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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

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Die Lage Deutschlands in Afrika

Es bewahrheitet sich an Südwestafrika der alte Satz, daß die Pioniere
einer fruchtbaren Kolonisation Kaufleute sein müssen, die im wohlverstandenen
eignen Interesse mit Mitteln ausgerüstet, die deu Bedürfnissen entsprechen, aus
Werk gehen. Die Pflicht des Reiches besteht daun im wesentlichen darin,
ihren Spuren folgend überall da Sicherheit zu schaffen und das Recht zu ver¬
treten, wo sie Fuß gefaßt haben. Welche Grunde das deutsche Kapital bisher
veranlaßt haben, sich dem vielversprechenden südwestafrikauischen Schutzgebiete
gegenüber ablehnend zu verhalten, mag dahingestellt bleiben. Das Organ der
deutscheu Koloninlgesellschaft, die deutsche Kolvninlzeitnng, hat in einer ganzen
Reihe vortrefflicher Artikel deu Nachweis geführt, daß wir es keineswegs mit
einem Abenteuer, sondern mit sehr realer Gelegenheit zu Erwerb und frucht¬
barer Arbeit zu thun haben würden.

Wie dein auch sei, nur freue" uus, feststelle" zu können, daß der jetzt
zusammengetretene Kolonialrat Gelegenheit haben wird, anch in Südwcsiafrika
mit Umstünde" zu rechne", die el" e"ergisches und segensreiches Ausbaue"
dieses Schutzgebietes ermöglichen. Die letzten Tage haben uus die er¬
freuliche Kunde gebracht, daß sich in Hamburg eine Dmnara- und Namaqua-
gesellschaft gebildet hat, die unter Beteiligung englischer Kapitalisten besonders
an die Ausbeutung der Mineralschätze des Gebietes gehen will. Beträchtliche
Kapitalien stehen der neuen Gesellschaft zur Verfügung, ihre Bestätigung dnrch
den Reichskanzler wird wohl bald erfolgen. Wir halten diese gemeiusnme
Arbeit deutscher und englischer Unternehmer für ganz besonders glücklich. Wir
können von den Engländern, die uus an kolonialer Erfahrung -- darüber
wollen wir nus doch nicht täuschen -- überlegen sind, gewiß viel lernen. Die
Verbindung englischer Zähigkeit und Kapitallrnft mit deutschem Fleiß und
deutscher Wissenschaftlichkeit ist sicher dazu angethan, die Siegel zu brechen,
die bis jetzt den Reichtum des Landes verschlossen haben. Ist aber nach
dieser Richtung ein wirklicher Erfolg erzielt, so wird der Unteruehmungsmnt
von selbst wachsen.

So sehen wir, wohin wir auch in unsern afrikanischen Schutzgebieten die
Blicke lenken, Keime zu neuem, frischem Leben. Der Bann, der wie ein Alp
ans unserm Unternehmungen lastete, ist gebrochen. Geht es in gleichem Schritt
weiter, so werden wir in Afrika bald überall auf gesichertem Boden stehen.
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Die Lage Deutschlands in Afrika

Es bewahrheitet sich an Südwestafrika der alte Satz, daß die Pioniere
einer fruchtbaren Kolonisation Kaufleute sein müssen, die im wohlverstandenen
eignen Interesse mit Mitteln ausgerüstet, die deu Bedürfnissen entsprechen, aus
Werk gehen. Die Pflicht des Reiches besteht daun im wesentlichen darin,
ihren Spuren folgend überall da Sicherheit zu schaffen und das Recht zu ver¬
treten, wo sie Fuß gefaßt haben. Welche Grunde das deutsche Kapital bisher
veranlaßt haben, sich dem vielversprechenden südwestafrikauischen Schutzgebiete
gegenüber ablehnend zu verhalten, mag dahingestellt bleiben. Das Organ der
deutscheu Koloninlgesellschaft, die deutsche Kolvninlzeitnng, hat in einer ganzen
Reihe vortrefflicher Artikel deu Nachweis geführt, daß wir es keineswegs mit
einem Abenteuer, sondern mit sehr realer Gelegenheit zu Erwerb und frucht¬
barer Arbeit zu thun haben würden.

Wie dein auch sei, nur freue» uus, feststelle» zu können, daß der jetzt
zusammengetretene Kolonialrat Gelegenheit haben wird, anch in Südwcsiafrika
mit Umstünde» zu rechne», die el» e»ergisches und segensreiches Ausbaue»
dieses Schutzgebietes ermöglichen. Die letzten Tage haben uus die er¬
freuliche Kunde gebracht, daß sich in Hamburg eine Dmnara- und Namaqua-
gesellschaft gebildet hat, die unter Beteiligung englischer Kapitalisten besonders
an die Ausbeutung der Mineralschätze des Gebietes gehen will. Beträchtliche
Kapitalien stehen der neuen Gesellschaft zur Verfügung, ihre Bestätigung dnrch
den Reichskanzler wird wohl bald erfolgen. Wir halten diese gemeiusnme
Arbeit deutscher und englischer Unternehmer für ganz besonders glücklich. Wir
können von den Engländern, die uus an kolonialer Erfahrung — darüber
wollen wir nus doch nicht täuschen — überlegen sind, gewiß viel lernen. Die
Verbindung englischer Zähigkeit und Kapitallrnft mit deutschem Fleiß und
deutscher Wissenschaftlichkeit ist sicher dazu angethan, die Siegel zu brechen,
die bis jetzt den Reichtum des Landes verschlossen haben. Ist aber nach
dieser Richtung ein wirklicher Erfolg erzielt, so wird der Unteruehmungsmnt
von selbst wachsen.

So sehen wir, wohin wir auch in unsern afrikanischen Schutzgebieten die
Blicke lenken, Keime zu neuem, frischem Leben. Der Bann, der wie ein Alp
ans unserm Unternehmungen lastete, ist gebrochen. Geht es in gleichem Schritt
weiter, so werden wir in Afrika bald überall auf gesichertem Boden stehen.
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[0465] Die Lage Deutschlands in Afrika Es bewahrheitet sich an Südwestafrika der alte Satz, daß die Pioniere einer fruchtbaren Kolonisation Kaufleute sein müssen, die im wohlverstandenen eignen Interesse mit Mitteln ausgerüstet, die deu Bedürfnissen entsprechen, aus Werk gehen. Die Pflicht des Reiches besteht daun im wesentlichen darin, ihren Spuren folgend überall da Sicherheit zu schaffen und das Recht zu ver¬ treten, wo sie Fuß gefaßt haben. Welche Grunde das deutsche Kapital bisher veranlaßt haben, sich dem vielversprechenden südwestafrikauischen Schutzgebiete gegenüber ablehnend zu verhalten, mag dahingestellt bleiben. Das Organ der deutscheu Koloninlgesellschaft, die deutsche Kolvninlzeitnng, hat in einer ganzen Reihe vortrefflicher Artikel deu Nachweis geführt, daß wir es keineswegs mit einem Abenteuer, sondern mit sehr realer Gelegenheit zu Erwerb und frucht¬ barer Arbeit zu thun haben würden. Wie dein auch sei, nur freue» uus, feststelle» zu können, daß der jetzt zusammengetretene Kolonialrat Gelegenheit haben wird, anch in Südwcsiafrika mit Umstünde» zu rechne», die el» e»ergisches und segensreiches Ausbaue» dieses Schutzgebietes ermöglichen. Die letzten Tage haben uus die er¬ freuliche Kunde gebracht, daß sich in Hamburg eine Dmnara- und Namaqua- gesellschaft gebildet hat, die unter Beteiligung englischer Kapitalisten besonders an die Ausbeutung der Mineralschätze des Gebietes gehen will. Beträchtliche Kapitalien stehen der neuen Gesellschaft zur Verfügung, ihre Bestätigung dnrch den Reichskanzler wird wohl bald erfolgen. Wir halten diese gemeiusnme Arbeit deutscher und englischer Unternehmer für ganz besonders glücklich. Wir können von den Engländern, die uus an kolonialer Erfahrung — darüber wollen wir nus doch nicht täuschen — überlegen sind, gewiß viel lernen. Die Verbindung englischer Zähigkeit und Kapitallrnft mit deutschem Fleiß und deutscher Wissenschaftlichkeit ist sicher dazu angethan, die Siegel zu brechen, die bis jetzt den Reichtum des Landes verschlossen haben. Ist aber nach dieser Richtung ein wirklicher Erfolg erzielt, so wird der Unteruehmungsmnt von selbst wachsen. So sehen wir, wohin wir auch in unsern afrikanischen Schutzgebieten die Blicke lenken, Keime zu neuem, frischem Leben. Der Bann, der wie ein Alp ans unserm Unternehmungen lastete, ist gebrochen. Geht es in gleichem Schritt weiter, so werden wir in Afrika bald überall auf gesichertem Boden stehen. <^uaä Oous Ksno portal,.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/465>, abgerufen am 24.07.2024.