muß er doch auch gelegentlich etwas über sie er¬<lb/> fahren. Wir sahen deshalb dem Erscheinen der Aprilnummer, mit dem die Rund¬<lb/> schau ihr selbständiges Leben beginnen sollte, mit einiger Spannung entgegen. Aber<lb/> das Heft ließ nicht erkennen, daß nach der von uns gewünschten Seite hin „Ände¬<lb/> rungen bezüglich des Inhalts" eingetreten seien, und wir fürchteten schon, daß die<lb/> Redaktion der Zeitschrift nach wie vor der Ansicht zuneige, es sei den Seeinteressen<lb/> des Reichs nicht förderlich, wenn der Deutsche mit den Schiffen seiner eignen<lb/> Marine genauer bekannt gemacht werde. Da werden wir nun durch das vor<lb/> kurzem hernnsgegebne Maiheft aufs angenehmste enttäuscht. Dieses Heft bringt<lb/> nämlich genauere Mitteilungen über die Panzerschiffe vierter Klasse „Hildebrand,"<lb/> „Heimdall" und „Hagen," vor allem aber über den Kreuzer „Gefion" (mit Ab¬<lb/> bildung). Diese Mitteilungen enthalten so ziemlich das, was man wissen muß,<lb/> um sich von der Art dieser Schiffe eine klare Vorstellung machen zu können, und<lb/> die Ergebnisse der Probefahrten werden in lobenswerter Ausführlichkeit mitgeteilt.<lb/> Besonders zu rühmen ist, daß auch die kleinen Mängel nicht verschwiegen werden,<lb/> die sich bei der Erprobung der Schiffe herausgestellt haben; die Kunst des Schiff¬<lb/> baus steht in Deutschland auf einer so hohen Stufe, daß unsre Marineverwaltung<lb/> sich schon erlauben darf, offen zu sein. Wir beglückwünschen die Marineverwaltung<lb/> zu ihrem Entschlüsse, aus der bisher geübten Zurückhaltung herauszutreten, und<lb/> zweifeln nicht daran, daß die Marinerundschan um das Arsenal werden wird, aus<lb/> dem der bessere Teil der Tagespresse das Rüstzeug nimmt, um damit die Gleich-<lb/> giltigkeit und die Vorurteile des Publikums zu bekämpfen und ein besseres Ver¬<lb/> ständnis für die Bedeutung der Seegewalt anzubahnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1791" next="#ID_1792"> Wie notwendig das ist, das haben wieder die Reichstagsverhandlungen über<lb/> den letzten Marineetat gezeigt. Welches Kraftaufwands hat es von feiten der<lb/> Regierung bedurft, um die Bewilligung der verlangten vier Schiffe durchzusetzen!<lb/> Daß an der Regierungsforderung keine großen Abstriche gemacht worden sind, ist<lb/> wesentlich der ausgezeichneten Rede des Staatssekretärs von Marschall zu danken,<lb/> ^-rotzdem glauben wir, daß die Notwendigkeit einer Flottenverstärkung am schlagendsten<lb/> durch die Rede des Herrn Eugen Richter dargethan worden ist. Diesem Herrn<lb/> ist das gedankenlose Ablehnen jeder die Verstärkung unsrer Wehrkraft bezweckenden<lb/> Regierungsforderung schon längst zur Gewohnheit geworden; das Verwerfliche eines</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0447]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
von denen unmittelbar nach ihrem Erscheinen eine mächtige Wirkung ausgegangen
ist. Der lebhafte Antrieb zum Bau von Kriegsschiffen, den wir seit einer Reihe
von Jahren nicht nur in den Vereinigten Staaten, deren Seeoffizierkorps Mabur
angehört, sondern fast bei allen seefahrenden Nationen der Welt wahrnehmen, ist
durch das Mahansche Buch gewaltig gesteigert, zum guten Teil erst hervorgerufen
worden. An zahlreichen, der alten und namentlich der neuern Geschichte ent¬
nommen Beispielen weist Mabur unwiderleglich nach, welchen entscheidenden Ein¬
fluß die Übergewalt zur See auf den Ausgang von Völkerkämpfen geübt hat, die
auf Jahrhunderte hinaus die Geschicke von Nationen bestimmt haben. Es ist des¬
halb ein guter Gedanke der Redaktion der Marinerundschau, dieses bedeutende
Werk dem deutscheu Publikum auf bequeme Weise zugänglich zu machen; wenn sich
erst die Mehrzahl der gebildeten Deutschen die Lehren Mahcms zu eigen gemacht
hat, so wird damit den „Seeinteressen des Reichs" allerdings in hohem Grade
gedient sein.
Die Grenzboten hatten aber den besondern Wunsch ausgesprochen, die Marine¬
rundschau möchte den spärlichen Quell der Nachrichten über unsre eigne Marine
etwas reichlicher fließen lassen, denn wenn der Deutsche um der Entwicklung seiner
Flotte Anteil nehmen soll, dann muß er doch auch gelegentlich etwas über sie er¬
fahren. Wir sahen deshalb dem Erscheinen der Aprilnummer, mit dem die Rund¬
schau ihr selbständiges Leben beginnen sollte, mit einiger Spannung entgegen. Aber
das Heft ließ nicht erkennen, daß nach der von uns gewünschten Seite hin „Ände¬
rungen bezüglich des Inhalts" eingetreten seien, und wir fürchteten schon, daß die
Redaktion der Zeitschrift nach wie vor der Ansicht zuneige, es sei den Seeinteressen
des Reichs nicht förderlich, wenn der Deutsche mit den Schiffen seiner eignen
Marine genauer bekannt gemacht werde. Da werden wir nun durch das vor
kurzem hernnsgegebne Maiheft aufs angenehmste enttäuscht. Dieses Heft bringt
nämlich genauere Mitteilungen über die Panzerschiffe vierter Klasse „Hildebrand,"
„Heimdall" und „Hagen," vor allem aber über den Kreuzer „Gefion" (mit Ab¬
bildung). Diese Mitteilungen enthalten so ziemlich das, was man wissen muß,
um sich von der Art dieser Schiffe eine klare Vorstellung machen zu können, und
die Ergebnisse der Probefahrten werden in lobenswerter Ausführlichkeit mitgeteilt.
Besonders zu rühmen ist, daß auch die kleinen Mängel nicht verschwiegen werden,
die sich bei der Erprobung der Schiffe herausgestellt haben; die Kunst des Schiff¬
baus steht in Deutschland auf einer so hohen Stufe, daß unsre Marineverwaltung
sich schon erlauben darf, offen zu sein. Wir beglückwünschen die Marineverwaltung
zu ihrem Entschlüsse, aus der bisher geübten Zurückhaltung herauszutreten, und
zweifeln nicht daran, daß die Marinerundschan um das Arsenal werden wird, aus
dem der bessere Teil der Tagespresse das Rüstzeug nimmt, um damit die Gleich-
giltigkeit und die Vorurteile des Publikums zu bekämpfen und ein besseres Ver¬
ständnis für die Bedeutung der Seegewalt anzubahnen.
Wie notwendig das ist, das haben wieder die Reichstagsverhandlungen über
den letzten Marineetat gezeigt. Welches Kraftaufwands hat es von feiten der
Regierung bedurft, um die Bewilligung der verlangten vier Schiffe durchzusetzen!
Daß an der Regierungsforderung keine großen Abstriche gemacht worden sind, ist
wesentlich der ausgezeichneten Rede des Staatssekretärs von Marschall zu danken,
^-rotzdem glauben wir, daß die Notwendigkeit einer Flottenverstärkung am schlagendsten
durch die Rede des Herrn Eugen Richter dargethan worden ist. Diesem Herrn
ist das gedankenlose Ablehnen jeder die Verstärkung unsrer Wehrkraft bezweckenden
Regierungsforderung schon längst zur Gewohnheit geworden; das Verwerfliche eines
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