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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wicklung der deutschen Bühnen ^verdienten Persönlichkeiten, 2, Objekte, welche
geeignet sind, die Biographien hervorragender Dichter u, s. w. zu illustriren, und zwar
bildliche Darstellungen bemerkenswerter Szenen aus ihrem Leben, ihrer Geburts¬
und Wohnhäilser, ihrer Arbeits- und Studirziiunler u, s, w,, Medaillen ^uudj
sonstige Reliquien und Erinnerungszeichen, Originalhaudschriften oder Erstlings¬
drucke der bedeutenderen dramatischen Dichtungen und hervorragender Werke der
Dramaturgik und Theaterkritik, Die bemerkenswerteren theatralischen (!) Zeit- und
Streitschriften, 4, Abbildungen älterer und neuer Bühnen und Schauspielhäuser
sowie szenischer Darstellungen, Lieenzgesuche der wandernden Koinödiantentrnppcn.
Bemerkenswerte Dokumente zur ^Geschichte der^ Organisation der Schaubühne und des
Schauspielerstandes, Theaterkostümbilder, Anschlagzettel der Wandertruppen,
Theaterzettel bedeutsamer Erstaufführungen (!) an den stehenden Bühnen, 5. Werke
der bildenden Kunst, welche durch dramatische Dichtungen oder Aufführungen an¬
geregt wurden oder dramatische Stoffe zum Gegenstande haben, "i, Curiosa," Bei
der Anordnung und Aufstellung soll in erster Linie das deutsche Drama Suchen
dein der fremden Autoren, die sich an der Ausstellung selbständig beteiligen werden)
in seiner geschichtlichen Entwicklung als Ganzes, in zweiter die Entwicklung des
Bühnenlebens der hervorragenderen deutschen Städte gezeigt werden. Das "ein¬
langende Materiale" soll zunächst der allgemeinen Aufgabe dienen und, wenn es dort
entbehrlich erscheint, "zur Illustrirung ^der Geschichte j der einzelnen Stadtbühnen
verwendet werden." Bei den "theatralgeschichtlich" hervorragenden Städten soll "die
Darstellung bis in die Details erfolgen, und es steht den Stadtvcrtretungen, den
Sammlungen, den Theaterleitungen oder aus Sammlern, Fachmännern und Lieb¬
habern sich bildenden Komitees frei (wie gütig!), die Geschichte des Theaterlebens
ihrer Stadt selbst zu versinnlichen (!)," Die Ausstellung wird in der Rotunde des
Praters stattfinde". Zur Sicherung der ausgestellten Gegenstände sind die um-
fassendsten Vorkehrungen getroffen, "wie dies aus der anrühmten (!) Beschreibung
erhellt/'"

Dieses Programm erinnert lebhaft an die "illustrirten Litteratur- und Musik¬
geschichten, die vor sieben oder acht Jahren auftauchten. Auch da wurden die Litteratnr-
und die Musikgeschichte, statt durch Textproben und Nvteubeispiele, durch Porträts,
Häuseransichten, Autographen und Facsimiles von Buchtiteln "illustrirt," Nun wird
es zwar in Wien, wie es scheint, auch an wirklichen Illustrationen zur Musik- und
Theatergeschichte uicht fehlen, denn in der "anrühmten" sehr verlvickelten Beschreibung
der Fenertelegraphen-und Sicherheitsanlage ist anch von einem Theater, einem Uonzert-
haus und einer "Volksmusik" die Rede, in denen wahrscheinlich historische Chkleu von
Musik- und Theaterstücken werden vorgeführt werden, aber jene seltsame "historische"
Ausstellung, bei der alles auf bloße Äußerlichkeiten hinausläuft, soll doch offenbar
einen Hauptbestandteil des Ganzen bilden. Noch seltsamer aber als die ganze Idee
ist die Art und Weise, wie dieser Teil der Ausstellung zusammengebracht werden
soll. Die Ausstellungsgegenstände werden zu "erwerben" gesucht, Unter "erwerben"
versteht man in Deutschland kaufen, nichts andres. Was ich erworben habe, ist mein
Eigentum, Erwirb es, um es zu besitze" -- sagt Goethe, Die Wiener scheinen
unter "erwerbe"" leihen zu verstehen, sie wollen die Ausstellungsgegenstände sür
die Dauer der Ausstellung geliehen haben. Daher ja anch die Sicherheitsma߬
regeln. Nun ist es gewiß kein Zweifel, daß es auch außerhalb Wiens eine Menge
von Privatsammlern giebt, deren Eitelkeit es schmeicheln wird, auf der Wiener
Ausstellung und vor allem in dem große" Ausstellungskatalog ihren Namen glänzen
zu sehen. Aber wie sollen sich die öffentlichen Sammlungen dazu Verhalten?

Gesetzt, ich wäre der Vorsteher einer großen öffentlichen Landesbibliothek oder
eines stadtgeschichtlichen Museums ^ was würde ich thun? Ich würde zunächst mit


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wicklung der deutschen Bühnen ^verdienten Persönlichkeiten, 2, Objekte, welche
geeignet sind, die Biographien hervorragender Dichter u, s. w. zu illustriren, und zwar
bildliche Darstellungen bemerkenswerter Szenen aus ihrem Leben, ihrer Geburts¬
und Wohnhäilser, ihrer Arbeits- und Studirziiunler u, s, w,, Medaillen ^uudj
sonstige Reliquien und Erinnerungszeichen, Originalhaudschriften oder Erstlings¬
drucke der bedeutenderen dramatischen Dichtungen und hervorragender Werke der
Dramaturgik und Theaterkritik, Die bemerkenswerteren theatralischen (!) Zeit- und
Streitschriften, 4, Abbildungen älterer und neuer Bühnen und Schauspielhäuser
sowie szenischer Darstellungen, Lieenzgesuche der wandernden Koinödiantentrnppcn.
Bemerkenswerte Dokumente zur ^Geschichte der^ Organisation der Schaubühne und des
Schauspielerstandes, Theaterkostümbilder, Anschlagzettel der Wandertruppen,
Theaterzettel bedeutsamer Erstaufführungen (!) an den stehenden Bühnen, 5. Werke
der bildenden Kunst, welche durch dramatische Dichtungen oder Aufführungen an¬
geregt wurden oder dramatische Stoffe zum Gegenstande haben, «i, Curiosa," Bei
der Anordnung und Aufstellung soll in erster Linie das deutsche Drama Suchen
dein der fremden Autoren, die sich an der Ausstellung selbständig beteiligen werden)
in seiner geschichtlichen Entwicklung als Ganzes, in zweiter die Entwicklung des
Bühnenlebens der hervorragenderen deutschen Städte gezeigt werden. Das „ein¬
langende Materiale" soll zunächst der allgemeinen Aufgabe dienen und, wenn es dort
entbehrlich erscheint, „zur Illustrirung ^der Geschichte j der einzelnen Stadtbühnen
verwendet werden." Bei den „theatralgeschichtlich" hervorragenden Städten soll „die
Darstellung bis in die Details erfolgen, und es steht den Stadtvcrtretungen, den
Sammlungen, den Theaterleitungen oder aus Sammlern, Fachmännern und Lieb¬
habern sich bildenden Komitees frei (wie gütig!), die Geschichte des Theaterlebens
ihrer Stadt selbst zu versinnlichen (!)," Die Ausstellung wird in der Rotunde des
Praters stattfinde». Zur Sicherung der ausgestellten Gegenstände sind die um-
fassendsten Vorkehrungen getroffen, „wie dies aus der anrühmten (!) Beschreibung
erhellt/'"

Dieses Programm erinnert lebhaft an die „illustrirten Litteratur- und Musik¬
geschichten, die vor sieben oder acht Jahren auftauchten. Auch da wurden die Litteratnr-
und die Musikgeschichte, statt durch Textproben und Nvteubeispiele, durch Porträts,
Häuseransichten, Autographen und Facsimiles von Buchtiteln „illustrirt," Nun wird
es zwar in Wien, wie es scheint, auch an wirklichen Illustrationen zur Musik- und
Theatergeschichte uicht fehlen, denn in der „anrühmten" sehr verlvickelten Beschreibung
der Fenertelegraphen-und Sicherheitsanlage ist anch von einem Theater, einem Uonzert-
haus und einer „Volksmusik" die Rede, in denen wahrscheinlich historische Chkleu von
Musik- und Theaterstücken werden vorgeführt werden, aber jene seltsame „historische"
Ausstellung, bei der alles auf bloße Äußerlichkeiten hinausläuft, soll doch offenbar
einen Hauptbestandteil des Ganzen bilden. Noch seltsamer aber als die ganze Idee
ist die Art und Weise, wie dieser Teil der Ausstellung zusammengebracht werden
soll. Die Ausstellungsgegenstände werden zu „erwerben" gesucht, Unter „erwerben"
versteht man in Deutschland kaufen, nichts andres. Was ich erworben habe, ist mein
Eigentum, Erwirb es, um es zu besitze» — sagt Goethe, Die Wiener scheinen
unter „erwerbe«" leihen zu verstehen, sie wollen die Ausstellungsgegenstände sür
die Dauer der Ausstellung geliehen haben. Daher ja anch die Sicherheitsma߬
regeln. Nun ist es gewiß kein Zweifel, daß es auch außerhalb Wiens eine Menge
von Privatsammlern giebt, deren Eitelkeit es schmeicheln wird, auf der Wiener
Ausstellung und vor allem in dem große» Ausstellungskatalog ihren Namen glänzen
zu sehen. Aber wie sollen sich die öffentlichen Sammlungen dazu Verhalten?

Gesetzt, ich wäre der Vorsteher einer großen öffentlichen Landesbibliothek oder
eines stadtgeschichtlichen Museums ^ was würde ich thun? Ich würde zunächst mit


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[0048] Maßgebliches und Unmaßgebliches Wicklung der deutschen Bühnen ^verdienten Persönlichkeiten, 2, Objekte, welche geeignet sind, die Biographien hervorragender Dichter u, s. w. zu illustriren, und zwar bildliche Darstellungen bemerkenswerter Szenen aus ihrem Leben, ihrer Geburts¬ und Wohnhäilser, ihrer Arbeits- und Studirziiunler u, s, w,, Medaillen ^uudj sonstige Reliquien und Erinnerungszeichen, Originalhaudschriften oder Erstlings¬ drucke der bedeutenderen dramatischen Dichtungen und hervorragender Werke der Dramaturgik und Theaterkritik, Die bemerkenswerteren theatralischen (!) Zeit- und Streitschriften, 4, Abbildungen älterer und neuer Bühnen und Schauspielhäuser sowie szenischer Darstellungen, Lieenzgesuche der wandernden Koinödiantentrnppcn. Bemerkenswerte Dokumente zur ^Geschichte der^ Organisation der Schaubühne und des Schauspielerstandes, Theaterkostümbilder, Anschlagzettel der Wandertruppen, Theaterzettel bedeutsamer Erstaufführungen (!) an den stehenden Bühnen, 5. Werke der bildenden Kunst, welche durch dramatische Dichtungen oder Aufführungen an¬ geregt wurden oder dramatische Stoffe zum Gegenstande haben, «i, Curiosa," Bei der Anordnung und Aufstellung soll in erster Linie das deutsche Drama Suchen dein der fremden Autoren, die sich an der Ausstellung selbständig beteiligen werden) in seiner geschichtlichen Entwicklung als Ganzes, in zweiter die Entwicklung des Bühnenlebens der hervorragenderen deutschen Städte gezeigt werden. Das „ein¬ langende Materiale" soll zunächst der allgemeinen Aufgabe dienen und, wenn es dort entbehrlich erscheint, „zur Illustrirung ^der Geschichte j der einzelnen Stadtbühnen verwendet werden." Bei den „theatralgeschichtlich" hervorragenden Städten soll „die Darstellung bis in die Details erfolgen, und es steht den Stadtvcrtretungen, den Sammlungen, den Theaterleitungen oder aus Sammlern, Fachmännern und Lieb¬ habern sich bildenden Komitees frei (wie gütig!), die Geschichte des Theaterlebens ihrer Stadt selbst zu versinnlichen (!)," Die Ausstellung wird in der Rotunde des Praters stattfinde». Zur Sicherung der ausgestellten Gegenstände sind die um- fassendsten Vorkehrungen getroffen, „wie dies aus der anrühmten (!) Beschreibung erhellt/'" Dieses Programm erinnert lebhaft an die „illustrirten Litteratur- und Musik¬ geschichten, die vor sieben oder acht Jahren auftauchten. Auch da wurden die Litteratnr- und die Musikgeschichte, statt durch Textproben und Nvteubeispiele, durch Porträts, Häuseransichten, Autographen und Facsimiles von Buchtiteln „illustrirt," Nun wird es zwar in Wien, wie es scheint, auch an wirklichen Illustrationen zur Musik- und Theatergeschichte uicht fehlen, denn in der „anrühmten" sehr verlvickelten Beschreibung der Fenertelegraphen-und Sicherheitsanlage ist anch von einem Theater, einem Uonzert- haus und einer „Volksmusik" die Rede, in denen wahrscheinlich historische Chkleu von Musik- und Theaterstücken werden vorgeführt werden, aber jene seltsame „historische" Ausstellung, bei der alles auf bloße Äußerlichkeiten hinausläuft, soll doch offenbar einen Hauptbestandteil des Ganzen bilden. Noch seltsamer aber als die ganze Idee ist die Art und Weise, wie dieser Teil der Ausstellung zusammengebracht werden soll. Die Ausstellungsgegenstände werden zu „erwerben" gesucht, Unter „erwerben" versteht man in Deutschland kaufen, nichts andres. Was ich erworben habe, ist mein Eigentum, Erwirb es, um es zu besitze» — sagt Goethe, Die Wiener scheinen unter „erwerbe«" leihen zu verstehen, sie wollen die Ausstellungsgegenstände sür die Dauer der Ausstellung geliehen haben. Daher ja anch die Sicherheitsma߬ regeln. Nun ist es gewiß kein Zweifel, daß es auch außerhalb Wiens eine Menge von Privatsammlern giebt, deren Eitelkeit es schmeicheln wird, auf der Wiener Ausstellung und vor allem in dem große» Ausstellungskatalog ihren Namen glänzen zu sehen. Aber wie sollen sich die öffentlichen Sammlungen dazu Verhalten? Gesetzt, ich wäre der Vorsteher einer großen öffentlichen Landesbibliothek oder eines stadtgeschichtlichen Museums ^ was würde ich thun? Ich würde zunächst mit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_211167/48>, abgerufen am 25.08.2024.