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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr.

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Feldzugsbriefe

die Brigade Roter, von Norden kommend, ebenfalls. Auf diesem Vormarsch fanden
im Holz und an den Knicks noch Schritt für Schritt kleine Gefechte statt, und
schließlich wurde bei Hörnp Haff ein ganzes Bataillon gefangen genommen. Die
Schiffe waren fort, die Regimenter eingeschifft, und auf Alsen ist jetzt kein dänischer
Soldat mehr vorhanden. Die Lnndungsbrückcn sind von uns sofort in Brand
gesteckt worden, es sind bedeutende Vorräte an Bier, Wein, Syrup, Brot u, s. w.
erbeutet, ein ganzer Wagentrain ist in unsre Hände gefallen; ob viel Fourage,
weiß ich nicht. Die Pulvermagazine hatten die Dänen teilweise in die Luft ge¬
sprengt. Etwa zweitausend Gefangne und einige zwanzig Offiziere sind in unsre
Hände geraten, natürlich mit allen Waffen und sämtliche schweren Geschütze der
Batterien. Unser Verlust soll zwei- bis dreihundert sein um Toten und Ver¬
wundete"; ich höre, darunter sind ungefähr zehn Offiziere. Es war ein herrlicher
Sieg, und ich gebe den Tag für nichts in der Welt. Du hättest unsre Leute
sehen sollen beim Übersetze"! Mit einer Freudigkeit bis an den Leib ins Wasser
gegangen, die Kähne auf dem Rücken und dann im Fahrwasser erst flott gemacht,
nachher das unaufhaltsame Vordringen, es war rührend, mit welcher Bravour sich
die Truppen schlugen. Von verwundeten Offizieren sind dir wohl nnr E. Witz¬
leben und der kleine Häseler bekannt; beide leicht, doch soll E, Witzleben bei seiner
geschwächten Gesundheit mehr Besorgnis erregen.

Wir werden Alsen behalten; bei Svnderbnrg und Hvrnp Haff werden Bat-
terieen gebant und die Sonderburger Brücke hergestellt; ich denke, man wird es
nicht wagen, uns daraus vertreiben zu wollen. Mein Rappe hat im Strick ge¬
sessen, mein Schimmel ist stark erkältet, meine Fuchsstute augenblicklich meine einzige
Stütze. Es ist möglich, daß unser Regiment uach Jütland geht. Tausend Grüße
an alle!


6

Niibel im Snudewitt, 18. Juli 64

Hier giebts uicht viel Neues. Vom 20. d. M. bis zum 1. August ist
Waffenruhe, und man ist, glaube ich, ans die dänischen Anträge nicht sofort ein¬
gegangen, um den berüchtigten Kapitän Hammer noch zu fangen. Der Leutnant
von Rochow vom 2. Dragoner-Regiment, beim Prinzen Ordonnanzoffizier, hat
neulich den bestimmten Befehl an die dort liegenden österreichischen und preußischen
Schiffe bringen müssen, den , ,,. Hammer zu entern, d. h. seine Schiffe.

Sehr streng soll der Prinz den Oberst Kaufmann neulich empfangen haben,
in seiner kurzen Redeweise: Sie bitten um Frieden -- ich kann nichts dazu
thun -- vor drei Wochen haben Sie unsre Anerbietungen abgeschlagen -- ich
habe Sie mit Absicht ohne verbundne Angen hierher führen lassen, damit Sie
meine Truppenaufstellung sehen -- in zwei Tagen kann ich ans Minen sein --
Sie und Ihre Armee hindern mich nicht daran u. s. w. Der arme Oberst soll
am ganzen Leibe gezittert haben.

Gestern hatten wir eine recht hübsche militärische Feier auf den Ruinen der
Schanze 4. Der Prinz war selbst gekommen, um den Leuten, die durch Wahl
c">s den Sturmkompagnien bestimmt waren, die Ehrenzeichen eigenhändig anzuheften.
Das Ehrenzeichen 1. Klasse ist ein einfaches silbernes Kreuz. Der Prinz sagte,
daß nie ein König von Preußen seine Truppen für eine gewonnene Schlacht in
dem Maße dekorirt hätte, wie unser gegenwärtiger gnädigster Herr u. s. w. Liebe,
'luhnuglichteit daher bis in den Tod, und schloß mit einem dreimaligen Hurra!
"uf unsern König. General H, v. B. erlaubte sich darauf uoch einige passende
Worte und schloß mit Hurra auf den Prinzen. Nachher Parademarsch vor den


Grenzboten I 1893 54
Feldzugsbriefe

die Brigade Roter, von Norden kommend, ebenfalls. Auf diesem Vormarsch fanden
im Holz und an den Knicks noch Schritt für Schritt kleine Gefechte statt, und
schließlich wurde bei Hörnp Haff ein ganzes Bataillon gefangen genommen. Die
Schiffe waren fort, die Regimenter eingeschifft, und auf Alsen ist jetzt kein dänischer
Soldat mehr vorhanden. Die Lnndungsbrückcn sind von uns sofort in Brand
gesteckt worden, es sind bedeutende Vorräte an Bier, Wein, Syrup, Brot u, s. w.
erbeutet, ein ganzer Wagentrain ist in unsre Hände gefallen; ob viel Fourage,
weiß ich nicht. Die Pulvermagazine hatten die Dänen teilweise in die Luft ge¬
sprengt. Etwa zweitausend Gefangne und einige zwanzig Offiziere sind in unsre
Hände geraten, natürlich mit allen Waffen und sämtliche schweren Geschütze der
Batterien. Unser Verlust soll zwei- bis dreihundert sein um Toten und Ver¬
wundete»; ich höre, darunter sind ungefähr zehn Offiziere. Es war ein herrlicher
Sieg, und ich gebe den Tag für nichts in der Welt. Du hättest unsre Leute
sehen sollen beim Übersetze»! Mit einer Freudigkeit bis an den Leib ins Wasser
gegangen, die Kähne auf dem Rücken und dann im Fahrwasser erst flott gemacht,
nachher das unaufhaltsame Vordringen, es war rührend, mit welcher Bravour sich
die Truppen schlugen. Von verwundeten Offizieren sind dir wohl nnr E. Witz¬
leben und der kleine Häseler bekannt; beide leicht, doch soll E, Witzleben bei seiner
geschwächten Gesundheit mehr Besorgnis erregen.

Wir werden Alsen behalten; bei Svnderbnrg und Hvrnp Haff werden Bat-
terieen gebant und die Sonderburger Brücke hergestellt; ich denke, man wird es
nicht wagen, uns daraus vertreiben zu wollen. Mein Rappe hat im Strick ge¬
sessen, mein Schimmel ist stark erkältet, meine Fuchsstute augenblicklich meine einzige
Stütze. Es ist möglich, daß unser Regiment uach Jütland geht. Tausend Grüße
an alle!


6

Niibel im Snudewitt, 18. Juli 64

Hier giebts uicht viel Neues. Vom 20. d. M. bis zum 1. August ist
Waffenruhe, und man ist, glaube ich, ans die dänischen Anträge nicht sofort ein¬
gegangen, um den berüchtigten Kapitän Hammer noch zu fangen. Der Leutnant
von Rochow vom 2. Dragoner-Regiment, beim Prinzen Ordonnanzoffizier, hat
neulich den bestimmten Befehl an die dort liegenden österreichischen und preußischen
Schiffe bringen müssen, den , ,,. Hammer zu entern, d. h. seine Schiffe.

Sehr streng soll der Prinz den Oberst Kaufmann neulich empfangen haben,
in seiner kurzen Redeweise: Sie bitten um Frieden — ich kann nichts dazu
thun — vor drei Wochen haben Sie unsre Anerbietungen abgeschlagen — ich
habe Sie mit Absicht ohne verbundne Angen hierher führen lassen, damit Sie
meine Truppenaufstellung sehen — in zwei Tagen kann ich ans Minen sein —
Sie und Ihre Armee hindern mich nicht daran u. s. w. Der arme Oberst soll
am ganzen Leibe gezittert haben.

Gestern hatten wir eine recht hübsche militärische Feier auf den Ruinen der
Schanze 4. Der Prinz war selbst gekommen, um den Leuten, die durch Wahl
c»>s den Sturmkompagnien bestimmt waren, die Ehrenzeichen eigenhändig anzuheften.
Das Ehrenzeichen 1. Klasse ist ein einfaches silbernes Kreuz. Der Prinz sagte,
daß nie ein König von Preußen seine Truppen für eine gewonnene Schlacht in
dem Maße dekorirt hätte, wie unser gegenwärtiger gnädigster Herr u. s. w. Liebe,
'luhnuglichteit daher bis in den Tod, und schloß mit einem dreimaligen Hurra!
"uf unsern König. General H, v. B. erlaubte sich darauf uoch einige passende
Worte und schloß mit Hurra auf den Prinzen. Nachher Parademarsch vor den


Grenzboten I 1893 54
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[0435] Feldzugsbriefe die Brigade Roter, von Norden kommend, ebenfalls. Auf diesem Vormarsch fanden im Holz und an den Knicks noch Schritt für Schritt kleine Gefechte statt, und schließlich wurde bei Hörnp Haff ein ganzes Bataillon gefangen genommen. Die Schiffe waren fort, die Regimenter eingeschifft, und auf Alsen ist jetzt kein dänischer Soldat mehr vorhanden. Die Lnndungsbrückcn sind von uns sofort in Brand gesteckt worden, es sind bedeutende Vorräte an Bier, Wein, Syrup, Brot u, s. w. erbeutet, ein ganzer Wagentrain ist in unsre Hände gefallen; ob viel Fourage, weiß ich nicht. Die Pulvermagazine hatten die Dänen teilweise in die Luft ge¬ sprengt. Etwa zweitausend Gefangne und einige zwanzig Offiziere sind in unsre Hände geraten, natürlich mit allen Waffen und sämtliche schweren Geschütze der Batterien. Unser Verlust soll zwei- bis dreihundert sein um Toten und Ver¬ wundete»; ich höre, darunter sind ungefähr zehn Offiziere. Es war ein herrlicher Sieg, und ich gebe den Tag für nichts in der Welt. Du hättest unsre Leute sehen sollen beim Übersetze»! Mit einer Freudigkeit bis an den Leib ins Wasser gegangen, die Kähne auf dem Rücken und dann im Fahrwasser erst flott gemacht, nachher das unaufhaltsame Vordringen, es war rührend, mit welcher Bravour sich die Truppen schlugen. Von verwundeten Offizieren sind dir wohl nnr E. Witz¬ leben und der kleine Häseler bekannt; beide leicht, doch soll E, Witzleben bei seiner geschwächten Gesundheit mehr Besorgnis erregen. Wir werden Alsen behalten; bei Svnderbnrg und Hvrnp Haff werden Bat- terieen gebant und die Sonderburger Brücke hergestellt; ich denke, man wird es nicht wagen, uns daraus vertreiben zu wollen. Mein Rappe hat im Strick ge¬ sessen, mein Schimmel ist stark erkältet, meine Fuchsstute augenblicklich meine einzige Stütze. Es ist möglich, daß unser Regiment uach Jütland geht. Tausend Grüße an alle! 6 Niibel im Snudewitt, 18. Juli 64 Hier giebts uicht viel Neues. Vom 20. d. M. bis zum 1. August ist Waffenruhe, und man ist, glaube ich, ans die dänischen Anträge nicht sofort ein¬ gegangen, um den berüchtigten Kapitän Hammer noch zu fangen. Der Leutnant von Rochow vom 2. Dragoner-Regiment, beim Prinzen Ordonnanzoffizier, hat neulich den bestimmten Befehl an die dort liegenden österreichischen und preußischen Schiffe bringen müssen, den , ,,. Hammer zu entern, d. h. seine Schiffe. Sehr streng soll der Prinz den Oberst Kaufmann neulich empfangen haben, in seiner kurzen Redeweise: Sie bitten um Frieden — ich kann nichts dazu thun — vor drei Wochen haben Sie unsre Anerbietungen abgeschlagen — ich habe Sie mit Absicht ohne verbundne Angen hierher führen lassen, damit Sie meine Truppenaufstellung sehen — in zwei Tagen kann ich ans Minen sein — Sie und Ihre Armee hindern mich nicht daran u. s. w. Der arme Oberst soll am ganzen Leibe gezittert haben. Gestern hatten wir eine recht hübsche militärische Feier auf den Ruinen der Schanze 4. Der Prinz war selbst gekommen, um den Leuten, die durch Wahl c»>s den Sturmkompagnien bestimmt waren, die Ehrenzeichen eigenhändig anzuheften. Das Ehrenzeichen 1. Klasse ist ein einfaches silbernes Kreuz. Der Prinz sagte, daß nie ein König von Preußen seine Truppen für eine gewonnene Schlacht in dem Maße dekorirt hätte, wie unser gegenwärtiger gnädigster Herr u. s. w. Liebe, 'luhnuglichteit daher bis in den Tod, und schloß mit einem dreimaligen Hurra! "uf unsern König. General H, v. B. erlaubte sich darauf uoch einige passende Worte und schloß mit Hurra auf den Prinzen. Nachher Parademarsch vor den Grenzboten I 1893 54

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_213791/435>, abgerufen am 26.11.2024.