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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Nnmasigebliches

vor einer wiederholt herbeigeströmteu, den Raum bis zum äußersten Winkel fül¬
lenden andächtigen Gemeinde, Die Thatsache steht unzweifelhaft fest. Wer es
nicht glaubt, der möge sich erkundigen, und diese Blätter, die gerne den Ruf einer
treuen und klaren Geschichtsguellc verdienen möchten, halten sie darum fest den
Nachkommen zur Stärkung und Nacheiferung.

Der höchst orientirte und feuilletouistisch geschulte Herr Lehmann schüttelt
vielleicht dazu seinen politischen Kopf und sagt! Eh, det is heutzutage keen Kunst¬
stück! O höchst vrientirter und fenilletvnistisch geschulter Herr Lehmann, halte
deinen politischen Kopf sam besten so, daß die Denkerstirn ein wenig nach unter
kommt), halte auch für einige Zeit deinen Berlinischen Mund und glaubei Es ist
wirklich ein Kunststück, Und mehr als das, es ist eine Kunstleistung erste" Ranges,
Es ist das Ergebnis eines ganzen, schlichten und kräuzeloseu, aber'unermüdet dein
Höchsten zugewendeten Künstlerlebens, Bedenke, Lehmann! Jahrzehnte hindurch
hat, während dn dich fenillctonistisch schuldest und politisch oricntirtest, ein ernster
Nüllensstarker und glaubensfrendigcr Mann Tag für Tag vierzehn Stunden sich
geplagt -- denn fiir den Künstler giebt es keinen achtstündigen Arbeitstag --, mit
dem kleinlichsten, mühsamsten, cntsaguugsschwersteu Tagewerk sich geplagt, das du
jedenfalls für weit unter deiner Würde hältst. Er hat Generationen von Schülern
herangebildet, Männlein nud Weiblein, nicht immer Edelkeime, sondern meist recht
widerspenstige Natnrwurzelu, uupräparirtes wildes, sprödes Zeug, wie es dort
eben die Natur aus ihren rauchigen, rußigen Händen entläßt. Nicht nach dem
Maßstabe der Masseuzüchtung! Sondern wie der gute Gärtner, hat er sich hinter
jede einzelne Wurzel gestellt, darauf geachtet, daß sie ius richtige Erdreich komme,
den nötigen Sonnenschein und das oft noch nötigere Ungewitter erhalte, und so
dem zähesten Keime das Blutader, die Frucht, die jeweilig in ihn: lag, helden¬
mütig abgerungen. Er hat erreicht, daß im Umkreise nicht von Meilen, sondern
von Provinzen -- und nicht mir deutschen Provinzen - - von hunderten und
aberhnndertcn meist recht bescheidnen Klavieren das "Gebet einer Jungfrau" und
das "Erwachen des Löwen" verschwand und der großen Klavierlitteratnr von
Scarlatti und Bach über Beethoven bis Schumann und Brahms Platz machte;
daß dort aus vielen, vielen Dutzenden frischer Mädchcnkehlen statt "Ach ich hab
sie ja nur auf die Schulter geküßt" und "Komm herab v Madonna Theresa" die
Weisen Schuberts, Robert Franzens und ihrer Chvrverwandten erklingen. Und
damit nicht genug! Auch diese zerstreuten, nicht übermäßig hoffnnngcrweckenden
Knnstsprvsfen regte er an. sich freudig zum Verein zu sammeln, Klein, aussichts¬
los fing er an. Mühselig, opferschwer hat er die Jahre hindurch gerungen, ge¬
rungen, ein Mann allein, nicht nur gegen Böswilligkeit und Berkeuimug, sondern
was dem, der in der Sache lebt, allein furchtbar ist! gegen Kälte und Gleichheit,
So tausendmal am Dirigentenpnlte zu stehen und von Meilen in der Runde die
Schar zusammenzutrommeln, zusammenzuhalten und znsanuneuznfügen, Weiblein
und. was hier mehr sagen will, Männlein, künstlerisch allein, als Einzelner unter
Karducheu und Massageten ......- wer es vermag, der ermesse die Schwierigkeit solch
einer künstlerischen Anabasis! So hat er die Seinen von Stufe zu Stufe geführt,
von Palästriua. Orlando und Gallus bis Mendelssohn und Friedrich Kiel, von
Händel. Bach und Haydn bis zu, Brahms Requiem -- immer ^ 58^ "v<", den
Weg hinauf. Nun steht er mit seinen anderthalbhundert Choristen ans zehn Meilen
im Geviert, seinen kombinirten "Militär- und Stadtkapcllcu" da, wo sich ein haupt¬
städtischer Dirigent mit seinein traditionell geschulten Chor und seinem Hoforchester
sich nur selten hintraut! ans der Hohe der Darstellung eines Werkes, das dem
schwiudelfreiesten unsrer großen Orchesterführer das Bangen des Schillers abnötigt!
Was gesellschaftlich für eine Summe von BorauSsetznngcn und Folgen hinter dieser


Maßgebliches und Nnmasigebliches

vor einer wiederholt herbeigeströmteu, den Raum bis zum äußersten Winkel fül¬
lenden andächtigen Gemeinde, Die Thatsache steht unzweifelhaft fest. Wer es
nicht glaubt, der möge sich erkundigen, und diese Blätter, die gerne den Ruf einer
treuen und klaren Geschichtsguellc verdienen möchten, halten sie darum fest den
Nachkommen zur Stärkung und Nacheiferung.

Der höchst orientirte und feuilletouistisch geschulte Herr Lehmann schüttelt
vielleicht dazu seinen politischen Kopf und sagt! Eh, det is heutzutage keen Kunst¬
stück! O höchst vrientirter und fenilletvnistisch geschulter Herr Lehmann, halte
deinen politischen Kopf sam besten so, daß die Denkerstirn ein wenig nach unter
kommt), halte auch für einige Zeit deinen Berlinischen Mund und glaubei Es ist
wirklich ein Kunststück, Und mehr als das, es ist eine Kunstleistung erste« Ranges,
Es ist das Ergebnis eines ganzen, schlichten und kräuzeloseu, aber'unermüdet dein
Höchsten zugewendeten Künstlerlebens, Bedenke, Lehmann! Jahrzehnte hindurch
hat, während dn dich fenillctonistisch schuldest und politisch oricntirtest, ein ernster
Nüllensstarker und glaubensfrendigcr Mann Tag für Tag vierzehn Stunden sich
geplagt — denn fiir den Künstler giebt es keinen achtstündigen Arbeitstag —, mit
dem kleinlichsten, mühsamsten, cntsaguugsschwersteu Tagewerk sich geplagt, das du
jedenfalls für weit unter deiner Würde hältst. Er hat Generationen von Schülern
herangebildet, Männlein nud Weiblein, nicht immer Edelkeime, sondern meist recht
widerspenstige Natnrwurzelu, uupräparirtes wildes, sprödes Zeug, wie es dort
eben die Natur aus ihren rauchigen, rußigen Händen entläßt. Nicht nach dem
Maßstabe der Masseuzüchtung! Sondern wie der gute Gärtner, hat er sich hinter
jede einzelne Wurzel gestellt, darauf geachtet, daß sie ius richtige Erdreich komme,
den nötigen Sonnenschein und das oft noch nötigere Ungewitter erhalte, und so
dem zähesten Keime das Blutader, die Frucht, die jeweilig in ihn: lag, helden¬
mütig abgerungen. Er hat erreicht, daß im Umkreise nicht von Meilen, sondern
von Provinzen — und nicht mir deutschen Provinzen - - von hunderten und
aberhnndertcn meist recht bescheidnen Klavieren das „Gebet einer Jungfrau" und
das „Erwachen des Löwen" verschwand und der großen Klavierlitteratnr von
Scarlatti und Bach über Beethoven bis Schumann und Brahms Platz machte;
daß dort aus vielen, vielen Dutzenden frischer Mädchcnkehlen statt „Ach ich hab
sie ja nur auf die Schulter geküßt" und „Komm herab v Madonna Theresa" die
Weisen Schuberts, Robert Franzens und ihrer Chvrverwandten erklingen. Und
damit nicht genug! Auch diese zerstreuten, nicht übermäßig hoffnnngcrweckenden
Knnstsprvsfen regte er an. sich freudig zum Verein zu sammeln, Klein, aussichts¬
los fing er an. Mühselig, opferschwer hat er die Jahre hindurch gerungen, ge¬
rungen, ein Mann allein, nicht nur gegen Böswilligkeit und Berkeuimug, sondern
was dem, der in der Sache lebt, allein furchtbar ist! gegen Kälte und Gleichheit,
So tausendmal am Dirigentenpnlte zu stehen und von Meilen in der Runde die
Schar zusammenzutrommeln, zusammenzuhalten und znsanuneuznfügen, Weiblein
und. was hier mehr sagen will, Männlein, künstlerisch allein, als Einzelner unter
Karducheu und Massageten ......- wer es vermag, der ermesse die Schwierigkeit solch
einer künstlerischen Anabasis! So hat er die Seinen von Stufe zu Stufe geführt,
von Palästriua. Orlando und Gallus bis Mendelssohn und Friedrich Kiel, von
Händel. Bach und Haydn bis zu, Brahms Requiem — immer ^ 58^ «v<», den
Weg hinauf. Nun steht er mit seinen anderthalbhundert Choristen ans zehn Meilen
im Geviert, seinen kombinirten „Militär- und Stadtkapcllcu" da, wo sich ein haupt¬
städtischer Dirigent mit seinein traditionell geschulten Chor und seinem Hoforchester
sich nur selten hintraut! ans der Hohe der Darstellung eines Werkes, das dem
schwiudelfreiesten unsrer großen Orchesterführer das Bangen des Schillers abnötigt!
Was gesellschaftlich für eine Summe von BorauSsetznngcn und Folgen hinter dieser


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[0053] Maßgebliches und Nnmasigebliches vor einer wiederholt herbeigeströmteu, den Raum bis zum äußersten Winkel fül¬ lenden andächtigen Gemeinde, Die Thatsache steht unzweifelhaft fest. Wer es nicht glaubt, der möge sich erkundigen, und diese Blätter, die gerne den Ruf einer treuen und klaren Geschichtsguellc verdienen möchten, halten sie darum fest den Nachkommen zur Stärkung und Nacheiferung. Der höchst orientirte und feuilletouistisch geschulte Herr Lehmann schüttelt vielleicht dazu seinen politischen Kopf und sagt! Eh, det is heutzutage keen Kunst¬ stück! O höchst vrientirter und fenilletvnistisch geschulter Herr Lehmann, halte deinen politischen Kopf sam besten so, daß die Denkerstirn ein wenig nach unter kommt), halte auch für einige Zeit deinen Berlinischen Mund und glaubei Es ist wirklich ein Kunststück, Und mehr als das, es ist eine Kunstleistung erste« Ranges, Es ist das Ergebnis eines ganzen, schlichten und kräuzeloseu, aber'unermüdet dein Höchsten zugewendeten Künstlerlebens, Bedenke, Lehmann! Jahrzehnte hindurch hat, während dn dich fenillctonistisch schuldest und politisch oricntirtest, ein ernster Nüllensstarker und glaubensfrendigcr Mann Tag für Tag vierzehn Stunden sich geplagt — denn fiir den Künstler giebt es keinen achtstündigen Arbeitstag —, mit dem kleinlichsten, mühsamsten, cntsaguugsschwersteu Tagewerk sich geplagt, das du jedenfalls für weit unter deiner Würde hältst. Er hat Generationen von Schülern herangebildet, Männlein nud Weiblein, nicht immer Edelkeime, sondern meist recht widerspenstige Natnrwurzelu, uupräparirtes wildes, sprödes Zeug, wie es dort eben die Natur aus ihren rauchigen, rußigen Händen entläßt. Nicht nach dem Maßstabe der Masseuzüchtung! Sondern wie der gute Gärtner, hat er sich hinter jede einzelne Wurzel gestellt, darauf geachtet, daß sie ius richtige Erdreich komme, den nötigen Sonnenschein und das oft noch nötigere Ungewitter erhalte, und so dem zähesten Keime das Blutader, die Frucht, die jeweilig in ihn: lag, helden¬ mütig abgerungen. Er hat erreicht, daß im Umkreise nicht von Meilen, sondern von Provinzen — und nicht mir deutschen Provinzen - - von hunderten und aberhnndertcn meist recht bescheidnen Klavieren das „Gebet einer Jungfrau" und das „Erwachen des Löwen" verschwand und der großen Klavierlitteratnr von Scarlatti und Bach über Beethoven bis Schumann und Brahms Platz machte; daß dort aus vielen, vielen Dutzenden frischer Mädchcnkehlen statt „Ach ich hab sie ja nur auf die Schulter geküßt" und „Komm herab v Madonna Theresa" die Weisen Schuberts, Robert Franzens und ihrer Chvrverwandten erklingen. Und damit nicht genug! Auch diese zerstreuten, nicht übermäßig hoffnnngcrweckenden Knnstsprvsfen regte er an. sich freudig zum Verein zu sammeln, Klein, aussichts¬ los fing er an. Mühselig, opferschwer hat er die Jahre hindurch gerungen, ge¬ rungen, ein Mann allein, nicht nur gegen Böswilligkeit und Berkeuimug, sondern was dem, der in der Sache lebt, allein furchtbar ist! gegen Kälte und Gleichheit, So tausendmal am Dirigentenpnlte zu stehen und von Meilen in der Runde die Schar zusammenzutrommeln, zusammenzuhalten und znsanuneuznfügen, Weiblein und. was hier mehr sagen will, Männlein, künstlerisch allein, als Einzelner unter Karducheu und Massageten ......- wer es vermag, der ermesse die Schwierigkeit solch einer künstlerischen Anabasis! So hat er die Seinen von Stufe zu Stufe geführt, von Palästriua. Orlando und Gallus bis Mendelssohn und Friedrich Kiel, von Händel. Bach und Haydn bis zu, Brahms Requiem — immer ^ 58^ «v<», den Weg hinauf. Nun steht er mit seinen anderthalbhundert Choristen ans zehn Meilen im Geviert, seinen kombinirten „Militär- und Stadtkapcllcu" da, wo sich ein haupt¬ städtischer Dirigent mit seinein traditionell geschulten Chor und seinem Hoforchester sich nur selten hintraut! ans der Hohe der Darstellung eines Werkes, das dem schwiudelfreiesten unsrer großen Orchesterführer das Bangen des Schillers abnötigt! Was gesellschaftlich für eine Summe von BorauSsetznngcn und Folgen hinter dieser

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_211167/53>, abgerufen am 23.07.2024.