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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr.

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Litteratur

sich nur aus dem Sinn; den erleben Sie nicht, und den erlebe ich nicht. --
"Nun, können wir auch nicht gleich mit dem Bau beginnen, so können wir
ihm doch Raum schaffen, indem wir die Trümmer alter Vorurteile uach
und nach niederlegen. Und wir können sogar schon Steine und Holz zusammen¬
tragen, damit der Bau unverzüglich begonnen werden kann, wenn die Zeit
reif ist." -- Da haben Sie Recht, das können Nur thun und das wollen wir
denn auch nach Kräften thun.


Paul Harms


Litteratur

Ans dem Bibliographischen Institut in Leipzig ist uns eine Reihe von
neuen Auflagen zugegangen, die sämtlich ehrenvolle Zeugnisse für die unermüdliche,
immer bessernde Thätigkeit dieses Verlagshauses sind. Wir nennen zunächst für
die unter unsern Lesern, die etwa ihre Ferienreise noch vor sich haben, die neuen
Ausgaben der sehr handlichen, übersichtlich und zweckmäßig eingerichteten Reise¬
bücher für die drei nordischen Reiche Norwegen, Schweden und Dänemark
(sechste Auflage; dazu sind anch ein schwedischer und ein dänisch-norwegischer Taschen¬
sprachführer erschienen), für die Rheinlande (siebente Auflage) und für die
deutschen Alpen (Erster Teil, enthaltend das westliche Drittel der Ostalpen, vom
Bodensee bis zum Brenner, vierte Auflage). Die wiederholte" Auflagen sind eine Ge¬
währ für die Brauchbarkeit und Zuverlässigkeit der Handbücher. Die Karteubeigaben
sind klar und deutlich, besonders hübsch die Höhenschichtenkarten der deutschen Alpen,
nur die Übersichtskarte für diese konnte vielleicht einmal durch eine klarere ersetzt
werden. Der den Bünden angehängte wunderliche "Anzeiger," der dem Prinzip
"Leicht Gepäck" etwas widerspricht, dürfte wohl fremder Redaktion entstammen,
much der grammatischen Fassung des Titels: "Anzeiger zu Meyers Reisebücher."

Sodann siud zu nennen die fertig vorliegende fünfte Anfluge von Meyers
kleinem Konversationslexikon und der erste Band der fünften Auflage des
großen Konversationslexikons. Es giebt noch Leute, die mit einer gewissen
Verachtung ans Konversationslexika herabblicken zu dürfen glauben, weil sie nur
Eselsbrücken für die Oberflächlichkeit darin sehen. Nun kann ein solches Lexikon
freilich nicht eine Bibliothek von Fachschriften aller Wissenschaften ersetzen, aber der
moderne Mensch wäre doch übel dran, wenn er entweder den Inhalt aller dieser
Fachschriften in seinem Gehirn aufspeichern oder ans die großen öffentlichen Biblio¬
theken angewiesen sein sollte, wenn er sich rasch über einen ihm fernliegenden oder
fremden Stoff unterrichten will, denn selbst kann sich der einzelne doch keine solche
Bibliothek halte". Bei den unzähligen Dingen, mit denen uns unser Leben in
Berührung bringt, deren genaue Kenntnis der einzelne sich unmöglich verschaffen
kann, über die er sich aber doch gelegentlich gern unterrichten möchte oder unter-
richten muß -- der gelehrte Professor der Theologie oder Jurisprudenz oder Liede-


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sich nur aus dem Sinn; den erleben Sie nicht, und den erlebe ich nicht. —
„Nun, können wir auch nicht gleich mit dem Bau beginnen, so können wir
ihm doch Raum schaffen, indem wir die Trümmer alter Vorurteile uach
und nach niederlegen. Und wir können sogar schon Steine und Holz zusammen¬
tragen, damit der Bau unverzüglich begonnen werden kann, wenn die Zeit
reif ist." — Da haben Sie Recht, das können Nur thun und das wollen wir
denn auch nach Kräften thun.


Paul Harms


Litteratur

Ans dem Bibliographischen Institut in Leipzig ist uns eine Reihe von
neuen Auflagen zugegangen, die sämtlich ehrenvolle Zeugnisse für die unermüdliche,
immer bessernde Thätigkeit dieses Verlagshauses sind. Wir nennen zunächst für
die unter unsern Lesern, die etwa ihre Ferienreise noch vor sich haben, die neuen
Ausgaben der sehr handlichen, übersichtlich und zweckmäßig eingerichteten Reise¬
bücher für die drei nordischen Reiche Norwegen, Schweden und Dänemark
(sechste Auflage; dazu sind anch ein schwedischer und ein dänisch-norwegischer Taschen¬
sprachführer erschienen), für die Rheinlande (siebente Auflage) und für die
deutschen Alpen (Erster Teil, enthaltend das westliche Drittel der Ostalpen, vom
Bodensee bis zum Brenner, vierte Auflage). Die wiederholte» Auflagen sind eine Ge¬
währ für die Brauchbarkeit und Zuverlässigkeit der Handbücher. Die Karteubeigaben
sind klar und deutlich, besonders hübsch die Höhenschichtenkarten der deutschen Alpen,
nur die Übersichtskarte für diese konnte vielleicht einmal durch eine klarere ersetzt
werden. Der den Bünden angehängte wunderliche „Anzeiger," der dem Prinzip
„Leicht Gepäck" etwas widerspricht, dürfte wohl fremder Redaktion entstammen,
much der grammatischen Fassung des Titels: „Anzeiger zu Meyers Reisebücher."

Sodann siud zu nennen die fertig vorliegende fünfte Anfluge von Meyers
kleinem Konversationslexikon und der erste Band der fünften Auflage des
großen Konversationslexikons. Es giebt noch Leute, die mit einer gewissen
Verachtung ans Konversationslexika herabblicken zu dürfen glauben, weil sie nur
Eselsbrücken für die Oberflächlichkeit darin sehen. Nun kann ein solches Lexikon
freilich nicht eine Bibliothek von Fachschriften aller Wissenschaften ersetzen, aber der
moderne Mensch wäre doch übel dran, wenn er entweder den Inhalt aller dieser
Fachschriften in seinem Gehirn aufspeichern oder ans die großen öffentlichen Biblio¬
theken angewiesen sein sollte, wenn er sich rasch über einen ihm fernliegenden oder
fremden Stoff unterrichten will, denn selbst kann sich der einzelne doch keine solche
Bibliothek halte«. Bei den unzähligen Dingen, mit denen uns unser Leben in
Berührung bringt, deren genaue Kenntnis der einzelne sich unmöglich verschaffen
kann, über die er sich aber doch gelegentlich gern unterrichten möchte oder unter-
richten muß — der gelehrte Professor der Theologie oder Jurisprudenz oder Liede-


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[0341] Litteratur sich nur aus dem Sinn; den erleben Sie nicht, und den erlebe ich nicht. — „Nun, können wir auch nicht gleich mit dem Bau beginnen, so können wir ihm doch Raum schaffen, indem wir die Trümmer alter Vorurteile uach und nach niederlegen. Und wir können sogar schon Steine und Holz zusammen¬ tragen, damit der Bau unverzüglich begonnen werden kann, wenn die Zeit reif ist." — Da haben Sie Recht, das können Nur thun und das wollen wir denn auch nach Kräften thun. Paul Harms Litteratur Ans dem Bibliographischen Institut in Leipzig ist uns eine Reihe von neuen Auflagen zugegangen, die sämtlich ehrenvolle Zeugnisse für die unermüdliche, immer bessernde Thätigkeit dieses Verlagshauses sind. Wir nennen zunächst für die unter unsern Lesern, die etwa ihre Ferienreise noch vor sich haben, die neuen Ausgaben der sehr handlichen, übersichtlich und zweckmäßig eingerichteten Reise¬ bücher für die drei nordischen Reiche Norwegen, Schweden und Dänemark (sechste Auflage; dazu sind anch ein schwedischer und ein dänisch-norwegischer Taschen¬ sprachführer erschienen), für die Rheinlande (siebente Auflage) und für die deutschen Alpen (Erster Teil, enthaltend das westliche Drittel der Ostalpen, vom Bodensee bis zum Brenner, vierte Auflage). Die wiederholte» Auflagen sind eine Ge¬ währ für die Brauchbarkeit und Zuverlässigkeit der Handbücher. Die Karteubeigaben sind klar und deutlich, besonders hübsch die Höhenschichtenkarten der deutschen Alpen, nur die Übersichtskarte für diese konnte vielleicht einmal durch eine klarere ersetzt werden. Der den Bünden angehängte wunderliche „Anzeiger," der dem Prinzip „Leicht Gepäck" etwas widerspricht, dürfte wohl fremder Redaktion entstammen, much der grammatischen Fassung des Titels: „Anzeiger zu Meyers Reisebücher." Sodann siud zu nennen die fertig vorliegende fünfte Anfluge von Meyers kleinem Konversationslexikon und der erste Band der fünften Auflage des großen Konversationslexikons. Es giebt noch Leute, die mit einer gewissen Verachtung ans Konversationslexika herabblicken zu dürfen glauben, weil sie nur Eselsbrücken für die Oberflächlichkeit darin sehen. Nun kann ein solches Lexikon freilich nicht eine Bibliothek von Fachschriften aller Wissenschaften ersetzen, aber der moderne Mensch wäre doch übel dran, wenn er entweder den Inhalt aller dieser Fachschriften in seinem Gehirn aufspeichern oder ans die großen öffentlichen Biblio¬ theken angewiesen sein sollte, wenn er sich rasch über einen ihm fernliegenden oder fremden Stoff unterrichten will, denn selbst kann sich der einzelne doch keine solche Bibliothek halte«. Bei den unzähligen Dingen, mit denen uns unser Leben in Berührung bringt, deren genaue Kenntnis der einzelne sich unmöglich verschaffen kann, über die er sich aber doch gelegentlich gern unterrichten möchte oder unter- richten muß — der gelehrte Professor der Theologie oder Jurisprudenz oder Liede-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215089/341>, abgerufen am 23.11.2024.