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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.

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Händen der ganze Handel zwischen dem Mittelmeere und dem mittlern und
westlichen Sudan liegt, unter französischen Einfluß gestellt werden.

Was nnn den Weiterbau der traussccharischen Bahn anlangt, so sollen
die nächsten tausend Kilometer von Biskra bis Augit keinerlei Hindernisse
bieten, von dort aber dürften die Schwierigkeiten nach Gerhard Nohlfs An¬
sicht nicht gering sein. Mag man nnn auch eine schmalspurige Decauville-
Bahn anlegen, die nur geringe Bau- und Betriebskosten verursacht und doch
die größten Lasten zu tragen vermag, so dürften doch die Baukosten für die
ganze Linie eine gewaltige Höhe erreichen. Nach Napoleon Ney, der darüber
ans dem internationalen geographischen Kongreß in Bern (im August 1891)
berichtete, sollen sich die Kosten für einen Kilometer auf 100 090 Franken
belaufen. Für die ganze Linie rechnete er die Summe von etwa 400 Millionen
Franken heraus, die .Kosten des Suezkanals. Die Einkünfte aus dem Waren-
und Personeuverkehre berechnete Ney unter Abzug der Ausgaben für Unter¬
halt und Verzinsung auf 100 000 Frnuken für das Jahr und den Kilometer.
Daß diese hohen Kosten den Franzosen kein Hindernis für die Verwirklichung
ihres Planes sind, geht daraus hervor, daß allein vier Gesuche um Bau-
erlanbnis bei der Negierung eingereicht worden sind.

Wie viel Unternehmungsgeist in Koloniesachen beweisen doch die Franzosen!
Und wie wenig Lust und Vertrauen zu kolonialen Unternehmungen zeigt sich
dagegen bei uns! Verlautet doch jetzt, daß sich das Unternehmen der Usam-
barabahn zerschlagen werde, und hier handelt es sich nur um hundert Kilometer
von Tonga bis Korogwe!

Ziehen wir den Schluß aus dem Gesagten, so müssen wir gestehen, daß
die Franzosen auf dem besten Wege sind, Nordwestafrika für sich zu gewinnen.
Hat sich doch der Kolonialbesitz Frankreichs in Afrika nach der Angabe des
Nouvsinont g'ö0Kraxlü(iri<z von 733 470 Quadratkilometer im Jahre 1876 auf
5 956 914 im Jahre 1890 erweitert! Jedenfalls können wir der Thatkraft,
die die Franzosen überall in Afrika bei ihren Ausdehnungsversuchen an den
Tag legen, unsre Anerkennung nicht versagen.




Händen der ganze Handel zwischen dem Mittelmeere und dem mittlern und
westlichen Sudan liegt, unter französischen Einfluß gestellt werden.

Was nnn den Weiterbau der traussccharischen Bahn anlangt, so sollen
die nächsten tausend Kilometer von Biskra bis Augit keinerlei Hindernisse
bieten, von dort aber dürften die Schwierigkeiten nach Gerhard Nohlfs An¬
sicht nicht gering sein. Mag man nnn auch eine schmalspurige Decauville-
Bahn anlegen, die nur geringe Bau- und Betriebskosten verursacht und doch
die größten Lasten zu tragen vermag, so dürften doch die Baukosten für die
ganze Linie eine gewaltige Höhe erreichen. Nach Napoleon Ney, der darüber
ans dem internationalen geographischen Kongreß in Bern (im August 1891)
berichtete, sollen sich die Kosten für einen Kilometer auf 100 090 Franken
belaufen. Für die ganze Linie rechnete er die Summe von etwa 400 Millionen
Franken heraus, die .Kosten des Suezkanals. Die Einkünfte aus dem Waren-
und Personeuverkehre berechnete Ney unter Abzug der Ausgaben für Unter¬
halt und Verzinsung auf 100 000 Frnuken für das Jahr und den Kilometer.
Daß diese hohen Kosten den Franzosen kein Hindernis für die Verwirklichung
ihres Planes sind, geht daraus hervor, daß allein vier Gesuche um Bau-
erlanbnis bei der Negierung eingereicht worden sind.

Wie viel Unternehmungsgeist in Koloniesachen beweisen doch die Franzosen!
Und wie wenig Lust und Vertrauen zu kolonialen Unternehmungen zeigt sich
dagegen bei uns! Verlautet doch jetzt, daß sich das Unternehmen der Usam-
barabahn zerschlagen werde, und hier handelt es sich nur um hundert Kilometer
von Tonga bis Korogwe!

Ziehen wir den Schluß aus dem Gesagten, so müssen wir gestehen, daß
die Franzosen auf dem besten Wege sind, Nordwestafrika für sich zu gewinnen.
Hat sich doch der Kolonialbesitz Frankreichs in Afrika nach der Angabe des
Nouvsinont g'ö0Kraxlü(iri<z von 733 470 Quadratkilometer im Jahre 1876 auf
5 956 914 im Jahre 1890 erweitert! Jedenfalls können wir der Thatkraft,
die die Franzosen überall in Afrika bei ihren Ausdehnungsversuchen an den
Tag legen, unsre Anerkennung nicht versagen.




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[0326] Händen der ganze Handel zwischen dem Mittelmeere und dem mittlern und westlichen Sudan liegt, unter französischen Einfluß gestellt werden. Was nnn den Weiterbau der traussccharischen Bahn anlangt, so sollen die nächsten tausend Kilometer von Biskra bis Augit keinerlei Hindernisse bieten, von dort aber dürften die Schwierigkeiten nach Gerhard Nohlfs An¬ sicht nicht gering sein. Mag man nnn auch eine schmalspurige Decauville- Bahn anlegen, die nur geringe Bau- und Betriebskosten verursacht und doch die größten Lasten zu tragen vermag, so dürften doch die Baukosten für die ganze Linie eine gewaltige Höhe erreichen. Nach Napoleon Ney, der darüber ans dem internationalen geographischen Kongreß in Bern (im August 1891) berichtete, sollen sich die Kosten für einen Kilometer auf 100 090 Franken belaufen. Für die ganze Linie rechnete er die Summe von etwa 400 Millionen Franken heraus, die .Kosten des Suezkanals. Die Einkünfte aus dem Waren- und Personeuverkehre berechnete Ney unter Abzug der Ausgaben für Unter¬ halt und Verzinsung auf 100 000 Frnuken für das Jahr und den Kilometer. Daß diese hohen Kosten den Franzosen kein Hindernis für die Verwirklichung ihres Planes sind, geht daraus hervor, daß allein vier Gesuche um Bau- erlanbnis bei der Negierung eingereicht worden sind. Wie viel Unternehmungsgeist in Koloniesachen beweisen doch die Franzosen! Und wie wenig Lust und Vertrauen zu kolonialen Unternehmungen zeigt sich dagegen bei uns! Verlautet doch jetzt, daß sich das Unternehmen der Usam- barabahn zerschlagen werde, und hier handelt es sich nur um hundert Kilometer von Tonga bis Korogwe! Ziehen wir den Schluß aus dem Gesagten, so müssen wir gestehen, daß die Franzosen auf dem besten Wege sind, Nordwestafrika für sich zu gewinnen. Hat sich doch der Kolonialbesitz Frankreichs in Afrika nach der Angabe des Nouvsinont g'ö0Kraxlü(iri<z von 733 470 Quadratkilometer im Jahre 1876 auf 5 956 914 im Jahre 1890 erweitert! Jedenfalls können wir der Thatkraft, die die Franzosen überall in Afrika bei ihren Ausdehnungsversuchen an den Tag legen, unsre Anerkennung nicht versagen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_211167/326>, abgerufen am 23.07.2024.