Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Erstes Vierteljahr.Zur Kenntnis der englischen ^veltpolitik nialkouferenz, die letzten Sommer auf Einladung der kanadischen Regierung Während die politische und wirtschaftliche Bedeutung des pazifischen Kabels ") Die Dampfer ver Peniusular- und Orientalgescllschast brauchen durchschnittlich
U4'/" Tage ron England nach Sydney. Zur Kenntnis der englischen ^veltpolitik nialkouferenz, die letzten Sommer auf Einladung der kanadischen Regierung Während die politische und wirtschaftliche Bedeutung des pazifischen Kabels ") Die Dampfer ver Peniusular- und Orientalgescllschast brauchen durchschnittlich
U4'/„ Tage ron England nach Sydney. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0211" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/219213"/> <fw type="header" place="top"> Zur Kenntnis der englischen ^veltpolitik</fw><lb/> <p xml:id="ID_605" prev="#ID_604"> nialkouferenz, die letzten Sommer auf Einladung der kanadischen Regierung<lb/> in Ottawa tagte — Kanada, die Kapwlonie, Neuseeland nud die australischen<lb/> Kolonien, anßer West- und Nordaustralien, waren vertreten —, ist ans den<lb/> Patriotischen Phrasen besonders der Kern dieser ans neue Verbindungen ge¬<lb/> richteten Pläne herauszuschälen. Die Verhandlungsgegenstände dieser Vereini¬<lb/> gung von Staatsmännern waren folgende drei, die die kanadische Regierung<lb/> vorgeschlagen hatte: 1. die Anlegung eines pazifischen Kabels von der Van-<lb/> evuveriusel, also der Westküste Kanadas, nach Australien; 2. die Schaffung<lb/> eines Schnellpostverkehrs zwischen England und Australien über Kanada und<lb/> die engern Beziehungen zwischen den englischen Kolonien und dem Mutter¬<lb/> lande und den Kolonien unter einander. Natürlich ist der dritte Gegen¬<lb/> stand der eigentliche Grund der Veratungen gewesen. Die beiden andern<lb/> sind aber ebenfalls nicht zu unterschätzen. Wenn anch ein transpazifisches<lb/> Kabel und kanadische Pvstdainpferlinien nicht im Handumdrehen zu schaffen<lb/> sind: wenn sie notwendig geworden sein werden, werden sie ins Leben treten.<lb/> Gerade die von weither angelegten Pläne sind England fast immer gelungen,<lb/> weil die andern nicht soweit schauten. Bei dem Kabel wurde das Haupt¬<lb/> gewicht daraus gelegt, daß es unter ausschließlich englischer Leitung bleibe,<lb/> weshalb das Mutterland Schritte thun solle, um einen neutralen Landnngs-<lb/> Platz im Archipel von Hawaii zu sichern; Kanada, die australischen Kolonien<lb/> und England sollen dann die Kosten der vorbereitenden Vermessungen über¬<lb/> nehmen. Zugleich soll von vornherein die Fortsetzung des Kabels von Austra¬<lb/> lien nach Südafrika ins Auge gefaßt und mit den vorbereitenden Erhebungen<lb/> auch auf dieser Strecke schon begonnen werden. Das wäre der Kabelring um<lb/> die Erde, der nur englischen Besitz verknüpfte. Ans die Richtung, in der das<lb/> Kabel gelegt werden soll, kommen wir noch zurück. Hier genügt es, noch zu<lb/> bemerken, daß die Länge von Vancouver über eine Insel der hawaiischen Gruppe<lb/> nach Bowen in Queensland in runder Summe 10000 Kilometer (0300 eng¬<lb/> lische Meilen) nud die Kosten 40 Millionen Mark betragen würden.</p><lb/> <p xml:id="ID_606" next="#ID_607"> Während die politische und wirtschaftliche Bedeutung des pazifischen Kabels<lb/> zwischen Nordwestamerika und Australien in die Augen springt, ist der zweite<lb/> Gegenstand, mit dem sich die Konferenz beschäftigte, weniger großartig. Es<lb/> sollen Postdampferliuien mit Unterstützung des Mutterlandes zwischen Kanada<lb/> und Australien und Kanada und England geschaffen und dadurch ein direkter<lb/> Schnellverkehr zwischen England und Australien über Kanada ins Leben ge¬<lb/> rufen werden. Eine wahrscheinlich optimistische Schätzung nimmt an, daß mit<lb/> Hilfe der kanadischen Pazisiebahn der Weg zwischen England und Sydney in<lb/> 28 Tagen zurückgelegt werden konnte.'") Mit einem Kapital von 60 Millionen</p><lb/> <note xml:id="FID_34" place="foot"> ") Die Dampfer ver Peniusular- und Orientalgescllschast brauchen durchschnittlich<lb/> U4'/„ Tage ron England nach Sydney.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0211]
Zur Kenntnis der englischen ^veltpolitik
nialkouferenz, die letzten Sommer auf Einladung der kanadischen Regierung
in Ottawa tagte — Kanada, die Kapwlonie, Neuseeland nud die australischen
Kolonien, anßer West- und Nordaustralien, waren vertreten —, ist ans den
Patriotischen Phrasen besonders der Kern dieser ans neue Verbindungen ge¬
richteten Pläne herauszuschälen. Die Verhandlungsgegenstände dieser Vereini¬
gung von Staatsmännern waren folgende drei, die die kanadische Regierung
vorgeschlagen hatte: 1. die Anlegung eines pazifischen Kabels von der Van-
evuveriusel, also der Westküste Kanadas, nach Australien; 2. die Schaffung
eines Schnellpostverkehrs zwischen England und Australien über Kanada und
die engern Beziehungen zwischen den englischen Kolonien und dem Mutter¬
lande und den Kolonien unter einander. Natürlich ist der dritte Gegen¬
stand der eigentliche Grund der Veratungen gewesen. Die beiden andern
sind aber ebenfalls nicht zu unterschätzen. Wenn anch ein transpazifisches
Kabel und kanadische Pvstdainpferlinien nicht im Handumdrehen zu schaffen
sind: wenn sie notwendig geworden sein werden, werden sie ins Leben treten.
Gerade die von weither angelegten Pläne sind England fast immer gelungen,
weil die andern nicht soweit schauten. Bei dem Kabel wurde das Haupt¬
gewicht daraus gelegt, daß es unter ausschließlich englischer Leitung bleibe,
weshalb das Mutterland Schritte thun solle, um einen neutralen Landnngs-
Platz im Archipel von Hawaii zu sichern; Kanada, die australischen Kolonien
und England sollen dann die Kosten der vorbereitenden Vermessungen über¬
nehmen. Zugleich soll von vornherein die Fortsetzung des Kabels von Austra¬
lien nach Südafrika ins Auge gefaßt und mit den vorbereitenden Erhebungen
auch auf dieser Strecke schon begonnen werden. Das wäre der Kabelring um
die Erde, der nur englischen Besitz verknüpfte. Ans die Richtung, in der das
Kabel gelegt werden soll, kommen wir noch zurück. Hier genügt es, noch zu
bemerken, daß die Länge von Vancouver über eine Insel der hawaiischen Gruppe
nach Bowen in Queensland in runder Summe 10000 Kilometer (0300 eng¬
lische Meilen) nud die Kosten 40 Millionen Mark betragen würden.
Während die politische und wirtschaftliche Bedeutung des pazifischen Kabels
zwischen Nordwestamerika und Australien in die Augen springt, ist der zweite
Gegenstand, mit dem sich die Konferenz beschäftigte, weniger großartig. Es
sollen Postdampferliuien mit Unterstützung des Mutterlandes zwischen Kanada
und Australien und Kanada und England geschaffen und dadurch ein direkter
Schnellverkehr zwischen England und Australien über Kanada ins Leben ge¬
rufen werden. Eine wahrscheinlich optimistische Schätzung nimmt an, daß mit
Hilfe der kanadischen Pazisiebahn der Weg zwischen England und Sydney in
28 Tagen zurückgelegt werden konnte.'") Mit einem Kapital von 60 Millionen
") Die Dampfer ver Peniusular- und Orientalgescllschast brauchen durchschnittlich
U4'/„ Tage ron England nach Sydney.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |