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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr.

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Humor und Humoristen

stand langsam überwindet, übertäubt bei dem Romanen der Verstand oft schnell
das Gemüt; denn den Romanen das Gemüt ganz absprechen zu wollen, hieße
sie zu Dreiviertelmenschen degradiren. Immerhin kennt die Litteraturgeschichte
auch einen respektabel" romanischen Humor! auch die eifrigsten Dentschtümler
kommen doch nicht um Cervantes und Rabelais herum. Der Witz vollends
erscheint bei den Franzosen in einer Vollendung, wie wir Deutschen sie wohl nie
erreichen werden.

Hier haben aber die Franzosen einen gefährlichen Rivalen. Die Juden
sind es, die mit ihnen um die Palme des Witzes ringen, und zwar mit wach-
sendem Erfolg. Das jüdische Volk gehört ja unzweifelhaft zu den begabtesten
Völkern des Erdkreises; aber je mehr bei ihnen der Verstand herrscht, desto
mehr tritt das Gemüt in den Hintergrund. Daher ist die Thatsache leicht
erklärlich, daß die Juden nicht nur wie die Romanen einen wenig entwickelten,
sondern überhaupt gar keinen Humor haben; denn zum wirklichen Humoristen
gehören Charaktereigenschaften, die dein Juden völlig abgehen. Auch hier
sieht man recht deutlich, daß Juden und Deutsche zwei innerlich unver¬
einbare Nationalitäten sind. Der Deutsche hat vor allem ein tiefes Gefühls¬
leben, er ist offen, gutmütig, gelegentlich auch etwas derb, alles Eigenschaften,
die dem Humoristen zu statten kommen; der Jude reflektirt in erster Linie, er
ist äußerst klug, gewandt, dabei kühl berechnend und von großer Geistesgegen¬
wart. So ist er der geborne Vertreter des Witzes, besonders des prägnanten
Augenblickswitzes mit dem boshaft-satirischen Beigeschmack; selbst der geist¬
reichste Franzose versteht es nicht so gut wie er, mit einem einzigen Wort
eine ganze Sache ins Lächerliche zu ziehen. Dafür zeugen die Namen vieler
jüdischen Schriftsteller, die fälschlich mit dem Ehrentitel "Humoristen" geziert
werden, während sie doch nur dem "erhabnen Vorbilde" Heines nacheifern,
freilich ohne ihn zu erreichen. Sie führen ja geradezu das Szepter auf dem
Gebiet der modernen Humoristik und tragen die Hauptschuld daran, daß sich
das deutsche Publikum allmählich daran gewöhnt hat, jeden scharfen Geistes¬
blitz und leider auch manchen oft recht faden, wenn nur recht boshaften Witz
für echten Humor zu halten.

Es wird Zeit, daß sich auch hier das deutsche Volk aufrafft und sein
nationales Selbstbewußtsein wiederzugewinnen sucht. Dann wird sich auch
einst aus der Asche Reuters und Scheffels ein neues Geschlecht erheben, das
unserm Volke wieder zeigen kann, was echter deutscher Humor ist.




Humor und Humoristen

stand langsam überwindet, übertäubt bei dem Romanen der Verstand oft schnell
das Gemüt; denn den Romanen das Gemüt ganz absprechen zu wollen, hieße
sie zu Dreiviertelmenschen degradiren. Immerhin kennt die Litteraturgeschichte
auch einen respektabel» romanischen Humor! auch die eifrigsten Dentschtümler
kommen doch nicht um Cervantes und Rabelais herum. Der Witz vollends
erscheint bei den Franzosen in einer Vollendung, wie wir Deutschen sie wohl nie
erreichen werden.

Hier haben aber die Franzosen einen gefährlichen Rivalen. Die Juden
sind es, die mit ihnen um die Palme des Witzes ringen, und zwar mit wach-
sendem Erfolg. Das jüdische Volk gehört ja unzweifelhaft zu den begabtesten
Völkern des Erdkreises; aber je mehr bei ihnen der Verstand herrscht, desto
mehr tritt das Gemüt in den Hintergrund. Daher ist die Thatsache leicht
erklärlich, daß die Juden nicht nur wie die Romanen einen wenig entwickelten,
sondern überhaupt gar keinen Humor haben; denn zum wirklichen Humoristen
gehören Charaktereigenschaften, die dein Juden völlig abgehen. Auch hier
sieht man recht deutlich, daß Juden und Deutsche zwei innerlich unver¬
einbare Nationalitäten sind. Der Deutsche hat vor allem ein tiefes Gefühls¬
leben, er ist offen, gutmütig, gelegentlich auch etwas derb, alles Eigenschaften,
die dem Humoristen zu statten kommen; der Jude reflektirt in erster Linie, er
ist äußerst klug, gewandt, dabei kühl berechnend und von großer Geistesgegen¬
wart. So ist er der geborne Vertreter des Witzes, besonders des prägnanten
Augenblickswitzes mit dem boshaft-satirischen Beigeschmack; selbst der geist¬
reichste Franzose versteht es nicht so gut wie er, mit einem einzigen Wort
eine ganze Sache ins Lächerliche zu ziehen. Dafür zeugen die Namen vieler
jüdischen Schriftsteller, die fälschlich mit dem Ehrentitel „Humoristen" geziert
werden, während sie doch nur dem „erhabnen Vorbilde" Heines nacheifern,
freilich ohne ihn zu erreichen. Sie führen ja geradezu das Szepter auf dem
Gebiet der modernen Humoristik und tragen die Hauptschuld daran, daß sich
das deutsche Publikum allmählich daran gewöhnt hat, jeden scharfen Geistes¬
blitz und leider auch manchen oft recht faden, wenn nur recht boshaften Witz
für echten Humor zu halten.

Es wird Zeit, daß sich auch hier das deutsche Volk aufrafft und sein
nationales Selbstbewußtsein wiederzugewinnen sucht. Dann wird sich auch
einst aus der Asche Reuters und Scheffels ein neues Geschlecht erheben, das
unserm Volke wieder zeigen kann, was echter deutscher Humor ist.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215089/44>, abgerufen am 23.11.2024.