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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.

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Das Getreideeinfnhrmonopol

bietet der Vorschlag eine bedeutende Erleichterung oder doch Vereinfachung der
Beschaffung ihres Bedarfes an Getreide.

All diesen Vorteilen steht nnn der Aufwand für die Monvpolverwaltnng
gegenüber und die mögliche Schädigung des Privathandels dnrch das Monopol.

Ich glaube gezeigt zu haben, daß sich die Verwaltung mit einem ziemlich
einfachen Apparat bewerkstelligen ließe; demgemäß dürfte much der Aufwand
jedenfalls uicht größer sein als der, deu heute der Privathandel zu denselben
Zwecken zu bestreiten hat. Die beim Monopol wie beim Privathandel selbst¬
verständliche Überwälzung des Aufwandes auf deu Verbrauch würde diesen also
jedenfalls nicht mehr belasten als jetzt.

Was die Interessen des Privathandels anlangt, so ist allerdings nicht zu
leugnen, daß dieser mit dem eigentlichen Einfuhrgeschäft auch den Gewinn
verliere" würde, deu er seither daraus gezogen hat. Es ist aber uicht zu
vergesse", daß das Reich uuter sonst gleichen Umständen vor allem solche An¬
gebote ausländischen Getreides berücksichtige" würde, die vo" inländische"
Händlern komme". Durch diese" ihm gewährten Vorsprung würde der
deutsche Händler Aussicht haben, eine Thätigkeit zu übernehmen, die seither
in der Regel der ausländische Handel besorgte, nämlich das Getreide unmittel¬
bar bei den ausländischen Erzeugern auszulaufen, um es nach Deutschland zu
verkaufen. Damit wäre ein gewisser Ersatz gewährt für deu Verlust der
eigentliche" Einfuhr. Der Binnenhandel aber würde ja ohnehin durch das
Monopol i" seinem berechtigte" Erwerb nicht verkürzt werden; mich nicht
durch die vereinzelten Handabgaben der Mvnopvlverwaltnng. Den" so lange
der Handel für seine Vermittlung nicht mehr verlangte, als sie thatsächlich
wert ist, würde jedermann den Kauf beim Händler dein umständlicher" Kaufe
bei der Mvuvpolverwaltuug vorziehen.

Der erwähnte Aufsatz der Grenzboten hat also in der That nicht zu viel
gesagt, wenn er die Erwartung ausgesprochen hat, daß es gelingen dürfte,
dem Monopol eine solche Gestalt z" gebe", daß dadurch der Privathandel -- ab¬
gesehen von dem tollsten Spekulativusuufug -- keine wesentliche Verkürzung
erfahren würde, wenn er sich anch dazu bequemen müßte, zum Teil andre
Formen anzunehmen.

Zum Schlüsse habe ich noch die Punkte zu berühren, in denen die Vor¬
schläge des Korrespondenten der "Berliner Ne"este" Nachrichten" über die
meine" hinausgehe". Es sind das zwei. Deu eine" sehe ich in dem Vor¬
schlage, daß das Reich -- allerdings ohne ein Monopol dafür zu haben --
auch inländisches Getreide aufkaufen soll. Es soll damit den inländischen Er¬
zeugern geradezu eine Versicherung gegen Mißjahre gewährt werden, wie aus
der Bemerkung hervorgeht, daß das Reich -- ohne deswegen seine Verkaufs¬
preise entsprechend zu erhöhen -- den Landwirten nach schlechten Ernten ent¬
sprechend höhere Preise zahlen solle, was recht wohl anginge, da die hierbei


Das Getreideeinfnhrmonopol

bietet der Vorschlag eine bedeutende Erleichterung oder doch Vereinfachung der
Beschaffung ihres Bedarfes an Getreide.

All diesen Vorteilen steht nnn der Aufwand für die Monvpolverwaltnng
gegenüber und die mögliche Schädigung des Privathandels dnrch das Monopol.

Ich glaube gezeigt zu haben, daß sich die Verwaltung mit einem ziemlich
einfachen Apparat bewerkstelligen ließe; demgemäß dürfte much der Aufwand
jedenfalls uicht größer sein als der, deu heute der Privathandel zu denselben
Zwecken zu bestreiten hat. Die beim Monopol wie beim Privathandel selbst¬
verständliche Überwälzung des Aufwandes auf deu Verbrauch würde diesen also
jedenfalls nicht mehr belasten als jetzt.

Was die Interessen des Privathandels anlangt, so ist allerdings nicht zu
leugnen, daß dieser mit dem eigentlichen Einfuhrgeschäft auch den Gewinn
verliere» würde, deu er seither daraus gezogen hat. Es ist aber uicht zu
vergesse», daß das Reich uuter sonst gleichen Umständen vor allem solche An¬
gebote ausländischen Getreides berücksichtige» würde, die vo» inländische»
Händlern komme». Durch diese» ihm gewährten Vorsprung würde der
deutsche Händler Aussicht haben, eine Thätigkeit zu übernehmen, die seither
in der Regel der ausländische Handel besorgte, nämlich das Getreide unmittel¬
bar bei den ausländischen Erzeugern auszulaufen, um es nach Deutschland zu
verkaufen. Damit wäre ein gewisser Ersatz gewährt für deu Verlust der
eigentliche» Einfuhr. Der Binnenhandel aber würde ja ohnehin durch das
Monopol i» seinem berechtigte» Erwerb nicht verkürzt werden; mich nicht
durch die vereinzelten Handabgaben der Mvnopvlverwaltnng. Den» so lange
der Handel für seine Vermittlung nicht mehr verlangte, als sie thatsächlich
wert ist, würde jedermann den Kauf beim Händler dein umständlicher» Kaufe
bei der Mvuvpolverwaltuug vorziehen.

Der erwähnte Aufsatz der Grenzboten hat also in der That nicht zu viel
gesagt, wenn er die Erwartung ausgesprochen hat, daß es gelingen dürfte,
dem Monopol eine solche Gestalt z» gebe», daß dadurch der Privathandel — ab¬
gesehen von dem tollsten Spekulativusuufug — keine wesentliche Verkürzung
erfahren würde, wenn er sich anch dazu bequemen müßte, zum Teil andre
Formen anzunehmen.

Zum Schlüsse habe ich noch die Punkte zu berühren, in denen die Vor¬
schläge des Korrespondenten der „Berliner Ne»este» Nachrichten" über die
meine» hinausgehe». Es sind das zwei. Deu eine» sehe ich in dem Vor¬
schlage, daß das Reich — allerdings ohne ein Monopol dafür zu haben —
auch inländisches Getreide aufkaufen soll. Es soll damit den inländischen Er¬
zeugern geradezu eine Versicherung gegen Mißjahre gewährt werden, wie aus
der Bemerkung hervorgeht, daß das Reich — ohne deswegen seine Verkaufs¬
preise entsprechend zu erhöhen — den Landwirten nach schlechten Ernten ent¬
sprechend höhere Preise zahlen solle, was recht wohl anginge, da die hierbei


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[0160] Das Getreideeinfnhrmonopol bietet der Vorschlag eine bedeutende Erleichterung oder doch Vereinfachung der Beschaffung ihres Bedarfes an Getreide. All diesen Vorteilen steht nnn der Aufwand für die Monvpolverwaltnng gegenüber und die mögliche Schädigung des Privathandels dnrch das Monopol. Ich glaube gezeigt zu haben, daß sich die Verwaltung mit einem ziemlich einfachen Apparat bewerkstelligen ließe; demgemäß dürfte much der Aufwand jedenfalls uicht größer sein als der, deu heute der Privathandel zu denselben Zwecken zu bestreiten hat. Die beim Monopol wie beim Privathandel selbst¬ verständliche Überwälzung des Aufwandes auf deu Verbrauch würde diesen also jedenfalls nicht mehr belasten als jetzt. Was die Interessen des Privathandels anlangt, so ist allerdings nicht zu leugnen, daß dieser mit dem eigentlichen Einfuhrgeschäft auch den Gewinn verliere» würde, deu er seither daraus gezogen hat. Es ist aber uicht zu vergesse», daß das Reich uuter sonst gleichen Umständen vor allem solche An¬ gebote ausländischen Getreides berücksichtige» würde, die vo» inländische» Händlern komme». Durch diese» ihm gewährten Vorsprung würde der deutsche Händler Aussicht haben, eine Thätigkeit zu übernehmen, die seither in der Regel der ausländische Handel besorgte, nämlich das Getreide unmittel¬ bar bei den ausländischen Erzeugern auszulaufen, um es nach Deutschland zu verkaufen. Damit wäre ein gewisser Ersatz gewährt für deu Verlust der eigentliche» Einfuhr. Der Binnenhandel aber würde ja ohnehin durch das Monopol i» seinem berechtigte» Erwerb nicht verkürzt werden; mich nicht durch die vereinzelten Handabgaben der Mvnopvlverwaltnng. Den» so lange der Handel für seine Vermittlung nicht mehr verlangte, als sie thatsächlich wert ist, würde jedermann den Kauf beim Händler dein umständlicher» Kaufe bei der Mvuvpolverwaltuug vorziehen. Der erwähnte Aufsatz der Grenzboten hat also in der That nicht zu viel gesagt, wenn er die Erwartung ausgesprochen hat, daß es gelingen dürfte, dem Monopol eine solche Gestalt z» gebe», daß dadurch der Privathandel — ab¬ gesehen von dem tollsten Spekulativusuufug — keine wesentliche Verkürzung erfahren würde, wenn er sich anch dazu bequemen müßte, zum Teil andre Formen anzunehmen. Zum Schlüsse habe ich noch die Punkte zu berühren, in denen die Vor¬ schläge des Korrespondenten der „Berliner Ne»este» Nachrichten" über die meine» hinausgehe». Es sind das zwei. Deu eine» sehe ich in dem Vor¬ schlage, daß das Reich — allerdings ohne ein Monopol dafür zu haben — auch inländisches Getreide aufkaufen soll. Es soll damit den inländischen Er¬ zeugern geradezu eine Versicherung gegen Mißjahre gewährt werden, wie aus der Bemerkung hervorgeht, daß das Reich — ohne deswegen seine Verkaufs¬ preise entsprechend zu erhöhen — den Landwirten nach schlechten Ernten ent¬ sprechend höhere Preise zahlen solle, was recht wohl anginge, da die hierbei

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767/160>, abgerufen am 26.08.2024.