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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.

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Gedankenübertragung nach wissenschaftlicher Methode

maurisch beeinflußte Gewerbe der Mcmdingv, vou dem auf Farbentafeln schöne
Proben gegeben werden, auch die geistige Einwirknng dieser vom Binnenlands
heraus wirkende:: Völker bereits hoch den Ableger nordamerikanischer christlicher
Kultur in Liberia überrage.

Ziehen wir die Summe der Mitteilungen und Urteile Büttikosers, so spricht
sast nichts darin sür die Fähigkeit der Neger, sich selbst zu erziehen. Liberia
ist weder politisch selbständig noch ein Hort des Christentums geworden, und
in wirtschaftlicher Beziehung ist es weit hinter den: von ein paar englischen
Beamten und Soldaten in Ordnung gehaltnen Sierra Leone zurückgeblieben.
Es wurde den drohenden Fortschritt des Islams nach der Küste zu nicht auf¬
halten können, wenn dieser stärker drängte, und wenn es gehalten werden sollte,
wäre uur eine europäische Kolonialmacht oder die Vereinigten Staaten von
Amerika dazu imstande. Natürlich wünschen wir nicht, daß dieser Fall eintrete,
sondern gönnen den Liberianern soviel Zeit wie möglich, damit sie weiter zeigen,
was sie können.




Gedankenübertragung nach wissenschaftlicher Methode

er Pariser Physiolog" Riedel hat seiner Zeit den Anstoß gegeben,
die Studien über hypnotische Erscheinungen wieder aufzunehmen.
Diese Studie:: führte:: zu Ergebnissen, die zunächst weit über¬
schätzt, später ans ein richtiges Maß zurückgeführt wurden und
an denen heute im ganzen und großen kein Mensch mehr zweifelt.
Derselbe Forscher tritt nun mit einer neuen Aufgabe hervor, mit der Prüfung
der Thatsachen, die zu der Annahme sichren sollen, daß es Beeinflussung von
Menschen gebe ohne eine sichtbare oder erklärliche Vermittlung, und daß es
ein Hellsehen gebe, wodurch gewisse Personen verborgne, entfernte oder gedachte
Dinge schauen könnten. Sein Buch über diesen Gegenstand ist neuerdings von
Dr, von Schrenck-Notzing übersetzt und mit einer ausführlichen Vorrede ver¬
sehen worden.")

In dieser Vorrede beklagt sich der Übersetzer, daß man diesen neue:: For¬
schungen ^ priori Widerstand entgegensetze. Die Anfänge neuer Wissenschaften
seien klein und hätten immer Widerspruch gesunde::, so z. B. Galileis Lehren,



*) Charles Riedel, Experimentelle Studien auf dem Gebiete der Gedankenübertragung
und des sogenannten Hcllseheus, Antorisirte deutsche Ausgabe von Dr. A. Freiherr" von
Schrenck-Notzing. Stuttgart, F, Ente, 18!)1.
Gedankenübertragung nach wissenschaftlicher Methode

maurisch beeinflußte Gewerbe der Mcmdingv, vou dem auf Farbentafeln schöne
Proben gegeben werden, auch die geistige Einwirknng dieser vom Binnenlands
heraus wirkende:: Völker bereits hoch den Ableger nordamerikanischer christlicher
Kultur in Liberia überrage.

Ziehen wir die Summe der Mitteilungen und Urteile Büttikosers, so spricht
sast nichts darin sür die Fähigkeit der Neger, sich selbst zu erziehen. Liberia
ist weder politisch selbständig noch ein Hort des Christentums geworden, und
in wirtschaftlicher Beziehung ist es weit hinter den: von ein paar englischen
Beamten und Soldaten in Ordnung gehaltnen Sierra Leone zurückgeblieben.
Es wurde den drohenden Fortschritt des Islams nach der Küste zu nicht auf¬
halten können, wenn dieser stärker drängte, und wenn es gehalten werden sollte,
wäre uur eine europäische Kolonialmacht oder die Vereinigten Staaten von
Amerika dazu imstande. Natürlich wünschen wir nicht, daß dieser Fall eintrete,
sondern gönnen den Liberianern soviel Zeit wie möglich, damit sie weiter zeigen,
was sie können.




Gedankenübertragung nach wissenschaftlicher Methode

er Pariser Physiolog« Riedel hat seiner Zeit den Anstoß gegeben,
die Studien über hypnotische Erscheinungen wieder aufzunehmen.
Diese Studie:: führte:: zu Ergebnissen, die zunächst weit über¬
schätzt, später ans ein richtiges Maß zurückgeführt wurden und
an denen heute im ganzen und großen kein Mensch mehr zweifelt.
Derselbe Forscher tritt nun mit einer neuen Aufgabe hervor, mit der Prüfung
der Thatsachen, die zu der Annahme sichren sollen, daß es Beeinflussung von
Menschen gebe ohne eine sichtbare oder erklärliche Vermittlung, und daß es
ein Hellsehen gebe, wodurch gewisse Personen verborgne, entfernte oder gedachte
Dinge schauen könnten. Sein Buch über diesen Gegenstand ist neuerdings von
Dr, von Schrenck-Notzing übersetzt und mit einer ausführlichen Vorrede ver¬
sehen worden.")

In dieser Vorrede beklagt sich der Übersetzer, daß man diesen neue:: For¬
schungen ^ priori Widerstand entgegensetze. Die Anfänge neuer Wissenschaften
seien klein und hätten immer Widerspruch gesunde::, so z. B. Galileis Lehren,



*) Charles Riedel, Experimentelle Studien auf dem Gebiete der Gedankenübertragung
und des sogenannten Hcllseheus, Antorisirte deutsche Ausgabe von Dr. A. Freiherr» von
Schrenck-Notzing. Stuttgart, F, Ente, 18!)1.
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[0032] Gedankenübertragung nach wissenschaftlicher Methode maurisch beeinflußte Gewerbe der Mcmdingv, vou dem auf Farbentafeln schöne Proben gegeben werden, auch die geistige Einwirknng dieser vom Binnenlands heraus wirkende:: Völker bereits hoch den Ableger nordamerikanischer christlicher Kultur in Liberia überrage. Ziehen wir die Summe der Mitteilungen und Urteile Büttikosers, so spricht sast nichts darin sür die Fähigkeit der Neger, sich selbst zu erziehen. Liberia ist weder politisch selbständig noch ein Hort des Christentums geworden, und in wirtschaftlicher Beziehung ist es weit hinter den: von ein paar englischen Beamten und Soldaten in Ordnung gehaltnen Sierra Leone zurückgeblieben. Es wurde den drohenden Fortschritt des Islams nach der Küste zu nicht auf¬ halten können, wenn dieser stärker drängte, und wenn es gehalten werden sollte, wäre uur eine europäische Kolonialmacht oder die Vereinigten Staaten von Amerika dazu imstande. Natürlich wünschen wir nicht, daß dieser Fall eintrete, sondern gönnen den Liberianern soviel Zeit wie möglich, damit sie weiter zeigen, was sie können. Gedankenübertragung nach wissenschaftlicher Methode er Pariser Physiolog« Riedel hat seiner Zeit den Anstoß gegeben, die Studien über hypnotische Erscheinungen wieder aufzunehmen. Diese Studie:: führte:: zu Ergebnissen, die zunächst weit über¬ schätzt, später ans ein richtiges Maß zurückgeführt wurden und an denen heute im ganzen und großen kein Mensch mehr zweifelt. Derselbe Forscher tritt nun mit einer neuen Aufgabe hervor, mit der Prüfung der Thatsachen, die zu der Annahme sichren sollen, daß es Beeinflussung von Menschen gebe ohne eine sichtbare oder erklärliche Vermittlung, und daß es ein Hellsehen gebe, wodurch gewisse Personen verborgne, entfernte oder gedachte Dinge schauen könnten. Sein Buch über diesen Gegenstand ist neuerdings von Dr, von Schrenck-Notzing übersetzt und mit einer ausführlichen Vorrede ver¬ sehen worden.") In dieser Vorrede beklagt sich der Übersetzer, daß man diesen neue:: For¬ schungen ^ priori Widerstand entgegensetze. Die Anfänge neuer Wissenschaften seien klein und hätten immer Widerspruch gesunde::, so z. B. Galileis Lehren, *) Charles Riedel, Experimentelle Studien auf dem Gebiete der Gedankenübertragung und des sogenannten Hcllseheus, Antorisirte deutsche Ausgabe von Dr. A. Freiherr» von Schrenck-Notzing. Stuttgart, F, Ente, 18!)1.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_211167/32>, abgerufen am 23.07.2024.