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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.

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Tacitus vo M0ritu8 SörrnMias: IM^iss vt siZug. ÄvtiÄvw weis
in xroslwm ksrunt. "Ihrer Grundstimmung nach -- sagt der neue Heraus¬
geber -- klang sie mit den poetischen Verheißungen des Sohnes zusammen:


Vor uns liegt ein glücklich Hoffen,
Liegt der Zukunft goldne Zeit,
Steht ein ganzer Himmel offen,
Blühe der Freiheit Seligkeit.
Deutsche Kunst und deutsche Lieder,
Frauenhuld und Liebesglück --
Alles Große kommt uns wieder,
Alles Schone kehrt zurück."

Und wie kühn, auch auf die Gefahr hin, die Schiffe hinter sich zu ver¬
brennen, hebt Christian Gottfried Körner nun selber an: "Mit euch, deutsche
Männer und Jünglinge, für die Unabhängigkeit unsers Vaterlandes an der
Seite meines Sohnes zu kämpfen, hindern mich Amt und Jahre. Aber ver¬
schmäht das Wenige nicht, was ich selbst vielleicht noch für die gute Sache
zu leisten vermag. Nehmt freundlich einen Versuch auf, euch Bilder der Zu¬
kunft heraufzuführen, wie sie in den schönsten Momenten mir vorschweben, da
das Vertrauen, daß Gott eure Waffen segne, am lebendigsten ist. Auch eure
Vorfahren stärkten sich gern in der Schlacht an dem Anblick der Heiligtümer,
für deren Schutz sie sich opferten. . . . Und möchte doch meine Stimme auch
zu einem jeden gelangen, der diesen großen Zeitpunkt durch ängstliche Sorgen
entehrt, damit nicht durch Zweifel über den Erfolg des jetzigen Kampfes selbst
in bessern Seelen der Eifer erkalte, auf dessen Fortdauer und allgemeiner Ver¬
breitung Deutschlands Rettung beruht. . . . Nicht zu früh können wir uns
der seelenerhebeuden Betrachtung überlassen, was für herrliche Blüten und
Früchte aus dem innern Reichtum des Vaterlandes von selbst hervorgehen
würden, sobald es die eiserne Hand nicht mehr fühlte, die jetzt die edelsten
Keime zerknickt. Unsre Hoffnungen sind nicht zu kühn, wenn sie nicht auf
willkürliche Voraussetzungen, sondern auf Erfahrungen sich gründen. Und
jetzt ist es mehr als jemals Pflicht, den eigentümlichen Wert des echten
Deutschen nicht zu verkennen, sondern mit gerechtem Stolze sich daran zu er-
freuen. . . . Wenn zu allen Zeiten selbst unter den ungünstigsten Verhält¬
nissen einzelne Deutsche durch Geist, Kraft, Ernst und Gemüt in irgend einer
Gattung von Thätigkeit sich auszeichneten, so liegt am Tage, was wir zu er¬
warten haben, sobald jedes Streben höherer Art durch fremde Übermacht nicht
mehr gehemmt wird. . . . Was unter den zeitherigen Umstünden in unserm
Vaterlande der Einzelne leistete, gelang ihm durch das Übergewicht einer starken
Seele über den äußern Druck. Unerschütttert von den Stürmen der Zeit
lebte er in einer bessern Welt für die Seinigen, für sein Geschäft, seine Kunst,
seiue Wissenschaft, seinen Glauben."


Tacitus vo M0ritu8 SörrnMias: IM^iss vt siZug. ÄvtiÄvw weis
in xroslwm ksrunt. „Ihrer Grundstimmung nach — sagt der neue Heraus¬
geber — klang sie mit den poetischen Verheißungen des Sohnes zusammen:


Vor uns liegt ein glücklich Hoffen,
Liegt der Zukunft goldne Zeit,
Steht ein ganzer Himmel offen,
Blühe der Freiheit Seligkeit.
Deutsche Kunst und deutsche Lieder,
Frauenhuld und Liebesglück —
Alles Große kommt uns wieder,
Alles Schone kehrt zurück."

Und wie kühn, auch auf die Gefahr hin, die Schiffe hinter sich zu ver¬
brennen, hebt Christian Gottfried Körner nun selber an: „Mit euch, deutsche
Männer und Jünglinge, für die Unabhängigkeit unsers Vaterlandes an der
Seite meines Sohnes zu kämpfen, hindern mich Amt und Jahre. Aber ver¬
schmäht das Wenige nicht, was ich selbst vielleicht noch für die gute Sache
zu leisten vermag. Nehmt freundlich einen Versuch auf, euch Bilder der Zu¬
kunft heraufzuführen, wie sie in den schönsten Momenten mir vorschweben, da
das Vertrauen, daß Gott eure Waffen segne, am lebendigsten ist. Auch eure
Vorfahren stärkten sich gern in der Schlacht an dem Anblick der Heiligtümer,
für deren Schutz sie sich opferten. . . . Und möchte doch meine Stimme auch
zu einem jeden gelangen, der diesen großen Zeitpunkt durch ängstliche Sorgen
entehrt, damit nicht durch Zweifel über den Erfolg des jetzigen Kampfes selbst
in bessern Seelen der Eifer erkalte, auf dessen Fortdauer und allgemeiner Ver¬
breitung Deutschlands Rettung beruht. . . . Nicht zu früh können wir uns
der seelenerhebeuden Betrachtung überlassen, was für herrliche Blüten und
Früchte aus dem innern Reichtum des Vaterlandes von selbst hervorgehen
würden, sobald es die eiserne Hand nicht mehr fühlte, die jetzt die edelsten
Keime zerknickt. Unsre Hoffnungen sind nicht zu kühn, wenn sie nicht auf
willkürliche Voraussetzungen, sondern auf Erfahrungen sich gründen. Und
jetzt ist es mehr als jemals Pflicht, den eigentümlichen Wert des echten
Deutschen nicht zu verkennen, sondern mit gerechtem Stolze sich daran zu er-
freuen. . . . Wenn zu allen Zeiten selbst unter den ungünstigsten Verhält¬
nissen einzelne Deutsche durch Geist, Kraft, Ernst und Gemüt in irgend einer
Gattung von Thätigkeit sich auszeichneten, so liegt am Tage, was wir zu er¬
warten haben, sobald jedes Streben höherer Art durch fremde Übermacht nicht
mehr gehemmt wird. . . . Was unter den zeitherigen Umstünden in unserm
Vaterlande der Einzelne leistete, gelang ihm durch das Übergewicht einer starken
Seele über den äußern Druck. Unerschütttert von den Stürmen der Zeit
lebte er in einer bessern Welt für die Seinigen, für sein Geschäft, seine Kunst,
seiue Wissenschaft, seinen Glauben."


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[0567] Tacitus vo M0ritu8 SörrnMias: IM^iss vt siZug. ÄvtiÄvw weis in xroslwm ksrunt. „Ihrer Grundstimmung nach — sagt der neue Heraus¬ geber — klang sie mit den poetischen Verheißungen des Sohnes zusammen: Vor uns liegt ein glücklich Hoffen, Liegt der Zukunft goldne Zeit, Steht ein ganzer Himmel offen, Blühe der Freiheit Seligkeit. Deutsche Kunst und deutsche Lieder, Frauenhuld und Liebesglück — Alles Große kommt uns wieder, Alles Schone kehrt zurück." Und wie kühn, auch auf die Gefahr hin, die Schiffe hinter sich zu ver¬ brennen, hebt Christian Gottfried Körner nun selber an: „Mit euch, deutsche Männer und Jünglinge, für die Unabhängigkeit unsers Vaterlandes an der Seite meines Sohnes zu kämpfen, hindern mich Amt und Jahre. Aber ver¬ schmäht das Wenige nicht, was ich selbst vielleicht noch für die gute Sache zu leisten vermag. Nehmt freundlich einen Versuch auf, euch Bilder der Zu¬ kunft heraufzuführen, wie sie in den schönsten Momenten mir vorschweben, da das Vertrauen, daß Gott eure Waffen segne, am lebendigsten ist. Auch eure Vorfahren stärkten sich gern in der Schlacht an dem Anblick der Heiligtümer, für deren Schutz sie sich opferten. . . . Und möchte doch meine Stimme auch zu einem jeden gelangen, der diesen großen Zeitpunkt durch ängstliche Sorgen entehrt, damit nicht durch Zweifel über den Erfolg des jetzigen Kampfes selbst in bessern Seelen der Eifer erkalte, auf dessen Fortdauer und allgemeiner Ver¬ breitung Deutschlands Rettung beruht. . . . Nicht zu früh können wir uns der seelenerhebeuden Betrachtung überlassen, was für herrliche Blüten und Früchte aus dem innern Reichtum des Vaterlandes von selbst hervorgehen würden, sobald es die eiserne Hand nicht mehr fühlte, die jetzt die edelsten Keime zerknickt. Unsre Hoffnungen sind nicht zu kühn, wenn sie nicht auf willkürliche Voraussetzungen, sondern auf Erfahrungen sich gründen. Und jetzt ist es mehr als jemals Pflicht, den eigentümlichen Wert des echten Deutschen nicht zu verkennen, sondern mit gerechtem Stolze sich daran zu er- freuen. . . . Wenn zu allen Zeiten selbst unter den ungünstigsten Verhält¬ nissen einzelne Deutsche durch Geist, Kraft, Ernst und Gemüt in irgend einer Gattung von Thätigkeit sich auszeichneten, so liegt am Tage, was wir zu er¬ warten haben, sobald jedes Streben höherer Art durch fremde Übermacht nicht mehr gehemmt wird. . . . Was unter den zeitherigen Umstünden in unserm Vaterlande der Einzelne leistete, gelang ihm durch das Übergewicht einer starken Seele über den äußern Druck. Unerschütttert von den Stürmen der Zeit lebte er in einer bessern Welt für die Seinigen, für sein Geschäft, seine Kunst, seiue Wissenschaft, seinen Glauben."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767/567>, abgerufen am 26.08.2024.