Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.Und das alles war jetzt nicht mehr nur abhängig von dem Willen einzelner Fortan war der vaterländische Gedanke ein unverlierbares Erbteil der Diese suchte und fand ihre Vorbildung zunächst wesentlich noch in der Gmizboten I 189? -i?
Und das alles war jetzt nicht mehr nur abhängig von dem Willen einzelner Fortan war der vaterländische Gedanke ein unverlierbares Erbteil der Diese suchte und fand ihre Vorbildung zunächst wesentlich noch in der Gmizboten I 189? -i?
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Und das alles war jetzt nicht mehr nur abhängig von dem Willen einzelner
Männer, vielmehr griff jetzt zum erstenmale der Staat mit allgemeinen Vorschriften
regelnd ein, in Sachsen mit der Ernestischen Schnlvrouung vom Jahre 1773,
in Preußen 1779. Ans dieser Entwicklungsstufe traf unser Volk die Napoleo-
nische Zwaugsherrschaft, Was hatte dies weltbürgerliche, durch und durch un¬
politische, genietrunkene Geschlecht diesem Weltreiche eines genialen Gewalt¬
herrschers innerlich entgegenzusetzen? Und welche ungeheure Wandlung wurde
ihm zugemutet, wenn es sich losringen sollte! Ans den goldnen Wollen dichte¬
rischer Gebilde sollte es wieder hiunbsteigen ans die düstre, blutige Erde, die
eigne sreie Persönlichkeit sollte es als den bescheidnen Bruchteil seines Volkes
auffassen, von dem sich kein Glied lösen könne noch dürfe, und sie wohl gar
der harten Zucht des Heeres unterwerfen! Doch nnr in Preußen und einigen
andern Teilen Norddeutschlands vollzog sich wirkluh diese Wandlung, und alle
antike Heldengröße schien erreicht oder übertroffen, als Deutschlands beste
Mannes- und Jugendkraft in unvergeßlichen Mmpfen „das Höllenjoch, das von
Eisenerz geprägt," in Splitter schlug.
Fortan war der vaterländische Gedanke ein unverlierbares Erbteil der
gebildeten deutschen Jugend, lind vielleicht wurde er umso wärmer von ihr
erfaßt, je weniger er sich zunächst verwirklichen ließ. Dafür gestalteten all¬
mählich die deutschen Einzelstaaten ihre Verwaltung völlig neu durch die Ver¬
bindung strenger Staatseinheit mit bürgerlicher Selbstverwaltung und einer
wirksame» Volksvertretung, sie beseitigten die rechtlichen Stnndesunterschiede
und befreiten den Bauernstand, sie schufen mit dem allen die Grundlage für
eiuen mächtigen wirtschaftlichen Aufschwung, wie er dann seit der Begründung
des Zollvereins und der schnell wachsenden Verwendung der Dampfkraft für
Handel und Verkehr wirklich eintrat. Die Führung in diesem neuen Staats¬
wesen aber behauptete nicht mehr ein geschlossener Stand, sondern eine ans
allen Berufsklassen sich beständig ergänzende Aristokratie der Bildung.
Diese suchte und fand ihre Vorbildung zunächst wesentlich noch in der
neuen Gelehrtenschule, die deshalb jetzt allerorten der Staat, ohne überall
ihre Verwaltung selbst zu übernehmen, durch einheitliche Gesetzgebung regelte.
Er stand dabei unter den, Einfluß der an den Universitäten glanzvoll auf
blühenden deutschen Wissenschaft. Durchaus historisch-empirisch, auf die Er¬
kenntnis der Thatsachen und nicht zuletzt ans die liebevolle Vertiefung in das
eigne Vollsein» gerichtet, verwandelte sie mich das Wissen vom Altertum in
die Altertumswissenschaft. Von der Höhe des Ideals rückten damit die antiken
Völker in den Nahmen der allgemeinen menschheitlicher Entwicklung, und in
ihren Schriftsteller» sah man nicht mehr so sehr unsre Lehrer, als die Gegen¬
stände wissenschaftlicher Erkenntnis. Aber der neue Humanismus erhielt
davon neuen Antrieb. Ans den Grundlagen, die F. A. Wolf gelegt hatte, baute
sich das »me deutsche Ghm»asium aus, wie es sich in den zwanziger und
Gmizboten I 189? -i?
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