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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.

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Umgestaltungen in der Lisenl'cchnvenvaltung

Ausbildung im Betriebe, den andern die theoretische und praktische Vor¬
bereitung und Schulung für den eigentlichen Verwaltungsdienst bei der sach¬
gemäßen Erfüllung ihrer Aufgaben sehr förderlich sein müßten. Sodann
würde damit eine vielseitigere Verwendbarkeit der Beamten, je nach Geschick
und Neigung, erreicht und außerdem ermöglicht, daß die Leitung des Betriebs¬
und Verkehrsdienstes, die tief ineinandergreifen, wenigstens bei den untern
Verwaltungs-"Instanzen" in einer für beide Gebiete sachverständigen Hand ver¬
einigt werden könnte. Hiermit wäre die gegenwärtige Doppel- und Dreiherr¬
schaft, der juristisch vorgebildeten Beamten für den Verkehrsdienst, der bau-
technischen Beamten sür den Betriebsdienst und der Maschinentechniker für
einen Teil des Betriebsdienstes, den Maschinendienst, mit allen unvermeidlichen,
der Sache mindestens nicht förderlichen Zwiespältigkeiten für immer beseitigt.
Den Ban- und Maschiueutechuikeru verblieben dann die Aufgaben rein technischer
Natur, auf die sie ihre langwierige technische Vorbildung von vornherein hinweist,
wobei zu erwägen wäre, ob die einfachern Aufgaben, die mit der baulichen
Unterhaltung der Bahnanlagen verbunden sind, überhaupt eine höhere technische
Vorbildung erfordern und ob diese Aufgaben nicht aus wirtschaftlichen Rück¬
sichten ohne Schaden für die Sache billigern Kräften mit einer geringeren
theoretischen, dafür aber mehr praktischen Vorbildung übertragen werden
könnten. Die Erfahrungen verschiedner deutscher Bahnen und auch der frühern
Preußischen Privatbahnen scheinen dafür zu sprechen. Die Juristen würden
der Eisenbahnverwaltnng lediglich als Rechtsbeistande zu dienen haben und
somit gleich den Technikern ihrem eigentlichen Berufe zurückgegeben werend.

Damit wäre aus dem weiten Gebiete der Eisenbahnverwaltung, an deren
zweckmäßiger Gestaltung und Handhabung die Gesamtheit unzweifelhaft ein
tiefes Interesse hat, eine Arbeitsteilung geschaffen, die zu einer wesentlichen
Steigerung und Verbesserung der bisherigen Leistungen zu führen geeignet
wäre und auch aus wirtschaftlichen Rücksichten umsomehr geboten erscheint,'als
diese bei den heutigen Zeitverhältnissen, und zwar nicht bloß in Preußen, eine
besonders große Rolle spielen.




Grenzboten 1 1892<!l.
Umgestaltungen in der Lisenl'cchnvenvaltung

Ausbildung im Betriebe, den andern die theoretische und praktische Vor¬
bereitung und Schulung für den eigentlichen Verwaltungsdienst bei der sach¬
gemäßen Erfüllung ihrer Aufgaben sehr förderlich sein müßten. Sodann
würde damit eine vielseitigere Verwendbarkeit der Beamten, je nach Geschick
und Neigung, erreicht und außerdem ermöglicht, daß die Leitung des Betriebs¬
und Verkehrsdienstes, die tief ineinandergreifen, wenigstens bei den untern
Verwaltungs-„Instanzen" in einer für beide Gebiete sachverständigen Hand ver¬
einigt werden könnte. Hiermit wäre die gegenwärtige Doppel- und Dreiherr¬
schaft, der juristisch vorgebildeten Beamten für den Verkehrsdienst, der bau-
technischen Beamten sür den Betriebsdienst und der Maschinentechniker für
einen Teil des Betriebsdienstes, den Maschinendienst, mit allen unvermeidlichen,
der Sache mindestens nicht förderlichen Zwiespältigkeiten für immer beseitigt.
Den Ban- und Maschiueutechuikeru verblieben dann die Aufgaben rein technischer
Natur, auf die sie ihre langwierige technische Vorbildung von vornherein hinweist,
wobei zu erwägen wäre, ob die einfachern Aufgaben, die mit der baulichen
Unterhaltung der Bahnanlagen verbunden sind, überhaupt eine höhere technische
Vorbildung erfordern und ob diese Aufgaben nicht aus wirtschaftlichen Rück¬
sichten ohne Schaden für die Sache billigern Kräften mit einer geringeren
theoretischen, dafür aber mehr praktischen Vorbildung übertragen werden
könnten. Die Erfahrungen verschiedner deutscher Bahnen und auch der frühern
Preußischen Privatbahnen scheinen dafür zu sprechen. Die Juristen würden
der Eisenbahnverwaltnng lediglich als Rechtsbeistande zu dienen haben und
somit gleich den Technikern ihrem eigentlichen Berufe zurückgegeben werend.

Damit wäre aus dem weiten Gebiete der Eisenbahnverwaltung, an deren
zweckmäßiger Gestaltung und Handhabung die Gesamtheit unzweifelhaft ein
tiefes Interesse hat, eine Arbeitsteilung geschaffen, die zu einer wesentlichen
Steigerung und Verbesserung der bisherigen Leistungen zu führen geeignet
wäre und auch aus wirtschaftlichen Rücksichten umsomehr geboten erscheint,'als
diese bei den heutigen Zeitverhältnissen, und zwar nicht bloß in Preußen, eine
besonders große Rolle spielen.




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[0489] Umgestaltungen in der Lisenl'cchnvenvaltung Ausbildung im Betriebe, den andern die theoretische und praktische Vor¬ bereitung und Schulung für den eigentlichen Verwaltungsdienst bei der sach¬ gemäßen Erfüllung ihrer Aufgaben sehr förderlich sein müßten. Sodann würde damit eine vielseitigere Verwendbarkeit der Beamten, je nach Geschick und Neigung, erreicht und außerdem ermöglicht, daß die Leitung des Betriebs¬ und Verkehrsdienstes, die tief ineinandergreifen, wenigstens bei den untern Verwaltungs-„Instanzen" in einer für beide Gebiete sachverständigen Hand ver¬ einigt werden könnte. Hiermit wäre die gegenwärtige Doppel- und Dreiherr¬ schaft, der juristisch vorgebildeten Beamten für den Verkehrsdienst, der bau- technischen Beamten sür den Betriebsdienst und der Maschinentechniker für einen Teil des Betriebsdienstes, den Maschinendienst, mit allen unvermeidlichen, der Sache mindestens nicht förderlichen Zwiespältigkeiten für immer beseitigt. Den Ban- und Maschiueutechuikeru verblieben dann die Aufgaben rein technischer Natur, auf die sie ihre langwierige technische Vorbildung von vornherein hinweist, wobei zu erwägen wäre, ob die einfachern Aufgaben, die mit der baulichen Unterhaltung der Bahnanlagen verbunden sind, überhaupt eine höhere technische Vorbildung erfordern und ob diese Aufgaben nicht aus wirtschaftlichen Rück¬ sichten ohne Schaden für die Sache billigern Kräften mit einer geringeren theoretischen, dafür aber mehr praktischen Vorbildung übertragen werden könnten. Die Erfahrungen verschiedner deutscher Bahnen und auch der frühern Preußischen Privatbahnen scheinen dafür zu sprechen. Die Juristen würden der Eisenbahnverwaltnng lediglich als Rechtsbeistande zu dienen haben und somit gleich den Technikern ihrem eigentlichen Berufe zurückgegeben werend. Damit wäre aus dem weiten Gebiete der Eisenbahnverwaltung, an deren zweckmäßiger Gestaltung und Handhabung die Gesamtheit unzweifelhaft ein tiefes Interesse hat, eine Arbeitsteilung geschaffen, die zu einer wesentlichen Steigerung und Verbesserung der bisherigen Leistungen zu führen geeignet wäre und auch aus wirtschaftlichen Rücksichten umsomehr geboten erscheint,'als diese bei den heutigen Zeitverhältnissen, und zwar nicht bloß in Preußen, eine besonders große Rolle spielen. Grenzboten 1 1892<!l.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_211167/489>, abgerufen am 23.07.2024.