Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Zweites Vierteljahr.Bilder ans dem Westen größten Freundlichkeit, um nächsten Morgen mit mir zu Armvur und zu den. Herr von Rechten hatte seiner Zeit in Mexiko -- vor meinem Aufent¬ Nun, dann ließe sich ja annehmen, daß manches, was den Deutschen dort Das ist richtig, erwiderte der Konsul, es ist eben dort kein Zwischendecks¬ Halten die Deutschen hier nach außen hin mehr zusammen, oder halten Nach außen allerdings; da giebt es Turner-, Schützen-, Sängerfeste, Ich fange an, Sie zu verstehen. Also scheinen die Deutschen hier im Das Deutschtum besteht im Osten allerdings zum großen Teil aus Ich verstehe, sagte ick/, als er das letzte Wort mit besondrer Betonung Und mit diesem Element will der bessere Teil des Amerikanertnms nicht Bilder ans dem Westen größten Freundlichkeit, um nächsten Morgen mit mir zu Armvur und zu den. Herr von Rechten hatte seiner Zeit in Mexiko — vor meinem Aufent¬ Nun, dann ließe sich ja annehmen, daß manches, was den Deutschen dort Das ist richtig, erwiderte der Konsul, es ist eben dort kein Zwischendecks¬ Halten die Deutschen hier nach außen hin mehr zusammen, oder halten Nach außen allerdings; da giebt es Turner-, Schützen-, Sängerfeste, Ich fange an, Sie zu verstehen. Also scheinen die Deutschen hier im Das Deutschtum besteht im Osten allerdings zum großen Teil aus Ich verstehe, sagte ick/, als er das letzte Wort mit besondrer Betonung Und mit diesem Element will der bessere Teil des Amerikanertnms nicht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0233" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/214688"/> <fw type="header" place="top"> Bilder ans dem Westen</fw><lb/> <p xml:id="ID_908" prev="#ID_907"> größten Freundlichkeit, um nächsten Morgen mit mir zu Armvur und zu den.<lb/> Packhäuser zu fahren und mich dort vorzustellen.</p><lb/> <p xml:id="ID_909"> Herr von Rechten hatte seiner Zeit in Mexiko — vor meinem Aufent¬<lb/> halte dort — die erste deutsche Zeitung begrüiidet, daher unsre Anknüpfungs-<lb/> punkte. Hier werden Sie es aber ganz anders finden, wenn Sie — da Sie<lb/> doch vielleicht ein paar Wochen oder Monate hier bleiben — sich Zeit nehmen,<lb/> die Dinge kennen zu lernen, sagte er zu mir. Land und Leute hier sind in<lb/> allen Stücken das entschiedne Gegenteil von Mexiko, und das gilt auch vom<lb/> Deutschtum!</p><lb/> <p xml:id="ID_910"> Nun, dann ließe sich ja annehmen, daß manches, was den Deutschen dort<lb/> fehlt, hier vorhanden sei, erwiderte ich.</p><lb/> <p xml:id="ID_911"> Das ist richtig, erwiderte der Konsul, es ist eben dort kein Zwischendecks¬<lb/> publikum, während das hier überwiegt. Freilich giebt es auch andre Elemente,<lb/> setzte er nach einer kleinen Pause wie beruhigend hinzu.</p><lb/> <p xml:id="ID_912"> Halten die Deutschen hier nach außen hin mehr zusammen, oder halten<lb/> sie mit ihrer Nationalität auch so zurück wie in Mexiko, wo sie bei der ge¬<lb/> ringen Zahl ihren Geschäften das schuldig zu sein glaubten? fragte ich neu¬<lb/> gierig. ,. > ^</p><lb/> <p xml:id="ID_913"> Nach außen allerdings; da giebt es Turner-, Schützen-, Sängerfeste,<lb/> Auszüge u. f. w., aber sie erringen sich damit nicht das Ansehen, das die<lb/> deutsche Geschäftssoliditüt ohne Chauvinismus nach außen den Deutschen in<lb/> Mexiko errangen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_914"> Ich fange an, Sie zu verstehen. Also scheinen die Deutschen hier im<lb/> Westen, wo die Temperenzler und „Tootatler" das Szepter schwingen, nicht<lb/> das Ansehen zu genießen, das sie sich doch in Newyork anscheinend errungen<lb/> haben? fragte ich weiter.</p><lb/> <p xml:id="ID_915"> Das Deutschtum besteht im Osten allerdings zum großen Teil aus<lb/> Zwischcudeclleru, aber auch zu uicht geringem Teil aus soliden, reichgeworduen,<lb/> festansässigen Kaufleuten und Gelehrten. Hier nach dem Westen hat die Ans-<lb/> wandcrnngswelle eine andre Sorte von Menschen hcrgespült. Es sind nicht<lb/> die armen Teufel, die nur ihr nacktes Leben und ihre Arbeitslust gerettet<lb/> haben, sondern die mit etwas Geld in der Tasche gleich von der Küste bis<lb/> tief ins Innere geflüchtet sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_916"> Ich verstehe, sagte ick/, als er das letzte Wort mit besondrer Betonung<lb/> sprach und dazu mit/den graubuschigen Augenbrauen bedeutungsvoll zwinkerte.</p><lb/> <p xml:id="ID_917"> Und mit diesem Element will der bessere Teil des Amerikanertnms nicht<lb/> gern etwas zu thun haben, fuhr er fort. Unter uns gesagt: diese eben gekenn¬<lb/> zeichneten Deutschen stehen, obwohl sie vielfach bemittelt und sogar auf Ein¬<lb/> fluß in der Politik bedacht sind, leider auf einer Stufe mit Jrländern und<lb/> Negern als der weniger ansehnliche Teil der Bevölkerung des Westens, na¬<lb/> mentlich in den Temperenzstaaten und deren Umgebung..</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0233]
Bilder ans dem Westen
größten Freundlichkeit, um nächsten Morgen mit mir zu Armvur und zu den.
Packhäuser zu fahren und mich dort vorzustellen.
Herr von Rechten hatte seiner Zeit in Mexiko — vor meinem Aufent¬
halte dort — die erste deutsche Zeitung begrüiidet, daher unsre Anknüpfungs-
punkte. Hier werden Sie es aber ganz anders finden, wenn Sie — da Sie
doch vielleicht ein paar Wochen oder Monate hier bleiben — sich Zeit nehmen,
die Dinge kennen zu lernen, sagte er zu mir. Land und Leute hier sind in
allen Stücken das entschiedne Gegenteil von Mexiko, und das gilt auch vom
Deutschtum!
Nun, dann ließe sich ja annehmen, daß manches, was den Deutschen dort
fehlt, hier vorhanden sei, erwiderte ich.
Das ist richtig, erwiderte der Konsul, es ist eben dort kein Zwischendecks¬
publikum, während das hier überwiegt. Freilich giebt es auch andre Elemente,
setzte er nach einer kleinen Pause wie beruhigend hinzu.
Halten die Deutschen hier nach außen hin mehr zusammen, oder halten
sie mit ihrer Nationalität auch so zurück wie in Mexiko, wo sie bei der ge¬
ringen Zahl ihren Geschäften das schuldig zu sein glaubten? fragte ich neu¬
gierig. ,. > ^
Nach außen allerdings; da giebt es Turner-, Schützen-, Sängerfeste,
Auszüge u. f. w., aber sie erringen sich damit nicht das Ansehen, das die
deutsche Geschäftssoliditüt ohne Chauvinismus nach außen den Deutschen in
Mexiko errangen hat.
Ich fange an, Sie zu verstehen. Also scheinen die Deutschen hier im
Westen, wo die Temperenzler und „Tootatler" das Szepter schwingen, nicht
das Ansehen zu genießen, das sie sich doch in Newyork anscheinend errungen
haben? fragte ich weiter.
Das Deutschtum besteht im Osten allerdings zum großen Teil aus
Zwischcudeclleru, aber auch zu uicht geringem Teil aus soliden, reichgeworduen,
festansässigen Kaufleuten und Gelehrten. Hier nach dem Westen hat die Ans-
wandcrnngswelle eine andre Sorte von Menschen hcrgespült. Es sind nicht
die armen Teufel, die nur ihr nacktes Leben und ihre Arbeitslust gerettet
haben, sondern die mit etwas Geld in der Tasche gleich von der Küste bis
tief ins Innere geflüchtet sind.
Ich verstehe, sagte ick/, als er das letzte Wort mit besondrer Betonung
sprach und dazu mit/den graubuschigen Augenbrauen bedeutungsvoll zwinkerte.
Und mit diesem Element will der bessere Teil des Amerikanertnms nicht
gern etwas zu thun haben, fuhr er fort. Unter uns gesagt: diese eben gekenn¬
zeichneten Deutschen stehen, obwohl sie vielfach bemittelt und sogar auf Ein¬
fluß in der Politik bedacht sind, leider auf einer Stufe mit Jrländern und
Negern als der weniger ansehnliche Teil der Bevölkerung des Westens, na¬
mentlich in den Temperenzstaaten und deren Umgebung..
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