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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr.

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Line neue Rarte des deutschen Reichs

Geschäft, freilich mit immer sinkender Bedeutung, bis in unser Jahrhundert
herein sortgesetzt. Das geographische Institut in Weimar, 1791 gegründet,
hat ebenfalls viele brauchbare Karten geliefert und sein Dasein, zuletzt aller¬
dings kümmerlich, bis in unsre Tage gefristet. Da in unserm Jahrhundert
die topographische Darstellung der Kulturstaaten in vielblüttrigen Kartenwerken
bald als Ausgabe dieser Staaten erkannt wurde, so haben sich jene geogra¬
phischen Anstalten bald fast ganz den geographischen Karten zugewandt,
Atlaskarten und Handkarten von Ländern und Erdteilen. Keine der geo¬
graphischen Anstalten hat mehr Nutzen gestiftet, als die von Justus Perthes
(f 1816) in Gotha gegründete, die uns den bis heute in fortwährender Um¬
arbeitung, Ergänzung und Erneuerung begriffnen "großen Stieler," das
tttMclai'ä mort der wissenschaftlichen kartographischen Weltlitteratur gegeben,
und die sich durch unermüdliche Verarbeitung und Verwertung aller neuen
geographischen Aufnahmen in wenig erforschten Ländern den Ehrennamen des
"Generalstabs der Erde" erworben hat: bei dem langjährigen wissenschaftlichen
Leiter, August Petermann, dem "größten Agitator in Sachen der Geographie,"
haben fiel) "alle Nationen der Erde Rats erholt," wenn wichtige geographische
Aufgaben an sie herantraten, und heute wie vor zwanzig, dreißig und vierzig
Jahren, ist die Anstalt von Justus Perthes die hervorrngei"böte geographische
Zentralstelle.

Einer der Meister dieser Anstalt, die an der Fortführung der immer
noch so genannten Stielerischcn Kartensammlung arbeiten, Dr. C. Vogel, hat
es im Verein mit dem geschäftlichen Leiter des Hauses, Hofrat B. Perthes,
vor Jahren unternommen, die erste Karte des deutschen Reichs in größerm
Maßstabe, nämlich im Längenmaßstab 1:500000 (1 Inn Feldlänge ist auf
der Karte durch die Strecke 2 nun dargestellt) zu entwerfen, und sein Werk
liegt nun in den in rascher Folge ausgegebnen 27 Blättern der in der Über¬
schrift genannten Karte vor (in 14 Lieferungen zu je 3 Mary; ein volles
Jahrzehnt ist ein ganzer Stab von Zeichnern und Stechern an diesem Unter¬
nehmen beschäftigt gewesen. In andern Ländern wurden und werden "eben
den großen topographischen Spezialkarten in den Maßstäben 1 :20000 bis
1: 100000 auch amtliche Übersichtskarten in kleinern Maßstäben von den
Staatsbehörden ausgegeben: in Österreich-Ungarn z. B. wird im militär¬
geographischen Institut neben der großen, vor einigen Jahren beendigten und
jetzt bereits "in Reambulirung begriffnen" Spezialkarte der Monarchie im
Maßstab 1 : 75000 noch eine Generalkarte von Mitteleuropa im Maßstab
1 : 200000 und eine Übersichtskarte im Maßstab 1: 750000 bearbeitet. Frank¬
reich hat neben der (Ärw as ?iÄNoe in dem Maßstab 1: 80000 und der
Karte in 1:100000 eine Militärkarte in 1:500000 und in 15 Blättern
seit bald zwanzig Jahren; denselben Maßstab hat eine Übersichtskarte von
Italien als Reduktion der schönen Spezialkarte in 1 : 100000, die das militär-


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Geschäft, freilich mit immer sinkender Bedeutung, bis in unser Jahrhundert
herein sortgesetzt. Das geographische Institut in Weimar, 1791 gegründet,
hat ebenfalls viele brauchbare Karten geliefert und sein Dasein, zuletzt aller¬
dings kümmerlich, bis in unsre Tage gefristet. Da in unserm Jahrhundert
die topographische Darstellung der Kulturstaaten in vielblüttrigen Kartenwerken
bald als Ausgabe dieser Staaten erkannt wurde, so haben sich jene geogra¬
phischen Anstalten bald fast ganz den geographischen Karten zugewandt,
Atlaskarten und Handkarten von Ländern und Erdteilen. Keine der geo¬
graphischen Anstalten hat mehr Nutzen gestiftet, als die von Justus Perthes
(f 1816) in Gotha gegründete, die uns den bis heute in fortwährender Um¬
arbeitung, Ergänzung und Erneuerung begriffnen „großen Stieler," das
tttMclai'ä mort der wissenschaftlichen kartographischen Weltlitteratur gegeben,
und die sich durch unermüdliche Verarbeitung und Verwertung aller neuen
geographischen Aufnahmen in wenig erforschten Ländern den Ehrennamen des
„Generalstabs der Erde" erworben hat: bei dem langjährigen wissenschaftlichen
Leiter, August Petermann, dem „größten Agitator in Sachen der Geographie,"
haben fiel) „alle Nationen der Erde Rats erholt," wenn wichtige geographische
Aufgaben an sie herantraten, und heute wie vor zwanzig, dreißig und vierzig
Jahren, ist die Anstalt von Justus Perthes die hervorrngei»böte geographische
Zentralstelle.

Einer der Meister dieser Anstalt, die an der Fortführung der immer
noch so genannten Stielerischcn Kartensammlung arbeiten, Dr. C. Vogel, hat
es im Verein mit dem geschäftlichen Leiter des Hauses, Hofrat B. Perthes,
vor Jahren unternommen, die erste Karte des deutschen Reichs in größerm
Maßstabe, nämlich im Längenmaßstab 1:500000 (1 Inn Feldlänge ist auf
der Karte durch die Strecke 2 nun dargestellt) zu entwerfen, und sein Werk
liegt nun in den in rascher Folge ausgegebnen 27 Blättern der in der Über¬
schrift genannten Karte vor (in 14 Lieferungen zu je 3 Mary; ein volles
Jahrzehnt ist ein ganzer Stab von Zeichnern und Stechern an diesem Unter¬
nehmen beschäftigt gewesen. In andern Ländern wurden und werden »eben
den großen topographischen Spezialkarten in den Maßstäben 1 :20000 bis
1: 100000 auch amtliche Übersichtskarten in kleinern Maßstäben von den
Staatsbehörden ausgegeben: in Österreich-Ungarn z. B. wird im militär¬
geographischen Institut neben der großen, vor einigen Jahren beendigten und
jetzt bereits „in Reambulirung begriffnen" Spezialkarte der Monarchie im
Maßstab 1 : 75000 noch eine Generalkarte von Mitteleuropa im Maßstab
1 : 200000 und eine Übersichtskarte im Maßstab 1: 750000 bearbeitet. Frank¬
reich hat neben der (Ärw as ?iÄNoe in dem Maßstab 1: 80000 und der
Karte in 1:100000 eine Militärkarte in 1:500000 und in 15 Blättern
seit bald zwanzig Jahren; denselben Maßstab hat eine Übersichtskarte von
Italien als Reduktion der schönen Spezialkarte in 1 : 100000, die das militär-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215723/634>, abgerufen am 04.07.2024.