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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr.

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Nun wurde der Kauf mit Fischer endgiltig abgeschlossen, und Cvnitzer
gab unter dem Titel- "Der Amateur-Phvtograph. Von C. W. Alters" eine
Mappe heraus, die die Allersschen Zeichnungen in ursprünglicher Größe ent¬
hielt. Die Mappe war in der außer" Erscheinung und im Innern nicht
minder elegant hergestellt, wie die früher von Alters herausgegebnen Mappen.
Gegen die künstlerische Anfertigung der Lichtdrucke war nicht das mindeste ein¬
zuwenden. Unter jedem Bilde befand sich eine humoristisch gehaltene Unter¬
schrift, die mit wenigen Worten das Bild als das Erlebnis oder die Arbeit
eines Amateurphvtvgraphen erläuterte. Von der Mappe wurden tausend Exem¬
plare mit einem Kostenaufwande von ungefähr viertausendfünfhundert Mark
hergestellt. Die Ausgabe fand Ende Februar statt. Der Preis für die Mappe
wurde auf achtzehn Mark bestimmt. Cvnitzer kündigte die Mappe als eine
neue Allersmappe an und brachte sie in den Kunsthandel. Nach seiner An¬
gabe sind von der Mappe bis zu Anfang November t8!N etwa dreihundert
Stück, von da an aber keine weitern abgesetzt worden.

Alters hatte, wie wir aus seiner Karte ersahen, am 22. Januar mit der
Augusta Viktoria die bekannte Rundreise im Mittelmeer angetreten. Wann er
nach Deutschland zurückgekehrt ist, ergiebt sich aus dem Urteile nicht. Zu An¬
fang November trat er gegen die Veröffentlichung der vou Couitzer heraus¬
gegebnen Mappe auf. Vou ihm veranlaßt, erließ der Verleger früherer Mappen,
Lithvgraph Griese, ein Zirkular an die Kunsthändler, worin diesen mitgeteilt
wurde, daß Alters an der Herausgabe der Bilder in dieser Art und Form
nicht beteiligt sei. Sodann stellte Alters bei Gericht den Antrag, Cvnitzer und
Schönthcm wegen Nachdrucks zu bestrafen, auch jeden von beiden zu einer an
ihn zu erlegenden Buße von sechstausend Mark zu verurteilen. Er begründete
diesen Antrag in folgender Weise. Nach dem Briefe von Schönthan habe er
angenommen, daß es sich lediglich um eine Herausgabe der Bilder in der
frühern Form mit einem von Schönthan redigirten veränderten Text handle.
Nur in diesem Sinne habe er seine Zustimmung gegeben. Die vorliegende
Herausgabe diskreditire ihn als Künstler. Ohne Text hätten die Illustrationen
keinen Sinn. Auch hätten die Zeichnungen, die nur auf das Zinkntzverfahren
und auf Vervielfältigung in verkleinerten Maßstabe berechnet gewesen seien,
keinen Wert. Keinem Menschen von künstlerischem Geschmack könne es ein¬
fallen, diese Zeichnungen in großem Format dnrch Lichtdruck zu vervielfältigen.
Den Antrag auf Zuerkennung der geforderten Buße begründete Alters in fol¬
gender Weise. Nach Erscheinen der neuen Mappe seien von seinen frühern
Werken erheblich weniger Exemplare verkauft worden, was nur eine Folge
davon sein könne, daß das Publikum durch das neue Werk abgeschreckt worden
sei, überhaupt noch etwas von seinen Werken zu kaufen. Der ihm dadurch
zugefügte Schaden belaufe sich auf weit mehr als zwölftausend Mark.

Die Angeklagten machten hiergegen geltend, daß sie durch deu Ankauf von


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Nun wurde der Kauf mit Fischer endgiltig abgeschlossen, und Cvnitzer
gab unter dem Titel- „Der Amateur-Phvtograph. Von C. W. Alters" eine
Mappe heraus, die die Allersschen Zeichnungen in ursprünglicher Größe ent¬
hielt. Die Mappe war in der außer» Erscheinung und im Innern nicht
minder elegant hergestellt, wie die früher von Alters herausgegebnen Mappen.
Gegen die künstlerische Anfertigung der Lichtdrucke war nicht das mindeste ein¬
zuwenden. Unter jedem Bilde befand sich eine humoristisch gehaltene Unter¬
schrift, die mit wenigen Worten das Bild als das Erlebnis oder die Arbeit
eines Amateurphvtvgraphen erläuterte. Von der Mappe wurden tausend Exem¬
plare mit einem Kostenaufwande von ungefähr viertausendfünfhundert Mark
hergestellt. Die Ausgabe fand Ende Februar statt. Der Preis für die Mappe
wurde auf achtzehn Mark bestimmt. Cvnitzer kündigte die Mappe als eine
neue Allersmappe an und brachte sie in den Kunsthandel. Nach seiner An¬
gabe sind von der Mappe bis zu Anfang November t8!N etwa dreihundert
Stück, von da an aber keine weitern abgesetzt worden.

Alters hatte, wie wir aus seiner Karte ersahen, am 22. Januar mit der
Augusta Viktoria die bekannte Rundreise im Mittelmeer angetreten. Wann er
nach Deutschland zurückgekehrt ist, ergiebt sich aus dem Urteile nicht. Zu An¬
fang November trat er gegen die Veröffentlichung der vou Couitzer heraus¬
gegebnen Mappe auf. Vou ihm veranlaßt, erließ der Verleger früherer Mappen,
Lithvgraph Griese, ein Zirkular an die Kunsthändler, worin diesen mitgeteilt
wurde, daß Alters an der Herausgabe der Bilder in dieser Art und Form
nicht beteiligt sei. Sodann stellte Alters bei Gericht den Antrag, Cvnitzer und
Schönthcm wegen Nachdrucks zu bestrafen, auch jeden von beiden zu einer an
ihn zu erlegenden Buße von sechstausend Mark zu verurteilen. Er begründete
diesen Antrag in folgender Weise. Nach dem Briefe von Schönthan habe er
angenommen, daß es sich lediglich um eine Herausgabe der Bilder in der
frühern Form mit einem von Schönthan redigirten veränderten Text handle.
Nur in diesem Sinne habe er seine Zustimmung gegeben. Die vorliegende
Herausgabe diskreditire ihn als Künstler. Ohne Text hätten die Illustrationen
keinen Sinn. Auch hätten die Zeichnungen, die nur auf das Zinkntzverfahren
und auf Vervielfältigung in verkleinerten Maßstabe berechnet gewesen seien,
keinen Wert. Keinem Menschen von künstlerischem Geschmack könne es ein¬
fallen, diese Zeichnungen in großem Format dnrch Lichtdruck zu vervielfältigen.
Den Antrag auf Zuerkennung der geforderten Buße begründete Alters in fol¬
gender Weise. Nach Erscheinen der neuen Mappe seien von seinen frühern
Werken erheblich weniger Exemplare verkauft worden, was nur eine Folge
davon sein könne, daß das Publikum durch das neue Werk abgeschreckt worden
sei, überhaupt noch etwas von seinen Werken zu kaufen. Der ihm dadurch
zugefügte Schaden belaufe sich auf weit mehr als zwölftausend Mark.

Die Angeklagten machten hiergegen geltend, daß sie durch deu Ankauf von


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_213113/512>, abgerufen am 23.07.2024.