Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr.die Römer dorthin, als wenn sie die Mittel zu dieser Reise gewähren sollten Am Satzbau ist wenig geändert worden. Luk. 21,26 heißt es allerdings die Römer dorthin, als wenn sie die Mittel zu dieser Reise gewähren sollten Am Satzbau ist wenig geändert worden. Luk. 21,26 heißt es allerdings <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0322" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/214114"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1107" prev="#ID_1106"> die Römer dorthin, als wenn sie die Mittel zu dieser Reise gewähren sollten<lb/> (Rom. 15, 28). Von Salomo heißt es, daß in vielen Heiden kein König ihm<lb/> gleich gewesen sei (Reh. 13, 26). Der böse Simei wirft mit Steinen nicht<lb/> nach David, sondern zu ihm (2. Sam. 16, 13). Gott bewahret Gnade in<lb/> tausend Glieder und sucht die Missethat der Väter heim auf Kinder und<lb/> Kindeskinder (2. Mos. 34, 7). Ismael wird gegen allen seinen Brüdern<lb/> wohnen (1. Mos. 16, 12), und Nebukadnezar preist Gott, gegen welchem alle<lb/> auf Erden nichts sind (Dan. 4, 32). Simson sucht Ursache an die Philister<lb/> (Nicht. 14, 4), und in Nineve wird aus Befehl des Königs gefastet (Ion.<lb/> 3, 7). Am schlimmsten geht es der Präposition über. Sehr häufig steht<lb/> dabei der Dativ, wo wir jetzt den Akkusativ gebrauchen. So heißt es z. V.<lb/> gewöhnlich: sich wundern, sich entsetzen, sich freuen über einer Sache. Freilich<lb/> schließt das nicht aus, daß gelegentlich auch der Akkusativ gesetzt wird. Ich.<lb/> 62, 5 z. B. heißt es: Er freuet sich über der Braut; Hesek. 25, 6 dagegen:<lb/> daß du über das Land Israel dich gefreuet hast. Überhaupt entspricht der Ge¬<lb/> brauch, den Luther von dieser Präposition macht, häusig nicht mehr dem jetzigen<lb/> Sprachgebrauch. Wir sagen jetzt nicht mehr: jemand loben oder anklagen über<lb/> einer Sache, und ebenso wenig: kämpfen, rein sein, sich verunreinigen, Zeuge<lb/> sein über einem Dinge, wie es in der revidirten Bibel so häufig vorkommt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1108"> Am Satzbau ist wenig geändert worden. Luk. 21,26 heißt es allerdings<lb/> nicht mehr: ,,Denn auch der Himmel Kräfte sich bewegen werden," sondern:<lb/> ,,werden sich bewegen." Aber an andern Stellen hat man die Wort¬<lb/> stellung nicht geändert. Rom. 8, 21 steht immer noch: „Denn auch die<lb/> Kreatur frei werden wird" und Weiss. 13, 6: „Denn auch sie wohl irren<lb/> können" und 14, 3: „Denn du auch im Meer Wege giebst." Doppelt an¬<lb/> stößig ist der Satzbau 1. Thesf, 2, 13: „Darum auch wir ohne Unterlaß Gott<lb/> danken, daß ihr. da ihr empfinget von uns das Wort göttlicher Predigt, mahnet<lb/> ihrs aus" u. s. w. Im ersten Satz ist die Wortstellung falsch, und der Satz mit<lb/> daß ist nicht richtig zu Ende geführt. Das letztere kommt öfter vor. Rom. 2, 14<lb/> hat man deshalb verändert, aber Phil. 2, 6 heißt es trotzdem: „welcher, ob<lb/> er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt ers nicht für einen Raub" u. s. w.<lb/> Sehr häusig werden Nebensätze wie Hauptsätze behandelt, z. B. Apostelg. 16, 3:<lb/> „sie wußten alle, daß sein Vater war ein Grieche gewesen," ebenso 16, 19;<lb/> 17, 3 und an vielen andern Stellen. Kurz, diese syntaktischen Veränderungen,<lb/> „in welchen sind etliche Dinge schwer zu verstehen" (2. Petri 3, 16), hätte man<lb/> lieber ganz lassen oder folgerichtig durchführen sollen. Denn was soll die<lb/> Schule, um in der Revisionssprache zu reden, hiezu sagen? Soll sie sich<lb/> freuen über diesem Werke, darinnen man liefet eine Sprache, so nie keine<lb/> Schule gelehret hat? „Niemand funkel einen Lappen von einem neuen Kleid<lb/> auf ein alt Kleid, wo anders, so zerreißet er das neue, und der Lappen vom<lb/> neuen reimet sich nicht auf das alte."</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0322]
die Römer dorthin, als wenn sie die Mittel zu dieser Reise gewähren sollten
(Rom. 15, 28). Von Salomo heißt es, daß in vielen Heiden kein König ihm
gleich gewesen sei (Reh. 13, 26). Der böse Simei wirft mit Steinen nicht
nach David, sondern zu ihm (2. Sam. 16, 13). Gott bewahret Gnade in
tausend Glieder und sucht die Missethat der Väter heim auf Kinder und
Kindeskinder (2. Mos. 34, 7). Ismael wird gegen allen seinen Brüdern
wohnen (1. Mos. 16, 12), und Nebukadnezar preist Gott, gegen welchem alle
auf Erden nichts sind (Dan. 4, 32). Simson sucht Ursache an die Philister
(Nicht. 14, 4), und in Nineve wird aus Befehl des Königs gefastet (Ion.
3, 7). Am schlimmsten geht es der Präposition über. Sehr häufig steht
dabei der Dativ, wo wir jetzt den Akkusativ gebrauchen. So heißt es z. V.
gewöhnlich: sich wundern, sich entsetzen, sich freuen über einer Sache. Freilich
schließt das nicht aus, daß gelegentlich auch der Akkusativ gesetzt wird. Ich.
62, 5 z. B. heißt es: Er freuet sich über der Braut; Hesek. 25, 6 dagegen:
daß du über das Land Israel dich gefreuet hast. Überhaupt entspricht der Ge¬
brauch, den Luther von dieser Präposition macht, häusig nicht mehr dem jetzigen
Sprachgebrauch. Wir sagen jetzt nicht mehr: jemand loben oder anklagen über
einer Sache, und ebenso wenig: kämpfen, rein sein, sich verunreinigen, Zeuge
sein über einem Dinge, wie es in der revidirten Bibel so häufig vorkommt.
Am Satzbau ist wenig geändert worden. Luk. 21,26 heißt es allerdings
nicht mehr: ,,Denn auch der Himmel Kräfte sich bewegen werden," sondern:
,,werden sich bewegen." Aber an andern Stellen hat man die Wort¬
stellung nicht geändert. Rom. 8, 21 steht immer noch: „Denn auch die
Kreatur frei werden wird" und Weiss. 13, 6: „Denn auch sie wohl irren
können" und 14, 3: „Denn du auch im Meer Wege giebst." Doppelt an¬
stößig ist der Satzbau 1. Thesf, 2, 13: „Darum auch wir ohne Unterlaß Gott
danken, daß ihr. da ihr empfinget von uns das Wort göttlicher Predigt, mahnet
ihrs aus" u. s. w. Im ersten Satz ist die Wortstellung falsch, und der Satz mit
daß ist nicht richtig zu Ende geführt. Das letztere kommt öfter vor. Rom. 2, 14
hat man deshalb verändert, aber Phil. 2, 6 heißt es trotzdem: „welcher, ob
er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt ers nicht für einen Raub" u. s. w.
Sehr häusig werden Nebensätze wie Hauptsätze behandelt, z. B. Apostelg. 16, 3:
„sie wußten alle, daß sein Vater war ein Grieche gewesen," ebenso 16, 19;
17, 3 und an vielen andern Stellen. Kurz, diese syntaktischen Veränderungen,
„in welchen sind etliche Dinge schwer zu verstehen" (2. Petri 3, 16), hätte man
lieber ganz lassen oder folgerichtig durchführen sollen. Denn was soll die
Schule, um in der Revisionssprache zu reden, hiezu sagen? Soll sie sich
freuen über diesem Werke, darinnen man liefet eine Sprache, so nie keine
Schule gelehret hat? „Niemand funkel einen Lappen von einem neuen Kleid
auf ein alt Kleid, wo anders, so zerreißet er das neue, und der Lappen vom
neuen reimet sich nicht auf das alte."
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