Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr.Iveder Aoininilnismus noch Aapiwlisinus und für die er sorgen müßte, braucht er nicht. Er weiß es gar nicht, welche Iveder Aoininilnismus noch Aapiwlisinus und für die er sorgen müßte, braucht er nicht. Er weiß es gar nicht, welche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0226" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/214018"/> <fw type="header" place="top"> Iveder Aoininilnismus noch Aapiwlisinus</fw><lb/> <p xml:id="ID_739" prev="#ID_738" next="#ID_740"> und für die er sorgen müßte, braucht er nicht. Er weiß es gar nicht, welche<lb/> bestimmten einzelnen Menschen ihn dnrch ihre Arbeit reich machen, und Millionen<lb/> arbeiten, ohne den zu kennen, den sie bereichern. Wenigstens gilt das von<lb/> dem Vermögen, das durch Spekulation, dnrch Geldgeschäfte im großen, durch<lb/> Aktienunternehmungen erworben wird. Der einzelne Fabrik- und Gruben¬<lb/> besitzer allerdings hat eine wenigstens der Zahl nach begrenzte Gruppe be¬<lb/> stimmter Arbeiter. Allein zu einem persönlichen Verhältnis und zur Jnteressen-<lb/> solidaritüt kommt es auch hier meistens nicht, aus zwei Gründen. Erstens<lb/> weil in vielen Fabriken die Arbeit so leicht — wenn auch keineswegs am<lb/> genehm — und so leicht zu erlernen ist, daß ein beständiger Wechsel nichts<lb/> schadet; und da die Reservearmee der arbeitsuchenden Arbeitlosen stets bereit<lb/> steht, so wird jeder Abgang aus der Fabrik gewissermaßen dnrch Selbstfüllung<lb/> sofort wieder ersetzt, wie das Wasser eines Beckens, dessen Zuflußrohr mehr<lb/> Wasser hält, als das Abflußrohr. Der Besitzer braucht also zwar eine be¬<lb/> stimmte Anzahl von „Händen," aber nicht die und die bestimmten Personen.<lb/> Sodann, weil sich der Fabrikbesitzer, als ein vornehmer Mann, die Arbeiter<lb/> meistens vom Leibe hält. Nur seine Beamten kommen mit ihnen persönlich<lb/> in Berührung, und auch diese sind oft schon so vornehme Herren, daß der<lb/> Verkehr streng amtlich bleibt. Ist doch die geistige Kluft, die heute zwischen<lb/> einem Manne der höhern Klassen und einem gewöhnlichen Fabrikarbeiter liegt,<lb/> viel größer, als sie zwischen einem mittelalterlichen Grafen und seinen hörigen<lb/> Knechten war. Sich um das Wohl der Arbeiter zu kümmern, wenn nicht<lb/> etwa der Staat oder eine Revolution drängt, hat der Brodherr um so weniger<lb/> Veranlassung, als seine Arbeiter um so billiger und williger sind, je schlechter<lb/> es der Arbeiterschaft im allgemeinen geht; an die Stelle der Interessenharmonie<lb/> ist ein klaffender Gegensatz der Interessen getreten. Nur in solchen Industrien,<lb/> die, wie die meisten Zweige des Maschinenbaues, körperlich kräftige, intelligente,<lb/> vorgebildete und eingeübte Arbeiter erfordern, bildet sich eine Interessengemein¬<lb/> schaft. Hier liegt es im Interesse des Fabrikanten, sich die tüchtigen unter<lb/> seinen Arbeitern und diese tüchtig zu erhalten, was sie nicht sein könnten,<lb/> wenn sie elend wären. Hier entwickelt sich denn auch stets ein Verhältnis,<lb/> das mit seinen Vorteilen und Nachteilen für die Arbeiter der Feudalität gleicht<lb/> wie ein El dem andern. Dabei tritt überall in der Industrie das Bestreben<lb/> hervor, durch Verbesserung der Maschinerie die Zahl der Arbeiter zu ver¬<lb/> mindern. Einen Fall, der uns besonders merkwürdig erscheint, wollen wir<lb/> erwähnen. Von den Arbeiterschiltzvorschriften der Gewerbenovelle werden auch<lb/> die Zuckerfabriken namentlich insofern betroffen, als bei den bisherigen Ein¬<lb/> richtungen für die Reinlichkeit und für die Sittsamkeit der Arbeiterinnen sehr<lb/> schlecht gesorgt war. Ein Mann nun, der in engen geschäftlichen Beziehungen<lb/> zu den Zuckerfabriken eines größern Bezirks steht, sagte uns vor einiger Zeit,<lb/> es falle den Herren gar nicht ein, sich dnrch Änderungen zu Gunsten der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0226]
Iveder Aoininilnismus noch Aapiwlisinus
und für die er sorgen müßte, braucht er nicht. Er weiß es gar nicht, welche
bestimmten einzelnen Menschen ihn dnrch ihre Arbeit reich machen, und Millionen
arbeiten, ohne den zu kennen, den sie bereichern. Wenigstens gilt das von
dem Vermögen, das durch Spekulation, dnrch Geldgeschäfte im großen, durch
Aktienunternehmungen erworben wird. Der einzelne Fabrik- und Gruben¬
besitzer allerdings hat eine wenigstens der Zahl nach begrenzte Gruppe be¬
stimmter Arbeiter. Allein zu einem persönlichen Verhältnis und zur Jnteressen-
solidaritüt kommt es auch hier meistens nicht, aus zwei Gründen. Erstens
weil in vielen Fabriken die Arbeit so leicht — wenn auch keineswegs am
genehm — und so leicht zu erlernen ist, daß ein beständiger Wechsel nichts
schadet; und da die Reservearmee der arbeitsuchenden Arbeitlosen stets bereit
steht, so wird jeder Abgang aus der Fabrik gewissermaßen dnrch Selbstfüllung
sofort wieder ersetzt, wie das Wasser eines Beckens, dessen Zuflußrohr mehr
Wasser hält, als das Abflußrohr. Der Besitzer braucht also zwar eine be¬
stimmte Anzahl von „Händen," aber nicht die und die bestimmten Personen.
Sodann, weil sich der Fabrikbesitzer, als ein vornehmer Mann, die Arbeiter
meistens vom Leibe hält. Nur seine Beamten kommen mit ihnen persönlich
in Berührung, und auch diese sind oft schon so vornehme Herren, daß der
Verkehr streng amtlich bleibt. Ist doch die geistige Kluft, die heute zwischen
einem Manne der höhern Klassen und einem gewöhnlichen Fabrikarbeiter liegt,
viel größer, als sie zwischen einem mittelalterlichen Grafen und seinen hörigen
Knechten war. Sich um das Wohl der Arbeiter zu kümmern, wenn nicht
etwa der Staat oder eine Revolution drängt, hat der Brodherr um so weniger
Veranlassung, als seine Arbeiter um so billiger und williger sind, je schlechter
es der Arbeiterschaft im allgemeinen geht; an die Stelle der Interessenharmonie
ist ein klaffender Gegensatz der Interessen getreten. Nur in solchen Industrien,
die, wie die meisten Zweige des Maschinenbaues, körperlich kräftige, intelligente,
vorgebildete und eingeübte Arbeiter erfordern, bildet sich eine Interessengemein¬
schaft. Hier liegt es im Interesse des Fabrikanten, sich die tüchtigen unter
seinen Arbeitern und diese tüchtig zu erhalten, was sie nicht sein könnten,
wenn sie elend wären. Hier entwickelt sich denn auch stets ein Verhältnis,
das mit seinen Vorteilen und Nachteilen für die Arbeiter der Feudalität gleicht
wie ein El dem andern. Dabei tritt überall in der Industrie das Bestreben
hervor, durch Verbesserung der Maschinerie die Zahl der Arbeiter zu ver¬
mindern. Einen Fall, der uns besonders merkwürdig erscheint, wollen wir
erwähnen. Von den Arbeiterschiltzvorschriften der Gewerbenovelle werden auch
die Zuckerfabriken namentlich insofern betroffen, als bei den bisherigen Ein¬
richtungen für die Reinlichkeit und für die Sittsamkeit der Arbeiterinnen sehr
schlecht gesorgt war. Ein Mann nun, der in engen geschäftlichen Beziehungen
zu den Zuckerfabriken eines größern Bezirks steht, sagte uns vor einiger Zeit,
es falle den Herren gar nicht ein, sich dnrch Änderungen zu Gunsten der
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