Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr.neuestes Litteratur-ABL 12. Wilhelm Meyer Meyer, Meyer, Wilhelm Meyer.Meyer, der die ..Chriemhild" schuf, Meyer, Nenne mir so teuer, Folgt ein Deutscher seinem Ruf, Meyer, plagte dich der Teufel Siegfried börsenwärts zu ziehn? Siegfried Meyer, ohne Zweifel Hast du Freunde in Berlin. 13. Neidhart Neidhart bin ich selber. GrimmigSchau ich in die schöne Welt, Hör die Sänger tausendstimmig -- Wie das pfeift und schrille und gellt! Singen kann ich selbst, doch leider Lauscht man meinen Tönen nicht, Und so halt ich großer Neider Jetzt ein fürchterlich Gericht. 14. Ossip Schubin Auch du sollst mir uicht entgehenVornehm-stolz, Ossip Schubin. Welch Mirakel doch, zu sehen Keusche Jungfraun von Berlin, Und die Künstler, wie sie leben In Paris so genial -- Seelen, dreckig, daß sie kleben: Das ist international! 15. Die letzten Plnteniden Was? Noch immer Plateniden?Wenig Wolle, viel Geschrei! Geht zu Bett und schlaft in Frieden! Eure Zeit ist längst vorbei. Glaubt nur nicht, ihr hättet Flügel, Die ihr schwankt sponte'nbeschwert! Brüstet euch nicht mit dem Zügel! Jeder weiß, euch fehlt das Pferd. 16. Emil Rittershaus 6- Komp. Festlied ward kein Glas geschwungen,Wo nicht ich die Verse lieh. Gute Magen, seine Zungen Schätzen auch die Poesie. Bourgeoisiebegeistrung lohte Himmelhoch und -- ward zum Spott; Ringsum jubelt nun der rote Pöbel: Alles bankerott! neuestes Litteratur-ABL 12. Wilhelm Meyer Meyer, Meyer, Wilhelm Meyer.Meyer, der die ..Chriemhild" schuf, Meyer, Nenne mir so teuer, Folgt ein Deutscher seinem Ruf, Meyer, plagte dich der Teufel Siegfried börsenwärts zu ziehn? Siegfried Meyer, ohne Zweifel Hast du Freunde in Berlin. 13. Neidhart Neidhart bin ich selber. GrimmigSchau ich in die schöne Welt, Hör die Sänger tausendstimmig — Wie das pfeift und schrille und gellt! Singen kann ich selbst, doch leider Lauscht man meinen Tönen nicht, Und so halt ich großer Neider Jetzt ein fürchterlich Gericht. 14. Ossip Schubin Auch du sollst mir uicht entgehenVornehm-stolz, Ossip Schubin. Welch Mirakel doch, zu sehen Keusche Jungfraun von Berlin, Und die Künstler, wie sie leben In Paris so genial — Seelen, dreckig, daß sie kleben: Das ist international! 15. Die letzten Plnteniden Was? Noch immer Plateniden?Wenig Wolle, viel Geschrei! Geht zu Bett und schlaft in Frieden! Eure Zeit ist längst vorbei. Glaubt nur nicht, ihr hättet Flügel, Die ihr schwankt sponte'nbeschwert! Brüstet euch nicht mit dem Zügel! Jeder weiß, euch fehlt das Pferd. 16. Emil Rittershaus 6- Komp. Festlied ward kein Glas geschwungen,Wo nicht ich die Verse lieh. Gute Magen, seine Zungen Schätzen auch die Poesie. Bourgeoisiebegeistrung lohte Himmelhoch und — ward zum Spott; Ringsum jubelt nun der rote Pöbel: Alles bankerott! <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0653" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/214445"/> <fw type="header" place="top"> neuestes Litteratur-ABL</fw><lb/> <lg xml:id="POEMID_41" type="poem"> <head> 12. Wilhelm Meyer</head> <l> Meyer, Meyer, Wilhelm Meyer.<lb/> Meyer, der die ..Chriemhild" schuf,<lb/> Meyer, Nenne mir so teuer,<lb/> Folgt ein Deutscher seinem Ruf,<lb/> Meyer, plagte dich der Teufel<lb/> Siegfried börsenwärts zu ziehn?<lb/> Siegfried Meyer, ohne Zweifel<lb/> Hast du Freunde in Berlin. </l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_42" type="poem"> <head> 13. Neidhart</head> <l> Neidhart bin ich selber. Grimmig<lb/> Schau ich in die schöne Welt,<lb/> Hör die Sänger tausendstimmig —<lb/> Wie das pfeift und schrille und gellt!<lb/> Singen kann ich selbst, doch leider<lb/> Lauscht man meinen Tönen nicht,<lb/> Und so halt ich großer Neider<lb/> Jetzt ein fürchterlich Gericht. </l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_43" type="poem"> <head> 14. Ossip Schubin</head> <l> Auch du sollst mir uicht entgehen<lb/> Vornehm-stolz, Ossip Schubin.<lb/> Welch Mirakel doch, zu sehen<lb/> Keusche Jungfraun von Berlin,<lb/> Und die Künstler, wie sie leben<lb/> In Paris so genial —<lb/> Seelen, dreckig, daß sie kleben:<lb/> Das ist international! </l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_44" type="poem"> <head> 15. Die letzten Plnteniden</head> <l> Was? Noch immer Plateniden?<lb/> Wenig Wolle, viel Geschrei!<lb/> Geht zu Bett und schlaft in Frieden!<lb/> Eure Zeit ist längst vorbei.<lb/> Glaubt nur nicht, ihr hättet Flügel,<lb/> Die ihr schwankt sponte'nbeschwert!<lb/> Brüstet euch nicht mit dem Zügel!<lb/> Jeder weiß, euch fehlt das Pferd. </l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_45" type="poem"> <head> 16. Emil Rittershaus 6- Komp.</head> <l> Festlied ward kein Glas geschwungen,<lb/> Wo nicht ich die Verse lieh.<lb/> Gute Magen, seine Zungen<lb/> Schätzen auch die Poesie.<lb/> Bourgeoisiebegeistrung lohte<lb/> Himmelhoch und — ward zum Spott;<lb/> Ringsum jubelt nun der rote<lb/> Pöbel: Alles bankerott! </l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0653]
neuestes Litteratur-ABL
12. Wilhelm Meyer Meyer, Meyer, Wilhelm Meyer.
Meyer, der die ..Chriemhild" schuf,
Meyer, Nenne mir so teuer,
Folgt ein Deutscher seinem Ruf,
Meyer, plagte dich der Teufel
Siegfried börsenwärts zu ziehn?
Siegfried Meyer, ohne Zweifel
Hast du Freunde in Berlin.
13. Neidhart Neidhart bin ich selber. Grimmig
Schau ich in die schöne Welt,
Hör die Sänger tausendstimmig —
Wie das pfeift und schrille und gellt!
Singen kann ich selbst, doch leider
Lauscht man meinen Tönen nicht,
Und so halt ich großer Neider
Jetzt ein fürchterlich Gericht.
14. Ossip Schubin Auch du sollst mir uicht entgehen
Vornehm-stolz, Ossip Schubin.
Welch Mirakel doch, zu sehen
Keusche Jungfraun von Berlin,
Und die Künstler, wie sie leben
In Paris so genial —
Seelen, dreckig, daß sie kleben:
Das ist international!
15. Die letzten Plnteniden Was? Noch immer Plateniden?
Wenig Wolle, viel Geschrei!
Geht zu Bett und schlaft in Frieden!
Eure Zeit ist längst vorbei.
Glaubt nur nicht, ihr hättet Flügel,
Die ihr schwankt sponte'nbeschwert!
Brüstet euch nicht mit dem Zügel!
Jeder weiß, euch fehlt das Pferd.
16. Emil Rittershaus 6- Komp. Festlied ward kein Glas geschwungen,
Wo nicht ich die Verse lieh.
Gute Magen, seine Zungen
Schätzen auch die Poesie.
Bourgeoisiebegeistrung lohte
Himmelhoch und — ward zum Spott;
Ringsum jubelt nun der rote
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