Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr.Die politische Lage auf den hawaiischen Inseln Wendung der Telephonie im öffentlichen wie privaten Verkehr. In Honolulu, Es ist erfreulich, daß auch diese Deutschen in der weichen Luft der Die politische Lage auf den hawaiischen Inseln Wendung der Telephonie im öffentlichen wie privaten Verkehr. In Honolulu, Es ist erfreulich, daß auch diese Deutschen in der weichen Luft der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0367" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/214159"/> <fw type="header" place="top"> Die politische Lage auf den hawaiischen Inseln</fw><lb/> <p xml:id="ID_1253" prev="#ID_1252"> Wendung der Telephonie im öffentlichen wie privaten Verkehr. In Honolulu,<lb/> einer Stadt von 20000 Einwohnern, vertritt das Telephon die Stadtpost.<lb/> Alle Einladungen, Bestellungen, Anfragen werden mündlich gemacht. Der<lb/> Unternehmer hatte 1882 davou monatlich einen Gewinn von ungefähr tausend<lb/> Dollars. Ein ehemaliger preußischer Offizier ist Oberaufseher der königlichen<lb/> Herden. Außerdem finden wir die Deutschen als Gewerbtreibende in allen<lb/> Verufszweigen, auch als Polizisten, und zwar leben sie meist in sehr geordneten<lb/> Verhältnissen. Für das Ansehn der Deutschen spricht auch das, daß 1891<lb/> ein biedrer Thüringer, H. A. Wiedemann, von der Königin zum Finanz-<lb/> minister ernannt wurde. Er hatte diese Stellung schon früher einmal unter<lb/> dem König Kalakana bekleidet. Wiedemann ist schon geraume Zeit im Laude<lb/> und ist mit einer einheimischen Fürstentochter vermählt. Sein Schwiegersohn<lb/> ist der Kapellmeister Berger, der einst im zweiten Garderegiment zu Fuß diente.<lb/> Schon seit Anfang der siebziger Jahre leitet er die königliche Militärmusik,<lb/> die dje Freude aller Fremden und der Stolz der Einheimischen ist, da sie aus¬<lb/> schließlich aus Kanälen besteht, die gute musikalische Anlagen haben. In den<lb/> wundervollen, mvudscheinhellen Nächten spielen sie auf dem Thomas- und<lb/> Emmasquare. Manchmal fingen sie auch in ihrer äußerst wohllautenden<lb/> Sprache Lieder, die Berger nach alten Volksweisen in Musik gesetzt hat. Auch<lb/> hebt es das Herz jedes Deutschen, wenn er die hübschen kasseefnrbigen<lb/> Soldaten in ihrer weißen Uniform, nach preußischem Schnitt, mit unsrer<lb/> Jusanteriemütze einhermarschieren sieht. Eine zweite Kapelle hat Berger aus<lb/> Knaben der kanakischen Besserungsanstalt gebildet. Es war eine Freude, mit<lb/> anzusehen, mit welcher Lust, Präzision und feurigen Kraft die braunen Ge¬<lb/> sellen drauflos bliesen, flöteten, trommelten und paukten — so erzählt der<lb/> Marinepfarrer Heims, der 1382 mit der Kriegskorvette Elisabeth Honolulu<lb/> besuchte. Auch eine deutsche Schule ist auf den Inseln entstanden. Ihr Leiter<lb/> ist ein Schleswig-Hvlsteiner, Georg Jörgens, der nun schon zehn Jahre da<lb/> draußen wirkt. Die Königin ließ sich bald nach ihrem Regierungsantritt, am<lb/> 8. Juli 1891, aus hundert deutschen Kinderkehlen die preußische National¬<lb/> hymne mehrstimmig vorsingen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1254" next="#ID_1255"> Es ist erfreulich, daß auch diese Deutschen in der weichen Luft der<lb/> Südsee, unter den majestätischen Fächerpalmen und den herrlichen Mangv-<lb/> bäumeu ihr Deutschtum nicht vergessen haben. Wie sehr unsre Landsleute<lb/> am Vaterlande hängen, bewies die reiche Spende, die sie zum Bismarckdcnkmal<lb/> herübersnndten. Der deutsche Verein in Honolulu hat, in herrlichem Garten¬<lb/> grün verborgen, umgeben vou tropischer Blumenpracht, sein eignes Heim, in<lb/> dem schon mancher brave Deutsche ein freundliches Willkommen gefunden hat.<lb/> Eine deutsche Kirche hat die Hauptstadt noch nicht. (Auch bezeichnend!) Da¬<lb/> gegen ist aus Kauai, der nordwestlichen Insel der Gruppe, bei der Luther¬<lb/> feier 1883 eine deutsch-lutherische Gemeinde zu Lihue gebildet worden, die sich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0367]
Die politische Lage auf den hawaiischen Inseln
Wendung der Telephonie im öffentlichen wie privaten Verkehr. In Honolulu,
einer Stadt von 20000 Einwohnern, vertritt das Telephon die Stadtpost.
Alle Einladungen, Bestellungen, Anfragen werden mündlich gemacht. Der
Unternehmer hatte 1882 davou monatlich einen Gewinn von ungefähr tausend
Dollars. Ein ehemaliger preußischer Offizier ist Oberaufseher der königlichen
Herden. Außerdem finden wir die Deutschen als Gewerbtreibende in allen
Verufszweigen, auch als Polizisten, und zwar leben sie meist in sehr geordneten
Verhältnissen. Für das Ansehn der Deutschen spricht auch das, daß 1891
ein biedrer Thüringer, H. A. Wiedemann, von der Königin zum Finanz-
minister ernannt wurde. Er hatte diese Stellung schon früher einmal unter
dem König Kalakana bekleidet. Wiedemann ist schon geraume Zeit im Laude
und ist mit einer einheimischen Fürstentochter vermählt. Sein Schwiegersohn
ist der Kapellmeister Berger, der einst im zweiten Garderegiment zu Fuß diente.
Schon seit Anfang der siebziger Jahre leitet er die königliche Militärmusik,
die dje Freude aller Fremden und der Stolz der Einheimischen ist, da sie aus¬
schließlich aus Kanälen besteht, die gute musikalische Anlagen haben. In den
wundervollen, mvudscheinhellen Nächten spielen sie auf dem Thomas- und
Emmasquare. Manchmal fingen sie auch in ihrer äußerst wohllautenden
Sprache Lieder, die Berger nach alten Volksweisen in Musik gesetzt hat. Auch
hebt es das Herz jedes Deutschen, wenn er die hübschen kasseefnrbigen
Soldaten in ihrer weißen Uniform, nach preußischem Schnitt, mit unsrer
Jusanteriemütze einhermarschieren sieht. Eine zweite Kapelle hat Berger aus
Knaben der kanakischen Besserungsanstalt gebildet. Es war eine Freude, mit
anzusehen, mit welcher Lust, Präzision und feurigen Kraft die braunen Ge¬
sellen drauflos bliesen, flöteten, trommelten und paukten — so erzählt der
Marinepfarrer Heims, der 1382 mit der Kriegskorvette Elisabeth Honolulu
besuchte. Auch eine deutsche Schule ist auf den Inseln entstanden. Ihr Leiter
ist ein Schleswig-Hvlsteiner, Georg Jörgens, der nun schon zehn Jahre da
draußen wirkt. Die Königin ließ sich bald nach ihrem Regierungsantritt, am
8. Juli 1891, aus hundert deutschen Kinderkehlen die preußische National¬
hymne mehrstimmig vorsingen.
Es ist erfreulich, daß auch diese Deutschen in der weichen Luft der
Südsee, unter den majestätischen Fächerpalmen und den herrlichen Mangv-
bäumeu ihr Deutschtum nicht vergessen haben. Wie sehr unsre Landsleute
am Vaterlande hängen, bewies die reiche Spende, die sie zum Bismarckdcnkmal
herübersnndten. Der deutsche Verein in Honolulu hat, in herrlichem Garten¬
grün verborgen, umgeben vou tropischer Blumenpracht, sein eignes Heim, in
dem schon mancher brave Deutsche ein freundliches Willkommen gefunden hat.
Eine deutsche Kirche hat die Hauptstadt noch nicht. (Auch bezeichnend!) Da¬
gegen ist aus Kauai, der nordwestlichen Insel der Gruppe, bei der Luther¬
feier 1883 eine deutsch-lutherische Gemeinde zu Lihue gebildet worden, die sich
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