Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.Arbeiten zu verrichten. Im Amiaberger Kloster scheint er übrigens nur sein Wegen dieser freien Richtung wurde er nun sieben Jahre laug von den In Gotha war zwar die Reformation namentlich durch Persönlichkeiten Arbeiten zu verrichten. Im Amiaberger Kloster scheint er übrigens nur sein Wegen dieser freien Richtung wurde er nun sieben Jahre laug von den In Gotha war zwar die Reformation namentlich durch Persönlichkeiten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0128" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/211296"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_378" prev="#ID_377"> Arbeiten zu verrichten. Im Amiaberger Kloster scheint er übrigens nur sein<lb/> Noviziat durchgemacht zu haben und dann nach Leipzig und weiter versetzt<lb/> worden zu sein. Wenigstens finden wir ihn 1516 in Weimar, wo er zum<lb/> Priester geweiht wurde. Auch hier muß er bald einen gewissen Ruf erlangt<lb/> haben; denn die beiden Fürsten des Sachsen-Ernestinischen Hauses, die Herzoge<lb/> Johann der Beständige und dessen Sohn, Johann Friedrich der Großmütige,<lb/> wohnten nicht nur seiner ersten Messe bei, sondern trugen auch deren Kosten.<lb/> In demselben Jahre wurde er auch Prediger, hielt sich aber als solcher, wie<lb/> er erzählt, lieber an die Kirchen- und Heiligeugeschichte, als daß er päpstliche<lb/> Verordnungen auslegte. Als aber dann Luther auftrat, war Myeouius sofort<lb/> einer seiner entschiedensten Anhänger. „An Luther schloß ich mich — bekennt<lb/> er freudig — gleich im Jahre 1517 mit Leib und Seele zum Bekenntnis der<lb/> Lehre Christi an."</p><lb/> <p xml:id="ID_379"> Wegen dieser freien Richtung wurde er nun sieben Jahre laug von den<lb/> Mönchen hart bedrängt, jn mit lebenslänglichem Kerker bedroht, wie man<lb/> einen Eisenacher Mönch, Johannes Hiller, solcher kirchenfeindlichen Gesin¬<lb/> nungen halber in der That bis zu seinem Tode im Kloster gefangen gehalten<lb/> hatte. Von diesem evangelischen Märtyrer spricht sogar Melanchthon in seiner<lb/> Apologie. Nach demselben Eisenach wurde nun auch Mheonius geschickt, damit<lb/> er den Kerker mit eignen Augen sehen möchte, darauf uach Leipzig und dann<lb/> in sein Annaberg. Im herzoglichen Sachsen regierte damals ein erbitterter<lb/> Feind Luthers, Georg der Bärtige. Und in Annaberg soll Frcinziskus wirklich<lb/> achtzehn Wochen in klösterlichem Gewahrsam gehalten worden sein. Doch<lb/> gelang es ihm zu entfliehen. Ein Bergmeister in der Nachbarstndt Annabergs,<lb/> in Buchholz, Matthäus Busch, ein treuer Anhänger der Lehre Luthers, half<lb/> ihm, nach Zwickau zu entkommen, wo das Evangelium schon öffentlich ge¬<lb/> predigt werden durfte. Von hier aus sandte der nun freie Maun einen<lb/> Mahn- und Trostbrief um die Annaberger, seine erste Schrift (Zwickau, ge¬<lb/> druckt bei Jörg Gastel 1524). Bald aber kehrte er nach Buchholz zurück und<lb/> bestieg nun auch dort kühn den Predigtstuhl. Gern hatten ihn die Buchholzer<lb/> als ihren Prediger behalten, aber Herzog Johann hatte ihn bereits für einen<lb/> größern Wirkungskreis, für Thüringen und Gotha, bestimmt. „1524 um das<lb/> Fest ^WumUoiüs N,M-ins (15. August)" — schreibt Myeouius in seiner Refor¬<lb/> mationsgeschichte — bin ich, Friedrich Mecum, hierher gen Gotha auf des<lb/> Rats, der Gemeind, des Dekani des Stifts und Amts Bitt von Herzogen<lb/> Johannsen zum Prediger verordnet und geschickt worden."</p><lb/> <p xml:id="ID_380" next="#ID_381"> In Gotha war zwar die Reformation namentlich durch Persönlichkeiten<lb/> wie Muticmus, den Freund des Erasmus und Hütten, den Lehrer Spalatins,<lb/> schon vorbereitet. Aber es bedürfte dort gerade einer besonders kräftigen Hand,<lb/> um weiter» Unruhen vorzubeugen, nachdem durch ein „Pfaffenstnrmen" am<lb/> Pfiugstdienstage desselben Jahres die Stiftsherren Vertrieben worden waren.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0128]
Arbeiten zu verrichten. Im Amiaberger Kloster scheint er übrigens nur sein
Noviziat durchgemacht zu haben und dann nach Leipzig und weiter versetzt
worden zu sein. Wenigstens finden wir ihn 1516 in Weimar, wo er zum
Priester geweiht wurde. Auch hier muß er bald einen gewissen Ruf erlangt
haben; denn die beiden Fürsten des Sachsen-Ernestinischen Hauses, die Herzoge
Johann der Beständige und dessen Sohn, Johann Friedrich der Großmütige,
wohnten nicht nur seiner ersten Messe bei, sondern trugen auch deren Kosten.
In demselben Jahre wurde er auch Prediger, hielt sich aber als solcher, wie
er erzählt, lieber an die Kirchen- und Heiligeugeschichte, als daß er päpstliche
Verordnungen auslegte. Als aber dann Luther auftrat, war Myeouius sofort
einer seiner entschiedensten Anhänger. „An Luther schloß ich mich — bekennt
er freudig — gleich im Jahre 1517 mit Leib und Seele zum Bekenntnis der
Lehre Christi an."
Wegen dieser freien Richtung wurde er nun sieben Jahre laug von den
Mönchen hart bedrängt, jn mit lebenslänglichem Kerker bedroht, wie man
einen Eisenacher Mönch, Johannes Hiller, solcher kirchenfeindlichen Gesin¬
nungen halber in der That bis zu seinem Tode im Kloster gefangen gehalten
hatte. Von diesem evangelischen Märtyrer spricht sogar Melanchthon in seiner
Apologie. Nach demselben Eisenach wurde nun auch Mheonius geschickt, damit
er den Kerker mit eignen Augen sehen möchte, darauf uach Leipzig und dann
in sein Annaberg. Im herzoglichen Sachsen regierte damals ein erbitterter
Feind Luthers, Georg der Bärtige. Und in Annaberg soll Frcinziskus wirklich
achtzehn Wochen in klösterlichem Gewahrsam gehalten worden sein. Doch
gelang es ihm zu entfliehen. Ein Bergmeister in der Nachbarstndt Annabergs,
in Buchholz, Matthäus Busch, ein treuer Anhänger der Lehre Luthers, half
ihm, nach Zwickau zu entkommen, wo das Evangelium schon öffentlich ge¬
predigt werden durfte. Von hier aus sandte der nun freie Maun einen
Mahn- und Trostbrief um die Annaberger, seine erste Schrift (Zwickau, ge¬
druckt bei Jörg Gastel 1524). Bald aber kehrte er nach Buchholz zurück und
bestieg nun auch dort kühn den Predigtstuhl. Gern hatten ihn die Buchholzer
als ihren Prediger behalten, aber Herzog Johann hatte ihn bereits für einen
größern Wirkungskreis, für Thüringen und Gotha, bestimmt. „1524 um das
Fest ^WumUoiüs N,M-ins (15. August)" — schreibt Myeouius in seiner Refor¬
mationsgeschichte — bin ich, Friedrich Mecum, hierher gen Gotha auf des
Rats, der Gemeind, des Dekani des Stifts und Amts Bitt von Herzogen
Johannsen zum Prediger verordnet und geschickt worden."
In Gotha war zwar die Reformation namentlich durch Persönlichkeiten
wie Muticmus, den Freund des Erasmus und Hütten, den Lehrer Spalatins,
schon vorbereitet. Aber es bedürfte dort gerade einer besonders kräftigen Hand,
um weiter» Unruhen vorzubeugen, nachdem durch ein „Pfaffenstnrmen" am
Pfiugstdienstage desselben Jahres die Stiftsherren Vertrieben worden waren.
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