Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.Lenin Pascha und die deutsche Rolonialpolitik von dem Kongostaat, von Nyangwe und Manyema aus, sowie die der Mah- Wenn die Kolvniefrennde die vielen Vorschläge über die Fortsetzung unsrer Lenin Pascha und die deutsche Rolonialpolitik von dem Kongostaat, von Nyangwe und Manyema aus, sowie die der Mah- Wenn die Kolvniefrennde die vielen Vorschläge über die Fortsetzung unsrer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0255" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212731"/> <fw type="header" place="top"> Lenin Pascha und die deutsche Rolonialpolitik</fw><lb/> <p xml:id="ID_841" prev="#ID_840"> von dem Kongostaat, von Nyangwe und Manyema aus, sowie die der Mah-<lb/> disten und Ägypter von dem sozusagen englischen Obernil aus über sie ge¬<lb/> bracht haben. Die einst von Emin nördlich vom Albertsee und am Albertsee<lb/> selbst mühsam geschaffne, zwar gewiß nur an der Oberfläche haftende, aber<lb/> doch immerhin wirksame Kultur ist völlig wieder zu Grunde gegangen und<lb/> mit Stumpf und Stiel ausgerottet, wie es in einem durch langjährige Krieg¬<lb/> führung verheerten europäische» Lande auch geschehen würde. Die Pflichten<lb/> der Kolonialmächte, solchen Mißständen abzuhelfen, bestehen nicht bloß ein¬<lb/> seitig für uns Deutsche, sondern gegenseitig für alle zusammen. Übrigens<lb/> scheint der deutsche Anteil bis jetzt am wenigsten unmittelbar betroffen worden<lb/> zu sein, aber er hat doch eine Verwüstung seiner Grenzen und eine Unter¬<lb/> bindung seiner Verkehrsadern erfahren. Eine besondre Bedeutung beansprucht<lb/> der Nordwesten Dentschostafrikas für den Elfenbeinhandel. Emin hörte von<lb/> Herden dieser leider dem unvermeidlichen Untergang geweihten Jagdtiere und<lb/> beabsichtigte, den Gewinn aus dem Elfenbein, der begehrtesten und einträg¬<lb/> lichsten afrikanischen Ware, zum Teil in deutsche Hände überzuführen, um ihn<lb/> nicht gänzlich in den Taschen andrer verschwinden zu sehn. Er hatte bei dem<lb/> Bestreben, die Kolonie sich durch sich selbst bezahlt zu machen, immer dem<lb/> Elfenbein eine hervorragende Stelle zugedacht; die geeignetste Straße für den<lb/> Abfluß des Elfenbeins geht aber über Tabora nach Bagamoho. Was<lb/> demi Schotten Stokes gelungen ist, kann doch deutschen Kaufleuten nicht<lb/> unmöglich sein. Nicht dem Plantagenbau kann vorderhand die meiste Berück¬<lb/> sichtigung zu teil werden, sondern, sei es auf Betrieb der Negierung oder<lb/> Privater Unternehmer, dem Handel, dem Karawanenhandel und der Anlage<lb/> von Handelsfaktoreien.</p><lb/> <p xml:id="ID_842"> Wenn die Kolvniefrennde die vielen Vorschläge über die Fortsetzung unsrer<lb/> Kolonialpolitik in Büchern, in Zeitschriften, in Zeitungen mustern, wenn sie<lb/> die Koloniedebatten lesen und die Maßnahmen der Negierung und Verwaltung<lb/> Prüfen, immer wieder werden sich ihre Blicke ans das wegweisende und ma߬<lb/> gebende Programm zurückrichten, das Emin in einem Briefe aus Tabora vom<lb/> 18. August 1890 aufstellte, das sofort vielseitige Anerkennung fand und nie<lb/> wieder außer acht gelassen werden darf. Emins Kolonialprogramm allein<lb/> genügt, seine außerordentliche Einsicht und seine prophetische Voraussicht zu<lb/> zeigen. Man muß dieses Programm vergessen oder vergessen wollen, um sich<lb/> zu der lächerlichen Behauptung hinreißen zu lassen, daß der erfahrene Forscher<lb/> nicht gewußt habe, was er wollte. Wenn man die Anweisungen der Verwal¬<lb/> tung vou Deutschostafrika an die Untergebnen, an die Chefs der Stationen<lb/> und Expeditionen verfolgt, so findet man, daß sie immer wieder und selbst<lb/> unwillkürlich in die von jenem Programm vorgezeichneten Bahnen zurücklenken,<lb/> wenn sie überhaupt jemals abgewichen waren. Welches waren aber die Haupt¬<lb/> punkte des Programms?</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0255]
Lenin Pascha und die deutsche Rolonialpolitik
von dem Kongostaat, von Nyangwe und Manyema aus, sowie die der Mah-
disten und Ägypter von dem sozusagen englischen Obernil aus über sie ge¬
bracht haben. Die einst von Emin nördlich vom Albertsee und am Albertsee
selbst mühsam geschaffne, zwar gewiß nur an der Oberfläche haftende, aber
doch immerhin wirksame Kultur ist völlig wieder zu Grunde gegangen und
mit Stumpf und Stiel ausgerottet, wie es in einem durch langjährige Krieg¬
führung verheerten europäische» Lande auch geschehen würde. Die Pflichten
der Kolonialmächte, solchen Mißständen abzuhelfen, bestehen nicht bloß ein¬
seitig für uns Deutsche, sondern gegenseitig für alle zusammen. Übrigens
scheint der deutsche Anteil bis jetzt am wenigsten unmittelbar betroffen worden
zu sein, aber er hat doch eine Verwüstung seiner Grenzen und eine Unter¬
bindung seiner Verkehrsadern erfahren. Eine besondre Bedeutung beansprucht
der Nordwesten Dentschostafrikas für den Elfenbeinhandel. Emin hörte von
Herden dieser leider dem unvermeidlichen Untergang geweihten Jagdtiere und
beabsichtigte, den Gewinn aus dem Elfenbein, der begehrtesten und einträg¬
lichsten afrikanischen Ware, zum Teil in deutsche Hände überzuführen, um ihn
nicht gänzlich in den Taschen andrer verschwinden zu sehn. Er hatte bei dem
Bestreben, die Kolonie sich durch sich selbst bezahlt zu machen, immer dem
Elfenbein eine hervorragende Stelle zugedacht; die geeignetste Straße für den
Abfluß des Elfenbeins geht aber über Tabora nach Bagamoho. Was
demi Schotten Stokes gelungen ist, kann doch deutschen Kaufleuten nicht
unmöglich sein. Nicht dem Plantagenbau kann vorderhand die meiste Berück¬
sichtigung zu teil werden, sondern, sei es auf Betrieb der Negierung oder
Privater Unternehmer, dem Handel, dem Karawanenhandel und der Anlage
von Handelsfaktoreien.
Wenn die Kolvniefrennde die vielen Vorschläge über die Fortsetzung unsrer
Kolonialpolitik in Büchern, in Zeitschriften, in Zeitungen mustern, wenn sie
die Koloniedebatten lesen und die Maßnahmen der Negierung und Verwaltung
Prüfen, immer wieder werden sich ihre Blicke ans das wegweisende und ma߬
gebende Programm zurückrichten, das Emin in einem Briefe aus Tabora vom
18. August 1890 aufstellte, das sofort vielseitige Anerkennung fand und nie
wieder außer acht gelassen werden darf. Emins Kolonialprogramm allein
genügt, seine außerordentliche Einsicht und seine prophetische Voraussicht zu
zeigen. Man muß dieses Programm vergessen oder vergessen wollen, um sich
zu der lächerlichen Behauptung hinreißen zu lassen, daß der erfahrene Forscher
nicht gewußt habe, was er wollte. Wenn man die Anweisungen der Verwal¬
tung vou Deutschostafrika an die Untergebnen, an die Chefs der Stationen
und Expeditionen verfolgt, so findet man, daß sie immer wieder und selbst
unwillkürlich in die von jenem Programm vorgezeichneten Bahnen zurücklenken,
wenn sie überhaupt jemals abgewichen waren. Welches waren aber die Haupt¬
punkte des Programms?
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