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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr.

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sollten suchen, Ungko-Jndien wirklich unangreifbar zu macheu, nicht, indem sie,
wie schon so oft, Millionen über Millionen in die bodenlosen Taschen der
Afghanen und Perser versenken, souderu durch Vermehrung ihrer eignen Streit¬
kräfte. Der Stärke eines Juvasiousheeres ist ja durch die natürlichen Ver¬
hältnisse eine Grenze gesetzt, und es liegt somit in der Macht des Verteidigers,
sich auch die Überlegenheit der Zahl zu sichern. Aber die Masse des britischen
Volks wiegt sich nach wie vor in dem Traume, daß es im Falle eines Kriegs
immer noch früh genug sei, die nötigen Heere zu schaffen. Sie glaubt wirklich
mit einem ihrer besten Geschichtschreiber, daß, "wenn sich die russischen Adler
dem Indus näherten, die indischen Truppen im Augenblick auf eine halbe
Million vermehrt werden könnten." Die große Wahrheit, daß in unsrer Zeit
das Geheimnis kriegerischer Erfolge in der organisatorischen Arbeit des
Friedens liegt, ist dem englischen Geiste noch nicht aufgegangen. Vielleicht
behält jener alte britische General Recht, der uns, seinen deutschen Freunden
gegenüber, stets wiederholte: "Wir werden nicht klug, ehe wir nicht einmal
tüchtige Prügel bekommen haben!"




(Line neue Karte des deutschen Reichs

cwiß haben viele Leser der Grenzboten im letzten Sommer die
Worte des Franzosen mit dem uufranzösischen Namen über
deutsch-französische Geistesbeziehnngen ebenso interessant ge¬
funden, wie der Verfasser dieser Zeilen. Wenn aber Herr
Nuysseu sagt: ^vus xg,880N8 pour us xg,8 sa-voir 1a g'<5c>Arg,p!ii0:
nous poure-Me 81 bien prolltö als8 niöttiocles ä<z Xispölt, cle ^U8tu8
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der zweite Teil des Satzes bei uns einigem Kopfschütteln begegnen; ja was sind
wohl die geographischen Methoden des seligen Justus Perthes?

Es hat eine Zeit gegeben, wo mit einigem Recht die Geodäsie und die
anschließenden Fächer, praktische Astronomie (geographische Ortsbestimmung)
und Kartographie als 8oiM<zö toutg trg.n<?iÜ86 bezeichnet werden konnte". Aus
der Zeit, da sich die französische Akademie durch die beiden großen Grad-
mesfnngsexpeditioneu nach Peru und nach Lappland unvergänglichen Ruhm:
erwarb, stammte besonders jenes französische Übergewicht in der Geodäsie.
Die wenig spätere Karte von Frankreich von Cassini de Thury, ein Staunens-


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sollten suchen, Ungko-Jndien wirklich unangreifbar zu macheu, nicht, indem sie,
wie schon so oft, Millionen über Millionen in die bodenlosen Taschen der
Afghanen und Perser versenken, souderu durch Vermehrung ihrer eignen Streit¬
kräfte. Der Stärke eines Juvasiousheeres ist ja durch die natürlichen Ver¬
hältnisse eine Grenze gesetzt, und es liegt somit in der Macht des Verteidigers,
sich auch die Überlegenheit der Zahl zu sichern. Aber die Masse des britischen
Volks wiegt sich nach wie vor in dem Traume, daß es im Falle eines Kriegs
immer noch früh genug sei, die nötigen Heere zu schaffen. Sie glaubt wirklich
mit einem ihrer besten Geschichtschreiber, daß, „wenn sich die russischen Adler
dem Indus näherten, die indischen Truppen im Augenblick auf eine halbe
Million vermehrt werden könnten." Die große Wahrheit, daß in unsrer Zeit
das Geheimnis kriegerischer Erfolge in der organisatorischen Arbeit des
Friedens liegt, ist dem englischen Geiste noch nicht aufgegangen. Vielleicht
behält jener alte britische General Recht, der uns, seinen deutschen Freunden
gegenüber, stets wiederholte: „Wir werden nicht klug, ehe wir nicht einmal
tüchtige Prügel bekommen haben!"




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cwiß haben viele Leser der Grenzboten im letzten Sommer die
Worte des Franzosen mit dem uufranzösischen Namen über
deutsch-französische Geistesbeziehnngen ebenso interessant ge¬
funden, wie der Verfasser dieser Zeilen. Wenn aber Herr
Nuysseu sagt: ^vus xg,880N8 pour us xg,8 sa-voir 1a g'<5c>Arg,p!ii0:
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der zweite Teil des Satzes bei uns einigem Kopfschütteln begegnen; ja was sind
wohl die geographischen Methoden des seligen Justus Perthes?

Es hat eine Zeit gegeben, wo mit einigem Recht die Geodäsie und die
anschließenden Fächer, praktische Astronomie (geographische Ortsbestimmung)
und Kartographie als 8oiM<zö toutg trg.n<?iÜ86 bezeichnet werden konnte». Aus
der Zeit, da sich die französische Akademie durch die beiden großen Grad-
mesfnngsexpeditioneu nach Peru und nach Lappland unvergänglichen Ruhm:
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Die wenig spätere Karte von Frankreich von Cassini de Thury, ein Staunens-


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[0632] Line neue Karte des deutschen Reichs sollten suchen, Ungko-Jndien wirklich unangreifbar zu macheu, nicht, indem sie, wie schon so oft, Millionen über Millionen in die bodenlosen Taschen der Afghanen und Perser versenken, souderu durch Vermehrung ihrer eignen Streit¬ kräfte. Der Stärke eines Juvasiousheeres ist ja durch die natürlichen Ver¬ hältnisse eine Grenze gesetzt, und es liegt somit in der Macht des Verteidigers, sich auch die Überlegenheit der Zahl zu sichern. Aber die Masse des britischen Volks wiegt sich nach wie vor in dem Traume, daß es im Falle eines Kriegs immer noch früh genug sei, die nötigen Heere zu schaffen. Sie glaubt wirklich mit einem ihrer besten Geschichtschreiber, daß, „wenn sich die russischen Adler dem Indus näherten, die indischen Truppen im Augenblick auf eine halbe Million vermehrt werden könnten." Die große Wahrheit, daß in unsrer Zeit das Geheimnis kriegerischer Erfolge in der organisatorischen Arbeit des Friedens liegt, ist dem englischen Geiste noch nicht aufgegangen. Vielleicht behält jener alte britische General Recht, der uns, seinen deutschen Freunden gegenüber, stets wiederholte: „Wir werden nicht klug, ehe wir nicht einmal tüchtige Prügel bekommen haben!" (Line neue Karte des deutschen Reichs cwiß haben viele Leser der Grenzboten im letzten Sommer die Worte des Franzosen mit dem uufranzösischen Namen über deutsch-französische Geistesbeziehnngen ebenso interessant ge¬ funden, wie der Verfasser dieser Zeilen. Wenn aber Herr Nuysseu sagt: ^vus xg,880N8 pour us xg,8 sa-voir 1a g'<5c>Arg,p!ii0: nous poure-Me 81 bien prolltö als8 niöttiocles ä<z Xispölt, cle ^U8tu8 I'srtliöjz Pt'mio MÄi80» Ällsnmnll'ö no^ven 1'an äsrnior avse un in8time <ZcU'wArg.pIn<zns trlMh!Ü8 ig, vonteetion et'uno earth ac 1'^.lleingMe.. so wird der zweite Teil des Satzes bei uns einigem Kopfschütteln begegnen; ja was sind wohl die geographischen Methoden des seligen Justus Perthes? Es hat eine Zeit gegeben, wo mit einigem Recht die Geodäsie und die anschließenden Fächer, praktische Astronomie (geographische Ortsbestimmung) und Kartographie als 8oiM<zö toutg trg.n<?iÜ86 bezeichnet werden konnte». Aus der Zeit, da sich die französische Akademie durch die beiden großen Grad- mesfnngsexpeditioneu nach Peru und nach Lappland unvergänglichen Ruhm: erwarb, stammte besonders jenes französische Übergewicht in der Geodäsie. Die wenig spätere Karte von Frankreich von Cassini de Thury, ein Staunens-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215723/632>, abgerufen am 22.07.2024.