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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.

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Aus dänischer Zeit

Verhältnisse, denn es wird Handel und Schacher mit ihnen getrieben, ent¬
ehrender als der Sklavenhandel in Afrika. Wäre da nicht anch Abhilfe nötig?
Daß einzelne Weiber ihre Person freiwillig für ihre Liebe oder ihren Vorteil
in die Schanze schlagen, wird sich nicht verhindern lassen, auch giebt es unter
den freien Liebesverhältnissen am Theater solche von rührender Treue und
unerschütterlicher Dauer; aber der raffinirten Ausbeutung der Unschuld und
Hilflosigkeit sollte wenigstens vorgebeugt werden. Das erste und notwendigste
Mittel zur Besserung wäre, daß kein deutsches und christliches Vühnenmitglied
bei einem jüdischen Direktor oder durch einen jüdischen Agenten ein Engagement
abschlösse. Das wäre gar nicht, schwer zu bewerkstelligen, und es brauchte
niemand ein Wort darüber zu verlieren. Auch giebt es bereits Mitglieder,
die nach diesem Grundsatze handeln. Sodann sollten sich die Männer, wenigstens
die deutschen und christlichen Männer, darauf besinnen, daß es ihnen besser
stünde, das Weib in Ehren zu halten, statt es herabzuziehen. Sie sollten es
nicht zum Ohrenzeugen der Zweideutigkeit machen und nicht durch Verleugnung
aller Scham in der öffentlichen Unterhaltung den Schimmer der Weiblichkeit
verwischen, deren letzte Strahlen selbst das Weib noch manchmal verklären,
das aus freien Stücken auf seine gesellschaftliche Unbescholtenheit verzichtet hat.

Endlich ist allen Mädchen, die sich der Theaterlaufbahn widmen wolle",
anzuraten, daß sie sich auf die Wahl vorbereiten, entweder ihre Ehre und
Würde opfern oder das Theater wieder verlassen zu müssen. Die Dame,
die eignes Vermögen besitzt oder vielleicht bald Gelegenheit erhält, dnrch
eine Heirat, und sei es eine solche am Theater selbst, den Gefahren der Er¬
niedrigung zu entgehen, mag es versuchen. Leistet sie Hervorragendes, so
hat sie bald gewonnenes Spiel und braucht niemand an sich herankommen
zu lassen. Aber wehe der, die Bedingungen annehmen muß, statt sie stellen
zu können!




Aus dänischer Zeit
Z. N?as Mahlmmm erzählte (Fortsetzung)

ein, sie kriegen nich ümmer ihren Willen," fuhr Mahlmann fort.
"Mein Baron, der wollte parens noch länger in Pries bleiben,
obgleich schon viele von seine vornehmen Bekanntschaften mit
abgeslagenem Kopf in der Kalkgrube lagen. Er hatte keine
Lust, fortzugehen, und saß stundenlang bei Mamsell Manon im
Laden und sagte, was ein echter Däne wäre, der hätte keine Angst vor die
Franzosen, die thäten ihm ganz gewiß nix! Mnnchmal aber kommt allens


Aus dänischer Zeit

Verhältnisse, denn es wird Handel und Schacher mit ihnen getrieben, ent¬
ehrender als der Sklavenhandel in Afrika. Wäre da nicht anch Abhilfe nötig?
Daß einzelne Weiber ihre Person freiwillig für ihre Liebe oder ihren Vorteil
in die Schanze schlagen, wird sich nicht verhindern lassen, auch giebt es unter
den freien Liebesverhältnissen am Theater solche von rührender Treue und
unerschütterlicher Dauer; aber der raffinirten Ausbeutung der Unschuld und
Hilflosigkeit sollte wenigstens vorgebeugt werden. Das erste und notwendigste
Mittel zur Besserung wäre, daß kein deutsches und christliches Vühnenmitglied
bei einem jüdischen Direktor oder durch einen jüdischen Agenten ein Engagement
abschlösse. Das wäre gar nicht, schwer zu bewerkstelligen, und es brauchte
niemand ein Wort darüber zu verlieren. Auch giebt es bereits Mitglieder,
die nach diesem Grundsatze handeln. Sodann sollten sich die Männer, wenigstens
die deutschen und christlichen Männer, darauf besinnen, daß es ihnen besser
stünde, das Weib in Ehren zu halten, statt es herabzuziehen. Sie sollten es
nicht zum Ohrenzeugen der Zweideutigkeit machen und nicht durch Verleugnung
aller Scham in der öffentlichen Unterhaltung den Schimmer der Weiblichkeit
verwischen, deren letzte Strahlen selbst das Weib noch manchmal verklären,
das aus freien Stücken auf seine gesellschaftliche Unbescholtenheit verzichtet hat.

Endlich ist allen Mädchen, die sich der Theaterlaufbahn widmen wolle»,
anzuraten, daß sie sich auf die Wahl vorbereiten, entweder ihre Ehre und
Würde opfern oder das Theater wieder verlassen zu müssen. Die Dame,
die eignes Vermögen besitzt oder vielleicht bald Gelegenheit erhält, dnrch
eine Heirat, und sei es eine solche am Theater selbst, den Gefahren der Er¬
niedrigung zu entgehen, mag es versuchen. Leistet sie Hervorragendes, so
hat sie bald gewonnenes Spiel und braucht niemand an sich herankommen
zu lassen. Aber wehe der, die Bedingungen annehmen muß, statt sie stellen
zu können!




Aus dänischer Zeit
Z. N?as Mahlmmm erzählte (Fortsetzung)

ein, sie kriegen nich ümmer ihren Willen," fuhr Mahlmann fort.
„Mein Baron, der wollte parens noch länger in Pries bleiben,
obgleich schon viele von seine vornehmen Bekanntschaften mit
abgeslagenem Kopf in der Kalkgrube lagen. Er hatte keine
Lust, fortzugehen, und saß stundenlang bei Mamsell Manon im
Laden und sagte, was ein echter Däne wäre, der hätte keine Angst vor die
Franzosen, die thäten ihm ganz gewiß nix! Mnnchmal aber kommt allens


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[0187] Aus dänischer Zeit Verhältnisse, denn es wird Handel und Schacher mit ihnen getrieben, ent¬ ehrender als der Sklavenhandel in Afrika. Wäre da nicht anch Abhilfe nötig? Daß einzelne Weiber ihre Person freiwillig für ihre Liebe oder ihren Vorteil in die Schanze schlagen, wird sich nicht verhindern lassen, auch giebt es unter den freien Liebesverhältnissen am Theater solche von rührender Treue und unerschütterlicher Dauer; aber der raffinirten Ausbeutung der Unschuld und Hilflosigkeit sollte wenigstens vorgebeugt werden. Das erste und notwendigste Mittel zur Besserung wäre, daß kein deutsches und christliches Vühnenmitglied bei einem jüdischen Direktor oder durch einen jüdischen Agenten ein Engagement abschlösse. Das wäre gar nicht, schwer zu bewerkstelligen, und es brauchte niemand ein Wort darüber zu verlieren. Auch giebt es bereits Mitglieder, die nach diesem Grundsatze handeln. Sodann sollten sich die Männer, wenigstens die deutschen und christlichen Männer, darauf besinnen, daß es ihnen besser stünde, das Weib in Ehren zu halten, statt es herabzuziehen. Sie sollten es nicht zum Ohrenzeugen der Zweideutigkeit machen und nicht durch Verleugnung aller Scham in der öffentlichen Unterhaltung den Schimmer der Weiblichkeit verwischen, deren letzte Strahlen selbst das Weib noch manchmal verklären, das aus freien Stücken auf seine gesellschaftliche Unbescholtenheit verzichtet hat. Endlich ist allen Mädchen, die sich der Theaterlaufbahn widmen wolle», anzuraten, daß sie sich auf die Wahl vorbereiten, entweder ihre Ehre und Würde opfern oder das Theater wieder verlassen zu müssen. Die Dame, die eignes Vermögen besitzt oder vielleicht bald Gelegenheit erhält, dnrch eine Heirat, und sei es eine solche am Theater selbst, den Gefahren der Er¬ niedrigung zu entgehen, mag es versuchen. Leistet sie Hervorragendes, so hat sie bald gewonnenes Spiel und braucht niemand an sich herankommen zu lassen. Aber wehe der, die Bedingungen annehmen muß, statt sie stellen zu können! Aus dänischer Zeit Z. N?as Mahlmmm erzählte (Fortsetzung) ein, sie kriegen nich ümmer ihren Willen," fuhr Mahlmann fort. „Mein Baron, der wollte parens noch länger in Pries bleiben, obgleich schon viele von seine vornehmen Bekanntschaften mit abgeslagenem Kopf in der Kalkgrube lagen. Er hatte keine Lust, fortzugehen, und saß stundenlang bei Mamsell Manon im Laden und sagte, was ein echter Däne wäre, der hätte keine Angst vor die Franzosen, die thäten ihm ganz gewiß nix! Mnnchmal aber kommt allens

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767/187>, abgerufen am 13.11.2024.