Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr.?mis ^.n^Il^e England völlig wehrlos dn; nicht einmal Handelsverträge kann es schließen, so Unter diesen Umständen sieht sich England darauf angewiesen, Ersatz für Bei dieser Lage der Dinge sind es vorzugsweise zwei Streitfragen, die ?mis ^.n^Il^e England völlig wehrlos dn; nicht einmal Handelsverträge kann es schließen, so Unter diesen Umständen sieht sich England darauf angewiesen, Ersatz für Bei dieser Lage der Dinge sind es vorzugsweise zwei Streitfragen, die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0059" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/215783"/> <fw type="header" place="top"> ?mis ^.n^Il^e</fw><lb/> <p xml:id="ID_145" prev="#ID_144"> England völlig wehrlos dn; nicht einmal Handelsverträge kann es schließen, so<lb/> gern es, seinen Grundsätze» zuwider, welche schließen möchte, weil es ja schon<lb/> alles hingegeben und daher nichts mehr zu bieten hat. Denn mit Vorstel¬<lb/> lungen und Protesten ist natürlich nichts zu erlangen. Die Lächerlichkeit solcher<lb/> Vorstellungen — im Munde dieser rücksichtslosen, kalten Geschäftsleute nehmen<lb/> sie sich doppelt lächerlich aus — hat Lord Salisbury am 4. März 1891 bei<lb/> einem Handelskammerdiner mit den Worten bloßgestellt: „Tnriffrcigcn sind die<lb/> denkbar nngüustigste Gelegenheit zur Entfaltung von Überredungskünsten. Wenn<lb/> eine auswärtige Macht ihren Tarif erhöht, so thut sie das, um unsre Waren<lb/> auszuschließen, und wenn wir ihr in vorwurfsvollem Tone sagen: Aber da<lb/> wird ja unsern Waren der Zugang versperrt! so antwortet sie: Sehr ver¬<lb/> bunden! danke bestens! das ist es ja gerade, was ich beabsichtige!" Ein<lb/> Handelsvertrag ist ein Schacher; wer kein Tauschobjekt in der Hand hat, kann<lb/> sich nicht darauf einlassen. Endlich, und das ist vielleicht die für die Herren<lb/> vom Cobdenklub allerbetrübcndste Thatsache, haben die Vollblutengländer in<lb/> den Kolonien nichts eiligcrs zu thun gehabt, als sich gegen alle Welt, namentlich<lb/> anch gegen das Mutterland und gegen einander, durch Schutzzölle abzusperren<lb/> und durch rasche Entwicklung ihrer eignen Industrie Konkurrenten des Mutter¬<lb/> landes zu werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_146"> Unter diesen Umständen sieht sich England darauf angewiesen, Ersatz für<lb/> den Ausfall in der Erweiterung seines Absatzgebiets in Ostasien und in seinen<lb/> Kronkolonien zu suchen. Seine Ausfuhr dahin ist jn nun auch wirklich in<lb/> den letzten Jahren gestiegen. Allein allzu sanguinische Hoffnungen werden die<lb/> Engländer selbst nicht auf jene Gegenden setzen, denn, was Fuchs nicht er¬<lb/> wähnt, Ostasten fängt an, sich gegen die Beglückung mit englischen „Kultur¬<lb/> gütern" energisch zu sträuben, und Indien ist augenblicklich, mit der 8a,den'all/<lb/> Il.6visv zu sprechen, eine Pulverniedcrlage, in der Narren und Fanatiker mit<lb/> brennenden Fackeln herumrennen; schon in mehreren Nummern hat die ge¬<lb/> nannte Wochenschrift gemahnt, man möge doch ja die dort drohenden Ge¬<lb/> fahren nicht unterschätzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_147" next="#ID_148"> Bei dieser Lage der Dinge sind es vorzugsweise zwei Streitfragen, die<lb/> die englischen Handelspolitiker beschäftigen. Die eine ist, ob man nicht zu<lb/> einem gemäßigten Schutzzollsystem zurückkehren, ob man nicht wenigstens<lb/> Kampfzölle zur Erreichung von Handelsverträgen einführen solle. Um dem<lb/> nationalen Vorurteil Rechnung zu tragen, nennen das die Befürworter einer<lb/> solchen Schwenkung bekanntlich nicht Zollschutz (protvotion), sondern tÄir traäe,<lb/> Ausgleich der künstlich geschaffne» Unbilligkeiten und Ungerechtigkeiten im inter¬<lb/> nationalen Handelsverkehr; in der?-ur?r»as I^a^us haben sie sich ein Organ<lb/> geschaffen. Die Hauptschwierigkeit, die sich ihren Bestrebungen entgegenstellt,<lb/> besteht darin, daß gerade die konservativen Landwirte die eifrigsten Fairtraders<lb/> sind, daß aber die Gefahr einer Lebensinittelverteueruug sämtliche Arbeiter zu</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0059]
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England völlig wehrlos dn; nicht einmal Handelsverträge kann es schließen, so
gern es, seinen Grundsätze» zuwider, welche schließen möchte, weil es ja schon
alles hingegeben und daher nichts mehr zu bieten hat. Denn mit Vorstel¬
lungen und Protesten ist natürlich nichts zu erlangen. Die Lächerlichkeit solcher
Vorstellungen — im Munde dieser rücksichtslosen, kalten Geschäftsleute nehmen
sie sich doppelt lächerlich aus — hat Lord Salisbury am 4. März 1891 bei
einem Handelskammerdiner mit den Worten bloßgestellt: „Tnriffrcigcn sind die
denkbar nngüustigste Gelegenheit zur Entfaltung von Überredungskünsten. Wenn
eine auswärtige Macht ihren Tarif erhöht, so thut sie das, um unsre Waren
auszuschließen, und wenn wir ihr in vorwurfsvollem Tone sagen: Aber da
wird ja unsern Waren der Zugang versperrt! so antwortet sie: Sehr ver¬
bunden! danke bestens! das ist es ja gerade, was ich beabsichtige!" Ein
Handelsvertrag ist ein Schacher; wer kein Tauschobjekt in der Hand hat, kann
sich nicht darauf einlassen. Endlich, und das ist vielleicht die für die Herren
vom Cobdenklub allerbetrübcndste Thatsache, haben die Vollblutengländer in
den Kolonien nichts eiligcrs zu thun gehabt, als sich gegen alle Welt, namentlich
anch gegen das Mutterland und gegen einander, durch Schutzzölle abzusperren
und durch rasche Entwicklung ihrer eignen Industrie Konkurrenten des Mutter¬
landes zu werden.
Unter diesen Umständen sieht sich England darauf angewiesen, Ersatz für
den Ausfall in der Erweiterung seines Absatzgebiets in Ostasien und in seinen
Kronkolonien zu suchen. Seine Ausfuhr dahin ist jn nun auch wirklich in
den letzten Jahren gestiegen. Allein allzu sanguinische Hoffnungen werden die
Engländer selbst nicht auf jene Gegenden setzen, denn, was Fuchs nicht er¬
wähnt, Ostasten fängt an, sich gegen die Beglückung mit englischen „Kultur¬
gütern" energisch zu sträuben, und Indien ist augenblicklich, mit der 8a,den'all/
Il.6visv zu sprechen, eine Pulverniedcrlage, in der Narren und Fanatiker mit
brennenden Fackeln herumrennen; schon in mehreren Nummern hat die ge¬
nannte Wochenschrift gemahnt, man möge doch ja die dort drohenden Ge¬
fahren nicht unterschätzen.
Bei dieser Lage der Dinge sind es vorzugsweise zwei Streitfragen, die
die englischen Handelspolitiker beschäftigen. Die eine ist, ob man nicht zu
einem gemäßigten Schutzzollsystem zurückkehren, ob man nicht wenigstens
Kampfzölle zur Erreichung von Handelsverträgen einführen solle. Um dem
nationalen Vorurteil Rechnung zu tragen, nennen das die Befürworter einer
solchen Schwenkung bekanntlich nicht Zollschutz (protvotion), sondern tÄir traäe,
Ausgleich der künstlich geschaffne» Unbilligkeiten und Ungerechtigkeiten im inter¬
nationalen Handelsverkehr; in der?-ur?r»as I^a^us haben sie sich ein Organ
geschaffen. Die Hauptschwierigkeit, die sich ihren Bestrebungen entgegenstellt,
besteht darin, daß gerade die konservativen Landwirte die eifrigsten Fairtraders
sind, daß aber die Gefahr einer Lebensinittelverteueruug sämtliche Arbeiter zu
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