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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

andre wieder suchen nach allen möglichen oder ""möglichen Methoden, um das
gesteckte Ziel zu erreichen. Allein die Schwierigkeiten der deutschen Sprache scheinen
immer mehr zu wachse", je mehr die Ausländer versuchen, das geschriebene Deutsch
in unsern Büchern, Zeitschriften und Tagesblättern mit dem gesprochen in Ein¬
klang zu bringen.

Welch ein heilloses Deutsch bei derartigen Versuchen zu stände kommt, ersehen
wir a"S einem in der genannten Revue gemachten Vorschlag, an eine durch-
genommene Stelle mit den französischen Schillern folgende Unterhaltung in deutscher
Sprache anzuknüpfen: vnoi'Up I"" ro3Sö es,ut W'sllos llsniässsnt: äsmsän n'sse
pus miioni'Ä'Imi. Iss liusss snvolor anonns Usnrs, 1s tswxs sse Ingitit. Wann
soll man die Rosen brechen? Dieselben (!) müssen gebrochen werden, solange sie
blüh". Wer wird die Rosen morgen brechen? Derjenige, welchcrs!) nicht weiß,
daß dieselben (!) nur heute blüh". Ist eine Stunde entflohen? Ja, sie ist gestern
entflohen, aber sie wird heute nicht entfliehen. Wie nennt man die Zeit? Man
sagt, daß sie flüchtig ist. (!) Warm" habe" die Rose" ""r heute geblüht? Weil
dieselbe" (!) morgen mit der flüchtige" Zeit verblühen müssen.
'

El" andres Beispiel: /Vn "pret >in xu^" etIt-Uio so xrsssntcmt is" Llxo"
vommo >in nur inkranolrissMo se Irant, "vos dos "ommvts dlnuos. Wie stellen
sich die Alpen dar? Als eine weiße Mauer, welche (!) unübersteiglich ist. Wo
haben sich die Alpen dargestellt? Im Norte" des Landes Italien haben sich die¬
selbe,^!) ""serm Blick dargestellt, gleich einer sehr hohen Malter, weiche (!) mit
Weißen Zinnen gekrönt our.(!) Und so geht es weiter.

Aber die Sache hat eine sehr ernsthafte Seite, denn der französische Professor
bemerkt: i> vn san" "lies <ivo los tsxto" "jus nous clonnons sont "Iwisis ü-rü"
><!" msilloriw -vitxzru" "NomnnÄs. Unter solchen Umständen weis; man wirklich
nicht, wen man mehr bedauern soll, die armen französischen Jungen, die solches
Zeug lerne" müssen, oder die deutschen Schriftsteller, die unsre schöne Muttersprache
durch ihr greuliches Akte"- und Zeitungsdeutsch zu eine", Schreckgespenst für die
Ausländer gemacht habe".


Trnuerkostüme l

as ich neulich an dein Schaufenster eines Leipziger Kleider¬
ladens angezeigt. Ich dachte erst, es Ware ein Trauermaskenball im Krystallpalast
oder eine Trnueraufführuug im Theater in Sicht, aber dann besann ich mich, daß
ja jetzt unsre Frauen und Mädchen überhaupt keine Kleider, sondern nur noch
Moden, Kvufektions und -- Kostüme tragen oder wenigstens tragen würden, Wenns
nach den Herren "Konfektionären" ginge. Das Liedchen aus dem achtzehnten Jahr¬
hundert "Die Welt gleicht einer Opera" ist wieder ganz zeitgemäß geworden. Alles
wird uns heutzutage zum Theater. Wo man sonst sagte: "Na, was geht denn
hier vor?" oder: "Na, das ist eine schöne Geschichte!" oder: "Das wird eine schöne
Geschichte werde"," heißt es jetzt: "Na, Was ist denn das für el" Theater?" oder:
"Das wird ein schönes Theater werden." Sogar die Ankunft eines neuen Welt¬
bürgers wird als Theateraufführung empfunden. "Jawohl, nun geht das Theater
bald wieder los!" erwiderte mir neulich eine arme Handwerkerfrau, die zum
zwölfteuinale M"tterfre"den entgegensah. Für die Berichterstatter unsrer Tages¬
blätter ist alles Theater, worüber sie berichten: wenn ein Pferd auf der Straße
mißhandelt worden ist, so hat sich ein "Akt" brutalster Roheit zugetragen, wen"
el" Dieb verfolgt worden ist, so hat sich eine aufregende "Szene abgespielt," wen"
el" Dieb glücklich erwischt worde" ist, wird "icht verfallene, hinzuzusetzen, daß die
Sache "och ein "unangenehmes Nachspiel" vor dem Strafrichter haben "dürfte,"


Maßgebliches und Unmaßgebliches

andre wieder suchen nach allen möglichen oder »»möglichen Methoden, um das
gesteckte Ziel zu erreichen. Allein die Schwierigkeiten der deutschen Sprache scheinen
immer mehr zu wachse», je mehr die Ausländer versuchen, das geschriebene Deutsch
in unsern Büchern, Zeitschriften und Tagesblättern mit dem gesprochen in Ein¬
klang zu bringen.

Welch ein heilloses Deutsch bei derartigen Versuchen zu stände kommt, ersehen
wir a»S einem in der genannten Revue gemachten Vorschlag, an eine durch-
genommene Stelle mit den französischen Schillern folgende Unterhaltung in deutscher
Sprache anzuknüpfen: vnoi'Up I«» ro3Sö es,ut W'sllos llsniässsnt: äsmsän n'sse
pus miioni'Ä'Imi. Iss liusss snvolor anonns Usnrs, 1s tswxs sse Ingitit. Wann
soll man die Rosen brechen? Dieselben (!) müssen gebrochen werden, solange sie
blüh». Wer wird die Rosen morgen brechen? Derjenige, welchcrs!) nicht weiß,
daß dieselben (!) nur heute blüh». Ist eine Stunde entflohen? Ja, sie ist gestern
entflohen, aber sie wird heute nicht entfliehen. Wie nennt man die Zeit? Man
sagt, daß sie flüchtig ist. (!) Warm» habe» die Rose» »»r heute geblüht? Weil
dieselbe» (!) morgen mit der flüchtige» Zeit verblühen müssen.
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El» andres Beispiel: /Vn »pret >in xu^« etIt-Uio so xrsssntcmt is« Llxo«
vommo >in nur inkranolrissMo se Irant, »vos dos «ommvts dlnuos. Wie stellen
sich die Alpen dar? Als eine weiße Mauer, welche (!) unübersteiglich ist. Wo
haben sich die Alpen dargestellt? Im Norte» des Landes Italien haben sich die¬
selbe,^!) »»serm Blick dargestellt, gleich einer sehr hohen Malter, weiche (!) mit
Weißen Zinnen gekrönt our.(!) Und so geht es weiter.

Aber die Sache hat eine sehr ernsthafte Seite, denn der französische Professor
bemerkt: i> vn san« «lies <ivo los tsxto« «jus nous clonnons sont «Iwisis ü-rü»
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nicht, wen man mehr bedauern soll, die armen französischen Jungen, die solches
Zeug lerne» müssen, oder die deutschen Schriftsteller, die unsre schöne Muttersprache
durch ihr greuliches Akte»- und Zeitungsdeutsch zu eine», Schreckgespenst für die
Ausländer gemacht habe».


Trnuerkostüme l

as ich neulich an dein Schaufenster eines Leipziger Kleider¬
ladens angezeigt. Ich dachte erst, es Ware ein Trauermaskenball im Krystallpalast
oder eine Trnueraufführuug im Theater in Sicht, aber dann besann ich mich, daß
ja jetzt unsre Frauen und Mädchen überhaupt keine Kleider, sondern nur noch
Moden, Kvufektions und — Kostüme tragen oder wenigstens tragen würden, Wenns
nach den Herren „Konfektionären" ginge. Das Liedchen aus dem achtzehnten Jahr¬
hundert „Die Welt gleicht einer Opera" ist wieder ganz zeitgemäß geworden. Alles
wird uns heutzutage zum Theater. Wo man sonst sagte: „Na, was geht denn
hier vor?" oder: „Na, das ist eine schöne Geschichte!" oder: „Das wird eine schöne
Geschichte werde»," heißt es jetzt: „Na, Was ist denn das für el» Theater?" oder:
„Das wird ein schönes Theater werden." Sogar die Ankunft eines neuen Welt¬
bürgers wird als Theateraufführung empfunden. „Jawohl, nun geht das Theater
bald wieder los!" erwiderte mir neulich eine arme Handwerkerfrau, die zum
zwölfteuinale M»tterfre»den entgegensah. Für die Berichterstatter unsrer Tages¬
blätter ist alles Theater, worüber sie berichten: wenn ein Pferd auf der Straße
mißhandelt worden ist, so hat sich ein „Akt" brutalster Roheit zugetragen, wen»
el» Dieb verfolgt worden ist, so hat sich eine aufregende „Szene abgespielt," wen»
el» Dieb glücklich erwischt worde» ist, wird »icht verfallene, hinzuzusetzen, daß die
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[0399] Maßgebliches und Unmaßgebliches andre wieder suchen nach allen möglichen oder »»möglichen Methoden, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Allein die Schwierigkeiten der deutschen Sprache scheinen immer mehr zu wachse», je mehr die Ausländer versuchen, das geschriebene Deutsch in unsern Büchern, Zeitschriften und Tagesblättern mit dem gesprochen in Ein¬ klang zu bringen. Welch ein heilloses Deutsch bei derartigen Versuchen zu stände kommt, ersehen wir a»S einem in der genannten Revue gemachten Vorschlag, an eine durch- genommene Stelle mit den französischen Schillern folgende Unterhaltung in deutscher Sprache anzuknüpfen: vnoi'Up I«» ro3Sö es,ut W'sllos llsniässsnt: äsmsän n'sse pus miioni'Ä'Imi. Iss liusss snvolor anonns Usnrs, 1s tswxs sse Ingitit. Wann soll man die Rosen brechen? Dieselben (!) müssen gebrochen werden, solange sie blüh». Wer wird die Rosen morgen brechen? Derjenige, welchcrs!) nicht weiß, daß dieselben (!) nur heute blüh». Ist eine Stunde entflohen? Ja, sie ist gestern entflohen, aber sie wird heute nicht entfliehen. Wie nennt man die Zeit? Man sagt, daß sie flüchtig ist. (!) Warm» habe» die Rose» »»r heute geblüht? Weil dieselbe» (!) morgen mit der flüchtige» Zeit verblühen müssen. ' El» andres Beispiel: /Vn »pret >in xu^« etIt-Uio so xrsssntcmt is« Llxo« vommo >in nur inkranolrissMo se Irant, »vos dos «ommvts dlnuos. Wie stellen sich die Alpen dar? Als eine weiße Mauer, welche (!) unübersteiglich ist. Wo haben sich die Alpen dargestellt? Im Norte» des Landes Italien haben sich die¬ selbe,^!) »»serm Blick dargestellt, gleich einer sehr hohen Malter, weiche (!) mit Weißen Zinnen gekrönt our.(!) Und so geht es weiter. Aber die Sache hat eine sehr ernsthafte Seite, denn der französische Professor bemerkt: i> vn san« «lies <ivo los tsxto« «jus nous clonnons sont «Iwisis ü-rü» ><!« msilloriw -vitxzru« »NomnnÄs. Unter solchen Umständen weis; man wirklich nicht, wen man mehr bedauern soll, die armen französischen Jungen, die solches Zeug lerne» müssen, oder die deutschen Schriftsteller, die unsre schöne Muttersprache durch ihr greuliches Akte»- und Zeitungsdeutsch zu eine», Schreckgespenst für die Ausländer gemacht habe». Trnuerkostüme l as ich neulich an dein Schaufenster eines Leipziger Kleider¬ ladens angezeigt. Ich dachte erst, es Ware ein Trauermaskenball im Krystallpalast oder eine Trnueraufführuug im Theater in Sicht, aber dann besann ich mich, daß ja jetzt unsre Frauen und Mädchen überhaupt keine Kleider, sondern nur noch Moden, Kvufektions und — Kostüme tragen oder wenigstens tragen würden, Wenns nach den Herren „Konfektionären" ginge. Das Liedchen aus dem achtzehnten Jahr¬ hundert „Die Welt gleicht einer Opera" ist wieder ganz zeitgemäß geworden. Alles wird uns heutzutage zum Theater. Wo man sonst sagte: „Na, was geht denn hier vor?" oder: „Na, das ist eine schöne Geschichte!" oder: „Das wird eine schöne Geschichte werde»," heißt es jetzt: „Na, Was ist denn das für el» Theater?" oder: „Das wird ein schönes Theater werden." Sogar die Ankunft eines neuen Welt¬ bürgers wird als Theateraufführung empfunden. „Jawohl, nun geht das Theater bald wieder los!" erwiderte mir neulich eine arme Handwerkerfrau, die zum zwölfteuinale M»tterfre»den entgegensah. Für die Berichterstatter unsrer Tages¬ blätter ist alles Theater, worüber sie berichten: wenn ein Pferd auf der Straße mißhandelt worden ist, so hat sich ein „Akt" brutalster Roheit zugetragen, wen» el» Dieb verfolgt worden ist, so hat sich eine aufregende „Szene abgespielt," wen» el» Dieb glücklich erwischt worde» ist, wird »icht verfallene, hinzuzusetzen, daß die Sache »och ein „unangenehmes Nachspiel" vor dem Strafrichter haben „dürfte,"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/399>, abgerufen am 04.07.2024.