Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr.Lharles Kingsley als Dichter und Sozialreformer "Durch langjährige, nachhaltige Verbreitung dieser Broschüre, bis die darin (Lharles Kingsley als Dichter und SoZialreformer von Lrnst Groth Z lou I^voies ist eine der wirkungsvollsten Dichtungen der ganzen Lharles Kingsley als Dichter und Sozialreformer „Durch langjährige, nachhaltige Verbreitung dieser Broschüre, bis die darin (Lharles Kingsley als Dichter und SoZialreformer von Lrnst Groth Z lou I^voies ist eine der wirkungsvollsten Dichtungen der ganzen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0454" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/215544"/> <fw type="header" place="top"> Lharles Kingsley als Dichter und Sozialreformer</fw><lb/> <p xml:id="ID_1594" prev="#ID_1593"> „Durch langjährige, nachhaltige Verbreitung dieser Broschüre, bis die darin<lb/> enthaltnen Wahrheiten von allen Seiten erkannt, geprüft und in Fleisch und<lb/> Blut übergegangen sind. Erst dann wird im glücklichen Einklange mit vor¬<lb/> stehender Entwicklung, gleichzeitig durch den Willen der Bevölkerung und<lb/> voluntat-e ressi« das natürliche Geldsystcm ein freier, idealer Wert, dessen<lb/> Realisirung nur noch eine Frage der Zeit ist." Im Vergleich mit solchem<lb/> Zeuge erscheinen die Hintertreppenromane noch als ein berechtigter Litteratnr-<lb/> zweig.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> (Lharles Kingsley<lb/> als Dichter und SoZialreformer<lb/><note type="byline"> von Lrnst Groth</note> Z</head><lb/> <p xml:id="ID_1595" next="#ID_1596"> lou I^voies ist eine der wirkungsvollsten Dichtungen der ganzen<lb/> englischen Litteratur, es ist das Hohelied des kümpfenden Arbciter-<lb/> tums. Noch nie hatte ein Schriftsteller in so hinreißender<lb/> Sprache und mit einer so glühenden Begeisterung die Rechte<lb/> der Arbeit verfochten und den Besitz an seine Pflichten gemahnt,<lb/> wie Charles Kingsleh in seinem Roman ^.Itnn I^ovKs. Wie alle Tendenz¬<lb/> romane, hat auch dieser leicht erkennbare Fehler: eine lockere Komposition,<lb/> überwuchernde Rhetorik und lehrhafte Auseinandersetzungen. Aber alle Mängel<lb/> verschwinden vor der gewaltigen dichterischen Kraft, mit der Kingsleh den<lb/> spröden Stoff politischer und sozialer Zeitfrngen behandelt hat. I eannvi<lb/> sa,^, vuick I x«zi'8oral1/ nov de> linn null'L >ol'it,ing'8, sagt er einmal von<lb/> Thomas Carlhle. Und in der That beweist ^lon I,vel«z, wie gründlich<lb/> Kingsleh die geschichtsphilosophischen Gedanken seines Meisters verarbeitet hat.<lb/> Dieselbe rücksichtslose Sprache, wo es sich darum handelt, jahrhundertealte<lb/> Fehler und Gebrechen in Staat, Kirche und Gesellschaft aufzudecken, bei Kings¬<lb/> leh wie bei Carlhle; aber auch derselbe weiche Ton der Barmherzigkeit und<lb/> der Liebe zu den Unterdrückten und Schwachen. Die Frauen vor allein spielen<lb/> hier die Rolle des Vermittlers; von ihnen hofft Kingsleh den Sieg des Rechtes<lb/> über das Unrecht, die Heilung der Wunden und den sozialen Frieden. „O<lb/> Weib, Weib! — ruft Akkon aus —. einzig wahrer Missionar der menschlichen<lb/> Bildung, der Brüderlichkeit, der zarten, vergehenden Liebe! In deiner Macht</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0454]
Lharles Kingsley als Dichter und Sozialreformer
„Durch langjährige, nachhaltige Verbreitung dieser Broschüre, bis die darin
enthaltnen Wahrheiten von allen Seiten erkannt, geprüft und in Fleisch und
Blut übergegangen sind. Erst dann wird im glücklichen Einklange mit vor¬
stehender Entwicklung, gleichzeitig durch den Willen der Bevölkerung und
voluntat-e ressi« das natürliche Geldsystcm ein freier, idealer Wert, dessen
Realisirung nur noch eine Frage der Zeit ist." Im Vergleich mit solchem
Zeuge erscheinen die Hintertreppenromane noch als ein berechtigter Litteratnr-
zweig.
(Lharles Kingsley
als Dichter und SoZialreformer
von Lrnst Groth Z
lou I^voies ist eine der wirkungsvollsten Dichtungen der ganzen
englischen Litteratur, es ist das Hohelied des kümpfenden Arbciter-
tums. Noch nie hatte ein Schriftsteller in so hinreißender
Sprache und mit einer so glühenden Begeisterung die Rechte
der Arbeit verfochten und den Besitz an seine Pflichten gemahnt,
wie Charles Kingsleh in seinem Roman ^.Itnn I^ovKs. Wie alle Tendenz¬
romane, hat auch dieser leicht erkennbare Fehler: eine lockere Komposition,
überwuchernde Rhetorik und lehrhafte Auseinandersetzungen. Aber alle Mängel
verschwinden vor der gewaltigen dichterischen Kraft, mit der Kingsleh den
spröden Stoff politischer und sozialer Zeitfrngen behandelt hat. I eannvi
sa,^, vuick I x«zi'8oral1/ nov de> linn null'L >ol'it,ing'8, sagt er einmal von
Thomas Carlhle. Und in der That beweist ^lon I,vel«z, wie gründlich
Kingsleh die geschichtsphilosophischen Gedanken seines Meisters verarbeitet hat.
Dieselbe rücksichtslose Sprache, wo es sich darum handelt, jahrhundertealte
Fehler und Gebrechen in Staat, Kirche und Gesellschaft aufzudecken, bei Kings¬
leh wie bei Carlhle; aber auch derselbe weiche Ton der Barmherzigkeit und
der Liebe zu den Unterdrückten und Schwachen. Die Frauen vor allein spielen
hier die Rolle des Vermittlers; von ihnen hofft Kingsleh den Sieg des Rechtes
über das Unrecht, die Heilung der Wunden und den sozialen Frieden. „O
Weib, Weib! — ruft Akkon aus —. einzig wahrer Missionar der menschlichen
Bildung, der Brüderlichkeit, der zarten, vergehenden Liebe! In deiner Macht
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