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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Zweites Vierteljahr.

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Er wies auf Krischans breiten Rücken.

hast du den ersten von meinen Sklaven; gleichzeitig den ältesten. Er
war als junger Kerl schon bei meinem Vater auf dem Hofe. Die andern wirst
vu nachher in eoipors aufziehen sehen. Fährt es sich nicht fein in unsrer
Kalesche? Modern ist sie ja nicht sehr; aber die Federn sind gut, und
zu Ehre ""^ ^"^ überzogen und angemalt haben wir sie jetzt dir

Margarete nickte und strich mit der L)and über das dunkelgrüne Tuch.
Sehr schön, sagte sie. ' ^ °

Und fein gehen unsre Füchse, was? Ein paar tüchtige Kerle. Krischans
^tolz^und Wonne.

Sehr schon, sagte Margarete. Aber ich verstehe nichts von Pferden.

Kann ich mir denken. Liebchen; brauchst du auch noch nicht. Aber von
ver Landschaft verstehst du was. Sieh dir einmal die Gegend an. da rechts
ven kleinen Höhenzug und den Wald, ob das nicht hübsch ist. Man nennt
^le Strecke hier herum, besonders aber zum Malchiner und Kummerower See
M die Mecklenburgische Schweiz. Gleich Schweiz! Wir bilden uns nämlich
auf das b,sehen Hügelland, das wir hier haben, riesig viel ein. Hoch zu
Neigen braucht man ja in ganz Mecklenburg nicht. Aber hübsch ist es. das
nutzt du doch zugeben, was?

>ehr hübsch, sagte Margarete.

Er sah sie von der Seite an. Sehr hübsch — sehr schön — eine recht
anregende Art. auf die Unterhaltung einzugehen. Und in so einem matten,
ergebner Ton. der andeutete: Was soll ich sonst antworten? Es ist ja alles
einerlei. Und aus dieser Tonart ging es nun schon tagelang, seit der großen
^lussprechnng": keine Heftigkeit, keine Abwehr, kein Versagen. Aber eine
Duldung, die mehr verweigerte als ein leidenschaftliches Nein. Sollte das
die Art sein, auf die sie es rin ihm „versuchte"? Dabei konnte nicht viel Ge¬
scheites herauskommen. Er seufzte leise. Geduld! tröstete er sich dann
wieder selbst.

Ohne ferner ihre eintönigen Antworten abzuwarten, plauderte er nun
weiter, nannte ihr die Namen der „Berge," machte sie auf diese Aussicht, auf
jenen Durchblick aufmerksam, freute sich über deu herrliche» Abend, dessen stern-
dnrchfunkelte Dämmerung tiefer und tiefer sank, und brach erst ab, als am
Ende der langen, prachtvollen Lindenallee, durch die sie jetzt fuhren, ein selt¬
enes, farbiges Leuchten auftauchte.

Was ist das da bei uns? fragte er. sich vorbeugend.

Krischan schraubte sich bald zurück.

De Awerraschung, murmelte er geheimnisvoll, mit aufgerissenen Augen.

... was! — Siehst du, Kindchen, das sind wir nämlich, da unten. Das
l?l ^mdenhof. Das hier herum gehört alles dazu; jetzt kannst du die Um¬
gebung nicht mehr genau erkennen. — Aber was hat der Junge gemacht?
°6 glänzt ja nur fil!-

kick schnalzte mit der Zunge; die Füchse griffen stärker aus. Ordeut
m,is s "'^ ^""6 ihr Getrappel unter den dichten, mächtigen Baumkronen, die
it>s>- ^ Tage keinen Sonnenstrahl durchlassen mochten. Jetzt herrschte
".^^""tel. Aber größer wuchs der farbige Glanz, wurde Heller, deutlicher.
D erkennbar. Papierlaternchen waren es. eine Unzahl Papierlaternchen.
ganze Haus war besetzt damit; unter der Dachfirst hin, um jeden Fenster-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_219675/435>, abgerufen am 30.12.2024.