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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.

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hati, wenn er seine Korps versäumte und nötigenfalls sich mit Ggribaldi
verständige, stark genng sei, xonr xg-sser soit x-u- I)ülo, soit xar Noruzlmr"!,
soit xar Org./, soit xsir ?onwi11ol' (nördlich Auxonne). Die Wahl blieb frei¬
gelassen. Noch außerordentlicher war der weitere Vorschlag: wenn der Zu¬
stand der Armee denn wirklich einen lungern Marsch nicht erlaube, so solle
sie sich in Chagny, doch unzweifelhaft angesichts des ihr folgenden Feindes (!)
auf der Eisenbahn einschiffen."

Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß Moltke eingesteht, er sei auf
Frehcinets Plan, der sich auf Vesanyon bezog, durch die französischen Zeitungen
aufmerksam gemacht worden, wie er mich schon Mac Masons Zug nach Metz
aus dem Pariser ?6inxs erfahren habe. Noch weniger ernsthaft als Freycinet
vermag Moltke den General Garibaldi zu nehmen. Mit sichtlichem Humor
erzählt er, daß dieser "Retter Frankreichs" nach einer kläglichen Rolle bei
Messigny mit seinen Truppen uuter den rauschenden Klängen der Marseillaise
wieder in Dijon eingerückt sei. Der bitterste Vorwurf, deu Moltke den fran¬
zösischen Führern macht, ist der, daß sie oft gar nicht, oft unzureichend auf
die Sicherung ihrer Truppen bedacht gewesen seien. Selbst die einfachsten
und notwendigsten Maßregeln seien von ihnen zuweilen außer acht gelassen
worden. So hatten die Franzosen z. B. bei Vionville das lange, als Sperre
außerordentlich wichtige Waldthal nach Gorze völlig unbesetzt gelassen und
durch diesen schweren Fehler der fünften preußischen Division den ungehinderten
Vormarsch ermöglicht. Bei Beaumont konnte infolge dieser unerhörten Nach¬
lässigkeit die Spitze der achten Division vollkommen unbemerkt bis auf acht¬
hundert Schritt (!) an das feindliche Lager gelangen. Nicht minder scharf
rügt der Feldherr den Mangel an einheitlicher Oberleitung, an selbständigem
Handeln und schneller Auffassung der gegebnen Gefechtslagen bei den Unter¬
führern. So sagt er bei der Schilderung der Schlacht bei Spichern: "Den
vollen Gegensatz zu der kameradschaftlichen Hilfe, die die Preußischen Führer
sich leisteten, und das Herandrängen der Truppen zum Gefecht, bilden die
seltsamen Hin- und Herzüge der uoch hinter General Frossard stehenden
Divisionen, von denen zwar drei zu seiner Unterstützung in Bewegung gesetzt
wurden, aber nur zwei eintrafen, nachdem der Kampf beendet war."

Noch an andern Stellen rühmt er die selbständige Entschließung ans
deutscher Seite, das einheitliche Zusammenhalten und die Vereitschaft zu gegen¬
seitigen Hilfsleistungen unter allen im Bereiche des Gefechtsfeldes stehenden
Befehlshabern, Eigenschaften, die besonders glänzend in der Schlacht bei
Colvmbey-Romilly und in dem außerordentlich schwierigen Zuge der zweiten
Armee nach Le Maus hervorgetreten sind. Nie während des ganzen Feld-
zuges hat er über die Mannszucht unter den deutschen Truppen zu klagen,
obwohl an ihre Leistungsfähigkeit, Hingebung und Tapferkeit die unglaublichsten
Anforderungen gestellt wurden. In Versailles, erzählt er, wo die Einwohner


hati, wenn er seine Korps versäumte und nötigenfalls sich mit Ggribaldi
verständige, stark genng sei, xonr xg-sser soit x-u- I)ülo, soit xar Noruzlmr«!,
soit xar Org./, soit xsir ?onwi11ol' (nördlich Auxonne). Die Wahl blieb frei¬
gelassen. Noch außerordentlicher war der weitere Vorschlag: wenn der Zu¬
stand der Armee denn wirklich einen lungern Marsch nicht erlaube, so solle
sie sich in Chagny, doch unzweifelhaft angesichts des ihr folgenden Feindes (!)
auf der Eisenbahn einschiffen."

Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß Moltke eingesteht, er sei auf
Frehcinets Plan, der sich auf Vesanyon bezog, durch die französischen Zeitungen
aufmerksam gemacht worden, wie er mich schon Mac Masons Zug nach Metz
aus dem Pariser ?6inxs erfahren habe. Noch weniger ernsthaft als Freycinet
vermag Moltke den General Garibaldi zu nehmen. Mit sichtlichem Humor
erzählt er, daß dieser „Retter Frankreichs" nach einer kläglichen Rolle bei
Messigny mit seinen Truppen uuter den rauschenden Klängen der Marseillaise
wieder in Dijon eingerückt sei. Der bitterste Vorwurf, deu Moltke den fran¬
zösischen Führern macht, ist der, daß sie oft gar nicht, oft unzureichend auf
die Sicherung ihrer Truppen bedacht gewesen seien. Selbst die einfachsten
und notwendigsten Maßregeln seien von ihnen zuweilen außer acht gelassen
worden. So hatten die Franzosen z. B. bei Vionville das lange, als Sperre
außerordentlich wichtige Waldthal nach Gorze völlig unbesetzt gelassen und
durch diesen schweren Fehler der fünften preußischen Division den ungehinderten
Vormarsch ermöglicht. Bei Beaumont konnte infolge dieser unerhörten Nach¬
lässigkeit die Spitze der achten Division vollkommen unbemerkt bis auf acht¬
hundert Schritt (!) an das feindliche Lager gelangen. Nicht minder scharf
rügt der Feldherr den Mangel an einheitlicher Oberleitung, an selbständigem
Handeln und schneller Auffassung der gegebnen Gefechtslagen bei den Unter¬
führern. So sagt er bei der Schilderung der Schlacht bei Spichern: „Den
vollen Gegensatz zu der kameradschaftlichen Hilfe, die die Preußischen Führer
sich leisteten, und das Herandrängen der Truppen zum Gefecht, bilden die
seltsamen Hin- und Herzüge der uoch hinter General Frossard stehenden
Divisionen, von denen zwar drei zu seiner Unterstützung in Bewegung gesetzt
wurden, aber nur zwei eintrafen, nachdem der Kampf beendet war."

Noch an andern Stellen rühmt er die selbständige Entschließung ans
deutscher Seite, das einheitliche Zusammenhalten und die Vereitschaft zu gegen¬
seitigen Hilfsleistungen unter allen im Bereiche des Gefechtsfeldes stehenden
Befehlshabern, Eigenschaften, die besonders glänzend in der Schlacht bei
Colvmbey-Romilly und in dem außerordentlich schwierigen Zuge der zweiten
Armee nach Le Maus hervorgetreten sind. Nie während des ganzen Feld-
zuges hat er über die Mannszucht unter den deutschen Truppen zu klagen,
obwohl an ihre Leistungsfähigkeit, Hingebung und Tapferkeit die unglaublichsten
Anforderungen gestellt wurden. In Versailles, erzählt er, wo die Einwohner


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767/543>, abgerufen am 26.08.2024.