Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.Philipp Albert Stapfer Wende der beiden Jahrhunderte, Bedeutung. Aber auch solche auf ein kleineres Stapfer war 1766 als Sohn eines Pfarrers in Bern geboren, widmete Grenzboten I 1892 68
Philipp Albert Stapfer Wende der beiden Jahrhunderte, Bedeutung. Aber auch solche auf ein kleineres Stapfer war 1766 als Sohn eines Pfarrers in Bern geboren, widmete Grenzboten I 1892 68
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Philipp Albert Stapfer
Wende der beiden Jahrhunderte, Bedeutung. Aber auch solche auf ein kleineres
Gebiet sich beschränkende authentische Beiträge sind dem Geschichtsfreunde
und dem Politiker wertvoll zur Charakteristik eiuer Periode, aus der für die
Gegenwart so viel zu lernen ist, und überdies hatte Stapfer durch seine amt¬
lichen Stellungen und persönlichen Beziehungen vielfach Gelegenheit, Blicke
über den engern Kreis des Wirkens in seinem Berufe hinaus zu thun. Die
Ausgabe ist von I)r. Rudolf Luginbühl, dem Verfasser einer Biographie
Stapfers, mit musterhafter Sorgfalt hergestellt worden. Den Briefen gehen.
Regesten, eine Übersicht der orthographischen Eigentümlichkeiten der Brief¬
schreiber im Deutschen wie im Französischen und ein Lebensabriß Stapfers
voraus. Anmerkungen und genaue Personen- und Ortsregister erleichtern
die Benutzung des Werkes.
Stapfer war 1766 als Sohn eines Pfarrers in Bern geboren, widmete
sich dort und in Göttingen dein Studium der Theologie und dann in seiner
Vaterstadt der akademischen Thätigkeit, bis ihn seine Regierung 1798 in
Politischen Angelegenheiten nach Paris sandte. Schon im Sommer desselben
Jahres wurde er zurückberufen und zum Minister der Künste und Wissenschaften
ernannt. Zwei Jahre verblieb er in dieser Stellung. Über sein System
spricht er sich in einem Schreiben an seinen Freund Paul Usteri auf dessen
Wunsch im Jahre 1812 sehr interessant ans. Er wünschte der „unselige,:
Anarchie" im Unterrichtswesen dadurch ein Ende zu machen, daß „jeder Sache
ihre Zeit augewiesen, und das Reine in unserm Wissen, das bloß Instru¬
mentale und Formelle, von der Anwendung geschieden" würde. Zu diesem
Zweck sollten alle damals in der Schweiz bestehenden hohen Schulen in
„gründliche Vorbereitungsanstalten" sür eine einzige Nationaluniversität um¬
geschaffen werden. „Überall Lyceen, i;eolW xrvvgrg.wir68, die den Menschen
bilden sollten, aber eine einzige öeols <i<zö trg.og.ux xudlios oder Fakultätsanstalt.
Das Ganze sollte ein Institut krönen, das „die ausgezeichnetsten Gelehrten und
Schrifsteller in sich begriffen und zugleich die Oberaufsicht über die ganze Unter¬
richtshierarchie geführt hätte." Er hoffte von dieser Organisation neben den
innern Vorzügen auch wirtschaftliche Vorteile, „indem durch die Scheidung des
Remer und Menschlichen vom Angewandten und Bürgerlichen alle unnützen Lehr¬
stühle und cloublss «zmxlois weggefallen wären." Die Wahlfühigkeit für Stellen
in allen Zweigen der Staatsverwaltung sollte von Zeugnissen über vollendete
Universitätsstudien oder wenigstens über „propüdentische Kultur" abhängig sein.
Der „heillosen Verwahrlosung der Bildung der untern Volksklassen" hatte
Stapfer zunächst durch Bestellung von Erziehungsräten und Inspektoren zu
steuern gesucht, und er rühmt die Vereitwilligkeit und Uneigennützigkeit, mit der
die gebildetsten Männer in jedem Kanton die mühevollen, vielfach verdrießlichen
Arbeiten unentgeltlich übernommen hätten. Andrerseits begegnete er auch
starkem Widerstande, und daß er mit seinem unitarischen, wie wir jetzt sagen
Grenzboten I 1892 68
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