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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr.

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(Lharles Kingsley
als Dichter und Sozialreformer
von Lrnst Groth 4

>n seinem Roman H^pati-r wollte Kingsley den Triumph des
^wahren Christentums darstellen, des Christentums der Liebe,
^von dem er die Heilung aller sozialen Schäden erwartete.
Nächstenliebe, Selbstverleugnung, Unterordnung hielt er für die
^. Tugenden, die wieder in der Menschheit erweckt werden müßten,
und ohne die eine gesunde Sozialreform nicht möglich sei. Selbsthilfe der Ar¬
beiter in christlichem Geiste galt ihm als der einzige Weg zur Besserung der
unseligen sozialen Verhältnisse; jede Einwirkung der Kirche ans das äußerliche
Leben erschien ihm als zwecklos und unnütz. Als im Jahre 1852 der Streit
über die Sonutngsheiligung in England ausbrach, erklärte er als Geistlicher,
er würde es ganz gern sehen, wenn man die großen nutzlosen Räume (tluz
grs-it n8öl6L8 n-loss suick g-lÄss) der Kathedralen in Museen und Wintergarten
verwandelte, wo das Volk seine Svnntagsspaziergänge machen konnte. Die
Agitation für die christlich-sozialen Grundsätze, für die Gründung von Arbeiter¬
vereinigungen und Produktivgenossenschaften überließ Kingsley jetzt, wo ihn
seine litterarischen Arbeiten ganz in Anspruch nahmen, seinen Freunden Mau-
rice, Ludlow und Hughes. Ihre Zeitschrift lüürijztian Looi<tu8t oder -- wie sie
in den letzten Nummern hieß -- ^onriml ol ^880Lmtiou hatte im Juni 1852
aufgehört zu erscheinen. Jetzt gilt es, sagt Kingsley darin zum Schluß,
im stillen zu arbeiten. Imo sxsot"c;1"z ol' silsill vorlcinA kann i8 vns g,t cmos
so rars g-mal so novis tdst it teils mors, Sven on opponsnt"?, tua-n thu tlron-
snuck Mttorra o^rotövünies. Die letzte Nummer der Zeitschrift schließt mit
einem kräftigen Gedichte Kingsleys, dessen erste Strophe lautet:

Mit bittern Empfindungen mußte er sehen, daß seine theologischen Gegner
immer mehr an Boden gewannen. Sie setzten es durch, daß Maurice wegen




(Lharles Kingsley
als Dichter und Sozialreformer
von Lrnst Groth 4

>n seinem Roman H^pati-r wollte Kingsley den Triumph des
^wahren Christentums darstellen, des Christentums der Liebe,
^von dem er die Heilung aller sozialen Schäden erwartete.
Nächstenliebe, Selbstverleugnung, Unterordnung hielt er für die
^. Tugenden, die wieder in der Menschheit erweckt werden müßten,
und ohne die eine gesunde Sozialreform nicht möglich sei. Selbsthilfe der Ar¬
beiter in christlichem Geiste galt ihm als der einzige Weg zur Besserung der
unseligen sozialen Verhältnisse; jede Einwirkung der Kirche ans das äußerliche
Leben erschien ihm als zwecklos und unnütz. Als im Jahre 1852 der Streit
über die Sonutngsheiligung in England ausbrach, erklärte er als Geistlicher,
er würde es ganz gern sehen, wenn man die großen nutzlosen Räume (tluz
grs-it n8öl6L8 n-loss suick g-lÄss) der Kathedralen in Museen und Wintergarten
verwandelte, wo das Volk seine Svnntagsspaziergänge machen konnte. Die
Agitation für die christlich-sozialen Grundsätze, für die Gründung von Arbeiter¬
vereinigungen und Produktivgenossenschaften überließ Kingsley jetzt, wo ihn
seine litterarischen Arbeiten ganz in Anspruch nahmen, seinen Freunden Mau-
rice, Ludlow und Hughes. Ihre Zeitschrift lüürijztian Looi<tu8t oder — wie sie
in den letzten Nummern hieß — ^onriml ol ^880Lmtiou hatte im Juni 1852
aufgehört zu erscheinen. Jetzt gilt es, sagt Kingsley darin zum Schluß,
im stillen zu arbeiten. Imo sxsot»c;1«z ol' silsill vorlcinA kann i8 vns g,t cmos
so rars g-mal so novis tdst it teils mors, Sven on opponsnt»?, tua-n thu tlron-
snuck Mttorra o^rotövünies. Die letzte Nummer der Zeitschrift schließt mit
einem kräftigen Gedichte Kingsleys, dessen erste Strophe lautet:

Mit bittern Empfindungen mußte er sehen, daß seine theologischen Gegner
immer mehr an Boden gewannen. Sie setzten es durch, daß Maurice wegen


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[0522] [Abbildung] (Lharles Kingsley als Dichter und Sozialreformer von Lrnst Groth 4 >n seinem Roman H^pati-r wollte Kingsley den Triumph des ^wahren Christentums darstellen, des Christentums der Liebe, ^von dem er die Heilung aller sozialen Schäden erwartete. Nächstenliebe, Selbstverleugnung, Unterordnung hielt er für die ^. Tugenden, die wieder in der Menschheit erweckt werden müßten, und ohne die eine gesunde Sozialreform nicht möglich sei. Selbsthilfe der Ar¬ beiter in christlichem Geiste galt ihm als der einzige Weg zur Besserung der unseligen sozialen Verhältnisse; jede Einwirkung der Kirche ans das äußerliche Leben erschien ihm als zwecklos und unnütz. Als im Jahre 1852 der Streit über die Sonutngsheiligung in England ausbrach, erklärte er als Geistlicher, er würde es ganz gern sehen, wenn man die großen nutzlosen Räume (tluz grs-it n8öl6L8 n-loss suick g-lÄss) der Kathedralen in Museen und Wintergarten verwandelte, wo das Volk seine Svnntagsspaziergänge machen konnte. Die Agitation für die christlich-sozialen Grundsätze, für die Gründung von Arbeiter¬ vereinigungen und Produktivgenossenschaften überließ Kingsley jetzt, wo ihn seine litterarischen Arbeiten ganz in Anspruch nahmen, seinen Freunden Mau- rice, Ludlow und Hughes. Ihre Zeitschrift lüürijztian Looi<tu8t oder — wie sie in den letzten Nummern hieß — ^onriml ol ^880Lmtiou hatte im Juni 1852 aufgehört zu erscheinen. Jetzt gilt es, sagt Kingsley darin zum Schluß, im stillen zu arbeiten. Imo sxsot»c;1«z ol' silsill vorlcinA kann i8 vns g,t cmos so rars g-mal so novis tdst it teils mors, Sven on opponsnt»?, tua-n thu tlron- snuck Mttorra o^rotövünies. Die letzte Nummer der Zeitschrift schließt mit einem kräftigen Gedichte Kingsleys, dessen erste Strophe lautet: Mit bittern Empfindungen mußte er sehen, daß seine theologischen Gegner immer mehr an Boden gewannen. Sie setzten es durch, daß Maurice wegen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215089/522>, abgerufen am 23.11.2024.