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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.

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Litteratur

führlichkeit aufklärt,-und als Anhang hat er aus Arneths Lebenserinnerungen, die
als Manuskript gedruckt und deshalb schwer zugänglich sind, die wichtigsten Stellen
über Tonis Beziehungen zur Bühne und besonders zu Körner mitgeteilt.

Die Faesimilewicdergabe der drei Briefe des ersten Teils, die Ausstattung
des ganzen Werkes -- ein vornehmer Qunrtbnnd auf Büttenpapier gedruckt -- und
die heitere Klarheit, die die Form der Erläuterungen auszeichnet, sind des Namens
Brockhaus würdig.




Litteratur

Was für einen Kurs haben wir? Eine politische Zeitbetrachtniig von Borussen.
Gotha, K. Schwalbe

Der Titel dieser Schrift läßt bereits erraten, was dnrch die Wahl des Mottos
bestätigt wird: "Wahrheit sagen in Liebe muß nicht so erfüllt werden, daß man
die halbe Wahrheit der Liebe und die halbe Liebe der Wahrheit opfert." Preußische
Patrioten prüfen an der Hand der Thatsachen die Fragen, ob wirklich zur Zeit
des Kanzlers Bismarck das politische Leben erstarrt gewesen, und ob, wenn dies
der Fall war, seit Bismarcks Sturze neues Leben erblüht sei? Die Antwort lautet
beidemal verneinend. Dabei führt ihnen durchaus nicht etwa persönliche Verblen¬
dung die Feder. Sie erkennen sehr wohl Bismarcks Schwächen und äußern sich
besonders entschieden über deu Fehlgriff bei der letzten Besetzung des Staatssekretär¬
postens im auswärtigen Amte. Auch wird uicht die Rückkehr des ersten .Kanzlers
gewünscht, wohl aber die Rückkehr in seine Bahnen, und in diesem Sinne ergeht
an alle Vaterlandsfreunde die Mahnung, nicht mit der Wahrheit zurückzuhalten.
Wir wünschen und glauben, daß die Verfasser in manchem Falle zu düster sehen.
Beachtung aber verdienen ihre Betrachtungen in hohem Grade, insbesondere der
Hinweis auf Ähnlichkeiten zwischen der jetzigen Lage und der in den ersten Negie-
rungsjahren Friedrich Wilhelms IV., wo Enttäuschungen nach großen Worten,
Unsicherheit über die Ziele und die Einsicht der Staatsleiter in der Beamtenschaft
teils eine latente Opposition, teils Nullen- und charakterloses Sichfügen und Buhlen
um die Gunst der Machthaber hervorrief.




Aur Beachtung Mit dem nächsten Beste beginnt diese Zeitschrift das 4. Vierteljahr ihres 50. Jahr¬
ganges. Sie ist durch alle Buchhandlungen und postanstaltcn des In- und Auslandes zu
beziehen, preis für das Vierteljahr g Mark, wir bitten, die Bestellung schleunig zu
erneuern. Leipzig, im September isgz Die Verlagshandlung




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Vortag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
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führlichkeit aufklärt,-und als Anhang hat er aus Arneths Lebenserinnerungen, die
als Manuskript gedruckt und deshalb schwer zugänglich sind, die wichtigsten Stellen
über Tonis Beziehungen zur Bühne und besonders zu Körner mitgeteilt.

Die Faesimilewicdergabe der drei Briefe des ersten Teils, die Ausstattung
des ganzen Werkes — ein vornehmer Qunrtbnnd auf Büttenpapier gedruckt — und
die heitere Klarheit, die die Form der Erläuterungen auszeichnet, sind des Namens
Brockhaus würdig.




Litteratur

Was für einen Kurs haben wir? Eine politische Zeitbetrachtniig von Borussen.
Gotha, K. Schwalbe

Der Titel dieser Schrift läßt bereits erraten, was dnrch die Wahl des Mottos
bestätigt wird: „Wahrheit sagen in Liebe muß nicht so erfüllt werden, daß man
die halbe Wahrheit der Liebe und die halbe Liebe der Wahrheit opfert." Preußische
Patrioten prüfen an der Hand der Thatsachen die Fragen, ob wirklich zur Zeit
des Kanzlers Bismarck das politische Leben erstarrt gewesen, und ob, wenn dies
der Fall war, seit Bismarcks Sturze neues Leben erblüht sei? Die Antwort lautet
beidemal verneinend. Dabei führt ihnen durchaus nicht etwa persönliche Verblen¬
dung die Feder. Sie erkennen sehr wohl Bismarcks Schwächen und äußern sich
besonders entschieden über deu Fehlgriff bei der letzten Besetzung des Staatssekretär¬
postens im auswärtigen Amte. Auch wird uicht die Rückkehr des ersten .Kanzlers
gewünscht, wohl aber die Rückkehr in seine Bahnen, und in diesem Sinne ergeht
an alle Vaterlandsfreunde die Mahnung, nicht mit der Wahrheit zurückzuhalten.
Wir wünschen und glauben, daß die Verfasser in manchem Falle zu düster sehen.
Beachtung aber verdienen ihre Betrachtungen in hohem Grade, insbesondere der
Hinweis auf Ähnlichkeiten zwischen der jetzigen Lage und der in den ersten Negie-
rungsjahren Friedrich Wilhelms IV., wo Enttäuschungen nach großen Worten,
Unsicherheit über die Ziele und die Einsicht der Staatsleiter in der Beamtenschaft
teils eine latente Opposition, teils Nullen- und charakterloses Sichfügen und Buhlen
um die Gunst der Machthaber hervorrief.




Aur Beachtung Mit dem nächsten Beste beginnt diese Zeitschrift das 4. Vierteljahr ihres 50. Jahr¬
ganges. Sie ist durch alle Buchhandlungen und postanstaltcn des In- und Auslandes zu
beziehen, preis für das Vierteljahr g Mark, wir bitten, die Bestellung schleunig zu
erneuern. Leipzig, im September isgz Die Verlagshandlung




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Vortag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0632] Litteratur führlichkeit aufklärt,-und als Anhang hat er aus Arneths Lebenserinnerungen, die als Manuskript gedruckt und deshalb schwer zugänglich sind, die wichtigsten Stellen über Tonis Beziehungen zur Bühne und besonders zu Körner mitgeteilt. Die Faesimilewicdergabe der drei Briefe des ersten Teils, die Ausstattung des ganzen Werkes — ein vornehmer Qunrtbnnd auf Büttenpapier gedruckt — und die heitere Klarheit, die die Form der Erläuterungen auszeichnet, sind des Namens Brockhaus würdig. Litteratur Was für einen Kurs haben wir? Eine politische Zeitbetrachtniig von Borussen. Gotha, K. Schwalbe Der Titel dieser Schrift läßt bereits erraten, was dnrch die Wahl des Mottos bestätigt wird: „Wahrheit sagen in Liebe muß nicht so erfüllt werden, daß man die halbe Wahrheit der Liebe und die halbe Liebe der Wahrheit opfert." Preußische Patrioten prüfen an der Hand der Thatsachen die Fragen, ob wirklich zur Zeit des Kanzlers Bismarck das politische Leben erstarrt gewesen, und ob, wenn dies der Fall war, seit Bismarcks Sturze neues Leben erblüht sei? Die Antwort lautet beidemal verneinend. Dabei führt ihnen durchaus nicht etwa persönliche Verblen¬ dung die Feder. Sie erkennen sehr wohl Bismarcks Schwächen und äußern sich besonders entschieden über deu Fehlgriff bei der letzten Besetzung des Staatssekretär¬ postens im auswärtigen Amte. Auch wird uicht die Rückkehr des ersten .Kanzlers gewünscht, wohl aber die Rückkehr in seine Bahnen, und in diesem Sinne ergeht an alle Vaterlandsfreunde die Mahnung, nicht mit der Wahrheit zurückzuhalten. Wir wünschen und glauben, daß die Verfasser in manchem Falle zu düster sehen. Beachtung aber verdienen ihre Betrachtungen in hohem Grade, insbesondere der Hinweis auf Ähnlichkeiten zwischen der jetzigen Lage und der in den ersten Negie- rungsjahren Friedrich Wilhelms IV., wo Enttäuschungen nach großen Worten, Unsicherheit über die Ziele und die Einsicht der Staatsleiter in der Beamtenschaft teils eine latente Opposition, teils Nullen- und charakterloses Sichfügen und Buhlen um die Gunst der Machthaber hervorrief. Aur Beachtung Mit dem nächsten Beste beginnt diese Zeitschrift das 4. Vierteljahr ihres 50. Jahr¬ ganges. Sie ist durch alle Buchhandlungen und postanstaltcn des In- und Auslandes zu beziehen, preis für das Vierteljahr g Mark, wir bitten, die Bestellung schleunig zu erneuern. Leipzig, im September isgz Die Verlagshandlung Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Vortag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767/632>, abgerufen am 13.11.2024.