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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr.

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Line einzige Steuer I

drohen, sondern ihre Zahl vermehren. Das ist es! Aber um die Zahl der
Besitzenden vermehren zu können, muß man mit einer Politik und mit einem
wirtschaftlichen System brechen, die beide daraus berechnet sind, jeden vom
Volke alljährlich erarbeiteten Zuwachs am Nationalvermögen in die Taschen
derer zu führen, die schon überreich sind. Das Großkapital erzeugt Prole¬
tariat, das Proletariat Großkapital; beide sind mit einander zur Symbiose
verbunden. Keiner dieser beiden Auswüchse kann erhalten bleiben, keiner ver¬
tilgt werden ohne den andern. Sobald dem Polypen Großkapital die mit
Saugnäpfen versehenen Fangarme abgehackt werden, ergießen sich die Lebens¬
säfte von selbst in die niedern Regionen und werden dort zur Bildung lebens¬
fähiger Kleinwirtschaften verwendet. Welche Mittel zu diesem Zweck anzu¬
wenden seien, haben wir schon öfter angedeutet und werden wir noch weiter
auszuführen haben.

Das Schicksal der Militärvorlage ist gleichgiltig; ob wir ein Paar tausend
Mann Soldaten mehr oder weniger, ein paar Millionen Steuern und Schul¬
den mehr oder weniger haben, das macht die Dinge nicht viel schlimmer und
nicht viel besser, als sie sind, und ob bei der Balgerei der Parteien dieser oder
jener ein paar Mandate mehr zufallen (wir schreiben das vor den Stichwahlen),
das ist nicht minder gleichgiltig. Ist die Regierung in diesem Augenblicke,
wo ein so klares Licht aus unsre Lage fällt, nicht ganz von allen guten Geistern
verlassen, so hat sie größere Gedanken und wichtigere Sorgen.




Eine einzige Steuer!
Henry Georges Linkte w.v

Die einfachsten Ideen find fast immer die,
die sich dem menschlichen Geiste zuletzt dar¬
Laplace bieten.

Mez
^"ir entsprechen gewiß dem Wunsche vieler Leser dieser Zeitschrift,
wenn wir im folgenden die leitenden Grundgedanken Henry Georges
-- des großen amerikanischen Denkers und Weltwirtschafts¬
lehrers --, eine Grnndwertstcner als soziales Heilmittel zu em¬
pfehlen, von einem seiner Anhänger, Herrn Bernhard Euleustein
in Berlin, hier darlegen lassen. Dieser schreibt uns:

Wir machen den Vorschlag, sämtliche Staats- und Gemeindesteuern, alle
Zölle und Abgaben abzuschaffen und sie durch eine "einzige Steuer" (Ar^is
t-rx) auf Grund- und Bodeuwerte -- auf die Grundrente -- zu ersetzen.


Line einzige Steuer I

drohen, sondern ihre Zahl vermehren. Das ist es! Aber um die Zahl der
Besitzenden vermehren zu können, muß man mit einer Politik und mit einem
wirtschaftlichen System brechen, die beide daraus berechnet sind, jeden vom
Volke alljährlich erarbeiteten Zuwachs am Nationalvermögen in die Taschen
derer zu führen, die schon überreich sind. Das Großkapital erzeugt Prole¬
tariat, das Proletariat Großkapital; beide sind mit einander zur Symbiose
verbunden. Keiner dieser beiden Auswüchse kann erhalten bleiben, keiner ver¬
tilgt werden ohne den andern. Sobald dem Polypen Großkapital die mit
Saugnäpfen versehenen Fangarme abgehackt werden, ergießen sich die Lebens¬
säfte von selbst in die niedern Regionen und werden dort zur Bildung lebens¬
fähiger Kleinwirtschaften verwendet. Welche Mittel zu diesem Zweck anzu¬
wenden seien, haben wir schon öfter angedeutet und werden wir noch weiter
auszuführen haben.

Das Schicksal der Militärvorlage ist gleichgiltig; ob wir ein Paar tausend
Mann Soldaten mehr oder weniger, ein paar Millionen Steuern und Schul¬
den mehr oder weniger haben, das macht die Dinge nicht viel schlimmer und
nicht viel besser, als sie sind, und ob bei der Balgerei der Parteien dieser oder
jener ein paar Mandate mehr zufallen (wir schreiben das vor den Stichwahlen),
das ist nicht minder gleichgiltig. Ist die Regierung in diesem Augenblicke,
wo ein so klares Licht aus unsre Lage fällt, nicht ganz von allen guten Geistern
verlassen, so hat sie größere Gedanken und wichtigere Sorgen.




Eine einzige Steuer!
Henry Georges Linkte w.v

Die einfachsten Ideen find fast immer die,
die sich dem menschlichen Geiste zuletzt dar¬
Laplace bieten.

Mez
^«ir entsprechen gewiß dem Wunsche vieler Leser dieser Zeitschrift,
wenn wir im folgenden die leitenden Grundgedanken Henry Georges
— des großen amerikanischen Denkers und Weltwirtschafts¬
lehrers —, eine Grnndwertstcner als soziales Heilmittel zu em¬
pfehlen, von einem seiner Anhänger, Herrn Bernhard Euleustein
in Berlin, hier darlegen lassen. Dieser schreibt uns:

Wir machen den Vorschlag, sämtliche Staats- und Gemeindesteuern, alle
Zölle und Abgaben abzuschaffen und sie durch eine „einzige Steuer" (Ar^is
t-rx) auf Grund- und Bodeuwerte — auf die Grundrente — zu ersetzen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215089/19>, abgerufen am 27.11.2024.