Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr.Weder Uommunismus "och Kapitalismus Steigerung des Verbrauchs seit 1850, die als Folge der allgemein anerkannten Weder Uommunismus »och Kapitalismus Steigerung des Verbrauchs seit 1850, die als Folge der allgemein anerkannten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0426" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/213540"/> <fw type="header" place="top"> Weder Uommunismus »och Kapitalismus</fw><lb/> <p xml:id="ID_1285" prev="#ID_1284" next="#ID_1286"> Steigerung des Verbrauchs seit 1850, die als Folge der allgemein anerkannten<lb/> Besserung der Lage des Volks seit jeuer Zeit selbstverständlich ist, und über<lb/> die Menge der eingeführten Güter. Bei den exotischen, wie Kaffee und Thee,<lb/> fällt diese uun zwar mit der Menge der verbrauchten zusammen, nicht aber<lb/> bei den Brotfrüchten und Viehprodukten. Bei den erstern bedeutet die gewaltige<lb/> Zunahme der Einfuhr noch keine entsprechende Vermehrung des Verbrauchs,<lb/> weil man ja weiß, daß der Körnerbau in England stetig zurückgeht. Der Vieh¬<lb/> bestand allerdings wächst, wenn auch nicht stärker als die Bevölkerung, und<lb/> daher kann mit Sicherheit geschlossen werden, daß der Konsum in gleichem<lb/> Maße gestiegen ist, wie die Einfuhr. Aus Wolfs Material wollen wir nur<lb/> die für einen einzigen Artikel angegebnen Zahlen beleuchten, die als typisch<lb/> angesehen werden können, sowohl sür das Wachstum des englischen Wohl¬<lb/> stands, wie für den Grad des gegenwärtig herrschenden. „Im Jahre 1841,<lb/> — schreibt er — hat Großbritannien rund 27 000 Pfund ausländischen Speck und<lb/> Schinken verbraucht, 1889: 4200000 Zentner. Sollte die Differenz etwa<lb/> von dem Hünflein Reichster, Allerreichster ihrem Konsum zugelegt wordeu<lb/> sein? Oder soll, wenn eingeräumt wird, daß an das Volk von dem zuneh¬<lb/> menden Schinken- und Speckverbrauch etwas abfiel, die Zunahme dieses etwa<lb/> ein Symptom maßlos wachsenden Elends sein?" Falls irgend ein verrannter<lb/> Sozialdemokrat allem Augenschein zuwider behauptet, daß in England das Elend<lb/> auch seit 184!» noch maßlos gewachsen sei, so mag er der vernichtenden Sta¬<lb/> tistik Wolfs preisgegeben sein. Aber wenn dieser vielleicht glaubt, mit seiner<lb/> Schinkenstatistik' bewiesen zu haben, daß es überhaupt kein Massenelend in<lb/> England mehr gebe, so irrt er sich. Wieviel einheimische Schweine die Eng¬<lb/> länder im Jahre 1889 gehabt haben, wissen wir nicht, aber 1890 waren ihrer<lb/> nach der soeben vom Landwirtschaftsminister Gardner veröffentlichten Statistik<lb/> 2 700000. Und da doch immer höchstens die kleinere Hälfte der vorhandenen<lb/> Schweine in einem Jahre geschlachtet werden kann, so wird die in jenem<lb/> Jahre verfügbare Menge des einheimischen Specks und Schinkens mit 1 800000<lb/> Zentnern eher zu hoch als zu niedrig bemessen sein, sodaß also die Engländer<lb/> in jenein Jahre 6000000 Zentner der angegebnen Fleischsorten verspeist<lb/> haben. Der Engländer ist nun, wenn ers dazu hat, ein sehr starker Esser,<lb/> und in anständigen Häusern darf auf keinem Frühstückstische der Schinken<lb/> fehlen, der übrigens dabei nicht in Gestalt jener papierdüuuen Scheibchen er¬<lb/> scheint, wie sie der deutsche Schulmeister oder Registrator zu seinem Butter-<lb/> bemmchen genießt. Setzen wir den jährlichen Schinkenbedarf einer solchen<lb/> Familie auf drei Zentner an, so werden wir damit wahrscheinlich ein gutes<lb/> Stück hinter der Wahrheit zurückbleiben. Der Speck sodann ist die Butter<lb/> des kleinen Mannes und ersetzt ihm anch das Rindfleisch; mit Schweinefett<lb/> oder Speck werden alle Speisen, namentlich die Kartoffeln, angemacht. Gönnen<lb/> wir der Familie einen Zentner jährlich, d. h. wenig über ein Viertelpfund</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0426]
Weder Uommunismus »och Kapitalismus
Steigerung des Verbrauchs seit 1850, die als Folge der allgemein anerkannten
Besserung der Lage des Volks seit jeuer Zeit selbstverständlich ist, und über
die Menge der eingeführten Güter. Bei den exotischen, wie Kaffee und Thee,
fällt diese uun zwar mit der Menge der verbrauchten zusammen, nicht aber
bei den Brotfrüchten und Viehprodukten. Bei den erstern bedeutet die gewaltige
Zunahme der Einfuhr noch keine entsprechende Vermehrung des Verbrauchs,
weil man ja weiß, daß der Körnerbau in England stetig zurückgeht. Der Vieh¬
bestand allerdings wächst, wenn auch nicht stärker als die Bevölkerung, und
daher kann mit Sicherheit geschlossen werden, daß der Konsum in gleichem
Maße gestiegen ist, wie die Einfuhr. Aus Wolfs Material wollen wir nur
die für einen einzigen Artikel angegebnen Zahlen beleuchten, die als typisch
angesehen werden können, sowohl sür das Wachstum des englischen Wohl¬
stands, wie für den Grad des gegenwärtig herrschenden. „Im Jahre 1841,
— schreibt er — hat Großbritannien rund 27 000 Pfund ausländischen Speck und
Schinken verbraucht, 1889: 4200000 Zentner. Sollte die Differenz etwa
von dem Hünflein Reichster, Allerreichster ihrem Konsum zugelegt wordeu
sein? Oder soll, wenn eingeräumt wird, daß an das Volk von dem zuneh¬
menden Schinken- und Speckverbrauch etwas abfiel, die Zunahme dieses etwa
ein Symptom maßlos wachsenden Elends sein?" Falls irgend ein verrannter
Sozialdemokrat allem Augenschein zuwider behauptet, daß in England das Elend
auch seit 184!» noch maßlos gewachsen sei, so mag er der vernichtenden Sta¬
tistik Wolfs preisgegeben sein. Aber wenn dieser vielleicht glaubt, mit seiner
Schinkenstatistik' bewiesen zu haben, daß es überhaupt kein Massenelend in
England mehr gebe, so irrt er sich. Wieviel einheimische Schweine die Eng¬
länder im Jahre 1889 gehabt haben, wissen wir nicht, aber 1890 waren ihrer
nach der soeben vom Landwirtschaftsminister Gardner veröffentlichten Statistik
2 700000. Und da doch immer höchstens die kleinere Hälfte der vorhandenen
Schweine in einem Jahre geschlachtet werden kann, so wird die in jenem
Jahre verfügbare Menge des einheimischen Specks und Schinkens mit 1 800000
Zentnern eher zu hoch als zu niedrig bemessen sein, sodaß also die Engländer
in jenein Jahre 6000000 Zentner der angegebnen Fleischsorten verspeist
haben. Der Engländer ist nun, wenn ers dazu hat, ein sehr starker Esser,
und in anständigen Häusern darf auf keinem Frühstückstische der Schinken
fehlen, der übrigens dabei nicht in Gestalt jener papierdüuuen Scheibchen er¬
scheint, wie sie der deutsche Schulmeister oder Registrator zu seinem Butter-
bemmchen genießt. Setzen wir den jährlichen Schinkenbedarf einer solchen
Familie auf drei Zentner an, so werden wir damit wahrscheinlich ein gutes
Stück hinter der Wahrheit zurückbleiben. Der Speck sodann ist die Butter
des kleinen Mannes und ersetzt ihm anch das Rindfleisch; mit Schweinefett
oder Speck werden alle Speisen, namentlich die Kartoffeln, angemacht. Gönnen
wir der Familie einen Zentner jährlich, d. h. wenig über ein Viertelpfund
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