Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.Zolas Ariegsroman vLd^cle Das thut auch Lapoulle unter dem Gelächter der ganzen Korporalschaft. Aber Der dritte Schauplatz, auf deu uns Zola während .der Schlacht führt, Zolas Ariegsroman vLd^cle Das thut auch Lapoulle unter dem Gelächter der ganzen Korporalschaft. Aber Der dritte Schauplatz, auf deu uns Zola während .der Schlacht führt, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0371" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212847"/> <fw type="header" place="top"> Zolas Ariegsroman vLd^cle</fw><lb/> <p xml:id="ID_1236" prev="#ID_1235"> Das thut auch Lapoulle unter dem Gelächter der ganzen Korporalschaft. Aber<lb/> ihre Lage wird gefährlich, als die Deutschen den das ganze Hochland beherr¬<lb/> schenden Berg Le Halloh besetzen und dort Artillerie aufpflanzen. Das Regi¬<lb/> ment hat ein mörderisches Granatcnfeuer auszuhalten, ohne daß die Leute<lb/> einen Feind sehn. Endlich erscheinen vor einem Wäldchen in einer Entfernung<lb/> von vierhundert Metern die ersten Preußen; die französische Artillerie wirft<lb/> sie sofort ins Dickicht zurück. Trotzdem schießt Jeans Korporalschaft wie wild<lb/> in das Gehölz hinein, eine Patrone nach der andern, aus Freude und Auf¬<lb/> regung, endlich nach sechs Wochen den Feind vor Augen zu haben. Das Re¬<lb/> giment geht sprungweise vor, der Hauptmann Veandoin erhält einen Granaten¬<lb/> splitter ins Bein und bleibt liegen; die Verluste werde» immer stärker, und<lb/> trotz des heldenhaften Borgehens des Obersten Vineuil weicht das Regiment<lb/> und löst sich in allgemeine Flucht auf. Jeans Korporalschaft sindet Deckung<lb/> hinter einer Hecke und hinter Bäumen. Von hier sehen sie den kühnen, aber<lb/> nutzlosen Knvallcrieangriff der Division Margueritte, die den Ring der deut¬<lb/> schen Truppen durchbrechen will. Jean wird verwundet, und Maurice trägt<lb/> den Freund mit Aufbietung aller seiner Kräfte aus dem Feuer. Die einzige<lb/> noch freie Rückzugsliuie geht durch einen Wald, der sofort furchtbar von der<lb/> feindlichen Artillerie beschossen wird. Zolas Schilderung dieser Episode ist<lb/> anschaulich und lebendig: „Mit den ersten Schritten merkten alle, daß sie in<lb/> eine wahre Hölle geraten waren. Aber sie konnten nicht mehr zurück, man<lb/> mußte auf jeden Fall den Wald durchschreiten; es war ihre einzige Rückzugs¬<lb/> linie, dieser Wald der Verzweiflung und des Todes. Die Preußen hatten er¬<lb/> kannt, daß sich die Truppen dort sammelten, und schleuderten einen Hagel von<lb/> Gewehrkugeln und Granaten hinein. Der Wald war wie durch ein Sturm¬<lb/> wetter gepeitscht. Die Geschosse zersplitterten die Bäume, rissen das Laubwerk<lb/> herunter, und aus den geborstnen Stämmen klang es wie Ächzen und aus<lb/> den zerrißnen, stürzenden Zweigen wie Todesseufzer. Es klang wie das ver¬<lb/> zweifelte Geschrei einer geknebelten Masse, wie das Wimmern laufender von<lb/> Wesen, die an den Boden gefesselt waren und unter dem Gcschoßhagel nicht<lb/> fliehen konnten. Nie hat es eine größere Todesangst gegeben als hier in diesem<lb/> von allen Seiten beschoßnen Walde." Jean und Maurice kommen glücklich durch<lb/> den Schreckensort, sie werfen sich in den Park der Eremitage, der von einer<lb/> Handvoll Franzosen gegen die anstürmenden Garden verteidigt wird. Die<lb/> Sonne, co czoolion cke 8aloil, geht endlich unter, und sie erreichen die Mauern<lb/> von Sedan.</p><lb/> <p xml:id="ID_1237" next="#ID_1238"> Der dritte Schauplatz, auf deu uns Zola während .der Schlacht führt,<lb/> ist das Haus des Fabrikbesitzers Delaherchc in Sedan. Hier giebt seine Frau<lb/> Gilberte ihrem frühern Geliebten, dem Hauptmann Beaudoin, ein Stelldichein,<lb/> bevor er in die Schlacht zieht; hier erfahren wir aus den Gesprächen, was<lb/> uns Zola noch über den Kaiser, über Mac Mahon und deu General Wimpffen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0371]
Zolas Ariegsroman vLd^cle
Das thut auch Lapoulle unter dem Gelächter der ganzen Korporalschaft. Aber
ihre Lage wird gefährlich, als die Deutschen den das ganze Hochland beherr¬
schenden Berg Le Halloh besetzen und dort Artillerie aufpflanzen. Das Regi¬
ment hat ein mörderisches Granatcnfeuer auszuhalten, ohne daß die Leute
einen Feind sehn. Endlich erscheinen vor einem Wäldchen in einer Entfernung
von vierhundert Metern die ersten Preußen; die französische Artillerie wirft
sie sofort ins Dickicht zurück. Trotzdem schießt Jeans Korporalschaft wie wild
in das Gehölz hinein, eine Patrone nach der andern, aus Freude und Auf¬
regung, endlich nach sechs Wochen den Feind vor Augen zu haben. Das Re¬
giment geht sprungweise vor, der Hauptmann Veandoin erhält einen Granaten¬
splitter ins Bein und bleibt liegen; die Verluste werde» immer stärker, und
trotz des heldenhaften Borgehens des Obersten Vineuil weicht das Regiment
und löst sich in allgemeine Flucht auf. Jeans Korporalschaft sindet Deckung
hinter einer Hecke und hinter Bäumen. Von hier sehen sie den kühnen, aber
nutzlosen Knvallcrieangriff der Division Margueritte, die den Ring der deut¬
schen Truppen durchbrechen will. Jean wird verwundet, und Maurice trägt
den Freund mit Aufbietung aller seiner Kräfte aus dem Feuer. Die einzige
noch freie Rückzugsliuie geht durch einen Wald, der sofort furchtbar von der
feindlichen Artillerie beschossen wird. Zolas Schilderung dieser Episode ist
anschaulich und lebendig: „Mit den ersten Schritten merkten alle, daß sie in
eine wahre Hölle geraten waren. Aber sie konnten nicht mehr zurück, man
mußte auf jeden Fall den Wald durchschreiten; es war ihre einzige Rückzugs¬
linie, dieser Wald der Verzweiflung und des Todes. Die Preußen hatten er¬
kannt, daß sich die Truppen dort sammelten, und schleuderten einen Hagel von
Gewehrkugeln und Granaten hinein. Der Wald war wie durch ein Sturm¬
wetter gepeitscht. Die Geschosse zersplitterten die Bäume, rissen das Laubwerk
herunter, und aus den geborstnen Stämmen klang es wie Ächzen und aus
den zerrißnen, stürzenden Zweigen wie Todesseufzer. Es klang wie das ver¬
zweifelte Geschrei einer geknebelten Masse, wie das Wimmern laufender von
Wesen, die an den Boden gefesselt waren und unter dem Gcschoßhagel nicht
fliehen konnten. Nie hat es eine größere Todesangst gegeben als hier in diesem
von allen Seiten beschoßnen Walde." Jean und Maurice kommen glücklich durch
den Schreckensort, sie werfen sich in den Park der Eremitage, der von einer
Handvoll Franzosen gegen die anstürmenden Garden verteidigt wird. Die
Sonne, co czoolion cke 8aloil, geht endlich unter, und sie erreichen die Mauern
von Sedan.
Der dritte Schauplatz, auf deu uns Zola während .der Schlacht führt,
ist das Haus des Fabrikbesitzers Delaherchc in Sedan. Hier giebt seine Frau
Gilberte ihrem frühern Geliebten, dem Hauptmann Beaudoin, ein Stelldichein,
bevor er in die Schlacht zieht; hier erfahren wir aus den Gesprächen, was
uns Zola noch über den Kaiser, über Mac Mahon und deu General Wimpffen
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