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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr.

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Line einzige Steuer!

Werke kennen lernen. Sein Hauptwerk "Fortschritt und Armut" ist ohne
Zweifel das bedentendste Buch, das je über die soziale Frage geschrieben
worden ist. Die Bibel ausgenommen, hat, zum großen Ärger aller "Pro¬
fessoren der Nationalökonomie," in diesem Jahrhundert kein Buch eine solche
Verbreitung in der Welt gefunden.") Es ist der cionirg-t sovig-l dieses Jahr¬
hunderts.

Daß an die Erde, an ihre Urstoffe und Kräfte alle Menschen ein An¬
recht haben, der Gedanke ist so alt wie die Welt. Die größten Denker und
Reformatoren haben ihn verfochten, und zu allen Zeiten, fast bei allen Völkern
war das Recht jedes einzelnen Bürgers an den Boden seines Vaterlandes in
irgend einer Form anerkannt. Aber es ist hauptsächlich die streng logische
Beweisführung, daß die heutigen sozialen Übelstände auf die Vernachlässigung
dieses Menschenrechts zurückzuführen sind, es ist die Feststellung des Gesetzes
der Güterverteilung, die Darlegung des Verhältnisses des wirklichen Kapitals
zur Arbeit, es ist die glänzende Widerlegung des Gottesdieners und Kiuder-
mörders Malthus, es ist der Nachweis, daß nur eine Steuer auf die ökono¬
mische Rente heute das richtige und allein mögliche Heilmittel sein kann, es
^se endlich die nncrschrockne, drei Kontinente umfassende Agitation für diese
Wahrheit, worin bis jetzt das unsterbliche Verdienst Henry Georges besteht.

Der IinM uniquö der Physiokraten sollte eine Steuer auf den Pro¬
duktionsertrag des Landes, folglich eine Steuer auf die Arbeit werden. Er
war demnach der swglo ox nur so ähnlich wie das El der Pflaume. Henry
George und seine Freunde empfehlen die singls tax nicht als eine raffinirte
Erfindung zu Gunsten der Staatsfinanzen, sondern weil die Reform als Gruud-
und Eckstein für die Erhaltung des Staatsgebündes durchaus notwendig ist,
und weil die Gesellschaft ohne wirtschaftliche Gerechtigkeit nicht bestehen kann.

Wir sind der festen Überzeugung, daß nur Ideen und Opfer unsre
Zivilisation noch retten können. Daß die Gedanken Henry Georges in Deutsch¬
land noch so wenig gewürdigt, daß sie von den Feinden seiner Reform und
sogar von den Freunden seiner Ziele noch immer nicht ganz verstanden werden,
es leider eine bedauerliche Thatsache. Es bestätigt dies nur wieder die Wahr¬
heit von Drapers Ausspruch: "Völkern neue Ideen beizubringen ist nicht die
Sache eines Tages.""")






") Er hat ferner geschrieben: "Zur Erlösung aus sozialer Not," "Soziale Probleme"
"Schutzzoll und Freihandel" und ^Ils xgrxlvxscl ?InIosoi>Jor.
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) Intgllocrn"! Osvoloxiruznt ok IZnraxv.
Line einzige Steuer!

Werke kennen lernen. Sein Hauptwerk „Fortschritt und Armut" ist ohne
Zweifel das bedentendste Buch, das je über die soziale Frage geschrieben
worden ist. Die Bibel ausgenommen, hat, zum großen Ärger aller „Pro¬
fessoren der Nationalökonomie," in diesem Jahrhundert kein Buch eine solche
Verbreitung in der Welt gefunden.") Es ist der cionirg-t sovig-l dieses Jahr¬
hunderts.

Daß an die Erde, an ihre Urstoffe und Kräfte alle Menschen ein An¬
recht haben, der Gedanke ist so alt wie die Welt. Die größten Denker und
Reformatoren haben ihn verfochten, und zu allen Zeiten, fast bei allen Völkern
war das Recht jedes einzelnen Bürgers an den Boden seines Vaterlandes in
irgend einer Form anerkannt. Aber es ist hauptsächlich die streng logische
Beweisführung, daß die heutigen sozialen Übelstände auf die Vernachlässigung
dieses Menschenrechts zurückzuführen sind, es ist die Feststellung des Gesetzes
der Güterverteilung, die Darlegung des Verhältnisses des wirklichen Kapitals
zur Arbeit, es ist die glänzende Widerlegung des Gottesdieners und Kiuder-
mörders Malthus, es ist der Nachweis, daß nur eine Steuer auf die ökono¬
mische Rente heute das richtige und allein mögliche Heilmittel sein kann, es
^se endlich die nncrschrockne, drei Kontinente umfassende Agitation für diese
Wahrheit, worin bis jetzt das unsterbliche Verdienst Henry Georges besteht.

Der IinM uniquö der Physiokraten sollte eine Steuer auf den Pro¬
duktionsertrag des Landes, folglich eine Steuer auf die Arbeit werden. Er
war demnach der swglo ox nur so ähnlich wie das El der Pflaume. Henry
George und seine Freunde empfehlen die singls tax nicht als eine raffinirte
Erfindung zu Gunsten der Staatsfinanzen, sondern weil die Reform als Gruud-
und Eckstein für die Erhaltung des Staatsgebündes durchaus notwendig ist,
und weil die Gesellschaft ohne wirtschaftliche Gerechtigkeit nicht bestehen kann.

Wir sind der festen Überzeugung, daß nur Ideen und Opfer unsre
Zivilisation noch retten können. Daß die Gedanken Henry Georges in Deutsch¬
land noch so wenig gewürdigt, daß sie von den Feinden seiner Reform und
sogar von den Freunden seiner Ziele noch immer nicht ganz verstanden werden,
es leider eine bedauerliche Thatsache. Es bestätigt dies nur wieder die Wahr¬
heit von Drapers Ausspruch: „Völkern neue Ideen beizubringen ist nicht die
Sache eines Tages.""")






") Er hat ferner geschrieben: „Zur Erlösung aus sozialer Not," „Soziale Probleme"
"Schutzzoll und Freihandel" und ^Ils xgrxlvxscl ?InIosoi>Jor.
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[0027] Line einzige Steuer! Werke kennen lernen. Sein Hauptwerk „Fortschritt und Armut" ist ohne Zweifel das bedentendste Buch, das je über die soziale Frage geschrieben worden ist. Die Bibel ausgenommen, hat, zum großen Ärger aller „Pro¬ fessoren der Nationalökonomie," in diesem Jahrhundert kein Buch eine solche Verbreitung in der Welt gefunden.") Es ist der cionirg-t sovig-l dieses Jahr¬ hunderts. Daß an die Erde, an ihre Urstoffe und Kräfte alle Menschen ein An¬ recht haben, der Gedanke ist so alt wie die Welt. Die größten Denker und Reformatoren haben ihn verfochten, und zu allen Zeiten, fast bei allen Völkern war das Recht jedes einzelnen Bürgers an den Boden seines Vaterlandes in irgend einer Form anerkannt. Aber es ist hauptsächlich die streng logische Beweisführung, daß die heutigen sozialen Übelstände auf die Vernachlässigung dieses Menschenrechts zurückzuführen sind, es ist die Feststellung des Gesetzes der Güterverteilung, die Darlegung des Verhältnisses des wirklichen Kapitals zur Arbeit, es ist die glänzende Widerlegung des Gottesdieners und Kiuder- mörders Malthus, es ist der Nachweis, daß nur eine Steuer auf die ökono¬ mische Rente heute das richtige und allein mögliche Heilmittel sein kann, es ^se endlich die nncrschrockne, drei Kontinente umfassende Agitation für diese Wahrheit, worin bis jetzt das unsterbliche Verdienst Henry Georges besteht. Der IinM uniquö der Physiokraten sollte eine Steuer auf den Pro¬ duktionsertrag des Landes, folglich eine Steuer auf die Arbeit werden. Er war demnach der swglo ox nur so ähnlich wie das El der Pflaume. Henry George und seine Freunde empfehlen die singls tax nicht als eine raffinirte Erfindung zu Gunsten der Staatsfinanzen, sondern weil die Reform als Gruud- und Eckstein für die Erhaltung des Staatsgebündes durchaus notwendig ist, und weil die Gesellschaft ohne wirtschaftliche Gerechtigkeit nicht bestehen kann. Wir sind der festen Überzeugung, daß nur Ideen und Opfer unsre Zivilisation noch retten können. Daß die Gedanken Henry Georges in Deutsch¬ land noch so wenig gewürdigt, daß sie von den Feinden seiner Reform und sogar von den Freunden seiner Ziele noch immer nicht ganz verstanden werden, es leider eine bedauerliche Thatsache. Es bestätigt dies nur wieder die Wahr¬ heit von Drapers Ausspruch: „Völkern neue Ideen beizubringen ist nicht die Sache eines Tages.""") ") Er hat ferner geschrieben: „Zur Erlösung aus sozialer Not," „Soziale Probleme" "Schutzzoll und Freihandel" und ^Ils xgrxlvxscl ?InIosoi>Jor. °' ) Intgllocrn»! Osvoloxiruznt ok IZnraxv.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215089/27>, abgerufen am 23.11.2024.